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== Schloss Sierndorf seit der Barockzeit == | == Schloss Sierndorf seit der Barockzeit == | ||
1604 mussten die Herren von Zelking aus finanziellen Gründen Schloss und Herrschaft Sierndorf an die [[w:Herberstein (Adelsgeschlecht)|Familie Herberstein]] verkaufen. An diese erinnert in der Schlosskirche ein Totenschild, ein Medaillon und ein eingemauerter Gruftdeckel. Durch die Heirat von Maria Susanna von Herberstein mit dem Grafen Albert Ernst Gurland gelangte Sierndorf 1696 an dessen Familie. Aufgrund der Quellenlage ist zurzeit nicht geklärt, ob bereits unter den Grafen von Gurland oder erst unter den Grafen von Colloredo mit der Barockisierung des Schlosses begonnen wurde.<ref name ="Burgen"/> | 1604 mussten die Herren von Zelking aus finanziellen Gründen Schloss und Herrschaft Sierndorf an die [[w:Herberstein (Adelsgeschlecht)|Familie Herberstein]] verkaufen. An diese erinnert in der Schlosskirche ein Totenschild, ein Medaillon und ein eingemauerter Gruftdeckel. Durch die Heirat von Maria Susanna von Herberstein mit dem Grafen Albert Ernst Gurland gelangte Sierndorf 1696 an dessen Familie. Aufgrund der Quellenlage ist zurzeit nicht geklärt, ob bereits unter den Grafen von Gurland oder erst unter den Grafen von Colloredo mit der Barockisierung des Schlosses begonnen wurde.<ref name ="Burgen"/> | ||
Nach dem Tod ihrer fünf Kinder (1736) vererbte die kurz zuvor zur Witwe gewordenen Gräfin Dorothea Josefa Gurland († 1749) das Schloss ihrem Neffen, dem Grafen Leopold Schallenberg. Bereits 1756 erwarb es von diesem der Reichsvizekanzler [[w:Rudolph Joseph Graf Colloredo-Waldsee|Graf Rudolph von Colloredo]] (1706-1788), Vater des [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Fürsterzbischofs]] [[w:Hieronymus von Colloredo (1732–1812)|Hieronymus]]. Unter ihm und seinen Nachfolgern erfolgten barocke Umbauten, die besonders die Innengestaltung betrafen, die bis heute weitgehend erhalten ist.<ref name ="Burgen"/> | Nach dem Tod ihrer fünf Kinder (1736) vererbte die kurz zuvor zur Witwe gewordenen Gräfin Dorothea Josefa Gurland († 1749) das Schloss ihrem Neffen, dem Grafen Leopold Schallenberg. Bereits 1756 erwarb es von diesem der Reichsvizekanzler [[w:Rudolph Joseph Graf Colloredo-Waldsee|Graf Rudolph von Colloredo]] (1706-1788), Vater des [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Fürsterzbischofs]] [[w:Hieronymus von Colloredo (1732–1812)|Hieronymus]]. Unter ihm und seinen Nachfolgern erfolgten barocke Umbauten, die besonders die Innengestaltung betrafen, die bis heute weitgehend erhalten ist.<ref name ="Burgen"/> | ||
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Die Sierndorfer Schlosskapelle, deren Ausstattung durch Elemente aus der Spätgotik und der Renaissance besticht, ist der Muttergottes geweiht. Erstmals 1282 genannt, wurde sie um 1518 von Wilhelm von Zelking neu gestiftet, der zwischen 1511 und 1516 den vierjochigen Saalbau errichten ließ. Nach dem Abriss der alten Ortskirche beim Friedhof wurde sie um 1783 zur Pfarrkirche erhoben. Da sie zuvor als Privatkapelle diente und nur vom Schlosshof aus zugänglich war, wurde damals das vom Park zugängliche Portal geschaffen.<ref name ="Burgen"/> | Die Sierndorfer Schlosskapelle, deren Ausstattung durch Elemente aus der Spätgotik und der Renaissance besticht, ist der Muttergottes geweiht. Erstmals 1282 genannt, wurde sie um 1518 von Wilhelm von Zelking neu gestiftet, der zwischen 1511 und 1516 den vierjochigen Saalbau errichten ließ. Nach dem Abriss der alten Ortskirche beim Friedhof wurde sie um 1783 zur Pfarrkirche erhoben. Da sie zuvor als Privatkapelle diente und nur vom Schlosshof aus zugänglich war, wurde damals das vom Park zugängliche Portal geschaffen.<ref name ="Burgen"/> | ||
