Kadolde (Familie)
Die Kadolde waren eine im Herzogtum Österreich ansässige Ministerialenfamilie[A 1].
Herkunft
Als Ahnherr oder einer der Ahnherren jener Adelsfamilie, die in der Geschichtsforschung nach ihrem Leitnamen als die Kadolde bezeichnet werden, gilt ein Kadold (Chadold), der im 8. und 9. Jahrhundert lebte und als Graf im Dienst von Kaiser Karl dem Großen belegt ist.[1] Außerdem dürften die Kadolde mit der Familie der Haderiche verwandt gewesen sein und diese, wenigstens zum Teil, beerbt haben.[2]
Status der Familie
Die Kadolde waren bis Anfang des 12. Jahrhunderts eine hochfreie Adelsfamilie[A 2]. Seit Mitte des 12. Jahrhunderts, als sie sich nach Stronsdorf, das sie als "Dienstmanneneigen" besaßen[3], und Seefeld benannten, waren sie bereits Ministeriale der Babenberger.[4] Von diesen wurde der Familie das (erbliche) Hofamt des Truchsesses verliehen.[3]
Geschichte
Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts waren die Kadolde im Gebiet der unteren Pulkau und südlich von dieser begütert.[1] Im 12. Jahrhundert werden sie im Gebiet der ehemaligen böhmischen Mark erstmals genannt. Um 1131 müssen sie bereits im Besitz des Ortes Zogelsdorf gewesen sein, nachdem sie sich zu dieser Zeit benannt. Zwischen 1133 und 1137 erhielten sie diesen offiziell mit der "silva" Mailberg.von Kaiser Lothar († 1137). Im Verlauf des 12. Jahrhunderts benannten sie sich neben Zogelsdorf nach ihren weiteren Sitzen: Mailberg, Harras, Stronsdorf, Seefeld und Feldsberg.[5] Im 12. Jahrhundert teilten sich die Kadolde in zwei Familienzweige auf, sie sich nach ihren Sitzen in Feldsberg und Seefeld benannten. Beide Familienzweige endeten bereits im 13. Jahrhundert in männlicher Linie, der Familienzweig der Seefelder 1268 mit Heinrich von Seefeld, der Familienzweig der Feldsberger 1270 mit Albero von Feldsberg († 1270).[1]
Erinnerungen an die Familie der Kadolde im heutigen Niederösterreich
Bereits 1108 werden im heutigen Niederösterreich in der Grenzbeschreibung der Pfarre von Wullersdorf zwei Orte genannt, deren Name sich auf die Kadolde beziehen und die vielleicht auch von diesen gegründet wurden:
- Chadoltismarchat, später als Kadolz Teil der Gemeinde Seefeld-Kadolz
- Chadoltis, später als Groß-Kadolz Teil der Gemeinde Haugsdorf.[5]
Literatur
- Wilhelm F. Kroupa: Studien zur Ministerialität in Österreich. (Ungedruckte) Dissertation, Univ. Wien, 1980, S. 84f. und S. 85-89
Einzelnachweise
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 1,2 vgl. Thomas Lindermayer: Siedlungsgeschichte an der Pulkau – Von den Anfängen bis zum Ende des Hochmittelalters. (Ungedruckte) Diplomarbeit, Universität Wien, 2008, S. 109
- ↑ vgl. Wilhelm F. Kroupa: Studien zur Ministerialität in Österreich, 1980, S. 85
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 vgl. Wilhelm F. Kroupa: Studien zur Ministerialität in Österreich, 1980, S. 88
- ↑ vgl. Wilhelm F. Kroupa: Studien zur Ministerialität in Österreich, 1980, S. 87
- ↑ Hochspringen nach: 5,0 5,1 vgl. Wilhelm F. Kroupa: Studien zur Ministerialität in Österreich, 1980, S. 86
Anmerkungen
- ↑ Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
- ↑ Die Edelfreien oder Hochfreien waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Edelfreie oder Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Edel- und Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den Ministerialen verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.