Propstei Sankt Gerold: Unterschied zwischen den Versionen

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== Der Hof von St. Gerold ==
== Der Hof von St. Gerold ==
Der Hof zu "Friesen", der spätere Hof von St. Gerold) gehörte als Grundherrschaft mit einem eigenen Personenverband und einem eigenen  
Der Hof zu "Friesen" (der spätere Hof von St. Gerold)<ref group="A">Die Bezeichnung Friesen oder Friesental findet sich bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts für das [[w:Große Walsertal|Große Walsertal]]. Bis 1340 war sie auch für die spätere Propstei Sankt Gerold üblich.</ref> gehörte als Grundherrschaft mit einem eigenen Personenverband und einem eigenen  
Niedergericht zur Grafschaft im Walgau (unter der Herrschaft der Grafen von Werdenberg) und später zur Herrschaft [[w:Blumenegg|Blumenegg]] unter den Freiherren von Brandis. Grund- und Gerichtsherr von St. Gerold war die Benediktinerabtei Einsiedeln (heute [[w:Schweiz|Schweiz]], [[w:Kanton Schwyz|Kanton Schwyz]], das seine Rechte vor Ort einen Propst ausübe ließ. Die Abtei kaufte 1648 vom Abt des Klosters Weingarten (heute [[w:Deutschland|Deutschland]], Bundesland Baden-Württemberg), zu dieser Zeit Landesherr von Blumenegg, dessen Hoheitsrechte über den Hof (mit Ausnahme der Hochgerichtsbarkeit), so wurde die Herrschaft St. Gerold als eigenständiges Reichslehen aus der Herrschaft Blumenegg herausgelöst, und erwarb 1718 auch den Blutbann. Sie war bis zur Säkularisierung im Jahr 1802 im Besitz des Hofes von St. Gerold, der eine eigenständige Reichsherrschaft war. Danach kam er, wie auch die Reichsherrschaft Blumenegg, an den Prinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, der beide Herrschaften am 23. September 1804 an das Kaiserreich Österreich verkaufte.<ref>vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Abgewandertes Kulturgut''. Das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold. In: ''Montfort''. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs 2012 / 1, S. 149</ref> Am 26. Dezember 1805 kam St. Gerold als Folge des "Friedens von Pressburg" an das Königreich Baiern<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst nach dem Wiener Kongress üblich, als sie durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt wurde.</ref>. Seit dem 8. Juli 1814 gehörte die Herrschaft mit dem Hof und der Propstei wieder dem Kaiserreich Österreich. Am 12. Dezember 1839 gelang dem Kloster Einsiedeln nach jahrzehntelangen Bemühungen der Rückkauf der Propstei (inklusive der dazugehörigen Güter).<ref name ="Geschichte"/><nowiki/>
Niedergericht zur Grafschaft im Walgau (unter der Herrschaft der Grafen von Werdenberg) und später zur Herrschaft [[w:Blumenegg|Blumenegg]] unter den Freiherren von Brandis. Grund- und Gerichtsherr von St. Gerold war die Benediktinerabtei Einsiedeln (heute [[w:Schweiz|Schweiz]], [[w:Kanton Schwyz|Kanton Schwyz]], das seine Rechte vor Ort einen Propst ausübe ließ. Die Abtei kaufte 1648 vom Abt des Klosters Weingarten (heute [[w:Deutschland|Deutschland]], Bundesland Baden-Württemberg), zu dieser Zeit Landesherr von Blumenegg, dessen Hoheitsrechte über den Hof (mit Ausnahme der Hochgerichtsbarkeit), so wurde die Herrschaft St. Gerold als eigenständiges Reichslehen aus der Herrschaft Blumenegg herausgelöst, und erwarb 1718 auch den Blutbann. Sie war bis zur Säkularisierung im Jahr 1802 im Besitz des Hofes von St. Gerold, der eine eigenständige Reichsherrschaft war. Danach kam er, wie auch die Reichsherrschaft Blumenegg, an den Prinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, der beide Herrschaften am 23. September 1804 an das Kaiserreich Österreich verkaufte.<ref>vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Abgewandertes Kulturgut''. Das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold. In: ''Montfort''. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs 2012 / 1, S. 149</ref> Am 26. Dezember 1805 kam St. Gerold als Folge des "Friedens von Pressburg" an das Königreich Baiern<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst nach dem Wiener Kongress üblich, als sie durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt wurde.</ref>. Seit dem 8. Juli 1814 gehörte die Herrschaft mit dem Hof und der Propstei wieder dem Kaiserreich Österreich. Am 12. Dezember 1839 gelang dem Kloster Einsiedeln nach jahrzehntelangen Bemühungen der Rückkauf der Propstei (inklusive der dazugehörigen Güter).<ref name ="Geschichte"/><nowiki/>


