Karl Schmid (Mühleninhaber)

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Karl Schmid (* 24. August 1783, Ober Liesing Nr.11; † 29. Oktober 1829 in Günselsdorf) war ein österreichischer Müller und Inhaber der Mühle in Günselsdorf.

Familie

Karl Schmid (auch Carl bzw. Schmitt, Schmidt) entstammte der "Müllerdynastie Schmid" und kam 1783 auf der "Stegmühle" in Ober Liesing, damals noch ein Wiener Vorort, als sechstes Kind des Müllers Johann Michael Schmid und dessen Ehefrau Anna Maria Lindemer zur Welt[1]. Beide Eltern stammten aus Müllerfamilien: der Vater, Sohn des Müllermeisters Johann Paul Schmid, wurde 1749 auf der Faistmühle in Hietzing geboren[2], die weiteren Vorfahren lassen sich auf Mühlen in Kaltenleutgeben und Asparn an der Zaya nachweisen. Die Mutter war eine Tochter des späteren Mühleninhabers der Waldmühle in Kaltenleutgeben, Tobias Lindemmer und seiner Frau Maria Theresia Zellmayer[3]. Deren Vorfahren waren schon davor Müller auf einer der Liesinger Mühlen. Auch fast alle seiner Geschwister betrieben Mühlen:

  • Johann Michael (1777 bis 1826) betrieb Mühlen in Mannswörth (Neumühle oder Hagnmühle), Schwechat (Laurenzermühle, Dominikalmühle) und Unterlaa (Hofmühle)
  • Josef Paul Schmid (1778-1857) betrieb Mühlen in Unter-Eggendorf und Unter-Lanzendorf.
  • Leopold Schmid (1779-1808) übernahm die Stegmühle, starb aber jung.
  • Theresia Schmid (*1780) heiratete den Gastwirt Georg Breuer aus Lemberg.
  • Maria Anna Schmid (1782-1843) war in erste Ehe mit Franz Eder, Müllermeister in Unterliesing, verheiratet. Nach dessen frühen Tod heiratete sie Leopold Rollett (1781-1839) aus der Müllerdynastie Rollett, und betrieb mit ihm eine Mühle in Traiskirchen.
  • Elisabeth Schmid (1785-1840) heiratete den verwitweten Schwechater Braumeister Nikolaus Bandl (um 1772-1837) und übernahm mit ihm die Brauerei in Himberg[4]. Der Gynäkologe Ludwig Bandl war ihr Enkel.
  • Josefa Schmid (1786-1840) war in erster Ehe mit Christoph Widter, Mühleninhaber auf der Spaichmühle in Perchtoldsdorf verheiratet (einer der Söhne, Anton Widter war Brauer und Kunstsammler). Nach dessen Tod 1812 heiratete sie Leopold Rollett (* um 1789) aus der Müllerdynastie Rollett, Müllermeister in Tribuswinkel.

Leben

Mit 23 Jahren heiratete Karl Schmid in Wiener Neustadt die 18-jährige Müllerstochter Anna Mayer (auch Maar, 1788-1822)[5]. Ihr Vater war früherer Inhaber der Mühle in Günselsdorf, das zu dieser Zeit Poststation war. Trauzeugen waren „Georg Pözlberger Mihlnermeister zu Liesing und Adam Döllbach, Mihlnermeister alhier (Anm.: also Wiener Neustadt )“. Ihre Mutter Anna Maria Schöner war eine Bäckerstochter. Aus dieser Ehe stammen neun Kinder. Anna Schmid verstarb im Zuge einer im Sterbeeintrag nicht näher genannten Epidemie mit 34 Jahren[6]. Auch eine Magd auf der Günselsdorfer Mühle wird zu jener Zeit als Opfer dieser Epidemie eingetragen.

Zwei Jahre später heiratet Karl Schmid die 48jährige Theresia Steurer, geborene Kindig (1776-1859), Tochter eines Theresienfelder Fleischhauermeisters[7]. Die Ehe blieb kinderlos. Mit 46 Jahren stirbt Karl Schmid 1829 „am Schlag“[8]. Da alle Kinder noch minderjährig waren, wird die Mühle Günselsdorf in der Wiener Zeitung lizitiert und wie folgt beschrieben:

