Imperial Feigenkaffee
Imperial Feigenkaffee war ein Markenname einer Wiener Feigenkaffeeerzeugung sowie ein Surrogat bzw. Ersatzstoff für echten Bohnenkaffee, welches ursprünglich von Adolf Tschepper erfunden und in Wien-Favoriten von 1880 bis in die 1950er Jahre produziert wurde.
Chronik
Die Firma "Imperial Feigenkaffee" wurde im Jahr 1888[1] (nach anderen Quellen 1880) von dem aus Leitmeritz in Böhmen stammenden Adolf Tschepper[2] in der Hasengasse 14 in Wien gegründet[1] und wurde ursprünglich unter der Produktbezeichnung „Tschepper’s Feigen-Kaffee“[3] und ab 1894 „Kronenfeigenkaffee mit Aroma“ in der gesamten Monarchie vertrieben[4]. Um der großen Nachfrage Genüge zu tun, ließ Tschepper 1890 für die Erzeugung von Feigenkaffee eine Fabrik in der Wiener Inzersdorferstrasse erbauen[5][6].
Feigenkaffee war ein beliebter Ersatzkaffee, besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als echter Bohnenkaffee teuer und für viele unerschwinglich war. Die Feigen wurden getrocknet, geröstet und gemahlen – ähnlich wie Kaffeebohnen – und ergaben ein koffeinfreies Getränk mit süßlichem Geschmack.
Anno 1895 verlobte sich Tschepper’s Tochter Ella mit dem Hofbeamten Julius Schuch[7], der im Oktober 1897 als Prokurist bei der Firma Tschepper im Handelsregister eingetragen wurde[8]. Drei Jahre später wurde 1898 die Produktbezeichnung „Imperial- Feigen-Caffee mit der Krone“ eingeführt[9]. Nachdem Tschepper‘s Feigenkaffee bei den Kunden über den Maßen gut ankam, fälschte die Konkurrenz sein Produkt und brachte es in Verkehr, worauf Tschepper eine gerichtliche Verfolgung einleitete[10].
Anlässlich der „Wiener internationalen Kochkunstausstellung“ im Jahre 1906, wo auch Tschepper seinen "Imperial-Feigenkaffee" präsentierte, wurde dieser durch den anwesenden Kaiser Franz Joseph I. mit dem Ehrendiplom zur goldenen Medaille ausgezeichnet[11]. Danach erhielt Tschepper das Recht, das kaiserliche Wappen auf seinen "Imperial Feigenkaffee" Packungen zu verwenden[12].
Im Juli 1908 trat der kaiserliche Rat Karl Kuhlemann[13], Verwaltungsrat der österreichisch-amerikanischen Gummifabrik AG in Wien, in Tschepper's Feigenkaffeefabrik als Gesellschafter ein[14]. Nur zwei Jahre später trennte sich Adolf Tschepper, der 1910 bereits das 67. Lebensjahr erreicht hatte, von seinem Lebenswerk und schied aus seiner Kaffeesurrogatfabrik aus[15]. Somit wurde Karl Kuhlemann Alleininhaber derselben und baute diese in den Folgejahren zu einem Großbetrieb aus. Die Produktion wurde auf München und Budapest ausgeweitet und mit Lagern in mehreren österreichischen Städten wie Wiener Neustadt, Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg erweitert. Da die alte Feigenkaffeeerzeugung von Adolf Tschepper in der Inzersdorferstrasse zu klein geworden war, ließ Kuhlemann 1910 eine neues, damals modernes Produktionsgebäude in Alxingergasse Nr. 64 in Wien-Favoriten für die Fabrikation seines Imperial Feigenkaffees errichten[16]. In den 1930er-Jahren warb Kuhlemann zur Kundenbindung damit, dass er Märchenserien als Werbematerial auflegte, die in kleinen Heftchen gesammelt werden konnten.
Im März 1939 verstarb Karl Kuhlemann in Wien und wurde auf dem evangelischen Teil des Wiener Zentralfriedhofes zur letzten Ruhe bestattet[17].
Konkrete Angaben zum genauen Ende der Produktion von "Imperial Feigenkaffee" sind rar, aber es gibt Hinweise, dass die Marke bis in die 1950er Jahre in Österreich erhältlich war, bevor sie vom Markt verschwand.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Handelsgerichtliche Kundmachungen. In: Die Presse, 22. Juni 1888, S. 7 (online bei ANNO).
- ↑ Adolf Tschepper (* 24. April 1845 in Leitmeritz, Böhmen; † 3. Juni 1917 in Wien, verehelicht seit 23. April 1872 mit Auguste geb. Schipek)
- ↑ Reklame. In: Genossenschafts- und Vereins-Zeitung, 1. Jänner 1892, S. 10 (online bei ANNO).
- ↑ Reklame. In: Bote aus Mistelbach. Zeitschrift für Politik, Volks- und Landwirtschaft, Gewerbe und Vereinsleben. Organ der Bezirks-Feuerwehr-Verbände Feldsberg, Laa, Mistelbach, Poysdorf und Zistersdorf / Mistelbacher Bote. Unabhängiges Wochenblatt für den Verwaltungsbezirk Mistelbach und für die Gerichtsbezirke Laa a(n) d(er) Thaya, Mistelbach und Poysdorf. Organ der Bezirks-Feuerwehr-Verbände und der Bezirksfeuerwehr-Unterstützungskassen / Mistelbacher Bote. Aeltestes Wochenblatt für den Verwaltungsbezirk Mistelbach und für die Gerichtsbezirke Laa a(n) d(er) Thaya, Mistelbach und Poysdorf, 1. August 1894, S. 11 (online bei ANNO).
- ↑ Um Consense für Neubauten. In: Wiener Bauindustrie-Zeitung / Österreichische Bauzeitung, Heft 44/1890, S. 6 (online bei ANNO).
- ↑ Reklame. In: Neue Freie Presse, 29. Juli 1891, S. 13 (online bei ANNO).
- ↑ Hof- und Personalnachrichten. In: Neues Wiener Journal, 31. Oktober 1895, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Im Register für Einzelfirmen. In: Gerichts-Zeitung, Heft 43/1897, S. 9 (online bei ANNO).
- ↑ Reklame. In: Neue Warte am Inn, 9. April 1898, S. 8 (online bei ANNO).
- ↑ Warnung. In: Ischler Wochenblatt. Organ für das innere Salzkammergut, 21. Oktober 1900, S. 5 (online bei ANNO).
- ↑ Wiener Internationale Kochkunstausstellung. In: Tages-Post, 25. Jänner 1906, S. 9 (online bei ANNO).
- ↑ Auszeichnung. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 2. Dezember 1906, S. 11 (online bei ANNO).
- ↑ Karl Kuhlemann (* 26. Juli 1861; † 16. März 1939 in Wien)
- ↑ Änderungen und Zusätze zu bereits eingetragenen Firmen. In: Wiener Zeitung, 15. Juli 1908, S. 26 (online bei ANNO).
- ↑ Änderungen und Zusätze zu bereits eingetragenen Firmen. In: Wiener Zeitung, 3. Juli 1910, S. 26 (online bei ANNO).
- ↑ Bericht über den Realitätenverkehr in Wien. In: Neue Freie Presse, 16. Oktober 1910, S. 66 (online bei ANNO).
- ↑ Traueranzeige. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 17. März 1939, S. 27 (online bei ANNO).
Weblinks
Imperial Feigenkaffee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons