Alte Mühle von Tattendorf: Unterschied zwischen den Versionen

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Nun heiratete ''Franz Anton Paur''<ref>[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-03/?pg=286 Baden, Pfarre Sankt Stephan - Tauf-, Trauungs und Sterbebuch 1695-1725 (fol.279)] auf [http://data.matricula-online.eu/de/ Matricula Online] Franz Anton Paur (*1713 in der Schäfflermühle zu Baden ; † 1772 in der Mühle Tattendorf) war ein österreichischer Müller</ref> ein Sohn des Badener Mühlbesitzers auf der Schäfflermühle ''Johannes Georg Paur'' im Jahre 1742 die Witwe ''Maria Magdalena'' und wurde somit Mühlenbesitzer<ref>Stiftsarchiv Klosterneuburg - Grundbuch A (fol.143)</ref>. Für dreißig Jahre war jetzt einmal Schluss mit dem kurzzeitigen Besitzwechsel. Die Mühle erhielt in dieser Zeit im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen. 1745 ließ ''Franz Anton Paur'' eine wunderschöne Stuckdecke in einer der Mühlenräumlichkeiten errichten die die ''„Mutter Gottes“'' stehend auf der Erdkugel, welche eine Schlange umschloss und seine Initialen ''FAP'' einbauen. Aus der Ehe mit ''Maria Magdalena'' gingen 8 Kinder hervor und der älteste überlebende Sohn ''Johann Adam Paur''<ref name=":2">Johann Adam Paur (*1748 in der Mühle zu Tattendorf; † 1795 ebenda) war ein österreichischer Müller und Ortsrichter von Tattendorf</ref> erbte 1776<ref name=":3">Stiftsarchiv Klosterneuburg - Grundbuch D (fol.75)</ref> nach dem Tod der Eltern die Mühlenanlage gemeinsam mit seiner Frau ''Josefa geb. Marksteiner''.   
Nun heiratete ''Franz Anton Paur''<ref>[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-03/?pg=286 Baden, Pfarre Sankt Stephan - Tauf-, Trauungs und Sterbebuch 1695-1725 (fol.279)] auf [http://data.matricula-online.eu/de/ Matricula Online] Franz Anton Paur (*1713 in der Schäfflermühle zu Baden ; † 1772 in der Mühle Tattendorf) war ein österreichischer Müller</ref> ein Sohn des Badener Mühlbesitzers auf der Schäfflermühle ''Johannes Georg Paur'' im Jahre 1742 die Witwe ''Maria Magdalena'' und wurde somit Mühlenbesitzer<ref>Stiftsarchiv Klosterneuburg - Grundbuch A (fol.143)</ref>. Für dreißig Jahre war jetzt einmal Schluss mit dem kurzzeitigen Besitzwechsel. Die Mühle erhielt in dieser Zeit im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen. 1745 ließ ''Franz Anton Paur'' eine wunderschöne Stuckdecke in einer der Mühlenräumlichkeiten errichten die die ''„Mutter Gottes“'' stehend auf der Erdkugel, welche eine Schlange umschloss und seine Initialen ''FAP'' einbauen. Aus der Ehe mit ''Maria Magdalena'' gingen 8 Kinder hervor und der älteste überlebende Sohn ''Johann Adam Paur''<ref name=":2">Johann Adam Paur (*1748 in der Mühle zu Tattendorf; † 1795 ebenda) war ein österreichischer Müller und Ortsrichter von Tattendorf</ref> erbte 1776<ref name=":3">Stiftsarchiv Klosterneuburg - Grundbuch D (fol.75)</ref> nach dem Tod der Eltern die Mühlenanlage gemeinsam mit seiner Frau ''Josefa geb. Marksteiner''.   


Der erstgeborene Sohn [[w:Ignaz_Paur|Ignaz Paur]]<ref>Ignaz Paur (*1778 in der Mühle Tattendorf; † 1842 in Lichtenwörth) war ein österreichischer Müller und Erfinder</ref> war der spätere Erfinder der „Wiener Hochmüllerei“. Seine Erfindung der doppelten Grießputzmaschine war die Voraussetzung für die industrielle Mehlproduktion. Die Tochter ''Clara Paur''<ref>Clara Schmid geb. Paur (*1781 in der Mühle Tattendorf; †1842 in Unterlanzendorf) </ref> ehelichte 1804 den Müllersohn ''Josef Paul Schmid''<ref>Josef Paul Schmid (*1778 in Oberliesing (heute Wien-Liesing); †1857 in Unterlanzendorf) war ein österreichischer Müller auf der Freimühle in Unterlanzendorf </ref> aus Oberliesing in der Tattendorfer Dorfkirche und wurde Dominikalmüllerin auf der Freimühle in Unterlanzendorf (heute Gut Fabricius) sowie Ahnherrin der Müllerfamilien ''Schmid'' und ''Polsterer''. 1795 verstarb ''Johann Adam Paur''<ref name=":2" /> und seine Witwe ehelichte ''Johann Frank''<ref>Johann Frank (*1758 in Thurndorf, Bayern; † 1835 auf der Wieden in Wien) war ein bayrisch-österreichischer Müller in Tattendorf</ref>, einen aus Thurndorf in Bayern stammenden Müllermeister mit dem diese aber keine Nachkommen hatte.  