=== Der Hof von St. Gerold Gerold ===
== Die Anfänge der Propstei St. Gerold ==
Der Hof zu "Friesen", der spätere Hof von St. Gerold) gehörte als Grundherrschaft mit einem eigenen Personenverband und einem eigenen
Niedergericht zur Grafschaft im Walgau (unter der Herrschaft der Grafen von Werdenberg) und später zur Herrschaft [[w:Blumenegg|Blumenegg]] unter den Freiherren von Brandis. Grund- und Gerichtsherr von St. Gerold war die Benediktinerabtei Einsiedeln (heute [[w:Schweiz|Schweiz]], [[w:Kanton Schwyz|Kanton Schwyz]], das seine Rechte vor Ort einen Propst ausübe ließ. Die Abtei kaufte 1648 vom Abt des Klosters Weingarten (heute [[w:Deutschland|Deutschland]], Bundesland Baden-Württemberg), zu dieser Zeit Landesherr von Blumenegg, dessen Hoheitsrechte über den Hof (mit Ausnahme der Hochgerichtsbarkeit), so wurde die Herrschaft St. Gerold als eigenständiges Reichslehen aus der Herrschaft Blumenegg herausgelöst, und erwarb 1718 auch den Blutbann. Sie war bis zur Säkularisierung im Jahr 1802 im Besitz des Hofes von St. Gerold, der eine eigenständige Reichsherrschaft war. Danach kam er, wie auch die Reichsherrschaft Blumenegg, an den Prinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, der beide Herrschaften am 23. September 1804 an das Kaiserreich Österreich verkaufte.<ref>vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Abgewandertes Kulturgut''. Das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold. In: ''Montfort''. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs 2012 / 1, S. 149</ref> Am 26. Dezember 1805 kam St. Gerold als Folge des "Friedens von Pressburg" an das Königreich Baiernref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst nach dem Wiener Kongress üblich, als sie durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt wurde.</ref>. Seit dem 8. Juli 1814 gehörte die Herrschaft mit dem Hof und der Propstei wieder dem Kaiserreich Österreich. Am 12. Dezember 1839 gelang dem Kloster Einsiedeln nach jahrzehntelangen Bemühungen der Rückkauf der Propstei (inklusive der dazugehörigen Güter).<ref name ="Geschichte"/><nowiki/>
=== Anfänge ===
Um 1220/27 wird eine klösterliche Niederlassung in "Friesen" ("''Friesun''")<ref group="A">Die Bezeichnung Friesen oder Friesental findet sich bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts für das [[w:Große Walsertal|Große Walsertal]]. Bis 1340 war sie auch für die spätere Propstei Sankt Gerold üblich.</ref> erstmals urkundlich in der Gütergeschichte des damaligen [[w:Kloster Weißenau|Reichstiftes Weißenau]] (heute Teil von [[w:Ravensburg|Ravensburg]]) erwähnt, was vielleicht ein Hinweis dafür ist, dass sich die Propstei damals oder früher im Besitz dieses Klosters befunden hat.<ref name ="Geschichte">[https://www.propstei-stgerold.at/fileadmin/filemanager/Dokumente/Wechselvolle_Propstei_detail_webversion.pdf Geschichte]</ref> Als ihr Propst ist in dieser Gütergeschichte ein Mitglied der Adelsfamilie [[Burgruine Neuburg#Geschichte|Thumb von Neuburg]] (Friedrich Thumb von Neuburg) angeführt, der mit seinem Bruder Albert und dessen Familie, darunter die Ehefrau und die Söhne Heinrich, Eberhard und Ulrich zu dieser Zeit in "Friesen" residierte, wo es gemäss Eintrag auch eine kleine "Schule" gegeben haben muss.<ref name ="Geschichte"/><nowiki/> Die Familie Thumb von  Neuburg gilt auch als Stifterfamilie der klösterlichen Niederlassung<ref name ="Dorf">vgl. [http://download.burgenverein-untervaz.ch/downloads/dorfgeschichte/1220-Sankt%20Gerold%20im%20Walgau.pdf St. Gerold], S. 6</ref>. Während der [[w:Neuburger Fehde|Neuburger Fehde]], die Graf [[w:Rudolf III. von Montfort-Feldkirch|Rudolf III. von Montfort-Feldkirch]] mit Unterstützung der Grafen Hugo V. von Montfort-Bregenz und Hugo IV. von Werdenberg-Heiligenberg 1311 gegen die Freiherren Thumb von Neuburg führte, wurde der Besitz von diesen in Sankt Gerold und auch die Propstei geschädigt.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Vorarlberg im Mittelalter'', 2014, S. 169</ref> <ref group="A">Bei der [[w:Neuburger Fehde|Neuburger Fehde]] zwischen dem Grafen von Montfort zu Feldkirch und den Reichsrittern Thumb von Neuburg im Jahr 1311 dürfte es auch das Vogtei-Recht für die Propstei Sankt Gerold gegangen sein. Dass dabei die Kirche und ds Propsteigebäude gebrandschatzt wurden, dürfte der Grund sein, warum aus der Zeit vor 1411 keine Akten zur Prosteigeschichte erhalten sind, vgl. [https://www.propstei-stgerold.at/fileadmin/filemanager/Dokumente/Wechselvolle_Propstei_detail_webversion.pdf Geschichte]</ref> Noch 1343 nimmt Schwigger Thumb von Neuenburg den Abt von Sankt Gerold "in seinen Schirm.