Joseph Egg
Joseph (José) Egg (* 13. März 1820 in Innsbruck[1], † 19. März 1905 in Pozuzo (Peru)) war ein österreichischer römisch-katholischer Priester und Auswanderer, der als Seelsorger der Tiroler und rheinischen Siedler in der peruanischen Kolonie Pozuzo wirkte.
Leben
Joseph Egg wurde am 13. März 1820 in Innsbruck geboren. Er besuchte in Innbruck das Gymnasium und absolvierte seine theologischen Studien am Priesterseminar in Brixen und empfing am 30. Juli 1843 durch Fürstbischof Bernhard Galura die Priesterweihe.[2] Am 28. Juli 1848 wurde er zum Kooperator in Lermoos bestellt.[1] Zuletzt war er bis 1857 Kooperator in Wald im Pitztal.[3]
Egg wurde von P. Augustin Scherer, Pfarrer von Stans, dem Koloniegründer Kuno Damian von Schütz-Holzhausen empfohlen, um die Tiroler und rheinischen Auswanderer seelsorglich zu begleiten. Im Jänner 1857 wurde er dafür von der Diözese Brixen freigestellt.[4] Im Jahr 1857 war die Kolonie Pozuzo gegründet worden, und Egg schloss sich der Auswanderungsbewegung an. Zusammen mit etwa 60 Familien aus Tirol und dem Moselgebiet wanderte er nach Peru aus.
Nach einer strapaziösen Reise erreichten die Kolonisten das abgelegene Pozuzo im peruanischen Urwald, wo Egg fast fünf Jahrzehnte lang als Pfarrer tätig war. Unter schwierigen Lebensbedingungen war er den Siedlern nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Ratgeber und Helfer zur Seite und trug entscheidend zur Entwicklung und Stabilisierung der Kolonie bei. Seinen privaten Unterhalt erwarb er sich durch Anfertigung von Spinnrädern.[5] Er war auch als Lehrer in der örtlichen Schule und Leihheiler aktiv.[6][3]
Zur Unterstützung der Seelsorge wurde später der Tiroler Priester Franz Schafferer nach Peru entsandt. Schafferer, Kooperator aus Gschnitz (Tirol) und seit zwei Jahren in der Seelsorge der Diözese Brixen tätig, schiffte sich am 18. August 1894 mit Genehmigung seines Bischofs nach Peru ein. Aufgrund eines Bürgerkriegs erreichte er sein neues Wirkungsgebiet im Bistum Huánuco erst am 5. Februar 1895, wo er von der Bevölkerung mit großem Jubel empfangen wurde.
Joseph Egg verstarb am 19. März 1905 im Alter von 85 Jahren in Pozuzo, wo er bis zuletzt als Pfarrer wirkte.[7][8][9][10]
Kirche San José
Die erste Kirche von Pozuzo wurde unter der Leitung von Joseph Egg erbaut. Zunächst errichtete er mit einer Gruppe von Helfern eine kleine Kapelle aus Holzbrettern zwischen dem Budweiser-Haus und dem Pfarrhaus. Mit Unterstützung der zweiten Siedlergruppe (1868) begann der Bau der eigentlichen Kirche, die 1875 fertiggestellt und 1876 vollständig ausgestattet wurde.
Die Kirche ist schlicht gestaltet, mit Satteldach, einem Kirchenschiff und einer Apsis. Die Wände bestehen aus Stein und Lehm, verputzt mit Kalk und Sand, und sind innen mit Holz verkleidet. Inschriften in Spanisch und Deutsch zeugen von der Herkunft der Siedler.
