Spanische Grippe im Land Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Spanische Grippe im Land Salzburg (Quelltext anzeigen)
Version vom 11. Februar 2019, 08:56 Uhr
, 11. Februar 2019Einzelnachweise
de>Sonja Heiss (Buch ergänzt) |
de>Sonja Heiss (Einzelnachweise) |
||
Zeile 5: | Zeile 5: | ||
== Oberösterreich == | == Oberösterreich == | ||
Die Spanische Influenza trat in Österreich in 3 Wellen auf, die sich in ihrem Schweregrad deutlich unterschieden. Anfang Juli 1918 waren große Teile der Monarchie bereits betroffen. Jene erste Welle klang aber nach nur wenige Wochen wieder ab. Obwohl die erste Welle als „harmlos“ bezeichnet werden kann, war sie dennoch verheerender als die „normale“, bereits bekannte Grippe bzw. Lungenentzündung. Pro Woche starben ca. 100 Menschen an der Spanischen Grippe in dieser ersten Welle. <ref> Salzburg Geschichte Kultur: [ http://salzburg-geschichte-kultur.at/der-ausbruch-der-spanischen-grippe-im-jahr-1918/] In: ''Salzburg Geschichte Kultur'', angerufen am 06.Februar 2019. </ref> | Die Spanische Influenza trat in Österreich in 3 Wellen auf, die sich in ihrem Schweregrad deutlich unterschieden. Anfang Juli 1918 waren große Teile der Monarchie bereits betroffen. Jene erste Welle klang aber nach nur wenige Wochen wieder ab. Obwohl die erste Welle als „harmlos“ bezeichnet werden kann, war sie dennoch verheerender als die „normale“, bereits bekannte Grippe bzw. Lungenentzündung. Pro Woche starben ca. 100 Menschen an der Spanischen Grippe in dieser ersten Welle. <ref name =Salzburg> Salzburg Geschichte Kultur: [ http://salzburg-geschichte-kultur.at/der-ausbruch-der-spanischen-grippe-im-jahr-1918/] In: ''Salzburg Geschichte Kultur'', angerufen am 06.Februar 2019. </ref> | ||
In Oberösterreich verlief die erste Grippewelle im Frühjahr 1918 eher harmlos. Die Bevölkerung erkrankte zwar teilweise, dennoch gab es nur eine geringe Anzahl an Todesopfern. Im Herbst 1918, zur Zeit des Kriegsendes und der Heimkehr der Soldaten, brach die zweite Welle in Oberösterreich aus, die weit mehr Todesopfer forderte. | In Oberösterreich verlief die erste Grippewelle im Frühjahr 1918 eher harmlos. Die Bevölkerung erkrankte zwar teilweise, dennoch gab es nur eine geringe Anzahl an Todesopfern. Im Herbst 1918, zur Zeit des Kriegsendes und der Heimkehr der Soldaten, brach die zweite Welle in Oberösterreich aus, die weit mehr Todesopfer forderte. | ||
Zeile 37: | Zeile 37: | ||
Die zweite Welle erreichte Salzburg Anfang September 1918. Zeitungen wie die „''Salzburger Chronik''“ oder „''Salzburger Wacht''“ berichteten bereits am 3. September von zahlreichen Erkrankten, und Todesopfern. Zu dieser Zeit wurden die Todesfälle noch auf Hunger und einen geschwächten Körper der Opfer zurückgeführt. | Die zweite Welle erreichte Salzburg Anfang September 1918. Zeitungen wie die „''Salzburger Chronik''“ oder „''Salzburger Wacht''“ berichteten bereits am 3. September von zahlreichen Erkrankten, und Todesopfern. Zu dieser Zeit wurden die Todesfälle noch auf Hunger und einen geschwächten Körper der Opfer zurückgeführt. | ||