<ref name ="Dorf"/><nowiki/> 1349 wurde die Propstei nach dem [[Propstei Sankt Gerold#Der Heilige Gero - Fakten und Legende|Heiligen Gero]] benannt.<ref name ="Gero">vgl. [https://www.heiligenlexikon.de/BiographienG/Gerold_von_Grosswalsertal.html Hl. Gerold])</ref> Die Familie Thumb von Neuburg war es wohl, die ihre Propstei im 13. Jahrhundert der Benediktinerabtei Einsiedeln unterstellte, für die wiederum Beziehungen zum Reichsstift Weißenau belegt sind.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Vorarlberg im Mittelalter'', 2014, S. 168</ref> 1285-1290 ist mit Pater Bertold von Matzingen der erste Propst in St. Gerold nachgewiesen, der aus dem Kloster Einsiedeln stammte.<ref name ="Geschichte"/><nowiki/>
Um 1220/27 wird eine klösterliche Niederlassung in "Friesen" ("''Friesun''")<ref group="A">Die Bezeichnung Friesen oder Friesental findet sich bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts für das [[w:Große Walsertal|Große Walsertal]]. Bis 1340 war sie auch für die spätere Propstei Sankt Gerold üblich.</ref> erstmals urkundlich in der Gütergeschichte des damaligen [[w:Kloster Weißenau|Reichstiftes Weißenau]] (heute Teil von [[w:Ravensburg|Ravensburg]]) erwähnt, was vielleicht ein Hinweis dafür ist, dass sich die Propstei damals oder früher im Besitz dieses Klosters befunden hat.<ref name ="Geschichte">[https://www.propstei-stgerold.at/fileadmin/filemanager/Dokumente/Wechselvolle_Propstei_detail_webversion.pdf Geschichte]</ref> Als ihr Propst ist in dieser Gütergeschichte ein Mitglied der Adelsfamilie [[Burgruine Neuburg#Geschichte|Thumb von Neuburg]] (Friedrich Thumb von Neuburg) angeführt, der mit seinem Bruder Albert und dessen Familie, darunter die Ehefrau und die Söhne Heinrich, Eberhard und Ulrich zu dieser Zeit in "Friesen" residierte, wo es gemäss Eintrag auch eine kleine "Schule" gegeben haben muss.<ref name ="Geschichte"/><nowiki/> Die Familie Thumb von  Neuburg gilt auch als Stifterfamilie der klösterlichen Niederlassung<ref name ="Dorf">vgl. [http://download.burgenverein-untervaz.ch/downloads/dorfgeschichte/1220-Sankt%20Gerold%20im%20Walgau.pdf St. Gerold], S. 6</ref>. Während der [[w:Neuburger Fehde|Neuburger Fehde]], die Graf [[w:Rudolf III. von Montfort-Feldkirch|Rudolf III. von Montfort-Feldkirch]] mit Unterstützung der Grafen Hugo V. von Montfort-Bregenz und Hugo IV. von Werdenberg-Heiligenberg 1311 gegen die Freiherren Thumb von Neuburg führte, wurde der Besitz von diesen in Sankt Gerold und auch die Propstei geschädigt.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Vorarlberg im Mittelalter'', 2014, S. 169</ref> <ref group="A">Bei der [[w:Neuburger Fehde|Neuburger Fehde]] zwischen dem Grafen von Montfort zu Feldkirch und den Reichsrittern Thumb von Neuburg im Jahr 1311 dürfte es auch das Vogtei-Recht für die Propstei Sankt Gerold gegangen sein. Dass dabei die Kirche und ds Propsteigebäude gebrandschatzt wurden, dürfte der Grund sein, warum aus der Zeit vor 1411 keine Akten zur Prosteigeschichte erhalten sind, vgl. [https://www.propstei-stgerold.at/fileadmin/filemanager/Dokumente/Wechselvolle_Propstei_detail_webversion.pdf Geschichte]</ref> Noch 1343 nimmt Schwigger Thumb von Neuenburg den Abt von Sankt Gerold "in seinen Schirm.<ref name ="Dorf"/><nowiki/> 1349 wurde die Propstei nach dem [[Propstei Sankt Gerold#Der Heilige Gero - Fakten und Legende|Heiligen Gero]] benannt.<ref name ="Gero">vgl. [https://www.heiligenlexikon.de/BiographienG/Gerold_von_Grosswalsertal.html Hl. Gerold])</ref> Die Familie Thumb von Neuburg war es wohl, die ihre Propstei im 13. Jahrhundert der Benediktinerabtei Einsiedeln unterstellte, für die wiederum Beziehungen zum Reichsstift Weißenau belegt sind.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Vorarlberg im Mittelalter'', 2014, S. 168</ref> 1285-1290 ist mit Pater Bertold von Matzingen der erste Propst in St. Gerold nachgewiesen, der aus dem Kloster Einsiedeln stammte.<ref name ="Geschichte"/><nowiki/>


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