Spanische Grippe in Oberösterreich: Unterschied zwischen den Versionen
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Spanische Grippe in Oberösterreich (Quelltext anzeigen)
Version vom 11. Februar 2019, 07:57 Uhr
, 11. Februar 2019Ergänzung Oberösterrecih
de>Sonja Heiss |
de>Sonja Heiss (Ergänzung Oberösterrecih) |
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Die Spanische Grippe war eine Pandemie, die nach dem Ersten Weltkrieg, zwischen 1918 und 1920, auftrat und weltweit über 25 Millionen Opfer forderte, und somit weit verheerender war als der Krieg selbst. Die Influenza wird zwar als Spanische Grippe bezeichnet, hat ihren Entstehungsort allerdings höchstwahrscheinlich in Amerika. Dennoch wird sie heute noch nach der Iberischen Halbinsel bezeichnet. <ref> Michaela Scharf: [https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-spanische-grippe-von-1918] In:''Die Welt der Habsburger'', abgerufen am 30.01.2019. </ref> | Die Spanische Grippe war eine Pandemie, die nach dem Ersten Weltkrieg, zwischen 1918 und 1920, auftrat und weltweit über 25 Millionen Opfer forderte, und somit weit verheerender war als der Krieg selbst. Die Influenza wird zwar als Spanische Grippe bezeichnet, hat ihren Entstehungsort allerdings höchstwahrscheinlich in Amerika. Dennoch wird sie heute noch nach der Iberischen Halbinsel bezeichnet. <ref> Michaela Scharf: [https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-spanische-grippe-von-1918] In:''Die Welt der Habsburger'', abgerufen am 30.01.2019. </ref> | ||
== Oberösterreich == | == Oberösterreich == | ||
Die Spanische Influenza trat in Österreich in 3 Wellen auf, die sich in ihrem Schweregrad deutlich unterschieden. Anfang Juli 1918 waren große Teile der Monarchie bereits betroffen. Jene erste Welle klang aber nach nur wenige Wochen wieder ab. Obwohl die erste Welle als „harmlos“ bezeichnet werden kann, war sie dennoch verheerender als die „normale“, bereits bekannte Grippe bzw. Lungenentzündung. Pro Woche starben ca. 100 Menschen an der Spanischen Grippe in dieser ersten Welle | Die Spanische Influenza trat in Österreich in 3 Wellen auf, die sich in ihrem Schweregrad deutlich unterschieden. Anfang Juli 1918 waren große Teile der Monarchie bereits betroffen. Jene erste Welle klang aber nach nur wenige Wochen wieder ab. Obwohl die erste Welle als „harmlos“ bezeichnet werden kann, war sie dennoch verheerender als die „normale“, bereits bekannte Grippe bzw. Lungenentzündung. Pro Woche starben ca. 100 Menschen an der Spanischen Grippe in dieser ersten Welle. <ref> Salzburg Geschichte Kultur: [ http://salzburg-geschichte-kultur.at/der-ausbruch-der-spanischen-grippe-im-jahr-1918/] In: ''Salzburg Geschichte Kultur'', angerufen am 06.Februar 2019. </ref> | ||
In Oberösterreich verlief die erste Grippewelle im Frühjahr 1918 eher harmlos. Die Bevölkerung erkrankte zwar teilweise, dennoch gab es nur eine geringe Anzahl an Todesopfern. Im Herbst 1918, zur Zeit des Kriegsendes und der Heimkehr der Soldaten, brach die zweite Welle in Oberösterreich aus, die weit mehr Todesopfer forderte. | |||
=== Ausbreitung und Verlauf === | === Ausbreitung und Verlauf === | ||
