Hanna (Witwe des Peltlein)

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Hanna (* im 14. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, um 1420/21) war als Witwe eine jüdische Geldverleiherin aus der Judenstadt zu Wien. Sie gilt als eines der Opfer der Gesera.

Herkunft und Familie

Hanna, über deren Herkunft bisher nichts Genaues bekannt ist, war mit Peltlein von Salzburg († vor 1410) verheiratet und hatte aus dieser Ehe die Töchter Lea († nach 1420) und Schöndl.[1]

Leben

Hanna dürfte zu jenen Salzburger Jüdinnen und Juden gehört haben, die sich 1404 vor dem Pogrom des Salzburger Erzbischofs Eberhard (III.) († 1427) durch Flucht retten konnten. Sie ließ sich vor 1420 in Wien[A 1] nieder, wo sie im "Judenbuch von der Scheffstraße" in diesem Jahr als Geldverleiherin genannt wird. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits verwitwet. Am 10. März 1420 gewährte sie Niklas Prüder und seiner Frau Elsbeth ein bescheidenes Darlehen, für welches sie vermutlich zwei entsprechend armselige Häuser als Pfand erhielt. Der Eintrag zu ihr ist der letzte Eintrag in dieser Quelle, die mit dem Beginn der Gesera im Mai 1420 abrupt endet.[1]

Es wird angenommen, dass Hanna unter jenen jüdischen Menschen war, die während der Gesera gefangengesetzt wurden, denn sie hielt sich noch im August 1420 in Wien auf. Ihre Tochter Lea überlebte, indem sie sich taufen ließ oder gegen ihren Willen getauft wurde. Als "Elspeth die Newkristinn" erhielt sie ein Haus zum Geschenk. Das Schicksal der Tochter Schöndl ist unbekannt.[2]

Literatur

  • Martha Keil: Hansüß, Rifka, Joseppin. Frauen in der mittelalterlichen Judenstadt Wiens. In: Astrid Peterle - Adina Seeger - Domagoj Akrap - Danielle Spera (Hrsg.): Unser Mittelalter! Die erste jüdische Gemeinde in Wien. Böhlau Verlag, Wien, 2021. ISBN 978-3-20521198-3. S. 79-85

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Martha Keil: Hansüß, Rifka, Joseppin, 2021, S. 82f.
  2. vgl. Martha Keil: Hansüß, Rifka, Joseppin, 2021, S. 83.

Anmerkungen

  1. Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich und gehörte zu dessen Landständen. Sie war unter der Herrschaft der Babenberger seit Herzog Heinrich (II.) ("Heinrich Jasomirgott") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.