Severin Reinharter

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Porträt von Franz Reinharter, Kapuzinerpater Severin

Severin (Franz) Reinharter OFMCap (* 3. August 1899 in Neunkirchen, Niederösterreich; † 13. November 1966 in Wildbad Einöd, Steiermark) war Kapuzinerpater.

Leben

Geboren wurde Franz Reinharter am 3. August 1899 in Neunkirchen. Sein Vater war Johann Reinharter, geboren 1852 in Kranichberg, Arbeiter in der Rohrbacher Spinnerei bei Neunkirchen, gestorben im November 1923. Seine Mutter Katharina, Mädchenname Schölbauer, ist 1866 in Groß-Pöchlarn geboren. 1887 wurden sie in Leobersdorf getraut.

Seine Geschwisterwaren Katharina (sie starb als Kind), Otto (1897-1918, er wollte Priester werden, war kränklich), Hans (Kontrollor und Betriebsrat in einer Schraubenfabrik, starb mit 36 Jahren), Sebastian (von Beruf Vertreter, starb mit 61 Jahren), Josef (Portier in den Wiener Neustädter Flugzeugwerke, starb mit 66 Jahren in Murau) und Karl (landwirtschaftlicher Arbeiter, lebte im Jahr 1966 im Altersheim in Gloggnitz)

Die Mutter starb früh und Franz kam mit vier Jahren mit seinem Bruder in ein Waisenhaus in Gloggnitz, später nach Volders und Graz. Mit 18 Jahren, im Jahr 1917, wurde er nicht zum Militär eingezogen, sondern konnte ins Noviziat im Kapuzinerkloster Schwanberg eintreten. Im Jahr 1921 legte er dort die Profess ab und wurde Mitglied des Kapuzinerordens.

Im Jahr 1924 erfolgte die Priesterweihe in Klagenfurt. Nach dem Tod seines Vaters brach er die Verbindung zu seinen Geschwistern mit einer Ausnahme völlig ab. 1925 wurde er für kurze Zeit ins Kapuzinerkloster nach Murau geschickt, danach war er bis 1930 Lektor im Kapuzinerkloster Leibnitz, unterrichtete dort nach eigenen Angaben Deutsch, Kurzschrift, Geschichte und Geografie.

Man weiß, dass er in den Jahren 1927 bis 1929 während seiner Lektoratszeit in Leibnitz Kunstunterricht bei einer akademischen Malerin in Leibnitz nahm. Außer ein paar Relikten ist nichts davon übrig geblieben. Seine weiteren Einsätze in Kapuzinerklöstern waren 1931 im ersten Wiener Bezirk, 1935 Prediger und Aushelfer in Murau, 1936 Vikar in Linz und 1939, wo er als Guardian, Oberer des Kapuzinerkonvents in Murau aufscheint. Bis zu diesem Jahr galt für Pater Severin der Kapuzineralltag mit gemeinsamen Übungen, seelsorgerischen Diensten und Aushilfen.

Ab dem Jahr 1949 wandte er sich vermehrt der Heilkunde zu und wurde von vielen Menschen dazu aufgesucht. Unter seinen Mitbrüdern im Kapuzinerorden gab es Kritiker und Befürworter seines Wirkens. Lob und Dankbarkeit für seine Erfolge bei der Linderung verschiedener Leiden kamen von den Hilfesuchenden aus Nah und Fern. Noch 55 Jahre nach seinem Tod werden seine Originalverschreibungen in der Stiftsapotheke St. Lambrecht angefordert und von dort aus verschickt.

Er ist bekannt für seine Augendiagnose und die „Verschreibung“ von Kräutermischungen. Noch 55 Jahre später werden sie nachgefragt und nach der klassischen Arzneibuchvariante mit 70 %igem Alkohol hergestellt.