Am 22. Oktober 1918 berichtete das Linzer Volksblatt bereits über Todesopfer der Spanischen Grippe in zahlreichen Gemeinden. Betroffen sind unter anderen die Gemeinden Leonding, Liebenau, St. Leonhard oder Neukirchen. <ref> Linzer Volksblatt: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lvb&datum=19181022&seite=3&zoom=33&query=%22Spanische%22%2B%22Grippe%22&ref=anno-search] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 22. Oktober 1918, S.3, abgerufen am 09. Jänner 2019 </ref> | Aufgrund der verheerenden zweiten Grippewelle, die im Oktober 1918 startete, wurde das Sprichwort "Morgens krank, abends tot; abends krank, morgens tot." überliefert.Die Ansteckungsgefahr war besonders bei großen Menschenansammlungen sehr groß, weshalb vor allem Heimkehrer aus dem Krieg die Spanische Influenza mit sich brachten. Die Soldaten steckten sich in Rekruten- oder Kriegsgefangenenlagern an und brachten die Grippe mit nachhause. <ref> Oberösterreichische Nachrichten: [https://www.nachrichten.at/nachrichten/spezial/art194059,2895036] In: Oberösterreichische Nachrichten, nachrichten.at, 14.05.2018, abgerufen am 10.02.2019 | ||
Innerhalb weniger Wochen sind die Zeitungen voll mit Berichterstattungen über Todes- und Erkrankungsfällen der Spanischen Grippe. Am 22. Oktober 1918 berichtete das Linzer Volksblatt bereits über Todesopfer der Spanischen Grippe in zahlreichen Gemeinden. Betroffen sind unter anderen die Gemeinden Leonding, Liebenau, St. Leonhard oder Neukirchen. <ref> Linzer Volksblatt: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lvb&datum=19181022&seite=3&zoom=33&query=%22Spanische%22%2B%22Grippe%22&ref=anno-search] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 22. Oktober 1918, S.3, abgerufen am 09. Jänner 2019 </ref> In Oberösterreich gibt es keine Gemeinde, die von der Spanischen Grippe verschont blieb. | |||
In der Folge wurden ab 20. Oktober fast alle Schulen geschlossen. Aufgrund der Schulschließungen lässt sich Anfang November in Zeitungen der wiederkehrende Appell finden Kinder unter 15 Jahren nicht aus dem Haus zu lassen. Dabei wird an die Sorgfaltspflicht der Eltern appelliert. Da zu dieser Zeit kein Unterricht mehr stattfindet, um die Ansteckungsgefahr zu vermindern, halten sich viele der Kinder in ihrer freien Zeit auf der Straße auf. Wie mittlerweile bekannt ist die Ansteckungsgefahr allerdings bei Menschenansammlungen am höchsten. | |||
Ab November 1918 schwächte die Grippewelle langsam ab. Es waren zwar noch immer zahlreiche Menschen erkrankt und starben, dennoch wurde die Zahl der Neuerkrankungen geringer. Aufgrund dieser Entwicklungen, sollte der Schulbetrieb am 8. November für Volks- und Bürgerschulen und am 11. November Mittelschulen wieder aufgenommen werden. Ende November wurde verkündet, dass die Grippewelle in Oberösterreich überwunden ist. Die dritte Welle traf Oberösterreich in den Anfangsmonaten 1919, forderte dabei allerdings weit weniger Todesopfer als die Welle zuvor. Zu dieser Zeit sind auch keine Maßnahmen, wie Schulschließungen bekannt. <ref> Markus Staudinger: [https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Serie-1918-Schon-wieder-sechs-Todesopfer-in-Pettenbach;art4,3053545] In: Oberösterreichische Nachrichten, nachrichten.at, 06.11.2019, abgerufen am 10.02.2019 | |||
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Aufgrund der Spanischen Grippe müssen zahlreiche Geschäfte geschlossen werden, da meistens alle Mitglieder einer Familie von der Grippe betroffen sind. So berichtet das Linzer Volksblatt am 13. November etwa von einer bestimmten Familie, in der alle erkrankt sind, weshalb das Geschäft schon seit 8 Tagen geschlossen bleiben muss. <ref> Linzer Volksblatt: [] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 13. November 1918, S.3, abgerufen am 09. Jänner 2019 </ref> | Aufgrund der Spanischen Grippe müssen zahlreiche Geschäfte geschlossen werden, da meistens alle Mitglieder einer Familie von der Grippe betroffen sind. So berichtet das Linzer Volksblatt am 13. November etwa von einer bestimmten Familie, in der alle erkrankt sind, weshalb das Geschäft schon seit 8 Tagen geschlossen bleiben muss. <ref> Linzer Volksblatt: [] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 13. November 1918, S.3, abgerufen am 09. Jänner 2019 </ref> | ||
