Otto Köhlmeier
Otto Köhlmeier, (* 5. Oktober 1949 in Hard in Vorarlberg) ist ein österreichischer Schauspieler, Regisseur, Autor und Kulturarbeiter.
Leben
Nach Schule und Wehrpflicht kam Köhlmeier 1969 nach Graz, wo er vorerst bei der Mary Wigmann-Schülerin Käthe von Scheiger vier Semester künstlerischen Tanz und dann an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst je sechs Semester Schauspiel und sechs Semester Regie studierte. Seine Studien schließt er mit dem akademischen Titel "Magister Artium" (Mag.) ab.
Vom Geist der 68er-Bewegung geprägt, gründet Köhlmeier 1977 das Ensemble theaterarbeiterkollektiv, eine der ersten freien, aus professionellen Darstellerinnen bestehende Truppe des Landes.[1] Mit selbst verfassten Stücken, die politische Botschaften transportieren, mit neuen Bühnenformen und in einer kollektiven Arbeits- und Wohngemeinschaft erarbeitet das Ensemble fünfzehn Produktionen, die im deutschsprachigen Raum gezeigt werden.
Die Szenen, Collagen, Stücke werden im Rahmen des Steirischen Herbstes [2], der Steirischen Kulturinitiative und anderer Festivals gezeigt und zum Teil von Funk- und Fernsehen übertragen. Auf Grund seiner politischen Inhalte und Aussagen kommt es immer wieder zu öffentlichen Auseinandersetzungen im Umfeld von Vorstellungen. Seinen Sitz hat die Gruppe in Graz, in Salzburg, in Wien und dann wieder in Salzburg. 1986 löst sich die Gruppe freiwillig auf.[3]
Kulturarbeit
1986 kehrt Köhlmeier in die Steiermark zurück und lässt sich samt Familie in der Elxenbacher Kunstmühle, einer ehemaligen Getreidemühle 20 Kilometer südöstlich von Graz nieder.[4]
Nach einer kurzfristigen Beschäftigung als Dramaturg am Grazer Schauspielhaus machte er sich selbständig und wurde zum freien Kulturarbeiter. Er beriet Regionen, Gemeinden, Organisationen sowohl in kulturpolitischen Belangen, betreute aber auch als Autor und Regisseur diverse Projekte. [5]
1990 wurde er Kulturmanager der Stadt Gleisdorf, wo er mit der Bevölkerung ein städtisches Leitbild entwickelt und mit kulturpolitischen Maßnahmen entscheidend zur "europäischen Solarhauptstadt" beiträgt. 1995 wurde er zum kulturpolitischen Berater der neugegründeten "Energieregion Weiz-Gleisdorf" bestellt, für die er - zusammen mit Bürgerinnen aus achtzehn Gemeinden - ebenfalls ein Leitbild erarbeitete und dessen Umsetzung belebte. Unter anderem erstellte er ein Konzept zur Durchführung einer Steirischen Landesausstellung, die im Jahre 2001 in der Region über die Bühne ging, die er mit aufbereitete und die er mit rund dreißig Kulturveranstaltungen künstlerisch begleitete. Mit dem Regionalentwicklungsverein "mOSTwärts, die sonnig-fruchtbaren Hügel östlich von Graz" gründete er in seinem unmittelbaren Lebensumfeld einen der ersten Regionalentwicklungsvereine des Landes, den er acht Jahre lang ehrenamtlich betreute, ehe die Gegend zu einer der ersten EU-Leader-Regionen der Steiermark wurde. [6]
Multimediales
Köhlmeier ist Verfechter eines "Kultur von unten - Kultur für alle"-Prinzips. Deshalb bezieht er auch immer wieder breite Schichten der Bevölkerung in große multimediale Inszenierungen ein, in denen Themen der Zeit behandelt werden. In der Zusammenarbeit von zahlreichen Amateuren mit einigen Profis inszeniert Köhlmeier eine Reihe von Produktionen, mit denen Teiche und Seen, Hügellandschaften und Bergwerke, Parkanlagen und Fabriksareale bespielt werden: "Mysteria", "Wasser-Glühen", "Feuer & Flamme", "End-Zeit". [7]