Seine naive, aber intuitive Weltanschauung machte das Zusammensein mit ihm schwierig. Auch weil er von manchen als „Kurpfuscher“ gesehen wird, musste er die Orte für seine „Sprechstunden“ öfter wechseln. Einige Zeit hielt er seine „Sprechstunden“ im Wohnzimmer des Apothekers Mag. pharm. Roland Krakovka in der Stiftsapotheke St. Lambrecht. Seine Broschüren und Teemischungen wurden von dort in alle Himmelsrichtungen verschickt. Das vermehrte Postaufkommen ist Anlass, das Postamt in St. Lambrecht auszubauen.

Der Apotheker ist es auch, der zwei Jahre nach dem Tod von Franz Reinharter die Marke „St. Severin“ am 20. November 1968 zum ersten Mal schützen und eintragen lässt.

Im Archiv der Stiftsapotheke St. Lambrecht, heute im Besitz der Gall & Reidlinger OHG[1], geführt von Mag. pharm. Dieter Gall, sind Arbeitsunterlagen und Originalrezepte von Pater Severin zu finden. Es sind kleine Briefchen mit dem Aufdruck „St. Severin“. Darin stecken dünne Zettelchen mit den Originalrezepten des Kapuzinerpaters. Noch 55 Jahre nach seinem Tod werden auch persönliche Teemischungen nach dem Originalrezept angefordert und verschickt.

Im Nachruf des Paters wird ein gedruckter Brief vom 7. März 1962 zitiert, den Pater Severin bei Bestellungen beigelegt hat:

„Ein Kapuziner, dem der liebe Gott ein wenig Erfahrung gegeben hat, wie man durch Verwendung seiner Heilkräuter helfen kann, möchte in bisschen Freude machen …. Der Schreiber ist ein alter Priester, dem es darum geht, Erkenntnisse, aus langer Erfahrung geschöpft, …. Der Schreiber möchte nämlich nicht, dass ihm der liebe Gott vor seinem Richterstuhl Vorwürfe macht, nicht auf die Kraft seiner Schöpfung aufmerksam gemacht zu haben. – In höchster Verehrung und die Bitte wiederholend verbleibt ....“

Beilage von Pater Severin

An anderer Stelle gibt es Vergleiche mit dem „Höllerhansl“ (Johann Reinbacher) (1866–1935).

Wildbad Einöd

Ab dem Jahr 1960 fand Pater Severin Obhut im Kurhaus „Wildbad Einöd“, das anfangs noch im Privatbesitz von Herrn Ottensamer war und 1965 von den Deutsch-Ordens-Schwestern aus Friesach gekauft wurde. Lange konnte er nicht im Kurhaus „Wildbad Einöd“ bleiben, zu groß war die Unterschiede zwischen den Deutsch-Ordens-Schwestern und dem Kapuzinerpater.

Die Schwestern fanden in der nahegelegenen Pension Leitner ein neues Quartier. Dort verbrachte Pater Severin die letzten 14 Monate seines Lebens. Er bewohnte eine kleine Schlafkammer, dort, wo später die Essensausgabe des Gasthauses entstand. Auf der anderen Seite des Ganges lag sein Arbeitszimmer. Ausgestattet mit einem Tisch, zwei Stühlen und einer Couch, hielt der Pater hier seine „Sprechstunden“ ab. Die Couch diente ihm zum Ruhen und Rasten nach dem Essen. Daran schloss das Schlafzimmer seiner Sekretärin, Frau Löffler M., an. Der Frühstücksraum der Pension war lange Zeit auch Wartezimmer. Die Miete für die Räume und die Verpflegung wurde pünktlich bezahlt und auch sonst war alles friedlich.

An manchen Donnerstagen reiste er noch ins Kloster nach Klagenfurt zum Mittagessen. „Seinen Mantel behält er an, seine Essgewohnheiten sind noch immer ungewöhnlich“, ist im Nachruf zu lesen. Er versuchte, seine Dankbarkeit und Unterwürfigkeit zu zeigen und war im Gespräch mit seinen Mitbrüdern zurückhaltend. Zu strahlen begann er, wenn er über seine Sicht der Wissenschaft und Gottes sprach.

