Ludwig Egger
Ludwig Egger (* 28. September 1857 in Mürzsteg[1]; † 4. August 1932 in Mürzsteg[2]) war ein österreichischer Förster, Meisterschütze und langjähriger Leibkammerdiener, sowie Pirschführer von Kaiser Franz Joseph I. Er galt als eine der letzten markanten Persönlichkeiten aus dem unmittelbaren Umfeld des Kaisers und war insbesondere für seine außergewöhnlichen jagdlichen Fähigkeiten bekannt.
Leben
Ludwig Egger wurde am 28. September 1857 als uneheliches Kind der Agnes Egger in Mürzsteg geboren und wuchs in dieser waldreichen Region auf. Bereits während seiner Militärzeit fiel er durch seine ausgezeichneten Schießkünste auf. Nach seiner Dienstzeit trat er in die Försterschule in Gußwerk ein, die er mit großem Erfolg abschloss.
Während einer Jagdgesellschaft in seiner Heimatregion erregte Egger in seiner ersten Försteruniform die Aufmerksamkeit von Mitgliedern des Wiener Hofes. Kurz darauf wurde er von der Hofjagdleitung eingeladen, sich für einen Posten zu bewerben. Nach einer persönlichen Begegnung mit Kaiser Franz Joseph I. wurde Egger zu dessen Leibkammerdiener bestimmt. Von diesem Zeitpunkt an begleitete er den Kaiser über drei Jahrzehnte hinweg sowohl in Wien als auch auf dessen zahlreichen Jagdausflügen nach Gödöllő, Bad Ischl, Eisenerz und insbesondere Mürzsteg. Während der Jagden übernahm er die Rolle des Pürschführers und führte den Monarchen durch dessen bevorzugte Reviere. Egger wurde zudem häufig mit der Betreuung hoher Jagdgäste betraut, darunter der deutsche Kaiser Wilhelm II. und der russische Zar Nikolaus II. Auf ausdrücklichen Befehl Franz Josephs begleitete Egger den Zaren in Mürzsteg sogar auf Schritt und Tritt.
Nach dem Tod Franz Josephs zog sich Egger nach Mürzsteg zurück und verwaltete die kaiserlichen Jagdgüter sowie die Jagdhütten der Region. Er war bekannt für seine Treffsicherheit, und es hieß, seine Büchse habe nie ein Wild verfehlt. Neben Gegenständen des Kaisers wurde er wie die anderen Leibdiener mit einer Rente nach dem Tod des Kaisers bedacht. Allerdings wurde die Rente nicht valorisiert und verlor so schon bis Kriegsende stark an Wert. Mit Beginn 1922 wurde diese überhaupt eingestellt, sodass er mit seinen Kollegen unter der Führung von Ketterl klagte. Diese Klage lief aber mangels Vermögen ins Leere.[3]
Egger war seit 1892 mit Maria Neumayer (*18.12.1869 - † 25.01.1952)[4] verheiratet.[2] Er starb am 4. August 1932 im 75. Lebensjahr in Mürzsteg, wo er auch begraben wurde. Auf seine häufig geäußerte scherzhafte Bitte hin, es möge an seinem Begräbnistag regnen, damit die Trauergäste nicht zu lange am Grab verweilten, ging ein starker Platzregen während seiner Beerdigung nieder.[5][6]
Auszeichnungen
- 1892 - Verleihung der sachsen-weimarischen Medaille
- 1892- Diplom zur herzoglich sachsen-coburguschen Dekoration
- 1897 - Verleihung des sächsischen allgemeinen Ehrenzeichens
- 1897 - Zustellung der 1.Klasse "Servicin Bredincios"
- 1898 - Revers und Kanzleistücke zur königlich sächsischen Dekoration
- 1907 - goldenes Verdienstkreuz mit der Krone[7][8]
- 1916 - Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens[9][10]
Ereignisse und Anekdoten
Kaiserliche Manöver 1900: Bei Manövern in Ungarn kam es zu einer Episode, in der Egger gemeinsam mit Kaiser Wilhelm II. auf einem Jagdausflug die Nacht fernab der kaiserlichen Suite verbrachte. Dies führte zu erheblicher Besorgnis bei Franz Joseph, ehe beide unversehrt zurückkehrten.
Jagdunfall mit Kronprinz Rudolf: Egger war Zeuge eines Vorfalls, bei dem Kronprinz Rudolf während einer Jagd versehentlich in die Schusslinie des Kaisers geriet und diesen beinahe traf. Dieser Zwischenfall führte dazu, dass Franz Joseph fortan nicht mehr gemeinsam mit seinem Sohn jagte.
Herkunft und Familie
Ludwig Egger war der Sohn von Agnes Egger. Der Vater war laut Geburtsurkunde unbekannt.
Sein Großvater Balthasar Egger war k.k. Holzfäller (†09.06.1864) und war Vater von Agnes Egger
- Ludwig Egger hatte (*26.10.1836) folgende Nachkommen:
- Otto Wilhelm (21.11.1893-03.09.1954) ∞ mit Christine, geb. Pacher
- Rudolf Alfons (25.01.1895-†?) ∞ Maria geb. Hunek (04.07.1907-18.05.1942) in 2ter Ehe mit Maria geb. Hunek (04.07.1907-18.05.1942)
- Rudolf I Adolf(07.08.1939-†?)
- Renate (27.03.1942-10.12.1945)
Weblinks
Ludwig Egger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Eintrag zu Kaisers Leibjäger in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (in der Essaysammlung)
- Karin Kiradi: Eugen Ketterl (1859-1928). Abgerufen am 7. August 2025.
Einzelnachweise
- ↑ Taufbuch der Pfarre Mürzsteg auf matricula online
- ↑ 2,0 2,1 Sterbebuch der Pfarre Mürzsteg auf matricula online
- ↑ Nach dem Tod des Kaisers bei Karin Kiradi vom 17. September 2023 abgerufen am 9. August 2025
- ↑ Sterbebuch der Pfarre Mürzsteg auf matricula online
- ↑ Ludwig Egger, der Leibjäger des alten Kaisers. In: Grazer Tagblatt / Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer / Neues Grazer Tagblatt / Neues Grazer Morgenblatt. Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / Neues Grazer Abendblatt. Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / (Süddeutsches) Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift „Bergland“, 14. August 1932, S. 5 (online bei ANNO).
- ↑ Leibjäger Kaiser Franz Josephs gestorben. In: Neues Wiener Journal, 12. August 1932, S. 7 (online bei ANNO).
- ↑ Auszeichnungen und Ernennungen. In: Das Vaterland, 1. Jänner 1908, S. 12 (online bei ANNO).
- ↑ Verleihungen und Ernennungen. In: Neue Freie Presse, 31. Dezember 1907, S. 28 (online bei ANNO).
- ↑ Auszeichnungen anläßlich der Auslösung der Kammer Weiland Kaiser Franz Josefs. In: Neues Wiener Journal, 29. Dezember 1916, S. 10 (online bei ANNO).
- ↑ Die Auflösung der Kammer des Kaiser Franz Josef I. In: Oesterreichische Kronen-Zeitung. Illustrirtes Tagblatt / Illustrierte Kronen-Zeitung / Wiener Kronen-Zeitung, 29. Dezember 1916, S. 2 (online bei ANNO).