Pfarre Waidhofen an der Thaya

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Die Stadtpfarrkirche von Waidhofen a. d. Thaya heute

Die Pfarre Waidhofen an der Thaya ist eine römisch-katholische Pfarre der Diözese St. Pölten und gehört zum Dekanat Waidhofen an der Thaya. Die Hauptkirche der Pfarre, die Zentrum der Pfarre ist die Pfarrkirche von Waidhofen an der Thaya, eine Marienkirche und der Heiligen Maria Himmelfahrt geweiht. Heute ist sie ein Barockjuwel und gilt als als bedeutendste spätbarocke Kirche des Waldviertels und als "Dom des Thayatals".

Geschichte der Pfarre

Schriftliche Nachrichten zur Pfarre Waidhofen an der Thaya gibt es erst seit Mitte des 13. Jahrhunderts. Als Errichtungsjahr wird 1131 überliefert, doch gibt es dazu keine historisch zuverlässigen Beleg. 1245 wird urkundlich erstmals Bertholdus als "Leutpfarrer" ("plebanus") der Pfarre Waidhofen genannt.[1]

Es wird vermutet, dass sich die Pfarre parallel zu der Stadt Waidhofen entwickelt hat. Diese, urkundlich erstmals 1171 genannt, wurde wahrscheinlich von der Grafenfamilie von Pernegg angelegt, der daher auch die Stiftung der Pfarre zugeschrieben wird. Nach diese Familie um 1220 in "männlicher Linie" ausgestorben war, kamen die Stadt und wohl auch die Pfarre Waidhofen an die Landesfürsten des Herzogtums Österreich.

1365 wurde die Pfarre Waidhofen im Tausch für das Patronatsrecht über die Pfarre St. Stephan zu Wien dem Hochstift Passau überlassen. Bereits 1380 kam sie aber wieder an den Landesfürsten des Herzogtums Österreich. Ihr damaliges Pfarrgebiet umfasste zu dieser Zeit die spätere Pfarre Buchbach mit Sarning und Griesbach sowie die Pfarre Georgenberg (später Speisendorf). Vestenötting, Kleineberharts und Nonndorf (bei Windigsteig) gehörten damals zu anderen Pfarren.[1]

Während der Reformation im 15. Jahrhundert wurde ein Großteil der Pfarrbevölkerung lutherisch. Da Waidhofen aber eine landesfürstliche Pfarre war, die damals den Herzögen von Österreich (Habsburgern) gehörte, behielt der Katholizismus die Oberhand.[1] Unter Kaiser Joseph II. († 1790) wurde Buchbach mit Sarning und Griesbach aus dem Pfarrsprengel von Waidhofen gelöst und zur eigenen Pfarre erhoben. 1874 wurde der Pfarrsprengel dann durch den Ort Vestenötting vergrößert, später wurden Kleineberharts (1960) und Nonndorf (1971) auch Teil der Pfarre Waidhofen.[2]

Die Pfarrkirche

Der Bau der heutigen Pfarrkirche

Eingang in die Marienkapelle

Zentrum der Pfarre Waidhofen an der Thaya ist die Stadtpfarrkirche in Waidhofen, die der Heiligen Maria Himmelfahrt geweiht ist. Sie wurde wurde auf der höchsten Stelle des Stadtgebietes (510 m Seehöhe) in der Altstadt erbaut.[3] Ursprünglich war sie eine gotische Kirche, die im Zusammenhang mit der Rekatholisierung der Gegenreformation Anfang des 17. Jahrhunderts durch einen barocken Neubau (Bauzeit ca. 1713-1723) ersetzt wurde.[1] Das neue Kirchenschiff wurde über die frühere gotische Pfarrkirche gebaut und der heute noch vorhandene Kirchturm (54 m Höhe) angebaut. Nach der Fertigstellung der neuen Außenmauern wurde die alte Kirche 1721 niedergerissen.[3] Die neue Kirche wurde am 15. August 1723 durch den Passauer Weihbischof Johann Raimund Graf Lamberg geweiht, der auch Pfarrherr zu Tulln war.[4]