Für einige dieser Werke arbeitet Köhlmeier mit dem Komponisten Franz Cibulka zusammen, für den er auch Texte für symphonische Werke schreibt: "Aquarius", "Utopia", „Über Nacht -unter Tag“, "Lenz", "Wassermann". [8][9][10]
Auch mit dem österreichischen Blasmusikverband arbeitete Köhlmeier einige Jahre intensiv zusammen. Er beriet, hielt Seminare und Vorträge zum Thema „Musik szenisch aufbereiten“ und schrieb und erarbeitete mit mehreren Orchestern Programme, bei denen er vielfach auch als Schauspieler (öfters gemeinsam mit seiner Frau) beteiligt war.[11]
Kabarett und mehr
2003 beendete Köhlmeier seine kulturelle Beratertätigkeit in der Energieregion und widmete sich vermehrt wieder der klassischen Theaterarbeit. Einerseits begleitete er seine Frau, die Schauspielerin Gabriele Köhlmeier, bei den Inszenierungen ihrer selbst verfassten Programme. [12]Von kabarettistisch bis dramatisch. Von "faltenlos und knitterfrei" bis "sissi infernal", von "Datum abgelaufen, Ware in Ordnung" bis "Stabat Mater Furiosa". Bei einigen der Werke stand er mit ihr gemeinsam auf der Bühne. [13]Er erarbeitete und präsentierte seine eigenen Programme, unter anderem "Der alte Revoluzzer". [14]
Die wilden Alten
Mit 75 Jahren erstellt Köhlmeier ein Konzept, in dem er klar macht, dass das Wissen und Können, die Fähigkeiten und Fertigkeiten älterer Menschen viel zu wertvoll sind, um sie mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben brach liegen zu lassen. [15]Er gründet die Initiative "DIE WILDEN ALTEN, die kreative Eingreiftruppe zur Rettung der Welt", mit dem Ziel, vor allem die musisch-schöpferischen Qualitäten älterer Menschen auszubauen und zu nutzen, um sich gesellschaftspolitisch einzubringen und einzumischen.[16]
Zahlreiche Interessierte melden sich und es entsteht eine erste lokale Arbeitsgruppe im Raum zwischen Graz, Weiz und Feldbach, die eine Reihe von Aktivitäten startet. Ein Schwerpunkt der wilden Alten ist es, gerade in Zeiten von Krisen mit zur Stärkung der Demokratie beizutragen. [17]Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich ein Werk im Jahre 2025, aus Anlass der achtzigjährigen Befreiung von Krieg und Faschismus, NIE WIEDER nennt und vor Hass und Intoleranz warnt.[18] Dabei erzählen die Darstellerinnen (alles Kriegs- und unmittelbare Nachkriegsgeborene) in Szenen, Liedern, Bildern und Geschichten von ihren eigenen Erlebnissen und den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern.[19] Ein von den Besuchern begeistert aufgenommenes Programm gegen das Vergessen.
Autor
Köhlmeier ist auch als Schreibender aktiv und hat einige Bücher veröffentlicht und in Anthologien publiziert.[20] 1986 erhält er den Georg-Rendl-Literaturpreis der Arbeiterkammer Salzburg. Ein Jahr später denselben Preis unter dem Pseudonym Gabriele Vajdic (dem Namen seiner späteren Ehefrau). Unter diesem Pseudonym bekommt er auch ein Nachwuchsstaatsstipendium des Ministeriums für Unterricht und Kunst. 2022 gewann er den Literaturpreis der Stadt Feldbach.[21] Vor allem mit seinem in der Coronazeit gemeinsam mit seinen beiden Enkelkindern über große räumliche Distanz geschrieben Buch "Märchen aus Coronatagen" erregte er mediales Interesse über die Landesgrenzen hinaus.[22]
Privates
Otto Köhlmeier ist mit der Schauspielerin Gabriele Köhlmeier (geborene Vajdic) verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Im Jänner 2025 wurden Gabriele und Otto Köhlmeier von der Kleinen Zeitung zu den "Köpfen des Jahres" im Bereich der Kultur gekürt.[23]
Einzelnachweise
- ↑ IZA Sammlung. Abgerufen am 17. Mai 2025.