Auf jene Erkrankungsfälle wurde seitens der Salzburger Behörden nicht reagiert. Man berichtete, dass in der Stadt Salzburg im ganzen September 1918 kein einziger Fall der Spanischen Grippe diagnostiziert wurde, obwohl das der Fall war. Erst im Oktober wurde in der „''Salzburger Chronik''“ ein Todesfall gemeldet, dessen Ursache die Spanische Grippe war. Als Reaktion darauf, wurde das Heizverbot für Koks und Kohle bereits ein paar Tage früher, am 10. Oktober, aufgehoben. | Auf jene Erkrankungsfälle wurde seitens der Salzburger Behörden nicht reagiert. Man berichtete, dass in der Stadt Salzburg im ganzen September 1918 kein einziger Fall der Spanischen Grippe diagnostiziert wurde, obwohl das der Fall war. Erst im Oktober wurde in der „''Salzburger Chronik''“ ein Todesfall gemeldet, dessen Ursache die Spanische Grippe war. Als Reaktion darauf, wurde das Heizverbot für Koks und Kohle bereits ein paar Tage früher, am 10. Oktober, aufgehoben. | ||
Im Oktober 1918 waren die regionalen Zeitungen überfüllt mit Meldungen über die Erkrankung und den Tod weiterer Menschen aufgrund der Spanischen Grippe. Anfang Oktober wurde bereits 10 Todesopfer nur für die Stadt Salzburg gemeldet. <ref | Im Oktober 1918 waren die regionalen Zeitungen überfüllt mit Meldungen über die Erkrankung und den Tod weiterer Menschen aufgrund der Spanischen Grippe. Anfang Oktober wurde bereits 10 Todesopfer nur für die Stadt Salzburg gemeldet. <ref name=Salzburg/> Am 21. Oktober berichtete die „''Salzburger Chronik''“ beispielsweise von ersten Opfern in Saalbach. <ref> Salzburger Chronik: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19181021&seite=2&zoom=33&query=%22spanische%22%2B%22grippe%22&ref=anno-search] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 21.Oktober 1918, S.2, abgerufen am 06. Jänner 2019 </ref> Die Spanische Grippe erreichte in kürzester Zeit viele Gemeinden in ganz Salzburg. | ||
Erst Ende November 1918 nahmen die Todes- sowie Erkrankungsmeldungen der Spanischen Grippe wieder ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Salzburg einen Anstieg Sterblichkeitsrate im Jahr 1918 um 65% zu verzeichnen. 1918 starben 962 Menschen an der Spanischen Grippe, während in den Jahren davor (1914-1917) lediglich 331 Menschen an Lungenentzündung starben. | Erst Ende November 1918 nahmen die Todes- sowie Erkrankungsmeldungen der Spanischen Grippe wieder ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Salzburg einen Anstieg Sterblichkeitsrate im Jahr 1918 um 65% zu verzeichnen. 1918 starben 962 Menschen an der Spanischen Grippe, während in den Jahren davor (1914-1917) lediglich 331 Menschen an Lungenentzündung starben. | ||
Zeile 52: | Zeile 52: | ||
Am 10. Oktober fand eine Sitzung des Landessanitätsrats statt, in der die Schließung öffentlicher Kinos, Theater und generelle öffentliche Einrichtungen, die zu Menschenansammlungen führen, sowie die Aufbewahrung Grippetoter in Privatwohnungen, diskutiert. Da sich die Behörden allerdings darauf einigten, dass die Spanische Grippe bereits wieder abebbte, wurden keine Maßnahmen gesetzt. Bereits am 17. Oktober erließ der Landessanitätsrat allerdings Versammlungsverbote, um die Ansteckungsgefahr zu lindern. | Am 10. Oktober fand eine Sitzung des Landessanitätsrats statt, in der die Schließung öffentlicher Kinos, Theater und generelle öffentliche Einrichtungen, die zu Menschenansammlungen führen, sowie die Aufbewahrung Grippetoter in Privatwohnungen, diskutiert. Da sich die Behörden allerdings darauf einigten, dass die Spanische Grippe bereits wieder abebbte, wurden keine Maßnahmen gesetzt. Bereits am 17. Oktober erließ der Landessanitätsrat allerdings Versammlungsverbote, um die Ansteckungsgefahr zu lindern. | ||