Bereits 1860 hatte Pater Egg aus dem Tiroler Kloster Fiecht in Stans liturgische Geräte und drei von dem Benediktinermönch Josef Öfner gefertigte Ölgemälde erhalten, die die Heiligen Josef, Jakobus den Älteren und Anna mit Maria darstellen. Weitere Ausstattungsstücke, darunter Altar, Beichtstuhl, Kanzel, Kniebank und Bänke, wurden von Pater Franz Schafferer und handwerklich ausgebildeten Siedlern gefertigt. Der Hauptaltar im neoklassizistischen Stil wird von zwei Buntglasfenstern flankiert, die Santa Rosa de Lima und Santa Notburga von Tirol zeigen und mit der Aufschrift „Tiroli Masmalerci – Austria“ versehen sind. Der Marienaltar auf der linken Seite, aus Holz gefertigt, enthält eine aus Deutschland stammende Marienstatue sowie ein Gemälde Johannes des Täufers.
Die Glocken brachte Pater Egg aus der Kapelle von Muña mit, die zuvor zur Kirche von Yanahuanca gehörte, die von den Franziskanern von Ocopa errichtet worden war.[11]
Ehrungen
Bilder
Literatur
- Der Amazonas. Wanderbilder aus Peru, Bolivia und Nordbrasilien. Herder: Freiburg (1883) Digitalisat
- Joseph Egg. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 220.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Schematismus der Geistlichkeit der Diözese Brixen für das Jahr 1850. Brixen 1850, S. 75 (https://www.google.at/books/edition/Schematismus_der_Geistlichkeit_der_Di%C3%B6z/FQEBAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=joseph+egg&pg=PA75&printsec=frontcover).
- ↑ Von der Kolonie Pozuzo in Peru. In: Das Vaterland, 2. September 1894, S. 6 (online bei ANNO).
- ↑ 3,0 3,1 Von der Kolonie Pozuzo in Peru. In: Das Vaterland, 2. September 1894, S. 6 (online bei ANNO).
- ↑ Personal-Nachrichten. In: Katholische Blätter aus Tirol, 11. Februar 1857, S. 144 (online bei ANNO).
- ↑ Eine tirolisch-oberbayerische Gemeinde im peruanischen Hochlande. In: Innsbrucker Nachrichten, 31. Oktober 1910, S. 9 (online bei ANNO).
- ↑ Eine deutsche Schule in Peru. In: Neue Freie Presse, 2. November 1897, S. 13 (online bei ANNO).
- ↑ Siegfried Moll: Vor 150 Jahren nach Pozuzo (Peru) ausgewandert – Peru wollte deutsche Einwanderer – Teil I. In: https://www.traunsteiner-tagblatt.de/. 14. Juli 2007, abgerufen am 30. Juli 2025.
- ↑ Siegfried Moll: Vor 150 Jahren nach Pozuzo (Peru) ausgewandert – Peru wollte deutsche Einwanderer – Teil II. In: https://www.traunsteiner-tagblatt.de/. 21. Juli 2007, abgerufen am 30. Juli 2025.
- ↑ Siegfried Moll: Vor 150 Jahren nach Pozuzo (Peru) ausgewandert – Peru wollte deutsche Einwanderer – Teil III. In: https://www.traunsteiner-tagblatt.de/. 28. Juli 2007, abgerufen am 30. Juli 2025.
- ↑ Aus Tirol. In: Salzburger Chronik für Stadt und Land / Salzburger Chronik / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Die Woche im Bild“ / Die Woche im Bild. Illustrierte Unterhaltungs-Beilage der „Salzburger Chronik“ / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Oesterreichische/Österreichische Woche“ / Österreichische Woche / Salzburger Zeitung. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Österreichische Woche“ / Salzburger Zeitung, 12. Mai 1905, S. 3 (online bei ANNO).
- ↑ Iglesia San Jose. Abgerufen am 3. August 2025 (spanisch).
- ↑ Tiroler Priester in Peru. In: Volksblatt für Stadt und Land. Illustrierte Wochen-Rundschau, 26. April 1900, S. 6 (online bei ANNO).
- ↑ Auszeichnungen und Ernennungen. In: Das Vaterland, 20. April 1900, S. 4 (online bei ANNO).