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[[File:Kobersdorf-ehemalige-Synagoge-nah-(041006).gif|mini|Die Synagoge Kobersdorf um die ein Rechtsstreit entbrannt ist.]] | [[File:Kobersdorf-ehemalige-Synagoge-nah-(041006).gif|mini|Die Synagoge Kobersdorf um die ein Rechtsstreit entbrannt ist.]] | ||
[[File:Oberwart Ehem Synagoge.jpg|mini|Die ehemalige Synagoge in Oberwart beherbergt heute die Zentralmusikschule.]] | [[File:Oberwart Ehem Synagoge.jpg|mini|Die ehemalige Synagoge in Oberwart beherbergt heute die Zentralmusikschule.]] | ||
=== Situation in den Gemeinden === | |||
Nach dem Krieg sind nur ganz wenige Überlebende des Holocausts in ihre alte Heimat zurückgekehrt. So gibt es heute im ganzen Burgenland nicht mehr als ein Dutzend Menschen jüdischen Glaubens. An die einst blühenden Gemeinden erinnern nur mehr verlassene Friedhöfe und Synagogen, sofern sie die Zeit des Nationalsozialismus überstanden haben. Die burgenländischen Gemeinden, Privatinitiativen und die Israelitische Kultusgemeinde bemühten sich aus ihnen Orte der Erinnerung zu machen. | Nach dem Krieg sind nur ganz wenige Überlebende des Holocausts in ihre alte Heimat zurückgekehrt. So gibt es heute im ganzen Burgenland nicht mehr als ein Dutzend Menschen jüdischen Glaubens. An die einst blühenden Gemeinden erinnern nur mehr verlassene Friedhöfe und Synagogen, sofern sie die Zeit des Nationalsozialismus überstanden haben. Die burgenländischen Gemeinden, Privatinitiativen und die Israelitische Kultusgemeinde bemühten sich aus ihnen Orte der Erinnerung zu machen. | ||
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Nicht immer funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Interessensgruppen ohne Probleme. So befindet sich die Synagoge von Kobersdorf in einem baulich sehr schlechtem Zustand, weil der Besitzer des Gotteshaus, der Verein ''Vereines zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Synagoge Kobersdorf'', sich in einem Rechtsstreit mit der Kultusgemeinde befindet und daher alle Renovierungsmaßnahmen gestoppt wurden.<ref>[http://kurier.at/chronik/burgenland/burgenlands-einzige-synagoge-verfaellt/78.960.575 Burgenlands einzige Synagoge verfällt], Webseite kurier.at, abgerufen am 7. Februar 2015</ref> | Nicht immer funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Interessensgruppen ohne Probleme. So befindet sich die Synagoge von Kobersdorf in einem baulich sehr schlechtem Zustand, weil der Besitzer des Gotteshaus, der Verein ''Vereines zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Synagoge Kobersdorf'', sich in einem Rechtsstreit mit der Kultusgemeinde befindet und daher alle Renovierungsmaßnahmen gestoppt wurden.<ref>[http://kurier.at/chronik/burgenland/burgenlands-einzige-synagoge-verfaellt/78.960.575 Burgenlands einzige Synagoge verfällt], Webseite kurier.at, abgerufen am 7. Februar 2015</ref> | ||
=== Tobias Portschy === | |||
Für den ehemaligen Gauleiter des Burgenlandes, Tobias Portschy, hatte seine Hetze gegen [[w:Roma|Roma]] und Juden relativ harmlose Konsequenzen. Er wurde zwar zu 15 Jahren Kerker verurteilt, doch schon [[1951]] begnadigte ihn [[w:Bundespräsident|Bundespräsident]] [[w:Theodor Körner|Theodor Körner]] vorzeitig. Obwohl er nachweislich einigen Juden bei der Ausreise geholfen hatte<ref name="portschy mind">[http://www.volksbildungswerk.at/dokumente/22007mindler.pdf Tobias Portschy – Eine biographische Annäherung], Webseite www.volksbildungswerk.at, abgerufen am 7. Februar 2015</ref>, führten seine Aktivitäten schlussendlich zur Deportation Tausender Menschen, von denen die meisten in den