Am 29. Oktober berichtete das Linzer Volksblatt davon, dass Theatervorstellungen bis auf weiteres verschoben werden und nicht stattfinden. Ebenfalls wird berichtet, dass seit 27. Oktober Schulen und Kindergärten in einigen Gemeinden, wie zum Beispiel St. Veit, geschlossen sind. <ref> Linzer Volksblatt: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lvb&datum=19181029&seite=3&zoom=33&query=%22Spanische%22%2B%22Grippe%22&ref=anno-search] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 29. Oktober 1918, S.3, abgerufen am 09. Jänner 2019 </ref> | |||
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[[Datei:165-WW-269B-11-trolley-l.jpg|mini|Ein Schaffner verweigert Fahrgästen ohne Schutzmasken den Einstieg]] | [[Datei:165-WW-269B-11-trolley-l.jpg|mini|Ein Schaffner verweigert Fahrgästen ohne Schutzmasken den Einstieg]] | ||
== Salzburg == | |||
Bei dieser ersten Welle blieb Salzburg, der Berichterstattung zu Folge, von der Spanischen Influenza größtenteils verschont. Die zweite Welle begann Anfang Herbst 1918, von der Salzburg sehr stark betroffen war. | |||
=== Ausbreitung und Verlauf === | === Ausbreitung und Verlauf === | ||
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Die zweite Welle erreichte Salzburg Anfang September 1918. Zeitungen wie die „Salzburger Chronik“ oder „Salzburger Wacht“ berichteten bereits am 3. September von zahlreichen Opfern, und Todesopfern. Zu dieser Zeit wurden die Todesfälle noch auf Hunger und einen geschwächten Körper der Opfer zurückgeführt. | Die zweite Welle erreichte Salzburg Anfang September 1918. Zeitungen wie die „Salzburger Chronik“ oder „Salzburger Wacht“ berichteten bereits am 3. September von zahlreichen Opfern, und Todesopfern. Zu dieser Zeit wurden die Todesfälle noch auf Hunger und einen geschwächten Körper der Opfer zurückgeführt. | ||
Auf jene Erkrankungsfälle wurde allerdings seitens der Salzburger Behörden nicht reagiert. Man berichtete, dass in der Stadt Salzburg im ganzen September 1918 kein einziger Fall der Spanischen Grippe diagnostiziert wurde. Erst im Oktober wurde in der „Salzburger Chronik“ ein Todesfall gemeldet, dessen Ursache die Spanische Grippe war. Als Reaktion darauf, wurde das Heizverbot für Koks und Kohle bereits ein paar Tage früher aufgehoben, am 10. Oktober. | Auf jene Erkrankungsfälle wurde allerdings seitens der Salzburger Behörden nicht reagiert. Man berichtete, dass in der Stadt Salzburg im ganzen September 1918 kein einziger Fall der Spanischen Grippe diagnostiziert wurde. Erst im Oktober wurde in der „Salzburger Chronik“ ein Todesfall gemeldet, dessen Ursache die Spanische Grippe war. Als Reaktion darauf, wurde das Heizverbot für Koks und Kohle bereits ein paar Tage früher aufgehoben, am 10. Oktober. | ||
