Hans Widermann
Hans Wi(e)dermann (*8. Juni 1892 in Bisamberg; † 20. November 1960 ebenda) war ein österreichischer Lehrer, Schuldirektor, Heimatdichter und Mundartautor aus dem niederösterreichischen Bisamberg.
Leben
Hans Widermann wurde am 8. Juni 1892 in Bisamberg als Sohn von Michael Widermann, einem größeren Bauern der Gemeinde, geboren. Er hatte eine Schwester, Magdalena, die früh verstarb, und einen Bruder Karl, der ebenfalls Lehrer wurde. Seine Schulausbildung begann bei den Schulbrüdern in Stetten, wohin er täglich zu Fuß unterwegs war. Danach besuchte er die Volksschule in Bisamberg, die Bürgerschule in Korneuburg und schließlich die Lehrerbildungsanstalt der Christlichen Schulbrüder in Wien-Strebersdorf, die er mit Auszeichnung abschloss. 1911 erhielt er seine erste Anstellung als Lehrer in Hausleiten, wo er seine spätere Frau Anna Maurer kennenlernte.
Im Ersten Weltkrieg diente Widermann als Offizier. Er erlitt eine schwere Augenverletzung, wurde zunächst für tot gehalten und überlebte nur durch die Umsicht seiner Kameraden. Während des Krieges unterrichtete er zeitweise an Militärrealschulen in Wien und Bruck an der Leitha.
Im Zweiten Weltkrieg diente er als Hauptmann in Frankreich, in der Region um Reims.
Nach 1918 kehrte Widermann nach Bisamberg zurück und wirkte dort rund 25 Jahre als Lehrer, viele Jahre auch als Kirchenchorleiter. Er war zudem Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr Bisamberg. Später übernahm er die Leitung der Volksschule in Langenzersdorf, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1956 Schuldirektor war.
Am 20. November 1960 trat Widermann bei einem Heimatabend in der Bisamberger Turnhalle auf. Kurz nach der Lesung erlitt er hinter der Bühne einen Zusammenbruch und verstarb noch am selben Abend.
Werk
Hans Widermann hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches Werk von rund 2000 maschinengeschriebenen Seiten, das sich in drei große Bereiche gliedert:
- Schulfunk / Hörspiele - Viele Texte wurden für den Schulfunk der RAVAG (später ORF) verfasst. Dabei handelt es sich meist um Hörspiele, die den Hörerinnen und Hörern ein bestimmtes Thema vermittelten. Charakteristisch ist, dass die Figuren überwiegend in Mundart sprechen.[1][2][3][4][5][6][7][8]
- Geschichten - Diese umfassen zahlreiche lokalhistorische Darstellungen, insbesondere über Bisamberg und das Leben früherer Zeiten. Manche Geschichten sind mit Skizzen illustriert. Sie liegen teils in Hochdeutsch, teils in Mundart vor. Inhalte und Motive aus diesen Erzählungen flossen auch in seine Schulfunktexte und Hörspiele ein.
- Gedichte - Die etwa 1000 Gedichte sind in niederösterreichischer Mundart, bilden den größten Teil seines Werkes. Themen sind das bäuerliche Leben, religiöse Motive, Heimatverbundenheit. Viele Gedichte fanden Aufnahme in Mundartsammlungen und regionale Publikationen.
In einer Vielzahl seiner Texte spiegeln sich die Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg wider.
Werkeliste
- Dichtungen in niederösterreichischer Mundart. Hrsg. von Karl Bacher, Karl Lugmayer, Anton Pfalz u. a. Wien: Krystall, 1931.
- D’ Lavendlzupfer. Katholisches Pfarramt Bisamberg (Hg.), Wien 1947.
- Geliebtes Land. Kulturreferat der niederösterreichischen Landesregierung (Hg.), Verlag Jugend und Volk, Wien 1955.
- Rund um den Bisamberg. Band 1. Museumsverein Langenzersdorf (Hg.), 1961.
- Am Quell der Muttersprache. Hrsg. Johannes Hauer, Verlag Stiassny, Wien 1955.
- Der Österreichische Bauernbündler. Verschiedene Veröffentlichungen in der Wochenzeitung des Niederösterreichischen Bauernbundes.
Ehrungen und Auszeichnungen
- Im Ersten Weltkrieg erhielt er die Silberne Tapferkeitsmedaille.
- Zu seinen Ehren wurde die Hans-Widermann-Gasse in Bisamberg nach ihm benannt.
Weblinks
- https://hanswidermann.at/ - Wiki des Vereins Hans Widermann Gesellschaft
Fotos zum Schlagwort Bisamberg in der Topothek der Gemeinde/Region Bisamberg (Urheberrechte beachten) (Hier ist das Buch Lavendlzupfer nachzulesen)
Einzelnachweise
- ↑ Dienstag, 16. Mai 1950. In: Radio Wien, 13. Mai 1950, S. 17 (online bei ANNO).
- ↑ Österreichischer Schulfunk, Mai 1950. In: Radio Wien, 22. April 1950, S. 19 (online bei ANNO).
- ↑ Dienstag, 29. Jänner 1952. In: Radio Wien, 26. Jänner 1952, S. 14 (online bei ANNO).
- ↑ Dienstag, 3. Juni 1953. In: Radio Wien, 30. Mai 1953, S. 16 (online bei ANNO).
- ↑ Donnerstag, 25. Juni 1953. In: Radio Wien, 20. Juni 1953, S. 18 (online bei ANNO).
- ↑ Radio Österreich auf Ultrakurzwelle. In: Radio Wien, 12. September 1953, S. 27 (online bei ANNO).
- ↑ Radio Österreich auf Ultrakurzwelle. In: Radio Wien, 26. September 1953, S. 22 (online bei ANNO).
- ↑ Donnerstag, 4. November 1954. In: Radio Wien, 30. Oktober 1954, S. 20 (online bei ANNO).