Naturpark Alter Rhein

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Informationstafel bei Hohenems zum Naturpark Alter Rhein
Der begradigte Alpenrhein und die beiden Abschnitte „Alter Rhein“
Karte von Diepoldsau vor dem Durchstich. Ausschnitt aus Carl Ferdinand Weiland, (1782–1847) Karte der Schweiz 1817.
Beilage A zum Artikel 3 des Staatsvertrags vom 30. September 1892 zwischen Österreich-Ungarn und der Schweiz betreffend die Rheinregulierung

Als Naturpark Alter Rhein werden zwei wichtige Naherholungsgebiete im Bereich des Alten Rheins bezeichnet. Die beiden Teilabschnitten des früheren Alpenrheins haben miteinander keine Verbindung mehr, außer, dass diese den Namen Naturpark Alter Rhein bzw. Naturpark am Alten Rhein tragen.

Geschichte

Der Alte Rhein wurde durch die Internationale Rheinregulierung (IRR) geschaffen, als der Alpenrhein eingedämmt und begradigt wurde. Der einst gefährliche Fluss wurde gezähmt und wiederkehrende Schadhochwasser konnten somit weitgehend gebannt werden.

Der Alte Rhein besteht aus zwei Teilabschnitten, die voneinander unabhängig sind. 1900 wurde der Fußacher Durchstich nach fünfjähriger Bauzeit fertiggestellt und in den alten Flussarm wurde bei Höchst/St. Margrethen der zwischen 1896 und 1906 neu angelegte Rheintaler Binnenkanal eingeleitet. Dadurch entstand der unter Teilabschnitt Alte Rhein. Dieser nimmt die Meteorwasser des St. Galler Rheintals und Teile des Appenzellerlandes auf und führt diese in den Bodensee ab. Dieser Teilabschnitt mündet bei der Ortschaft Altenrhein in den Bodensee und der Alte Rhein bildet überwiegend immer noch die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz wie früher.

Der obere Teilabschnitt zwischen Altach, Hohenems, Lustenau und Diepoldsau wurde 1923 geschaffen, als der Flusslauf des Alpenrheins mit dem sogenannten Diepoldsauer Durchstich nochmals eingekürzt wurde. Dieser Teilabschnitt Alter Rein hat mit dem Alpenrhein keine direkte Verbindung mehr. Auch dieser Teilabschnitt bildet die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz weitgehend wie früher ab.

Der Alte Rhein beim Diepoldsauer Durchstich wurde in den ersten Jahren nach der Abschottung vom Alpenrhein intensiv von beiden Uferseiten her zur Kiesgewinnung bis zu 14 Meter Tiefe ausgebaggert. Da der Grundwasserspiegel dieses Bereichs bei 6–10 Meter liegt,[1] wurde dieses dadurch verschmutzt und der Grundwasserpegel senkte sich ab.[2] Daraufhin musste das Ausbaggern verboten werden. Die Ruinen der Anlagen (Förderbänder und Schwimmbagger etc.), standen noch Jahrzehnte und wurden gerne als Spielgeräte genutzt. Aufgrund von Bade-Unfälle wurden diese Anlagen entfernt und das Gebiet renaturiert.

Der Naturpark Alter Rhein beim Diepoldsauer Durchstich wurde am 22. Mai 2005 feierliche eröffnet.

Schutzziel

Beide Teilabschnitte Alter Rhein haben sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem wertvollen Naherholungs- und Naturschutzgebiet entwickelt. Der Naturpark Alter Rhein beim Diepoldsauer Durchstich bzw. Naturpark am Alten Rhein bei Höchst ist ein geschützter Bereich, der durch langfristiges Einwirken, Nutzen und Bewirtschaften durch den Menschen entstanden ist. Diese Kulturlandschaft soll in ihrer heutigen Form bewahrt und gleichzeitig der Bevölkerung weiterhin zur Verfügung stehen.

