Ottakringer Freihof

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Der Ottakringer Freihof, zeitweise auch Schottenhof, Kölhof oder Starchanthof genannt, war ein Freigut in Ottakring, heute Teil des 16. Wiener Gemeindebezirks.

Lage

Der "Ottakringer Freihof" befand sich in Ottakringer Straße 242 / Sandleitengasse. Heute findet sich auf diesem Areal eine Wohnhausanlage.[1]

Geschichte

Als Freigut gehörte der "Ottakringer Freihof" zu den wenigen Teilen des späteren Vorortes Ottakring, die bis 1848 / 1850 nicht der Grundherrschaft des Stifts Klosterneuburg unterstanden.[A 1] Er wechselte im Mittelalter häufig seine Besitzerinnen beziehungsweise Besitzer und einige Male auch seinen Namen. Im 14. Jahrhundert war er als "Starchanthof" bekannt. 1381 kam er durch eine gerichtliche Exekution in den Besitz des Wiener Bürgermeisters Niklas Würffel und seiner Familie. Seit ca. 1450 wechselte er mehrmals seinen Besitzer durch Kauf. 1459 kaufte ihn der legendenumwobene Andre Gwalt.[1] 1485 wurde der Freihof (wie auch die beiden damaligen Kirchen in Ottakring) bei der Belagerung der Stadt Wien durch den ungarischen König Matthias Corvinus zerstört, später aber wieder aufgebaut.

1574 kaufte Johann Ambros Brassicani von Köhlburg († 1589) den Freihof, der in der Folge zeitweise als der "Kölhof" bezeichnet wurde. Er holte einen protestantischen Pfarrer nach Ottakring, was Konflikte mit dem dortigen Pfarrer und dem Bischof von Wien zur Folge hatte, die erst mit seinem Tod beendet wurden.

1762 verkauften ihn die Erben von Ignaz Coreth von Starkenburg an die Theresianische Akademie (Theresianum), die ihn 1777 an das Schottenstift weiterverkaufte, in dessen Besitz er bis 1962 blieb. Zu dieser Zeit hatte der "Ottakringer Freihof" den Namen "Schottenhof". 1962 wurde er an die Stadt Wien verkauft und 1964/65 abgebrochen, worauf seinem Areal eine Wohnhausanlage erbaut wurde.[1]

Besitzerinnen und Besitzer des "Ottakringer Freihofs"

  • Herr von Starchant (um 1340);
  • der Wiener Bürgermeister Lukas Popfinger, sein Bruder Stefan (ab 1353) und sein Sohn Peter (um 1376):
  • Angehörige der Familie Würffel (ca. 1381-1450): der Wiener Bürgermeister Niklas Würffel, ein Sohn Sigmund († um 1398), sein Enkel Hans (II.) sowie seine Schwester Dorothea und ihre Familie;
  • Ulrich von Eitzing, Kauf um 1450;
  • Oswald Reicholf, Kauf um 1452;
  • Ernreich Köppl, Kauf um 1453;
  • Andre Gwalt beziehungsweise seine Witwe Margret und sein Sohn Christoph (1467) sowie Bernhard Schleicher (Witwer nach Margret), ca. 1959- nach 1479;
  • Paul Wolzogen, kaiserlicher Postmeister im Herzogtum Österreich unter der Enns, um 1562, Kauf;
  • Georg Pirchinger (Raitdiener im Herzogtum Österreich unter der Enns]], Kauf;
  • Ritter Adam Gall zu Loosdorf (1568; Kauf) beziehungsweise dessen Sohn Bernhard Leo Gall zu Loosdorf;
  • Johann Ambros Brassican von Köhlburg, seine Ehefrau Margret und ihre Erben;
  • Ferdinand und Johann Franz Dillherr, um 1649, Kauf;
  • Theobald Frank, Regimentschirurg;
  • Leopold Hieronymus von Russenstein, um 1693;
  • Matthias Zeillinger, um 1700;
  • Gräfin Sabine Christine Starhemberg, Witwe nach Freiherr Georg Julius von Gilleis (1701), seit 1717 wieder verheiratet Graf Karl Anton Giannini;
  • Graf Johann Josef Gaschin, um 1737;
  • Ignaz Coreth von Starkenburg, um 1753;
  • Theresianische Akademie (Theresianum);
  • Schottenstift

Erinnerungen an den "Ottakringer Freihof"

Mosaik von Erwin Lang
  • An den "Ottakringer Freihof" erinnert heute ein Natursteinmosaik des Künstlers Erwin Lang (1896-1962), die sich an der Fassade der städtischen Wohnhausanlage Sandleitengasse 9–13 befindet.
  • In der Degengasse hat sich eine Steinkartusche erhalten, die aus der Zeit stammt, als der "Ottakringer Freihof" der Theresianischen Akademie gehört hat.[2]

Der "Ottakringer Freihof" in Sage und Legende

  • Eine Sage beschäftigt sich mit Andre Gwalt und seinem schrecklichen Ende: -> Andre Gwalt.
  • Eine weitere Sage erzählt von einem Brunnen im Schottenhof, wo Elfen und Kobolde einst gelebt haben sollen und von einer "Milchpantscherei" in einer sozialen Notlage, die letztlich dank dieser Elfen für ihren Verursacher gut endete.[3]

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Ottakringer Freihof. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 472.
  • Ottakringer Freihof im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt, Wien, Müller, 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 181 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien, Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 399
  • Johann König: Alt-Ottakring-Liebhartstal-Wilhelminenberg 2 (1922), S. 13 ff.
  • Fritz Lange: Der Freihof von Ottakring, in Ottakring. Ein Heimatbuch des 16. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Ottakring. Wien: Schulbücherverlag 1924, S. 70 ff.
  • Richard Perger: Der Ottakringer Freihof und die Maroltinger-Legende, in Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. Band 40 (1985). S. 94 ff.
  • Richard Perger: Die Entführung des Andre Gwalt - ein politisches Drama im mittelalterlichen Ottakring, in Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. Band 40 (1985). S. 77 ff.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ottakringer Freihof. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 472.
  2. vgl. Geheimnis am Gemeindebau, MeinBezirk.AT, eingesehen am 7. November 2017
  3. vgl. Der Brunnen vom Schottenhof zu Ottakring, Sagen.At

Anmerkungen

  1. Die Information, dass der Freihof im Mittelalter der Grundherrschaft des Stifts Klosterneuburg unterstand, so zum Beispiel in Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, 1995, S. 472) ist somit unrichtig.

48.21472616.306335Koordinaten: 48° 12′ 53″ N, 16° 18′ 23″ O