Auch in Klagenfurt empfing er seine „Patienten“. Von der Apotheke wurde dazu regelmäßig dreierlei Teepackungen mit Beipackzettel ans Kloster geschickt. Die Mitbrüder hörten oft Lob und Dankbarkeit für die Erfolge des „Paters“.

Irene Lehnert-Leitner, (* 1955), ehemalige Wirtin im Gasthof Leitner, erinnert sich:

„Ab 7 Uhr in der Früh kommen Leute an und warten auf die Sprechstunde bei Pater Severin. Meine Mutter führt sie ins Frühstückszimmer. Die aus allen Himmelsrichtungen Angereisten haben natürlich auch Hunger und Durst. Was mit Kaffee und belegtem Brot beginnt, wird bald zu einem Mittagessen. Der Platz reicht nicht mehr aus und mein Vater baut ein kleines Gastzimmer dazu.“ Der Gasthof Leitner ist geboren“

Irene Lehnert-Leitner

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Pater Severin verlangte für seinen Rat kein Geld, höchstens eine freiwillige Spende. Die Wirtin erinnert sich daran, dass die Leute sehr großzügig waren. Das Geld schob der Pater unter die Tischdecke im Arbeitszimmer. Am Abend war alles weggeräumt.

Im Oktober 1966 schrieb Pater Severin: „Ich bin nun 16 Jahre in diesem ununterbrochenen Trubel. Nur die Gottesliebe hält mich über Wasser. Ich hätte im Kloster ein ruhigeres Leben. Aber es sind ja Seine Brüder und Schwestern.“ Und der Dank vieler geheilter Menschen ist ein weiterer Lohn für seine Mühen.

Ende Oktober reiste er noch einmal zum Mittagessen ins Kloster nach Klagenfurt und zelebrierte am Allerheiligentag zum letzten Mal.

Sein Befinden verschlechterte sich täglich. Von wochenlangem Erbrechen, einem offenen Fuß und Schlaflosigkeit gezeichnet, nickte er tagsüber in seinem Lehnstuhl ein. Niemand traute sich, Hilfe zu holen. Seine panische Angst: „Auf keinen Fall ins Kloster! – Nicht ins Krankenhaus!“ ist bekannt, so steht es im Nachruf zu lesen. Heute weiß man, dass er an Herzwassersucht erkrankt war.

Er trank Tee nach eigenem Rezept, ließ sich vom Arzt den Blutdruck messen und schwieg über, wie es ihm wirklich geht.

Am Sonntag, dem 13. November 1966, starb Pater Severin in seinem bescheiden eingerichteten Zimmer im Gasthof Leitner in Wildbad Einöd. Die Suppe, die ihm die Wirtin zu Mittag bringen wollte, lehnte er ab. „Lasst mich!“ waren seine letzten Worte. Um 13.20 Uhr fand der herbeigerufene Arzt Franz Reinharter bewusstlos vor und verständigte das Kapuzinerkloster in Klagenfurt. Zwei Mitbrüder brachen vor dort um 14 Uhr zur letzten Salbung auf, aber Pater Severin war bereits gestorben. Der Ortspfarrer spendete eine dreiviertel Stunde später dem Verstorbenen die Salbung.

Begraben wurde Pater Severin, mit bürgerlichem Namen Franz Reinharter, am 16. November 1966 in Klagenfurt im Familiengrab des Konvents.

Lebenswerk

Sein Lebenswerk, die „medizinischen Bücher“, mehr als 3.000 Seiten, sind seit seinem Tod unter Verschluss. Diese soll er an zwei junge Ärzte übergeben haben, in der Hoffnung, sie würden in ihrer Arbeit auf eine „organische Naturbehandlung“ übergehen. Eine Veröffentlichung daraus ist nicht bekannt.

Es sollen mit der Schreibmaschine geschriebene Werke sein, in Leinen gebunden, kaum gegliedert, ohne Quellenangaben oder Literaturverzeichnis, aber mit ausführlicher Inhaltsangabe.

