Rebstecken
Ein Rebstecken (auch: Rebpfahl oder Weinpfahl oder Rebstange[2]) ist ein unten zugespitzter Holzstab, der den rankenden Trieben der Weinrebe beim jährlichen Wachstum Halt gibt[3][4] und Teil der Reberziehung ist. Auf der Schweizer Seite des Rheintals wird er auch als Stickel bezeichnet.[5] Nicht zu verwechseln ist er mit einem Rebstock, der die Pflanze selbst bezeichnet.
Sinnbildlich ist es auch eine Bezeichnung für einen magere Menschen.[4]
Rebsteckenmacher
Rebsteckenmacher waren in der Regel Bauern, die diese Tätigkeit im Nebenerwerb durchführten.[6][7] Mit der Verschlechterung des Klimas im 17. Jahrhundert (Kleinen Eiszeit) sank auch der Bedarf an Rebstecken, da die Weinanbaugebiete in weniger günstigen Lagen zurückgingen und auch der Verkauf sowie als Folge des Dreißigjährigen Krieges Krieges es zu Verwüstungen von Weinbergen kam und in bestimmten Gebieten zur Ermordung oder zum Verhungern von etwa 2/3 der Bevölkerung. Damit hatten auch die Bauern geringere Erwerbsmöglichkeiten.
Im Bodenseeraum wurden Rebstecken z. B. in Vorarlberg und der Ostschweiz gewonnen und in den süddeutschen Raum – vor allem über den Bodensee verschifft. Es waren dies jährlich im Durchschnitt etwa 2,5 bis fünf Millionen Rebstecken.[8][9]
Verwendung
Rebstecken wurden und werden zum Aufbinden der Triebe der Rebstöcke verwendet und haben in etwa eine Länge von bis zu 2,30 Meter (sieben Fuß, auch „Schuh“]] und einen Durchmesser von 5 cm.[7][8][9] Die Funktion und der Zustand der Rebstecken wurde bzw. wird zumindest einmal im Jahr geprüft.
Wird jeder Rebstock mit einem Rebstecken versehen, liegt eine Stockkultur (Pfahlkultur) vor, die jedoch inzwischen in der Praxis weitgehend abgelöst wurde. Dienen Stangen oder Pfähle etc. zur Unterstützung von Drahtgeflechten (Spalier), wird dies als Stickelerziehung bezeichnet und der Rebstecken als Stickel.[10] Die Begrifflichkeit ist jedoch nicht genau festgelegt. Bereits im der Römerzeit wurden mit vier senkrechten Rebstecken und darauf aufliegenden waagrechten Stecken „Kammern“ gebildet, die das Wachstum der Weinreben förderten.
Herstellung
Rebstecken wurden bevorzugt aus Kiefer, Edelkastanie, Buche oder Eiche hergestellt, vielfach aber auch aus der billigen und schnellwachsenden Tanne, die aber weniger lange haltbar war.[9]
Rebstecken hatten den Vorteil, dass sie auch in steilen Hanglagen aus jungen Bäumen gefertigt werden konnten (Stangenwälder), in denen sonst eine Waldbewirtschaftung zu früheren Zeiten nicht möglich war. Teilweise wurden Rebstecken auch aus recht kurzen Teilen von Baumstämmen (Müsel) abgespalten, die sonst nur als Brennholz gedient hätten.
Da Rebstecken bei der Weinerzeugung ein wesentlicher Kostenfaktor waren, wurden Einsparungsmöglichkeiten gesucht. So wurde z. B. empfohlen, einen Rebstecken in die Mitte von vier Pflanzen zu setzen und diese dann an diesem einen Rebstecken bogenförmig hochwachsen zu lassen.[11]
Einzelnachweise
- ↑ Gemäß dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm wurde Rebenstecken auch im Sinne von Rebstock verwendet.
- ↑ Gemäß dem Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm wird Rebstange im Sinne von Rebstecken verwendet.
- ↑ Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Suchwort: Der Stecken.
- ↑ 4,0 4,1 [https://www.dwds.de/wb/dwb/rebstecken Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Suchwort: Rebstecken, Webseite: dwds.de, abgerufen am 6. Oktober 2025. Von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm wird der rebstecken ausschließlich für den Bereich Weinbau genannt, während Stickel (siehe unten) eine weitere Bedeutung hat.
- ↑ Fund der Woche: Weinbau im Rheintal vom 10. August 2017 abgerufen am 14. Oktober 2025
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 153.
- ↑ 7,0 7,1 Rebsteckenmacher in Sulzberg - von Konrad Blank, Webseite: sulzberg.at vom 7. Februar 2023.
- ↑ 8,0 8,1 [1], Webseite: download.burgenverein-untervaz.ch, abgerufen am 6. Oktober 2025.
- ↑ 9,0 9,1 9,2 R. Johanna Regnath, Regina Ostermann: Edelkastanie und Rebkultur - eine Spurensuche in der Ortenau, Webseite: regionalia.blb-karlsruhe.de, abgerufen am 6. Oktober 2025.
- ↑ Im Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache wird für Stickel als Herkunft der süddeutsch, schweizerisch Raum genannt und als „Stange, Pfahl als Stütze für Pflanzen, besonders junge Bäume“ beschrieben. Also grundsätzlich einen Wuchshilfe.
- ↑ Josef Werner: Rebenerziehung in alter Zeit, Webseite: museumdurbach.de, 2009.