Kirche St. Korbinian (Assling)

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Ein Blick auf die Filialkirche St. Korbinian

Die Filialkirche St. Korbinian gehört wegen ihrer reichen und qualitätsvollen Innenausstattung zu den künstlerisch bedeutendsten spätgotischen Kirchen von Osttirol.[1]

Lage

Die Kirche St. Korbinian befindet sich in der Gemeinde Assling, westlich von Lienz. Sie liegt in jenem Gericht, das zum Zeitpunkt ihrer Errichtung zur Lienzer Klause gehörte, die direkt den Herrschern der Grafschaft Görz unterstand.[1]

Die Kirche unterscheidet sich von ihrer Architektur wesentlich von der in der Tradition der Görzer Bauhütte üblichen Bauweise. Dies wird auf den Einfluss zurückgeführt, den der Bischof von Brixen und das Augustiner Chorherrenstift Neustift, dem die Pfarre Assling seit 1261 inkorporiert war, auf den Bau hatten. Seit 1399 wird die Filialkirche St. Korbinian von einem Augustiner Chorherren als Pfarrer von Assling betreut.[1]

1968 wurde um sie ein Friedhof angelegt.[1]

Das Bauwerk

Bei der einschiffigen Kirche St. Korbinian handelt sich um eine vierjochige, spätgotische Wallfahrtskirche mit steilem Satteldach und massivem Turm. An die vier Joche ist ein Chor mit dreiseitigen Schluss angebunden. Die quadratischen Schlusssteine im Netzgewölbe sind mit qualitätsvollen Darstellungen geschmückt, die dem Maler Friedrich Pacher aus Bruneck beziehungsweise seiner Werkstätte zugeschrieben werden. An der Nordwand befinden sich Fresken aus dem 16. Jahrhundert, ein Zyklus von 31 Bildern, die das Leiden und Sterben Christi mit Pfingsten, der Aussendung der Apostel und das Jüngste Gericht darstellen. Diese wurden von Andreas Peuerweg aus Lienz 1579/80 geschaffen und sind künstlerisch nicht auf derselben Höhe wie die übrige Ausstattung.[1]

Zur Einrichtung gehört der Hochaltar mit seinem reichen Figurenschmuck (Spätrenaissance beziehungsweise Frühbarock), der um 1660 aufgestellt wurde und als Werk eines einheimischen Künstlers gilt.[2] Bekannt ist die Kirche für ihre drei als Flügelaltäre ausgeführten spätgotischen Seitenaltäre, von denen zwei (der Korbinianaltar und der Magdalenenaltar) ebenfalls Friedrich Pacher zugeschrieben werden.[3]. Sie sind aus dem 15. Jahrhundert.[4]

Der ältere der beiden Flügelaltäre, der Korbinian-Altar, wurde um 1480 gefertigt. Er befindet sich heute an der südlichen Langhauswand der Kirche und dürfte ursprünglich der Hauptaltar gewesen sein. Von ihm sind heute nur mehr der Schrein und die Predella erhalten. In der schmalen Mittelnische befindet sich eine Statue des Hl. Korbinian, die dem Südtiroler Bildschnitzer Hans Klocker zugeschrieben wird.[3]

Der Magdalenenaltar, heute der rechte Seitenaltar, wurde 1498 geschaffen.[5]

Der linke Seitenaltar ist ein Passionsaltar. Er dürfte um 1430 geschaffen worden sein, und wird dem "Meister von St. Sigmund" zu geschrieben.[6] Die Mitteltafel zeigt unter den Figuren auf der rechten Seiten des gekreuzigten Christus eine Figurengruppe, die gewöhnlich als "gläubiger Hauptmann mit einem Gerüsteten" oder als "Soldaten und Juden in zeitgenössischen Kostüm" bezeichnet wird. Der römische Hauptmann ist eine Darstellung von Kaiser Sigismund, unter den hinter ihm stehenden Kriegern finden sich außerdem Darstellungen des späteren König Albrecht II. und des Herzogs Johann von Baiern-Straubing-Holland ("Johann Ohnegnade").[7] Es wird davon ausgegangen, dass dieser Altar ursprünglich in einer anderen Kirche aufgestellt war.[8]

Geschichte

Die Kirche wurde um 1460, vermutlich im Auftrag des Grafen Leonhard von Görz(-Tirol) erbaut und 1468 von Bischof Bernhard von Chiemsee, damals der Weihbischof von Salzburg, geweiht. 1471 erhielt Graf Leonhard von Bischof Johann von Freising Reliquien der Heiligen Korbinian, dem Patron des Bistums Freising, dem die Kirche geweiht ist, und Sigismund.[1]

St. Korbinian in Legende und Sage

Der Legende nach soll die Kirche von (Erz-)Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund der Münzreiche") als Sühneopfer gestiftet haben. Diese Legende findet sich zwar gelegentlich in der Fachliteratur, ist aber historisch inzwischen widerlegt.[1]

Literatur

  • Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II. Zwei Herrscher des Spätmittelalters auf gotischen Flügelaltären in Tirol. In: Klaus Brandstätter - Julia Hörmann (Hrsg.): Tirol - Österreich - Italien. Festschrift für Josef Riedmann zum 65. Geburtstag. (= Schern-Schriften, 330). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2005, S. 183-199

Weblinks

 Kirche St. Korbinian (Assling) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II., 2005, S. 187
  2. vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II., 2005, S. 187f.
  3. 3,0 3,1 vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II., 2005, S. 188
  4. vgl. Assling, Pustertal.ORG, eingesehen am 17. April 2018
  5. vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II., 2005, S. 188f.
  6. vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II., 2005, S. 189
  7. vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II., 2005, S. 191-194
  8. vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II., 2005, S. 197