  • Das Rotblut und seine Bedeutung (240 Seiten)
  • Das Weiß- und Lymphblut und seine Bedeutung (280 Seiten)
  • Lehrbuch der Symptomatik (1.120 Seiten)
  • Die Thermostabilen, Theorie (700 Seiten)
  • Die Heilung der durch den Überschuss oder Mangel der Thermostabilen erzeugten Krankheiten (680 Seiten)

Von Gesprächen mit einem der Ärzte über Diätik und Heilkräuteranwendung wird ebenfalls berichtet.

Literarisches Werk

Pater Severins literarisches Wirken ist umfassend und vielfältig. Manches wurde gedruckt, manches nicht.

Mit der Ordensspiritualität befasst er sich nach dem Krieg und verfasst ein Lehrbuch der katholischen Mystik, 640 Seiten in Leinen gebunden, mit der Schreibmaschine geschrieben: „Inhalt: Die Vorbereitung zur mystischen Schau – die Mystische Schau im Erfolg"

Kritik aus den eigenen Reihen: zusammengestellt aus anderen Büchern, die nicht genannt sind. Originalität ist nicht anzutreffen, vielleicht auch nicht angestrebt. Neuerer Psychologie und Theologie wird keine Beachtung geschenkt. Ganz unzureichend ist die Sprache.“ (Zitat aus dem Nachruf von 1966)

Zu Hochzeiten und Primizen verfasst er Gedichte. Sein Theaterstück „St. Elisabeth“ wird von den Studenten des Lorenzheimes auch aufgeführt. Predigten erscheinen im „Prediger und Katechet“, Erzählungen werden in Zeitungen veröffentlicht. Der „Roggenbauer“ ist im Josefskalender nachzulesen.

Seine ungedruckten Romane sind

  • St. Hermenegild, historischer Roman
  • Das Mädchen aus Steyr – aus unserer Klostergründung in Steyr
  • Nachts, wenn es geistert, Liebesgeschichte
  • Atomatikum, Zukunftsroman für das Jahr 2000
  • Blut zu Blut, Kinderverwechslung

Zu seinen größeren Erzählungen gehören viele Novellen aus den Missionsländern Sumatra, Java und Celebes. Die Werke rund um den „Wettstreit zwischen den Eingeborenen und der Kolonialmacht“ werden vom niederländischen Botschafter und von St. Gabriel abgelehnt. Der Verfasser bleibt jedoch hartnäckig und versucht es sogar unter dem Pseudonym Volkmar Aiserth.

Pater Severins Apologetische Schriften (das sind Verteidigungs-, Rechtfertigungsschriften) sind

  • Das Alter der Menschheit im Lichte des katholischen Glaubens
  • Steinzeitmensch im Lichte des Glaubens
  • Die Wertung der fossilen Menschenfunde
  • Die Sintflut anthropologisch gesehen

Im Verlag Leon in Klagenfurt werden 1961 folgende Broschüren gedruckt:

  • Heile deinen Krebs, 20 Seiten
  • Du bist tuberkulos?, 29 Seiten
  • Das Menschenhaar, eine Zweckschöpfung, 26 Seiten
  • Zuckerkrank? 23 Seiten
  • Wie? Asthma bronchiale? 29 Seiten

Im Bibliotheksschatz der Kapuzinerklöster liegen Skripten vor zu den Themen:

  • Wie? Ein grüner Star?
  • Du leidest an Spondylose? An Arthrose?
  • Du bist geschlechtlich unterentspannt?
  • Warum nicht ein Kindersegen?

Weniger bekannt ist, dass Pater Severin – wahrscheinlich für das Heilige Jahr 1950 (anlässlich der Verkündigung des Dogmas der „Leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel“) – eine Marienmesse mit kleiner Orchesterbegleitung komponiert hat. Die Aufführung wurde allerdings von „Neidern und Querulanten“ verhindert.

Quellen

Einzelnachweise

  1. GALL PHARMA AUSTRIA. Abgerufen am 21. Juni 2023.