„Von der Herrschaft Schönau wird Hiermit bekannt gemacht: Es sey auf Ansuchen der Vormünder der m.Carl Schmid'schen Erbsinteressenten, in die öffentliche Feilbiethung nachstehender Verlassenschafts=Realitäten und Fahrnisse, gewilliget worden, als: der an der Triesting, gleich bey der Straße sub Nr. Consc. 48 in Ginselsdorf befindlichen, bey der k. k. privil. Wechselseitigen Brandschaden – Versicherung=Anstalt mit 8000 fl. C. M. versicherten Mahlmühle, bestehend aus vier unterschlächtigen Mahlgängen, dann einer separirten kleinen Mühle mit einem unterschlächtigen Gange, sammt dem dazu gehörigen Halblehen mit 18 Joch und 466 Quadratklafter Hausgründen nach der neuen Vermessung, nämlich : Aecker, Wiesen und Weingärten, gerichtlich geschätzt auf 13000 fl. C. M., dann nachstehender freyen Ueberlände, nähmlich: 1 Joch Acker in Stubenfeld, zur Herrschaft Kottingbrunn dienstbar, gerichtlich geschätzt auf 120 fl. C. M., 2 Joch Acker in Besuch, gerichtlich geschätzt auf 40 fl. C. M., 1 Tagwerk Wiesen am Schleifer pr. 120 fl. C. M., beyde zur Herrschaft Schönau dienstbar, 3/4 Joch Acker in Neufeld pr. 32 fl. C. M., wieder 3/4 Joch Acker in Neufeld pr. 32 fl. C. M. und 3/4 Joch Acker in Neufeld pr. 32 fl. C. M., diese drey letzten Freyüberlände sind zur Herrschaft Enzesfeld dienstbar; dann der sämmtlichen Fährnisse, als: Einrichtungsstücke, Mühl- und Wirthschaftsgeräthschaften, der Wagen, Caleschen, Pferde und sonstigen Viehes, so wie der gedroschenen und ungedroschenen heurigen Körner und des Heues.[...]““

Artikel in: Wiener Zeitung, 12. August 1830, S. 16 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

Ab 1845 wird die Mühle von Anton Giradoni für den Industriellen Nikolaus Dumba zu einer Baumwollspinnerei ausgebaut.

Nachkommen

  • Anna Schmid (* 29. September 1807) heiratete Adalbert Tamele, Amtmann und Justitiär des Fürsten Liechtenstein
  • Josef Schmid (*7. März 1809) heiratete 1831 Anna Eipeldauer, Tochter eines Badener Landkutschers. Die beiden betrieben die Günselsdorfer Mühle, die Edelschachenmühle in Leesdorf und spätestens ab 1837 eine Mühle in St. Pölten, wo er auch das Bürgerrecht erwarb. Zwei seiner Kinder übersiedelten als Müller bzw. Müllerin ins heutige Polen. Sohn Franz Xaver Schmid wurde 1871 Mühleninhaber in Götzendorf an der Leitha, die Mühle war bis in die 1960er Jahre in Familienbesitz.
  • Franziska Schmid (1810-1891) heiratete den Münchendorfer Mühleninhaber Ferdinand Aicher. Die Mühle blieb in Familienbesitz und ist 1903 abgebrannt.
  • Karl Schmid (1811-1863) war Gastwirt und Fleischhauer. Er heiratete 1835 die Wiener Neustädterin Elisabeth Landgraf und ist in ihre Heimatstadt gezogen.
  • Leopold Schmid (1812-1880) war 1840 bei seiner Hochzeit mit der Silberarbeitertochter Anna Steidl Praterwirt. Spätestens ab 1842 ist er Mehlverschleißer in Prag.
  • Edmund Schmid (1813-1881) heiratet 1837 die Bäckerstochter Katharina Parzer. Sie betreiben zuerst eine Mühle und Bäckerei in Schottwien, dann Mühlen in Mannswörth (Neumühle oder Hagnmühle) und in Schwechat (Pappelmühle). Eine Tochter heiratete in die Baumeisterfamilie Schegar, eine in die Familie Hollitzer aus Bad Deutsch Altenburg.
  • Franz Seraphim (1816-1880) betrieb Mühlen in Teesdorf, Kaiserebersdorf (Jesuitenmühle) und Himberg (Schmidmühle, später Raabmühle). Seine erste Frau (Hochzeit 1840) war Theresia Wildenauer, Tochter des Gastwirts Philipp Wildenauer aus Biedermannsdorf. Nach deren Tod heiratete er 1846 Maria, Tochter des Greißlers und Müllermeistes Johann Frauendorfer.
  • Josefa Schmid (1819-1892) heiratete 1840 Josef Molzer, Fleischhauermeister in Orth an der Donau. Sohn Karl (1844-1911) wurde Kaufmann in Gramatneusiedl. 1901 bis zu seinem Tod war er Bürgermeister[9] dieser Gemeinde und wurde 1906 ihr erster Ehrenbürger[10]. Sohn Ferdinand wurde Orgelbauer[11], ebenso ihr gleichnamiger Enkel[11]. Enkel Hermann war Maler und Architekt.

Anmerkung

  • Text von Brigitte Rieser

Literatur

Einzelnachweise