Wilhelm von Zelking stiftete das bedeutendste Kunstwerk der Kapelle, den Renaissance-Steinaltar (1518), der heute als Hochaltar dient, und vier Seitenaltäre (um 1520), die um 1700 durch Barockaltäre ersetzt wurden.<ref name ="Burgen"> Der Steinaltar war 1690 von einem einem barocken Altarverbau umgeben worden und wurde erst 1881 wiederentdeckt. Er ist mit qualitätvollen Reliefs, die Szenen aus dem Marienleben zeigen, geschmückt. Auf seinen Seitenflügeln sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Die Predella zeigt die Anbetung der Heiligen-Drei-Könige mit den Stifterfiguren Wilhelm und Margareta und fünf ihrer insgesamt 16 Kinder.<ref name ="Backhausen"/> Erhalten ist außerdem eine spätgotische Christusfigur mit beweglichen Armen.<ref name ="Backhausen"/> In einer Nischenkonsole der Chorwand finden sich zwei farbig gefasste Halbfiguren des Kirchenstifters Wilhelm von Zelking und seiner Ehefrau Margareta von Sandizell, die mit 1516 datiert sind<ref name ="Burgen"/>. Sie gelten als die ersten Frührenaissance-Plastiken nördlich der Alpen und werden dem selben Meister zugeschrieben, der auch als der Schöpfer des Badener Töpferaltars gilt. Möglicherweise stammen sie aus der Werkstätte von [[w:Anton Pilgram|Anton Pilgram]] in [[Wien]].<ref name ="Backhausen"/> Bemerkenswert ist auch der Taufstein (1518) in Astwerkgotik. Über einer Empore der Schlosskirche befinden sich die Totenschilde der Schlossherren Karl von Zelking († 1577) und Gotthard von Herberstein († 1625).<ref name ="Burgen"/> | Wilhelm von Zelking stiftete das bedeutendste Kunstwerk der Kapelle, den Renaissance-Steinaltar (1518), der heute als Hochaltar dient, und vier Seitenaltäre (um 1520), die um 1700 durch Barockaltäre ersetzt wurden.<ref name ="Burgen"> Der Steinaltar war 1690 von einem einem barocken Altarverbau umgeben worden und wurde erst 1881 wiederentdeckt. Er ist mit qualitätvollen Reliefs, die Szenen aus dem Marienleben zeigen, geschmückt. Auf seinen Seitenflügeln sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Die Predella zeigt die Anbetung der Heiligen-Drei-Könige mit den Stifterfiguren Wilhelm und Margareta und fünf ihrer insgesamt 16 Kinder.<ref name ="Backhausen"/> Erhalten ist außerdem eine spätgotische Christusfigur mit beweglichen Armen.<ref name ="Backhausen"/> In einer Nischenkonsole der Chorwand finden sich zwei farbig gefasste Halbfiguren des Kirchenstifters Wilhelm von Zelking und seiner Ehefrau Margareta von Sandizell, die mit 1516 datiert sind<ref name ="Burgen"/>. Sie gelten als die ersten Frührenaissance-Plastiken nördlich der Alpen und werden dem selben Meister zugeschrieben, der auch als der Schöpfer des Badener Töpferaltars gilt. Möglicherweise stammen sie aus der Werkstätte von [[w:Anton Pilgram (Baumeister)|Anton Pilgram]] in [[Wien]].<ref name ="Backhausen"/> Bemerkenswert ist auch der Taufstein (1518) in Astwerkgotik. Über einer Empore der Schlosskirche befinden sich die Totenschilde der Schlossherren Karl von Zelking († 1577) und Gotthard von Herberstein († 1625).<ref name ="Burgen"/> | ||
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