Naturpark

Naturpark Alter Rhein beim Diepoldsauer Durchstich

Der Naturpark Alte Rhein beim Diepoldsauer Durchstich kann in vier Abschnitte unterteilt werden. In Fliessrichtung gesehe sind dies: Rheinspitz, Zollbereich (auch: beim Zoll), Matz und Rohrspitz. Diese Abschnitte sind mit kleinen Bächen verbunden. Überschüssiges Wasser wird im Bereich Rohr durch einen Schacht in den darunter fliessenden Diepoldsauer Kanal, bzw. dem Lustenauer Kanal, abgeführt. Die Größe des Naturparks Alter Rhein beim Diepoldsauer Durchstich ist in jeder der beteiligten Gemeinden, Altach, Hohenems, Lustenau und Diepoldsau, anders definiert und umfasst in der Regel das Gebiet des Alten Rheins, den Uferbereich, den Auwald und den Ufergehölzsaum. Teilweise bestehen bereits andere Schutzgebiete (z. B. in Hohenems das Naturschutzgebiet Alter Rhein Hohenems[3]), die sich ergänzen bzw. überschneiden.

Durch diesen Teilbereich des Alten Rheins zieht sich in der Mitte des Gewässers ein unterbrochener Mittelstreifen. Dieser bildet die Staatsgrenze zwischen der Schweiz und Österreich. Er wird teilweise als inoffizieller FKK-Strand und wurde früher auch von Schmugglern genutzt. Aufgrund des guten Nahrungsangebotes ist dieser Teilbereich auch bei Fischern beliebt. Es konnten Hechte mit über 120 cm Länge und mehr als 15 kg Gewicht gefangen werden und der Sportfischer Gjordjevic Miodrag fing einen Spiegelkarpfen mit 94 Zentimeter Länge und 23,8 Kilogramm.[4]

Besondere Flora und Fauna

Gefährdete Pflanzenarten sind der gewöhnliche Froschlöffel, die Lücken- und Saumsegge, die Einspelzen-Sumpfbinse, Sanddorn, Tannenwedel, Gelbe Teichrose, Große Seerose oder die Grüne Teichbinse. Die Bachmuschel, einst die häufigste heimische Muschelart, ist heute akut vom Aussterben bedroht und zählt zu den Besonderheiten am Alten Rhein. Besonders reich und von regionaler Bedeutung ist das Vogelleben am Alten Rhein. So finden sich hier insbesondere Zwergtaucher, Blässhühner, Teichhhühner, Teich- und Drosselrohrsänger, Zwergdommeln, Rohrammern, Pirole, Gelbspötter oder die Dorngrasmücken. Die Amphibienfauna zeigt Vielfalt mit Teichmolch, Gelbbauchunke, Gras- und Grünfrosch, Laubfrosch, Erdkröte, Barren-Ringelnatter, Schlingnatter sowie Zaun- und Waldeidechse.[5][6]

Verbote

Die vier Anrainergemeinden Altach, Diepoldsau, Hohenems und Lustenau haben die Regelungen zur Nutzung des Naturparks beim Diepoldsauer Durchstich auf ihrem jeweiligen Gemeindegebiet 2017 teilweise angeglichen. Damit soll dieser wertvolle Lebensraum noch ökologischer und nachhaltiger öffentlich nutzbar gemacht werden. Die Umsetzung von Ge- und Verboten erfolgt jeweils durch die entsprechende Gemeinde, in welcher ein Teil des Naturparks liegt.[7]

Ge- und Verbote umfassen insbesondere:

  • Beschränkung der Freizeitaktivitäten auf die ausgewiesenen Erholungsbereiche,
  • Verbot der Beschädigung von Pflanzen,
  • Rücksichtnahme auf die empfindlichen Uferzonen,
  • keine Fütterung von Wasservögeln,
  • Geschirrspülen im Alten Rhein ist verboten,
  • Abbrennen von Lagerfeuern und Grillen nur auf den dafür vorgesehenen Grillplätzen,
  • Hunde müssen angeleint sein,
  • Lärm vermeiden.

Naturpark am Alten Rhein bei Höchst

Der Naturpark bei Höchst wird als Naturpark am Alten Rhein bezeichnet. Er wird von Naturpark am Alten Rhein Betriebsgesellschaft verwaltet. Er erstreckt sich Bruggerloch bis zum Eselschwanz.[8]

Alter Rhein beim Fußacher Durchstich

Das Bruggerloch mit dem Restaurant Bruggerhorn

Der Teilabschnitt Alte Rhein beim Fußacher Durchstich kann in drei Abschnitte unterteilt werden: Eselschwanz, Abschnitt Rheineck-Gaißau und das Mündungsgebiet in den Bodensee (dieses ist auf österreichischer Seite ein Europaschutzgebiet).

