Muslim* Contemporary

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Muslim* Contemporary ist ein multidisziplinäres, antirassistisches und intersektional-feministisches Kunstfestival, das seit 2021 jährlich in Wien und anderen österreichischen Städten stattfindet.[1]

Es bietet muslimischen, migrantischen und marginalisierten Kunstschaffenden eine Plattform, um gesellschaftliche Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Diskriminierung und Repräsentation durch Kunst, Diskurs und Community-Arbeit zu reflektieren.[1]

Geschichte und Entwicklung

Das Festival wurde 2021 von der Künstlerin Asma Aiad initiiert, die während ihres Studiums an der Akademie der bildenden Künste Wien die Erfahrung machte, als muslimische Frau oft als Ausnahme wahrgenommen zu werden. Anstatt eine Einzelausstellung zu gestalten, entschied sie sich für ein gemeinschaftliches Projekt, das die Vielfalt muslimischer Perspektiven in Österreich sichtbar macht. Die erste Ausgabe fand im November 2021 an der Akademie der bildenden Künste statt und thematisierte unter anderem die Auswirkungen der "Operation Luxor" auf die muslimische Community.[2][3]

In den folgenden Jahren entwickelte sich Muslim* Contemporary zu einem mehrwöchigen Festival mit Veranstaltungen in verschiedenen Städten und Institutionen. Die dritte Ausgabe im Jahr 2023 stand unter dem Motto „Von Gästen zu Gastgebenden - War das jetzt unfreundlich?!“ und fand an mehreren Orten in Wien statt. Die vierte Ausgabe im Jahr 2024 trug den Titel „Spieglein, Spieglein an der Wand. Sind wir zu muslimisch für dieses Land?“ und erweiterte das Festival erstmals über Wien hinaus auf die Bundesländer Steiermark, Vorarlberg und Kärnten.[4][5][6]

Inhalte und Programm

Muslim* Contemporary präsentiert ein Programm aus Ausstellungen, Performances, Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden und Stadtführungen. Die Veranstaltungen finden in etablierten Kulturinstitutionen wie der Akademie der bildenden Künste, dem Tanzquartier Wien, dem Volkskundemuseum, dem MAK und dem Schlosstheater Schönbrunn statt. Zusätzlich werden alternative Räume wie Parks, Community-Zentren und Online-Plattformen genutzt, um einen breiten Zugang zu ermöglichen.[6]

Das Festival legt Wert auf Partizipation und Community-Building. Durch Open Calls werden Kunstschaffende eingeladen, ihre Arbeiten einzureichen. Ziel ist es, Räume für muslimische, muslimisch gelesene und marginalisierte Menschen.[7]

Teilgenommen haben unter anderem EsRAP und Toxische Pommes.[8]

Trägerschaft und Kuratorinnen

Muslim* Contemporary wird von der Community-Plattform Salam Oida organisiert und kuratiert. Das Kollektiv besteht aus Kunstschaffenden und Aktivistinnen wie Asma Aiad, Imen Bousnina, Ines Mahmoud, Anahita Neghabat und Esma Bošnjaković.[9]

Kontroversen

Die erste Ausgabe des Festivals im Jahr 2021 stieß auf politische Kritik. Die Politikerinnen der ÖVP Laura Sachslehner und Caroline Hungerländer warfen dem Festival in einer schriftlichen Anfrage ein „Naheverhältnis zum politischen Islam“ und „linksextreme Gewaltbereitschaft“ vor. Als Beleg diente ein Gruppenfoto, auf dem Teilnehmerinnen mit erhobener Faust posierten - ein Symbol, das im Kontext der Ausstellung als Zeichen anti-rassistischer Solidarität verstanden wurde.[2]

Als Reaktion auf die Vorwürfe veröffentlichten über 50 Kulturinstitutionen und Kunstschaffende einen offenen Brief, in dem sie die Kritik der ÖVP zurückwiesen und vor einem politisch motivierten Angriff auf feministische, anti-rassistische Kunst und kritische zivilgesellschaftliche Stimmen warnten. Unterstützt wurde der Brief unter anderem vom Rektor der Akademie der bildenden Künste, Johan Frederik Hartle, und den Direktorinnen der Kunsthalle Wien.[10]

Bedeutung

Muslim* Contemporary ist ein Forum für die Auseinandersetzung mit muslimischer Identität, Migration und gesellschaftlicher Teilhabe in Österreich. Es bietet marginalisierten Menschen eine Stimme und Bühne und fördert den Dialog über Diversität, Inklusion und soziale Gerechtigkeit im Kulturbereich. Durch die dezentrale Struktur und die Einbindung verschiedener Communities trägt das Festival dazu bei, die österreichische Kulturlandschaft vielfältiger und offener zu gestalten.[11][7][12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Muslim* Contemporary: MUSLIM*CONTEMPORARY 2021. In: muslimcontemporary.at. Salam Oida, 2021, abgerufen am 8. Mai 2025.
  2. 2,0 2,1 Heide Rampetzreiter: Streit um "Muslim* Contemporary"-Ausstellung: Wer erhebt... 8. Februar 2022, abgerufen am 8. Mai 2025.
  3. Emelie Brendel: Sind wir zu muslimisch für dieses Land? In: Bohema. 2024, abgerufen am 8. Mai 2025.
  4. W24 Redaktion: Gastfreundschaft auf der Muslim*Contemporary - News. W24, 9. November 2023, abgerufen am 8. Mai 2025.
  5. kurier.at: Muslim*Contemporary: Zu muslimisch für dieses Land? kurier.at, 22. Oktober 2024, abgerufen am 8. Mai 2025.
  6. 6,0 6,1 Celeste.Ilkanaev: Muslim* Contemporary: Zu muslimisch für Österreich? 5. November 2024, abgerufen am 8. Mai 2025.
  7. 7,0 7,1 religion ORF: „Salam Oida“: Muslim*Contemporary Festival startet. ORF, 6. November 2023, abgerufen am 8. Mai 2025.
  8. Muslim*Contemporary: M*C Who? Salam Oida, abgerufen am 8. Mai 2025.
  9. Muslim*Contemporary: M*C What? Salam Oida, abgerufen am 8. Mai 2025.
  10. OTS: ÖVP-Angriff auf Kunstfreiheit: Über 50 Kulturinstitutionen und Kunstschaffende schreiben offenen Brief. APA-OTS, 8. Februar 2022, abgerufen am 8. Mai 2025.
  11. Muslim*Contemporary - Multidisziplinäres Kunstfestiv. In: SHIFT. Abgerufen am 8. Mai 2025.
  12. AusARTen: ausARTen 2022: Transalpines Festival. In: AusARTen – Perspektivwechsel durch Kunst. 26. September 2022, abgerufen am 8. Mai 2025.