Die Bevölkerung erlangte jeglichen Informationen über die regionalen Zeitungen. So berichteten eben jene über mögliche Behandlungsmaßnahmen. Hier wurde auf Bettruhe und auch rote Rüben verwiesen. Am 15.Oktober schrieb die „''Salzburger Chronik''“ man solle öffentliche Versammlungsorte meiden. Krankenhäuser verboten Krankenbesuche, um die Eindämmung der Krankheit zu gewährleisten. | Die Bevölkerung erlangte jeglichen Informationen über die regionalen Zeitungen. So berichteten eben jene über mögliche Behandlungsmaßnahmen. Hier wurde auf Bettruhe und auch rote Rüben verwiesen. Am 15.Oktober schrieb die „''Salzburger Chronik''“ man solle öffentliche Versammlungsorte meiden. Krankenhäuser verboten Krankenbesuche, um die Eindämmung der Krankheit zu gewährleisten. | ||
Aufgrund der behördlichen Skepsis gegenüber der Spanische Grippe kam es auch vermehrt zu verfrühten Schulöffnungen, die bei den Medien und der Gesellschaft allerdings auf Unverständnis trafen. Die damaligen Zeitungen berichteten, soweit das aufgrund der Zensur möglich war, über die Versäumnisse der Behörden. Am 16. Oktober 1918 wurde in der „''Salzburger Wacht''“ die Untätigkeit der Behörden und die mangelhafte medizinische Versorgung betitelt. <ref | Aufgrund der behördlichen Skepsis gegenüber der Spanische Grippe kam es auch vermehrt zu verfrühten Schulöffnungen, die bei den Medien und der Gesellschaft allerdings auf Unverständnis trafen. Die damaligen Zeitungen berichteten, soweit das aufgrund der Zensur möglich war, über die Versäumnisse der Behörden. Am 16. Oktober 1918 wurde in der „''Salzburger Wacht''“ die Untätigkeit der Behörden und die mangelhafte medizinische Versorgung betitelt. <ref name=Salzburg/> | ||
Bereits am 25. Oktober berichtetet die „''Salzburger Chronik''“ allerdings von einer behördlichen Verfügung zur Sperrung der Schulen, um einer zu leichten Übertragung entgegenzuwirken. Es werden allerdings auch Ausnahmen genannt. In einigen Gemeinden, wie beispielsweise Marglan, soll die Schule am 27. Oktober wieder geöffnet werden und der normale Schulbetrieb wiedereinsetzen. An dieser Stelle kritisieren die Zeitungen, ob die dortigen Arbeiter und die Bevölkerung in Marglan den behördlichen Schutz nicht wert seien. <ref> Salzburger Chronik: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19181025&seite=2&zoom=33&query=%22spanische%22%2B%22grippe%22&ref=anno-search S] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 25. Oktober 1918, S.2, abgerufen am 06. Februar 2019 </ref> | Bereits am 25. Oktober berichtetet die „''Salzburger Chronik''“ allerdings von einer behördlichen Verfügung zur Sperrung der Schulen, um einer zu leichten Übertragung entgegenzuwirken. Es werden allerdings auch Ausnahmen genannt. In einigen Gemeinden, wie beispielsweise Marglan, soll die Schule am 27. Oktober wieder geöffnet werden und der normale Schulbetrieb wiedereinsetzen. An dieser Stelle kritisieren die Zeitungen, ob die dortigen Arbeiter und die Bevölkerung in Marglan den behördlichen Schutz nicht wert seien. <ref> Salzburger Chronik: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19181025&seite=2&zoom=33&query=%22spanische%22%2B%22grippe%22&ref=anno-search S] In: Österreichische Nationalbibliothek, Anno - Austrian Newspapers Online, 25. Oktober 1918, S.2, abgerufen am 06. Februar 2019 </ref> |