Schloss Sierndorf: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die Burg Sierndorf unter den Herren von Zelking ==
== Die Burg Sierndorf unter den Herren von Zelking ==
1496 verkauften Ludwig und Hans von Tierbach die Burg und Herrschaft Sierndorf an die Hans von [[Herren von Zelking]] und dessen Bruder [[Wilhelm von Zelking|Wilhelm]] († 1541). Im Zuge einer Vermögensteilung wurde dieser 1505 alleiniger Besitzer von Sierndorf. 1510 erreichte Wilhelm die Umwandlung des landesfürstlichen Lehens in "freies Eigen". Um 1516 ließ er die Burganlage zu einem Renaissance-Wasserschloss um- und ausbauen. Unter einen Nachkommen erlebte Sierndorf als Mittelpunkt und Verwaltungszentrum einer großen Herrschaft eine Blütezeit. Um 1550 gehört zu den Wirtschaftsbauten auf dem Schlossareal ein Brauhaus, das 1778 privatisiert wurde.<ref name ="Burgen"/>
1496 verkauften Ludwig und Hans von Tierbach die Burg und Herrschaft Sierndorf an die Hans von [[Herren von Zelking]] und dessen Bruder [[Wilhelm von Zelking|Wilhelm]] († 1541).<ref name ="Burgen"/> Durch die Verleihung des Marktrechtes am 12. Juli 1497 durch [[Maximilian I. (HRR)|König Maximilian I.]] wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des gleichnamigen Dorfes, das sich um die Burg Sierndorf gebildet hatte, in den Bürgerstand erhoben und die Herrschaft Sierndorf wesentlich aufgewertet. Als Folge der Vermögensteilungen von 1505 und 1513 wurde Wilhelm von Zelking, bis 1518 zusammen mit Wolfgang von Zelking († 1518), alleiniger Besitzer von Sierndorf.<ref name ="siern"/>
 
1510 erreichte Wilhelm die Umwandlung des landesfürstlichen Lehens in "freies Eigen". Um 1516 ließ er die Burganlage zu einem Renaissance-Wasserschloss um- und ausbauen. Unter einen Nachkommen erlebte Sierndorf als Mittelpunkt und Verwaltungszentrum einer großen Herrschaft eine Blütezeit. Um 1550 gehört zu den Wirtschaftsbauten auf dem Schlossareal ein Brauhaus, das 1778 privatisiert wurde.<ref name ="Burgen"/>  


== Schloss Sierndorf seit der Barockzeit ==
== Schloss Sierndorf seit der Barockzeit ==
1604 mussten die Herren von Zelking aus finanziellen Gründen Schloss und Herrschaft Sierndorf an die [[w:Herberstein (Adelsgeschlecht)|Familie Herberstein]] verkaufen. An diese erinnert in der Schlosskirche ein Totenschild, ein Medaillon und ein eingemauerter Gruftdeckel. Durch die Heirat von Maria Susanna von Herberstein mit dem Grafen Albert Ernst Gurland gelangte Sierndorf 1696 an dessen Familie. Aufgrund der Quellenlage ist zurzeit nicht geklärt, ob bereits unter den Grafen von Gurland oder erst unter den Grafen von Colloredo mit der Barockisierung des Schlosses begonnen wurde.<ref name ="Burgen"/>
Im Mai 1604 mussten Carl Ludwig von Zelking und seine Mutter Katharina aus finanziellen Gründen Schloss und Herrschaft Sierndorf an Freiherr Ruprecht von [[w:Herberstein (Adelsgeschlecht)|Herberstein]] († Oktober 1612) verkaufen, der dort seine restlichen Lebensjahre verbrachte.<ref name ="siern"/> Am 20. August 1674 heiratete seine Urenkelin Maria Susanna den Grafen Albert Ernst von Gurland. 1693 erbte sie einen Teil von Sierndorf und brachte in Prozessen bis 1699 die gesamte Herrschaft in ihren Besitz. 1707 übernahm nach weiteren Erbschaftsstreitigkeiten Graf Anton Ernst von Gurland († 1728), ihr Sohn, Schloss und Herrschaft Sierndorf.<ref name ="siern"/> Nach einem frühen Tod und dem tragischen Tod seiner fünf Kinder (1736) vererbte seine Witwe Dorothea Josefa († 1749) das Schloss mit der Herrschaft ihrem Neffen, dem Grafen Leopold Schallenberg. Aufgrund der Quellenlage ist zurzeit nicht geklärt, ob bereits unter den Grafen von Gurland oder erst unter den Grafen von Colloredo mit der Barockisierung des Schlosses begonnen wurde.<ref name ="Burgen"/>


Nach dem Tod ihrer fünf Kinder (1736) vererbte die kurz zuvor zur Witwe gewordenen Gräfin Dorothea Josefa Gurland († 1749) das Schloss ihrem Neffen, dem Grafen Leopold Schallenberg. Bereits 1756 erwarb es von diesem der Reichsvizekanzler [[w:Rudolph Joseph Graf Colloredo-Waldsee|Graf Rudolph von Colloredo]] (1706-1788), Vater des [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Fürsterzbischofs]] [[w:Hieronymus von Colloredo (1732–1812)|Hieronymus]]. Unter ihm und seinen Nachfolgern erfolgten barocke Umbauten, die besonders die Innengestaltung betrafen, die bis heute weitgehend erhalten ist.<ref name ="Burgen"/>
Bereits 1756 verkaufte Graf Schallenberg das Schloss und die Herrschaft dem Reichsvizekanzler [[w:Rudolph Joseph Graf Colloredo-Waldsee|Graf Rudolph von Colloredo]] (1706-1788), Vater des [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Fürsterzbischofs]] [[w:Hieronymus von Colloredo (1732–1812)|Hieronymus]]. Unter ihm und seinen Nachfolgern erfolgten barocke Umbauten, die besonders die Innengestaltung betrafen, die bis heute weitgehend erhalten ist.<ref name ="Burgen"/>