Das Bauwerk

Gotisches Relief der 14 Nothelfer, Teil eines Seitenaltars

Die Außenwände der Kirche sind fast schmucklos. Innen ist die Kirche dagegen eine prunkvoll ausgestattete Saalkirche.[2] Die Kuppel des Kirchturms war das Werk eines namentlich nicht bekannten Kupferschmieds aus Zlabings in Mähren. Sie wurde nach dem Brand im Jahr 1873 durch einen spitzen Turmhelm ersetzt. In der Außenmauer des Kirchturms sind bis heute einige Nischen mit Heiligenfiguren: ein Heiliger Florian, eine Maria Immaculata und ein Heiliger Leopold.[5] An der Südseite der Pfarrkirche befindet sich die Marienkapelle. Sie ersetzt die frühere Magdalenenkapelle, die bis zur ihrem Abbruch weit in den Kirchplatz hineinreichte. An ihrer Stelle ließen 1678 der Handelsmann Christoph Peißer von Wertenau, ein Ratsbürger der Stadt Waidhofen, und seine Ehefrau Brigitta Sophia auf eigene Kosten eine neue Kapelle erbauen und der Muttergottes weihen. Als Folge des Neubaus der Kirche wurde diese Kapelle 1717 abgerissen. 1719 wurde nun an dieser Stelle eine neue Marienkapelle erbaut und als Seitenkapelle in den Kirchenneubau integriert. Die gotische Madonna aus der ersten Marienkapelle, geschaffen um 1420-1450, befindet sich heute in einer verglasten Nische.[6] Beim Eingang in diese Seitenkapelle sind zwei Heiligenfiguren aus Sandstein, geschaffen um 1735, aufgestellt: ein Heiliger Sebastian und ein Heiliger Donat. [7]

Der Hochaltar und die Kanzel waren zum Zeitpunkt der Weihe bereits vorhanden, die Seitenaltäre wurden bis 1728 fertiggestellt, die prachtvolle Orgel mit vielen aufgesetzten Figuren wurde 1727-1729 gefertigt. Die Deckenfresken sind aus dem Jahr 1764.[4] Da die Kirchenglocken in beiden Weltkriegen als Rohstoff für die Waffenproduktion eingeschmolzen wurden, mussten 1947 und 1948 neue Kirchenglocken gekauft werden. Die Kirche wurde seit ihrer Fertigstellung schon mehrmals restauriert.[8]

Der Friedhof um die Pfarrkirche

Bis 1724 befand sich um die Kirche der alte Friedhof. Von ihm sind noch einige Grabsteine erhalten, die sich heute an der noch erhaltenen Stadtmauer westlich der Kirche befinden.[7]

Der Pfarrhof

1973 wurde nördlich der Kirche ein neuer Pfarrhof erbaut. Zuvor befand sich hier ein "Pfarrhofgehöft", von dem noch ein Turm erhalten ist.[3]

Das (ehemalige) Kapuzinerkloster in Waidhofen an der Thaya

1646 wurde zur Förderung der Gegenreformation in Waidhofen ein Kapuzinerkloster gegründet. Dieses befand sich im Bereich der späteren Parkgasse / Schadekgasse / Bahnhofstraße, der spätere Stadtpark war der Kloster Garten.[1]

Es wurde 1784 als Folge der Kirchenreformation unter Kaiser Joseph II. aufgehoben.[2]

Personen mit Bezug zur Pfarre Waidhofen an der Thaya

  • Matthias Fölser (Fölsner, Felser) († vermutlich im August 1723), gebürtig aus Eisgarn, Maurermeister in Waidhofen an der Thaya, war für die Planung und den Bau der barocken Stadtpfarrkirche zuständig[9]. Er starb Tage, bevor die Pfarrkirche geweiht wurde, und wurde in dieser einige Tage vor ihrer Weihe beigesetzt. An seine Begräbnisstätte erinnert ein dezentes Kreuz in einer Bodenplatte zwischen den hinteren Bankreihen im Hauptschiff.[4]
  • Karl Graf von Lamberg und Sprinzenstein, Besitzer der Herrschaft Waidhofen an der Thaya, finanzierte gemeinsam mit Leopold Graf von Kuefstein, dem damaligen Patronatsinspektor den Hochaltar der Kirche. An beide erinnern die Statuen des Heiligen Leopold und des Heiligen Karl Borromäus, die dort aufgestellt sind.[10]

Pfarrer der Stadtpfarre Waidhofen an der Thaya

  • Heinrich Leopold Rieß († 1707), Stadtpfarrer zu Waidhofen an der Thaya, er besaß ein enormes Vermögen, dessen Herkunft bisher nicht geklärt ist und bestimmte die Pfarre Waidhofen zu seiner Universalerbin, mit dieser Erbschaft konnte der Umbau der Kirche "zum Dom des Thayatales" finanziert werden.[9]
  • Johann Ernst von Jamagne, Stadtpfarrer der Pfarre Waidhofen an der Thaya zurzeit des barocken Kirchenbaus[5]

Literatur

  • Josef Rennhofer (Hrsg.): Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, Eigenverlag der Pfarre, Waidhofen an der Thaya, 2013

Weblinks

 Stadtpfarrkirche Waidhofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 3
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 4
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, Website der Stadt Waidhofen, abgerufen am 30. Mai 2024
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 7
  5. 5,0 5,1 vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 6
  6. vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 20
  7. 7,0 7,1 vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 21
  8. vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 8
  9. 9,0 9,1 vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 5
  10. vgl. Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Thaya, 2013, S. 8f.

Anmerkungen


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