Richard Witzmann

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Richard Witzmann (* 2. Juni 1953 in Tirol) ist ein Gitarrenbauer sowie Streich- und Saiteninstrumente-Erzeuger. Er betreibt eine eigene Saitenmanufaktur.

Werdegang

Kurz nach seiner Geburt zogen seine Eltern nach Wien, wo der Vater als Spengler arbeitete, die Mutter als Hausfrau. Nach regulärer Schulbildung absolvierte Richard Witzmann zunächst eine Ausbildung als Tischler, die ihm in seinem späteren Beruf als Instrumentenerzeuger zugutekam. Zunächst machte er eine Lehre im ersten Wiener Gemeinde-Bezirk beim Geigenbaumeister und damaligen Bundesinnungsmeister Gerhard Neubauer senior. (nicht verwandt mit dem Gitarrenbaumeister Andreas Neubauer). In Neubauers Werkstätte kam es zu einem ersten Kontakt mit Josef Wesely (* 9. April 1904 in Wien) der noch im hohen Alter ein Spezialist für Kontragitarren war.[1]

Richard Witzmann führte drei Jahre lang Neubauers Geschäft und wurde später sein Nachfolger. Seit 1982 betreibt er das Unternehmen. Traditionell war das Geschäft vom jeweiligen Vorgänger dem Nachfolger zusammen mit handwerklichem Know-How und dem dazugehörigen Wissen übergeben worden. Richard Witzmann gilt in der Wiener Gitarrenbauer-Szene als einer der letzten, die traditionell in einem Meisterbetrieb ausgebildet wurden.

Arbeit

Die Firma Witzmann geht auf ein im Jahre 1886 von Ludwig Reisinger gegründete Geschäft zurück, das in der Wiener Seidengasse angesiedelt war. Witzmann übernahm die Werkstätte von Josef Wesely, der bei Ludwig Reisinger als Geselle gearbeitet hatte. Reisinger (1863–1943), nach Stefan Hackls Buch Die Gitarre in Österreich/Von Abate bis Zykan einer der Wiener Gitarrenbauer[2] des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, war ein Schüler von Johann Georg Stauffer. Mit bis zu acht Mitarbeitern erzeugte die Firma Reisinger Zupf- und Streichinstrumente sowie die Saiten dafür. Von der Seidengasse übersiedelte das Unternehmen in die Wiener Schottenfeldgasse, und noch vor dem Zweiten Weltkrieg in die Westbahnstraße. Der Verkaufsraum des Geschäfts ist noch mit den alten Vitrinen bestückt, in der Werkstatt steht Reisingers alte, noch funktionierende Saitenspinn-Maschine.

Zwei Drittel von Richard Witzmanns Aktivitäten betreffen den Handel mit Gitarren und anderen Instrumenten. Der andere Teil ist dem Bau und der Reparatur von Instrumenten gewidmet. Witzmann stellt ausschließlich akustische Instrumente her; er gilt als Hersteller der echten Wiener Kontragitarre (Schrammelgitarre).[3] Dazu stellt er für eine Stammkundschaft individuelle Zithern und andere akustische Zupf- und Streichinstrumente her und betreibt eine eigene Saitenmanufaktur, in der (Stand 1999) jährlich 12.000 Saiten produziert und nach Deutschland, Holland und Kanada exportiert werden.[1][4]

Endorser

Für den Wienerlied-Sänger Roland Neuwirth baute Richard Witzmann eine Wiener Kontragitarre mit elektrischen Tonabnehmern.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Alexander Glück: Richard Witzmann betreibt Wiens älteste Saitenmanufaktur, ursprünglich erschienen in der Wiener Zeitung am 29. Jänner 1999 abgerufen am 2. Juni 2025.
  2. Stefan Hackl: Die Gitarre in Österreich/Von Abate Costa bis Zykan. StudienVerlag, 2012, ISBN 978-3-7065-5706-1, S. 168ff.
  3. Stefan Hackl: Die Kontragitarre in der Tiroler Volksmusik, auf: www.gitarre-archiv.at (Archivlink), nach: G’sungen und G’spielt, Tiroler Volksmusikverein, H. 121, 2008.
  4. Alexander Glück: Wiener Zeitgenossen/Elf Portraits bemerkenswerter Leute aus Handwerk, Technik und Alltag/1998–2000. Verlag für Bibliotheken, 2019, ISBN 978-3-7347-5086-1, Kapitel 5/Richard Witzmann.