Heinrich I. von Wallsee

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Die Wallseer Kapelle in der Stadtpfarrkirche in Enns, als deren Stifterehepaar Heinrich von Wallsee und Elsbeth von Starhemberg gelten

Heinrich (I.) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert, vor 1275; † 1. März 1326[1]) ließ sich Ende des 13. Jahrhunderts dauerhaft im Herzogtum Österreich nieder. Er begründete dort die Linie der Familie der Wallseer zu Enns, welche in den Besitz einer Reichsgrafschaft gelangte und die als letzte Wallseer Linie erst 1483 "erlosch". Er stiftete die Wallseerkapelle in der Stadtpfarrkirche in Enns.

Herkunft und Familie

Heinrich (I.) von Wallsee stammte aus einer Ministerialenfamilie[A 1] , die bis Anfang des 14. Jahrhunderts in der Reichslandschaft Schwaben ansässig war. Er war einer der jüngeren Söhne von Eberhard (I.) von Wallsee[A 2] († 1288) aus dessen Ehe mit Adelheid von Waldburg († um 1275), einer Nichte des Fürstbischofs Eberhard (II.) von Konstanz († 1274).[2] Er heiratete um 1390 Elsbet von Starhemberg († im März 1326). Sie war zuvor mit Eberhard von Tellesprunn verheiratet.[3] Aus dieser Ehe hatte er mindestens drei Söhne und zwei Töchter.[1]:

Heinrich (I.) von Wallsee begründete den Familienzweig der Wallseer zu Enns, die als letzte Wallseer Linie 1483 mit seinem Urenkel Reinprecht in männlicher Linie ausstarb.[4]

Leben

Heinrich (I.) von Wallsee hielt sich um 1280 am Hof von König Rudolf I. auf. Am 21. Mai 1282 wurde ihm gemeinsam mit seinem älteren Bruder Eberhard (II.) von Wallsee die Vogtei des bei ihren Besitzungen in der Reichslandschaft Schwaben gelegenen Klosters Waldsee verpfändet.[5] Auch in den Jahren danach wird er gewöhnlich gemeinsam mit diesem älteren Bruder genannt.[6] Bei den Auseinandersetzungen zwischen mehreren Adeligen der Herzogtümer Österreich und Steier mit Herzog Albrecht (I.) von Österreich in den 1290erJahre findet sich er auf der Seite des Herzogs, ebenso bei dessen Auseinandersetzungen mit Herzog Otto von Niederbayern und König Adolf.[7] Bei Abschluss des Passauer Friedens (27. Dezember 1297) gehörten er und sein Bruder Eberhard zu den Schiedsrichtern über einige strittige Vertragspunkte.[8] 1300 wurde Heinrich Landrichter zu Wachsenberg (heute Teil der Gemeinde Oberneukirchen), das zuvor Besitz der Grafen von Schaunberg gewesen war. Ende April 1304 besuchte er den "großen" Taiding von Herzog Rudolf (III.) von Österreich in Judenburg.[9] Er gehörte zu jener Gesandtschaft, die im Sommer 1313 für Herzog Friedrich (I.) von Österreich, besser bekannt als "Friedrich dem Schönen", die Werbung um Elisabeth von Aragon zum Abschluss brachte.[10] Während des Krieges um die Herrschaft über das Heilige Römische Reich zwischen diesem und Ludwig (IV.) "dem Baiern" zählte er zu den Finanziers der Habsburger, die für die dabei entstandenen Schulden bürgten. Wie auch sein jüngerer Bruder Ulrich gilt er als Teilnehmer an der für die Habsburger verhängnisvollen Entscheidungsschlacht bei Mühldorf (1422) und geriet in Gefangenschaft, aus der er erst um 1323/24 wieder freikam. Er soll sich von den harten Haftbedingungen nicht mehr erholt haben.[11]

Durch seine Eheschließung knüpfte Heinrich einen ersten direkten Kontakt mit der Adelsfamilie der Starhemberger, die in der Folge gewöhnlich bis zum Aussterben der Familie der Wallseer zu deren Verbündeten zählten.[6] Seinen Söhnen hinterließ er einen schönen Besitzstand, den er bedeutend hatte vermehren können. So war durch Ablöse in den alleinigen Besitz der Stadt Freistadt und der Riedmark im heutigen Bundesland Oberösterreich gelangt, welche die Habsburger ihm 1290 gemeinsam mit seinem Bruder Eberhard (II.) von Wallsee verpfändet. Durch Verpfändung kam er außerdem 1314 in den Besitz der Mauten zu Gmunden und Mauthausen Im heutigen Bundesland Niederösterreich erwarb er außerdem Güter zwischen den Flüssen Donau, Enns und Ybbs. 1297 war ihm die Klostervogtei des Erlaklosters (heute als Schloss Erla Teil der Gemeinde St. Pantaleon-Erla) übertragen worden, 1303 erwarb er Besitzungen, die zuvor Konrad von Sumerau gehört hatten, darunter die Burgstall zu Seuseneck (heute Teil der Gemeinde Amstetten. Zu seinen weiteren Besitztümern zählten die landesfürstlichen Festen Kolmans und Hartenstein (heute Teil der Gemeinde Weinzierl am Walde), welche 1319 zu "Frauenlehen" erhoben wurden.[12]

1309 wurde Heinrich die Burghut, das Gericht und die Maut zu Enns verpfändet, außerdem wurde er mit der Hauptmannschaft betreut. In den Jahren danach hielt er sich häufig in Enns auf, wo nach er und seine Nachkommen sich auch benannten.[13]

Nach Heinrichs Tod beerbten ihn seine Söhne. Die Erbansprüche von Leutold von Stadeck und Alber von Rauhenstein, seiner beiden Enkel aus den Ehen seiner Töchter, auf Anteile am Erbe seiner Ehefrau Elsbet wurden 1349 anerkannt und finanziell abgegolten.[14]

Erinnerungen an Heinrich (I.) von Wallsee

Heinrich (I.) von Wallsee stiftete gemeinsam mit seiner Ehefrau eine Kapelle in der Stadtpfarrkirche Enns, welche seiner Familie als Grablege diente. Diese Kapelle wird heute die Wallseerkapelle genannt. Hier haben sich die Grabsteine von ihm und seiner Ehefrau erhalten.[1]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 66
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 25, S. 66 und S. 325
  4. vgl. Karel Hruza: Die Herren von Wallsee, 1995, S. 302
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 21
  6. 6,0 6,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 25
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 29ff.
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 30
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 62
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 62f.
  11. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 63f.
  12. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 64ff.
  13. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 64
  14. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 68

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Die Nummerierung orientiert sich an Eberhards Rolle" als Stammvater der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard III. gezählt.