Konzentrationslagern ums Leben kamen. Portschy dient auch als Symbolfigur für den problematischen Umgang Österreichs mit seiner eigenen Vergangenheit. So wurde ihm nicht nur die Strafe erlassen und die Doktorwürde ([[1958]]) zurückerstattet, es biederten sich ihm in den Folgejahren auch viele Politiker vom Bundeskanzler abwärts an. Er starb ohne Reue für seine Verbrechen empfunden zu haben unbehelligt [[1996]] in Rechnitz. Mit [[Ursula Mindler]] und Marcus Wagner setzten sich junge burgenländische Historiker kritisch mit der Person Tobias Portschy auseinander und zeichneten dabei auch ein Sittenbild des Umgangs Österreich mit seiner Vergangenheit.<ref name="portschy mind"></ref><ref>[http://othes.univie.ac.at/27418/1/2013-02-27_9305707.pdf Diplomarbeit Marcus Wagner - Tobias Portschy – Ein Leben für die völkischdeutschnationale Idee. Sozialisation und Reintegration eines ewig Gestrigen.], Webseite othes.univie.ac.at, abgerufen am 7. Februar 2015</ref> | Für den ehemaligen Gauleiter des Burgenlandes, Tobias Portschy, hatte seine Hetze gegen [[w:Roma|Roma]] und Juden relativ harmlose Konsequenzen. Er wurde zwar zu 15 Jahren Kerker verurteilt, doch schon [[1951]] begnadigte ihn [[w:Bundespräsident|Bundespräsident]] [[w:Theodor Körner|Theodor Körner]] vorzeitig. Obwohl er nachweislich einigen Juden bei der Ausreise geholfen hatte<ref name="portschy mind">[http://www.volksbildungswerk.at/dokumente/22007mindler.pdf Tobias Portschy – Eine biographische Annäherung], Webseite www.volksbildungswerk.at, abgerufen am 7. Februar 2015</ref>, führten seine Aktivitäten schlussendlich zur Deportation Tausender Menschen, von denen die meisten in den Konzentrationslagern ums Leben kamen. Portschy dient auch als Symbolfigur für den problematischen Umgang Österreichs mit seiner eigenen Vergangenheit. So wurde ihm nicht nur die Strafe erlassen und die Doktorwürde ([[1958]]) zurückerstattet, es biederten sich ihm in den Folgejahren auch viele Politiker vom Bundeskanzler abwärts an. Er starb ohne Reue für seine Verbrechen empfunden zu haben unbehelligt [[1996]] in Rechnitz. Mit [[Ursula Mindler]] und Marcus Wagner setzten sich junge burgenländische Historiker kritisch mit der Person Tobias Portschy auseinander und zeichneten dabei auch ein Sittenbild des Umgangs Österreich mit seiner Vergangenheit.<ref name="portschy mind"></ref><ref>[http://othes.univie.ac.at/27418/1/2013-02-27_9305707.pdf Diplomarbeit Marcus Wagner - Tobias Portschy – Ein Leben für die völkischdeutschnationale Idee. Sozialisation und Reintegration eines ewig Gestrigen.], Webseite othes.univie.ac.at, abgerufen am 7. Februar 2015</ref> | ||
=== Kirjat Mattersdorf === | |||
Der letzte Rabbiner von Mattersburg, [[Samuel Ehrenfeldt]], konnte 1938 mit seiner Familie nach [[w:New York|New York]] fliehen und gründete dort zur Erinnerung an die alte Heimat die Gemeinde "Kirjat Mattersdorf". 1958 kaufte er im Norden von [[w:Jerusalem|Jerusalem]] Land auf und legte damit den Grundstein für die ultraorthodoxe Gemeinde [[w:Kirjat Mattersdorf|Kirjat Mattersdorf]], deren Aufbau ab 1959 von seinem Sohn [[Akiva Ehrenfeld]] geleitet wurde. Damit konnte die Tradition der burgenländischen "Siebengemeinden" fortgesetzt werden und viele aus dem Burgenland vertriebene Juden fanden in Kirjat Mattersdorf eine neue Heimat mit ihren altvertrauten Lebensformen. | |||
1994 besuchte Bundespräsident [[w:Thomas Klestil|Thomas Klestil]] den Jerusalemer Stadtteil und lud Akiva Ehrenfeld in die [[w:Hofburg|Hofburg]] ein, den dieser ein Jahr später wahrnahm. | |||
== Persönlichkeiten == | == Persönlichkeiten == |