Im Oktober 1918 waren die regionalen Zeitungen voll mit Meldungen über die Erkrankung und den Tod weiterer Menschen aufgrund der Spanischen Grippe. Anfang Oktober wurde bereits 10 Todesopfer nur für die Stadt Salzburg gemeldet. <ref> Salzburg Geschichte Kultur: [ http://salzburg-geschichte-kultur.at/der-ausbruch-der-spanischen-grippe-im-jahr-1918/] In: ''Salzburg Geschichte Kultur'', angerufen am 06.Februar 2019. </ref> | Im Oktober 1918 waren die regionalen Zeitungen voll mit Meldungen über die Erkrankung und den Tod weiterer Menschen aufgrund der Spanischen Grippe. Anfang Oktober wurde bereits 10 Todesopfer nur für die Stadt Salzburg gemeldet. <ref> Salzburg Geschichte Kultur: [ http://salzburg-geschichte-kultur.at/der-ausbruch-der-spanischen-grippe-im-jahr-1918/] In: ''Salzburg Geschichte Kultur'', angerufen am 06.Februar 2019. </ref> Am 21. Oktober berichtete die „Salzburger Chronik“ beispielsweise von ersten Opfern in Saalbach. <ref> Salzburger Chronik: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19181021&seite=2&zoom=33&query=%22spanische%22%2B%22grippe%22&ref=anno-search] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 21.Oktober 1918, S.2, abgerufen am 06. Jänner 2019 </ref> Die Spanische Grippe erreichte in kürzester Zeit viele Gemeinden in ganz Salzburg. | ||
Am 21. Oktober berichtete die „Salzburger Chronik“ von ersten Opfern in Saalbach. <ref> Salzburger Chronik: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19181021&seite=2&zoom=33&query=%22spanische%22%2B%22grippe%22&ref=anno-search] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 21.Oktober 1918, S.2, abgerufen am 06. Jänner 2019 </ref> | |||
Erst Ende November 1918 nahmen die Todes- sowie Erkrankungsmeldungen der Spanischen Grippe wieder ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Salzburg einen Anstieg Sterblichkeitsrate im Jahr 1918 um 65% zu verzeichnen. 1918 starben 962 Menschen an der Spanischen Grippe, während in den Jahren davor (1914-1917) lediglich 331 Menschen an Lungenentzündung starben. | Erst Ende November 1918 nahmen die Todes- sowie Erkrankungsmeldungen der Spanischen Grippe wieder ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Salzburg einen Anstieg Sterblichkeitsrate im Jahr 1918 um 65% zu verzeichnen. 1918 starben 962 Menschen an der Spanischen Grippe, während in den Jahren davor (1914-1917) lediglich 331 Menschen an Lungenentzündung starben. | ||
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Im weiteren Verlauf der Krankheit mussten allerdings Maßnahmen gezogen werden. Festprozessionen wurden abgesagt und auch Leihbibliotheken und beispielsweise das Kino in Gmunden, sowie in zahlreichen anderen Gemeinden, wurden geschlossen. Größtenteils auch dadurch ausgelöst, dass die Mitarbeiter erkrankten. <ref> Michael Kurz: [https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Als-die-Spanische-Grippe-in-der-Region-wuetete;art71,347107] In: ''OÖ Nachrichten'', 08. März 2010, abgerufen am 06. Februar 2019. </ref> | Im weiteren Verlauf der Krankheit mussten allerdings Maßnahmen gezogen werden. Festprozessionen wurden abgesagt und auch Leihbibliotheken und beispielsweise das Kino in Gmunden, sowie in zahlreichen anderen Gemeinden, wurden geschlossen. Größtenteils auch dadurch ausgelöst, dass die Mitarbeiter erkrankten. <ref> Michael Kurz: [https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Als-die-Spanische-Grippe-in-der-Region-wuetete;art71,347107] In: ''OÖ Nachrichten'', 08. März 2010, abgerufen am 06. Februar 2019. </ref> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber: Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte. Hanser, München 2018, ISBN 978-3-446-25848-8. | * Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber: Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte. Hanser, München 2018, ISBN 978-3-446-25848-8. | ||