Der Teilabschnitt Alte Rhein beim Fußacher Durchstich wird beim Bruggerhorn vom Rheintaler Binnenkanal mit Frischwasser versorgt. Beim Eselschwanz (Mäander) wird dieser Abschnitt breiter und die Fließgeschwindigkeit nimmt stark ab. Im Bereich Rheineck-Gaissau bis zur Bodenseemündung ist dieser Teilabschnitt des Alten Rheins schiffbar.[9] Die österreichische Uferseite ist nahezu auf der gesamten Länge renaturiert und es bestehen viele Schwemmzonen.

Bruggerloch (österreichische Seite) und Bruggerhorn (Schweizerische Seite) sind zwei voneinander unabhängige Gewässer (Badeseen). Diese entstanden, als der Alten Rhein mit dem Rheintaler Binnenkanal verbunden wurde.

Projekte

Um den Besuchern den Naturpark am Alten Rhein näher zu bringen, wurden Projekte installiert:

  • Naturparkfarm,
  • Wegkreuz,
  • Vitaparcour,
  • Bienenlehrstand,
  • Riebelmaisfeld,
  • Waldlehrpfad (am 5. Juni 2011 eröffnet),
  • Kräutergarten,
  • Spielplatz und Labyrinth,
  • Grillplatz,
  • Kleingewässerprojekt.[10]

Weblinks

Rheinholz

Das Europaschutzgebiet Rheindelta, das größte Feuchtgebiet am Bodensee, ist nicht Teil dieses als Naturpark Alter Rhein bezeichneten Teilgebiets ab Höchst. Dieses Europaschutzgebiet erstreckt sich von Gaißau bis Hard.[11] Im rechten Teil des Mündungsgebietes des Alten Rheins liegt das Rheinholz mit alten Bäumen und seltenen Tierarten.[12]

Film

  • Grenzenlose Flussfreiheit – Tiefgang am Alten Rhein. Dokumentarfilm, Österreich, 2012, 22:40 Min., Buch und Gestaltung: Ingrid Bertel, Kamera: Alexander Roschanek, Produktion: ORF, Reihe: Erlebnis Österreich, Erstsendung: 2. September 2012 bei ORF III, Inhaltsangabe von ORF, (Version vom 3. September 2014 im Internet Archive), u. a. mit Alexandra Maria Nutz als Undine-Rezitatorin.

Weblinks

 Naturpark Alter Rhein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Grundwassermessstellen. Landesministerium AT, abgerufen am 7. Dezember 2013.
  2. Grundwasser in Vorarlberg Bericht 2003. Hydrographischer Dienst Vorarlberg, abgerufen am 7. Dezember 2013.
  3. Verordnung der Landesregierung über das Naturschutzgebiet Alter Rhein Hohenems, LGBl. Nr. 16/2013.
  4. Riesenkarpfen wieder im Alten Rhein (Version vom 10. Februar 2016 im Internet Archive) Tagblatt Online: 15. Oktober 2009
  5. Gemeinde- und grenzübergreifende Kooperation am Alten Rhein, Webseite: vol.at vom 14. Juli 2017.
  6. Gemeinde- und grenzübergreifende Kooperation: Die neuen Regelungen am Alten Rhein, Webseite: Stadt Hohenems.
  7. Zum Beispiel in Hohenems durch eine eigene ortspolizeiliche Verordnung vom 12. Juli 2017.
  8. Naturpark am Alten Rhein, Webseite: naturparkamaltenrhein.at.
  9. Von Rheineck aus besteht eine Kursverbindung nach Rorschach, welche von der Schweizerischen Bodensee Schifffahrt betrieben wird.
  10. Projekte, Webseite: naturparkamaltenrhein.at.
  11. Europaschutzgebiet Rheindelta, Webseite: Naturvielfalt.at.
  12. Marion Rapp: 111 Schätze der Natur rund um den Bodensee, die man gesehen haben muss. Emons Verlag GmbH, 2015, ISBN 978-3-95451-619-3. Das Rheinholz, S. 66–67.