- ↑ herbst50: Das Jahr 1977 (der 10. Steirische Herbst) von Otto Köhlmeier. In: herbst50. 28. Juni 2017, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Otto Köhlmeier: Freies Theater: Inhalt. Form. Organisation. Am Beispiel der Gruppe "theaterarbeiterkollektiv". Books on Demand, 22. März 2022, ISBN 978-3-7562-7782-7 (https://books.google.at/books?id=9lplEAAAQBAJ&pg=PP1&dq=otto+k%C3%B6hlmeier+freies+theater&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&source=gb_mobile_search&sa=X&sqi=2&ved=2ahUKEwjTz9Dpn6iNAxXlnf0HHbxZLFgQ6AF6BAgKEAM#v=onepage&q=otto%20k%C3%B6hlmeier%20freies%20theater&f=false).
- ↑ die elxenbacher kunstmühle. Abgerufen am 17. Mai 2025.
- ↑ Otto Köhlmeier. In: VereinsWiki. (https://vereins.fandom.com/wiki/Otto_K%C3%B6hlmeier).
- ↑ Gespräch mit mOSTwärts-Gründer Otto Köhlmeier - Graz-Umgebung. 12. November 2017, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ MYSTERIA - ein fantastisches Hör- und Seherlebnis am Stadtplatz Mürzzuschlag - Klagenfurt. 1. Juli 2013, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Über Nacht unter Tage - Der Bergbau im Wandel der Zeit - Art of Cibulka. In: Art of Cibulka. (https://artofcibulka.com/music/ueber-nacht-unter-tage-der-bergbau-im-wandel-der-zeit/).
- ↑ Aquarius II für Saxophonorchester - Art of Cibulka. In: Art of Cibulka. (https://artofcibulka.com/music/aquarius-ii/).
- ↑ Eiszeit - Art of Cibulka. In: Art of Cibulka. (https://artofcibulka.com/music/eiszeit/).
- ↑ KELAG-BLASORCHESTER BRACHTE WOODSTOCK AUF DIE BÜHNE: DAS VILLACHER CONGRESS-CENTER BEBTE - Villach. 4. Dezember 2019, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Das Künstlerehepaar Gabriele und Otto Köhlmeier: 120 ... UND NOCH KEIN BISSCHEN LEISE - Klagenfurt. 29. August 2012, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Gleisdorf: Begeistertes Publikum bei Köhlmeier-Premiere. 29. Juni 2016, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Tieschen: Schauspieler Otto Köhlmeier ist "der alte Revoluzzer" - Südoststeiermark. 13. September 2022, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ oe1.orf.at: Wilde Alte retten die Welt | MO | 22 04 2024 | 7:53. Abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Weiz und Umgebung: Jetzt kommen die „Wilden Alten“! 12. Juni 2024, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Stadtportal der Landeshauptstadt Graz, Ulrike Lessing-Weihrauch: Grüße aus dem Unruhestand. Abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ DWA – Nie Wieder. Abgerufen am 17. Mai 2025 (de-de).
- ↑ oe1.orf.at: Die wilden Alten auf der Bühne | MI | 19 02 2025 | 7:53. Abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Für kleine wie für große Kinder: Der neue Roman von Otto Köhlmeier - Graz. 23. Juli 2023, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Feldbach: Otto Köhlmeier ist Feldbachs Literaturpreisträger - Südoststeiermark. 19. Oktober 2022, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Märchen aus Corona-Tagen - Grosseltern und Enkel - Freizeit - senioren-magazin-hamburg.de. Abgerufen am 17. Mai 2025.
- ↑ Köpfe des Jahres: Kulturschaffende vor den Vorhang! 19. Februar 2025, abgerufen am 17. Mai 2025 (deutsch).