== Die Schlosskapelle ==
== Die Schlosskapelle ==
Die Sierndorfer Schlosskapelle, deren Ausstattung durch Elemente aus der Spätgotik und der Renaissance besticht, ist der Muttergottes geweiht. Erstmals 1282 genannt, wurde sie um 1518 von Wilhelm von Zelking neu gestiftet, der zwischen 1511 und 1516 den vierjochigen Saalbau errichten ließ. Nach dem Abriss der alten Ortskirche beim Friedhof wurde sie um 1783 zur Pfarrkirche erhoben. Da sie zuvor als Privatkapelle diente und nur vom Schlosshof aus zugänglich war, wurde damals das vom Park zugängliche Portal geschaffen.<ref name ="Burgen"/>
Die Sierndorfer Schlosskapelle, deren Ausstattung durch Elemente aus der Spätgotik und der Renaissance besticht, ist der Muttergottes geweiht. Erstmals 1282 genannt, wurde sie um 1518 von Wilhelm von Zelking neu gestiftet, der zwischen 1511 und 1516 den vierjochigen Saalbau errichten ließ. Nach dem Abriss der alten Ortskirche beim Friedhof wurde sie um 1783 zur Pfarrkirche erhoben. Da sie zuvor als Privatkapelle diente und nur vom Schlosshof aus zugänglich war, wurde damals das vom Park zugängliche Portal geschaffen.<ref name ="Burgen"/>


Wilhelm von Zelking stiftete das bedeutendste Kunstwerk der Kapelle, den Renaissance-Steinaltar (1518), der heute als Hochaltar dient, und vier Seitenaltäre (um 1520), die um 1700 durch Barockaltäre ersetzt wurden.<ref name ="Burgen"/> Der Steinaltar war 1690 von einem einem barocken Altarverbau umgeben worden und wurde erst 1881 wiederentdeckt. Er ist mit qualitätvollen Reliefs, die Szenen aus dem Marienleben zeigen, geschmückt. Auf seinen Seitenflügeln sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Die Predella zeigt die Anbetung der Heiligen-Drei-Könige mit den Stifterfiguren Wilhelm und Margareta und fünf ihrer insgesamt 16 Kinder.<ref name ="Backhausen"/> Erhalten ist außerdem eine spätgotische Christusfigur mit beweglichen Armen.<ref name ="Backhausen"/> In einer Nischenkonsole der Chorwand finden sich zwei farbig gefasste Halbfiguren des Kirchenstifters Wilhelm von Zelking und seiner Ehefrau Margareta von Sandizell, die mit 1516 datiert sind<ref name ="Burgen"/>. Sie gelten als die ersten Frührenaissance-Plastiken nördlich der Alpen und werden dem selben Meister zugeschrieben, der auch als der Schöpfer des Badener Töpferaltars gilt. Möglicherweise stammen sie aus der Werkstätte von [[w:Anton Pilgram (Baumeister)|Anton Pilgram]] in [[Wien]].<ref name ="Backhausen"/> Bemerkenswert ist auch der Taufstein (1518) in Astwerkgotik. Über einer Empore der Schlosskirche befinden sich die Totenschilde der Schlossherren Karl von Zelking († 1577) und Gotthard von Herberstein († 1625).<ref name ="Burgen"/>
Wilhelm von Zelking stiftete das bedeutendste Kunstwerk der Kapelle, den Renaissance-Steinaltar (1518), der heute als Hochaltar dient, und vier Seitenaltäre (um 1520), die um 1700 durch Barockaltäre ersetzt wurden.<ref name ="Burgen"/> Der Steinaltar war 1690 von einem einem barocken Altarverbau umgeben worden und wurde erst 1881 wiederentdeckt. Er ist mit qualitätvollen Reliefs, die Szenen aus dem Marienleben zeigen, geschmückt. Auf seinen Seitenflügeln sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Die Predella zeigt die Anbetung der Heiligen-Drei-Könige mit den Stifterfiguren Wilhelm und Margareta und fünf ihrer insgesamt 16 Kinder.<ref name ="Backhausen"/> Erhalten ist außerdem eine spätgotische Christusfigur mit beweglichen Armen.<ref name ="Backhausen"/> In einer Nischenkonsole der Chorwand finden sich zwei farbig gefasste Halbfiguren des Kirchenstifters Wilhelm von Zelking und seiner Ehefrau Margareta von Sandizell, die mit 1516 datiert sind<ref name ="Burgen"/>. Sie gelten als die ersten Frührenaissance-Plastiken nördlich der Alpen und werden dem selben Meister zugeschrieben, der auch als der Schöpfer des Badener Töpferaltars gilt. Möglicherweise stammen sie aus der Werkstätte von [[w:Anton Pilgram (Baumeister)|Anton Pilgram]] in [[Wien]].<ref name ="Backhausen"/> Bemerkenswert ist auch der Taufstein (1518) in Astwerkgotik. Über einer Empore der Schlosskirche befinden sich die Totenschilde der Schlossherren Karl von Zelking († 1577) und Gotthard von Herberstein († 1625). An die Familie Herberstein erinnert außerdem in der Schlosskirche ein Medaillon und ein eingemauerter Gruftdeckel.<ref name ="Burgen"/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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