Haanl
Die Seilerei Haanl ist ein traditionsreicher Familienbetrieb und inzwischen die letzte Seilerei in Wien, die sich auf die Produktion von Seilerwaren spezialisiert hat.
Geschichte
Die Geschichte des Unternehmens reicht bis ins Jahr 1889 zurück[1], als Benedikt Haanl die "Seilerei Haanl" in Wien-Erdberg gründete. Im Jahr 1912 übernahm Wilhelm Haanl (1884–1966) nach Praxisjahren in verschiedenen Ländern Europas die Firma und errichtete den Betrieb in Wien Floridsdorf, in der Franklinstraße 23.[2] Das Detailgeschäft befand sich in der Brünnerstraße 15. Der Betrieb spezialisierte sich auf die Produktion von Seilerwaren für die Landwirtschaft.
Zerstörung und Wiederaufbau
1941 wurden die Werkstatt und das Detailgeschäft durch Bombentreffer verwüstet. Wilhelm Haanl begann mit dem Wiederaufbau, obwohl sein einziger Sohn Friedrich (1913-1941) im Krieg fiel. Im gleichen Jahr wurden seine beiden Enkelkinder, die Zwillingsbrüder Gerd und Friedrich, geboren. Mit Unterstützung seiner Schwiegertochter Anna Haanl (1917-2000) und ihren beiden Söhnen, die bereits im Alter von 14 im Betrieb mitarbeiteteten, wurde der Wiederaufbau vorangetrieben. Die Produktpalette wurde auf Seile für die Industrie, Strickleitern, Stahlseilkonfektionierung und Kabelziehstrümpfe erweitert. Der Betrieb wurde systematisch auf maschinelle Fertigung umgestellt.
Neue Generation
1962 traten Gerd und Friedrich Haanl nach Abschluss ihrer Meisterprüfung und Praxis im Ausland in die Firma ein. Die Firma wurde in die Wilhelm Haanl OHG umgewandelt. 1963 erfolgte der Bau des Gebäudes am neuen Standort und 1964 die Betriebsübersiedlung auf das jetzige Betriebsgelände auf der Brünner Straße 82. Am Standort in der Franklinstraße 23 wurde 1967 das Floridsdorfer Bad eröffnet. Wilhelm Haanl verstarb 1966 im Alter von 82 Jahren.[3]
Trennung und Umstrukturierung
1983 wurden die Sportgeschäfte ausgegliedert und Dkfm. Friedrich Haanl übernahm die Leitung der Sportgeschäfte (Intersport Haanl mit Filialen in Wien und NÖ) .1995 trat Christina Hannl, die Tochter von Gerd Haanl, in das Unternehmen ein. Die Entwicklung neuer Spielplatzgeräte machte 1996 den Zubau einer weiteren Fertigungs- und Lagerhalle notwendig. 1998 erfolgte die endgültige Trennung von Seilerei und Sport. 2012 wurde die Produktions- und Lagerfläche nochmals vergrößert. 2020 erfolgte die Umgründung in die Haanl GmbH. Die Firma ist nun auf die Fertigung von Spezialnetzen und -seilen spezialisiert.
Bedeutung
In den 1960er Jahren gab es in Österreich etwa 165 Seilereien. Inzwischen ist der Betrieb nur mehr einer von 5 Seilereien in Österreich.[4] Gerd Haanl, der im Jahr 2025 immer noch im Betrieb tätig ist, ist nun der letzte Seilermeister in Wien.[5]
Bilder
Weblinks
Haanl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Susi Mayer: Geknüpft statt geraucht. In: https://augustin.or.at/. 30. August 2023, abgerufen am 22. Februar 2025.
- ↑ Amtsblatt der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt. Wien 1912, S. 121, 455, 1455 (https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/1634016?query=haanl).
- ↑ Wilhelm Haanl in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
- ↑ Wiens letzte Seilerei nützt Spielplatz-Boom. In: https://wien.orf.at/. 3. April 2017, abgerufen am 22. März 2025.
- ↑ Nicole Stern: An einem Strang – oder mehreren. In: https://www.diepresse.com/. 13. Februar 2016, abgerufen am 22. Februar 2025 (deutsch).
48.27237058603716.40687041784Koordinaten: 48° 16′ 21″ N, 16° 24′ 25″ O