Franz Schafferer

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Franz Schafferer (* 14. Jänner 1869 in Gschnitz in Tirol, † November 1936 in Pozuzo (Peru)) war ein österreichischer römisch-katholischer Priester und Seelsorger der Tiroler Kolonistengemeinde in Pozuzo, Peru.

Leben

Franz war der Sohn des Bauern Matthäus Schafferer („Erhartler“) und dessen Frau Gertraud Egger. Er wurde 1892 zum Priester geweiht und wurde im Juli 1892 als Kooperator nach Neustift im Stubaital entsandt.[1] Bereits im September 1892 wurde er als Studienpräfekt in das Vinzentinum (Brixen) in Südtirol versetzt.[2] 1894 wurde er auf Empfehlung von Dekan Albert von Hörmann nach Pozuzo entsandt, um dort als Nachfolger und Mitarbeiter des ersten Pfarrers und Mitbegründers der Kolonie, Joseph Egg, zu wirken.[3][4]

In Pozuzo erwarb sich Schafferer einen bleibenden Ruf nicht nur als Seelsorger, sondern auch durch seine praktischen Fähigkeiten. Er unterrichtete, arbeitete als Tischler, Schmied, Brückenbauer, betrieb Werkstätten mit Wasserkraft und unterstützte die Kolonisten auch in medizinischen Fragen.[5] Unter seiner Führung erlebte die Kolonie einen wichtigen Modernisierungsschub. 1899 wurde er Direktor einer Kokainfabrik, und 1901 gründete er die Genossenschaft „Mutuos Auxilios“, die den Handel und die Versorgung der abgelegenen Siedlung organisierte.

Die Kolonie erlitt jedoch auch Rückschläge, darunter den Konkurs der betreibenden Firma 1906, eine Malariaepidemie 1907–1909 und das Ende des Kautschukbooms um 1910. Trotz dieser Schwierigkeiten blieb Schafferer eine zentrale Figur für das Überleben und die Entwicklung der Siedlung. In der Zeit des ersten Weltkrieg gab es auch wenig Kontakt mit Österreichern, da er keine Zeitungen und Briefe bekommen konnte.[6]

Am 27. Oktober 1924 reiste der Kaplan des St. Antoniushauses Hugo Ranzer als Nachfolger nach Pozuzo, um den kränkelnden P. Schafferer zu unterstützen.[7] Schafferer war 1925 auf Heimaturlaub in Tirol, kehrte aber wieder nach Pozuzo zurück, wo er bis zu seinem Tod Ende November 1936 als Priester ohne missionarische Aufgaben wirkte.[8][9] Sein Wirken trug maßgeblich dazu bei, dass Pozuzo trotz widriger Umstände zu einer beständigen und funktionierenden Kolonie wurde.

1932 feierte er sein 40-Jähriges Priesterjubiläum.[10]

Die Geschichte von Franz Schafferer ist eng mit der Tiroler Auswanderung von 1857 verbunden, als rund 180 Tiroler und 120 Rheinländer unter Führung von Joseph Egg nach Peru auswanderten und nach einer zweijährigen, entbehrungsreichen Reise am 25. Juli 1859 die Kolonie Pozuzo gründeten. Dieser Tag wird bis heute als „Kolonistentag“ gefeiert und erinnert an die herausragenden Leistungen dieser Pioniere.

Würdigungen

  • 2022 wurde in Pozuzo ein neuer 3 km langer Wanderweg nach Franz Schafferer "Sendero Franz Schafferer" benannt. Zumal Pozuzo außer von der Landwirtschaft vor allem vom Tourismus lebt, hat der neue Themenweg für die Bevölkerung hohe Bedeutung. An der Finanzierung beteiligten sich die Österreichische Botschaft, der Freundeskreis und die Gemeinde selbst. Der rund 3,5 Kilometer lange Wanderweg Zeigt die Vielfältigkeit der Natur und zahlreiche Einblicke in die Landwirtschaft", mit neun Stationen und Infotafeln. So passieren Wanderer eine Kaffee- und Kakaoplantage, eine Aussichtsplattform, einen Wasserfall, das Wegkreuz "Cruz pata", die Franz-Schafferer-Höhle und schließlich das bereits 1853 erbaute Kirchlein San Salvador.[11][12][13]
  • 1933 wurde das "Mueso Schafferer" durch die aus der Familie Schafferer stammende Theresia Reichl gegründet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diözese Brixen. In: Neuigkeits-Welt-Blatt / Neuigkeits-Welt-Blatt (Provinz-Ausgabe/Land-Ausgabe), 23. Juli 1892, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  2. Diözese Brixen. In: Neuigkeits-Welt-Blatt / Neuigkeits-Welt-Blatt (Provinz-Ausgabe/Land-Ausgabe), 14. September 1893, S. 33 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  3. Die Tiroler Kolonie am Pazuzo im Inneren Peru´s. In: Innsbrucker Nachrichten, 30. Mai 1894, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  4. Götzis. In: Vorarlberger Volksblatt, 24. Juli 1894, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vvb
  5. Der schwarze Kurzarbeiter. In: Arbeiter-Zeitung, 21. Jänner 1923, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  6. Schwarzach. In: Vorarlberger Volksblatt, 7. Dezember 1919, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vvb
  7. Kirchliche Nachrichten. In: Salzburger Kirchenblatt / Salzburger Kirchenblatt. Neue Folge / Katholische Kirchenzeitung vormals („)Salzburger Kirchenblatt(“) / Klerus-Blatt vormals Katholische Kirchenzeitung, 2. Oktober 1924, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/skb
  8. Besuch aus Amerika. In: Innsbrucker Nachrichten, 2. Juli 1925, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  9. Kirchliches. In: Allgemeiner Tiroler Anzeiger / Tiroler Anzeiger / Tiroler Anzeiger. Mit der Beilage: „Die Deutsche Familie“ Monatsschrift mit Bildern / Tiroler Anzeiger. Mit den illustrierten Beilagen: „Der Welt-Guck“ und „Unser Blatt“ / Tiroler Anzeiger. Mit der Abendausgabe: „IZ-Innsbrucker Zeitung“ und der illustrierten Wochenbeilage: „Weltguck“ / Tiroler Anzeiger. Tagblatt mit der illustrierten Wochenbeilage Weltguck, 29. Jänner 1937, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tan
  10. Priesterjubiläen des Jahres 1932. In: Allgemeiner Tiroler Anzeiger / Tiroler Anzeiger / Tiroler Anzeiger. Mit der Beilage: „Die Deutsche Familie“ Monatsschrift mit Bildern / Tiroler Anzeiger. Mit den illustrierten Beilagen: „Der Welt-Guck“ und „Unser Blatt“ / Tiroler Anzeiger. Mit der Abendausgabe: „IZ-Innsbrucker Zeitung“ und der illustrierten Wochenbeilage: „Weltguck“ / Tiroler Anzeiger. Tagblatt mit der illustrierten Wochenbeilage Weltguck, 16. Jänner 1932, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tan
  11. Pozuzo. In: https://www.bmeia.gv.at/. Österreichische Botschaft Lima, abgerufen am 3. August 2025 (deutsch).
  12. Wanderweg in Peru erinnert an Tiroler Auswandererpriester. In: https://www.dibk.at/. Diözese Innbsbruck, 27. Juni 2022, abgerufen am 3. August 2025 (deutsch).
  13. Tamara Kainz: "Die bisher coolste Zeit meines Lebens!" 10. August 2022, abgerufen am 3. August 2025.