Im Jahre 1800 brannte die Mühle durch Selbstentzündung ab<ref name=":4">Josef Mitterer: ''Wenn Spuren von Menschen Geschichte werden'', 2014 S. 200</ref>, wurde aber wieder aufgebaut. [[Datei:Mühle Tattendorf - Mutter Gottes - Stuckdecke von 1745.jpg|mini|250x250px|Stuckdecke von 1745 in der Mühle Tattendorf]]Nach dem Frieden von Pressburg mit Napoleon Ende 1805 hatten die Tattendorfer Bürger französische Besatzungstruppen aufzunehmen und zu verköstigen. 8.000 Soldaten und 1.600 Pferde wurden in Tattendorf einquartiert. Laut damaligen Aufzeichnungen hatte der Mühlenbesitzer Johann Frank<ref name=":3" /> den Hauptteil der Soldaten einzuquartieren: 440 Mann und 157 Pferde mussten in der Mühle beherbergt und verköstigt werden<ref>Josef Mitterer: ''Wenn Spuren von Menschen Geschichte werden'', 2014, S. 148</ref>. Nachdem ''Josefa Frank geb. Marksteiner'' 1816 verstarb<ref>[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/tattendorf/01%252C2%252C3-02/?pg=112 Pfarre Tattendorf - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1797-1828 (fol.108)] auf [http://data.matricula-online.eu/de/ Matricula Online]</ref>, war der Müllermeister ''Johann Frank'' Alleinbesitzer der Mühle<ref name=":3" />. 1823 übernahm sein Stiefsohn ''Leopold Paur'' mit Gattin ''Josefa geb. Fürst'' den Mühlenbetrieb<ref name=":3" />.  Im Zuge der Abschaffung der [[w:Grundherrschaft|Lehenswirtschaft]] im Revolutionsjahr 1848 verkaufte ''Leopold'' 1849 die Mühle an ''Franz'' und ''Franziska Lethmüller''<ref name=":3" /> die den Betrieb um 1874 an ''Ludwig Polsterer''<ref>Ludwig Polsterer (*1845 in Oberrohrbach, Pfarre Leobendorf im Weinviertel; † 1906 in Enzersdorf/Fischa) war ein österreichischer Mühlenbesitzer in Enzersdorf an der Fischa</ref> verpachteten. Als ''Franz Lettmüller'' 1877 verstarb erbte seine Gattin ''Franziska'' dessen Hälfte<ref name=":3" /> und verkaufte den gesamten Betrieb 1881<ref name=":3" /> an ''Johanna Polsterer''<ref>Johanna Polsterer (*1840 in Oberrohrbach, Pfarre Leobendorf im Weinviertel; † 12. Dezember 1918 in der Mühle Tattendorf) war eine österreichische Mühlenbesitzerin in Tattendorf</ref>, einer Schwester von ''Ludwig Polsterer.'' ''Johanna'' modernisierte den Mühlenbetrieb und ließ um 1898 die Mühlenräder abmontieren und durch eine [[w:Francis-Turbine|Francis-Turbine]], die Strom lieferte ersetzen. Die Familie Polsterer war neben der Tattendorfer Mühle im Laufe der Zeit auch Eigentümer der ''Rösselmühle'' in Enzersdorf an der Fischa und der [[w:Kunstmühle|Kunstmühle]] [[w:Unterwaltersdorf|Unterwaltersdorf]]. 1918 verstarb die Mühleignerin ''Johanna Polsterer'' und deren Erben verpachteten den Betrieb an die „Landwirtschaftliche Genossenschaft Ebreichsdorf“, die die Mühle 1953 im Eigentum erwarb<ref name=":4" />.
Deren erstgeborene Sohn [[w:Ignaz_Paur|Ignaz Paur]]<ref>Ignaz Paur (*1778 in der Mühle Tattendorf; † 1842 in Lichtenwörth) war ein österreichischer Müller und Erfinder</ref> war der spätere Erfinder der „Wiener Hochmüllerei“. Seine Erfindung der doppelten Grießputzmaschine war die Voraussetzung für die industrielle Mehlproduktion. Die Tochter ''Clara Paur''<ref>Clara Schmid geb. Paur (*1781 in der Mühle Tattendorf; †1842 in Unterlanzendorf) </ref> ehelichte 1804 den Müllersohn ''Josef Paul Schmid''<ref>Josef Paul Schmid (*1778 in Oberliesing (heute Wien-Liesing); †1857 in Unterlanzendorf) war ein österreichischer Müller auf der Freimühle in Unterlanzendorf </ref> aus Oberliesing in der Tattendorfer Dorfkirche und wurde Dominikalmüllerin auf der Freimühle in Unterlanzendorf (heute Gut Fabricius) sowie Ahnherrin der Müllerfamilien ''Schmid'' und ''Polsterer''. 1795 verstarb ''Johann Adam Paur''<ref name=":2" /> und seine Witwe ehelichte ''Johann Frank''<ref>Johann Frank (*1758 in Thurndorf, Bayern; † 1835 auf der Wieden in Wien) war ein bayrisch-österreichischer Müller in Tattendorf</ref>, einen aus Thurndorf in Bayern stammenden Müllermeister mit dem diese aber keine Nachkommen hatte.  Im Jahre 1800 brannte die Mühle durch Selbstentzündung ab<ref name=":4">Josef Mitterer: ''Wenn Spuren von Menschen Geschichte werden'', 2014 S. 200</ref>, wurde aber wieder aufgebaut. [[Datei:Mühle Tattendorf - Mutter Gottes - Stuckdecke von 1745.jpg|mini|250x250px|Stuckdecke von 1745 in der Mühle Tattendorf]]Nach dem Frieden von Pressburg mit Napoleon Ende 1805 hatten die Tattendorfer Bürger französische Besatzungstruppen aufzunehmen und zu verköstigen. 8.000 Soldaten und 1.600 Pferde wurden in Tattendorf einquartiert. Laut damaligen Aufzeichnungen hatte der Mühlenbesitzer Johann Frank<ref name=":3" /> den Hauptteil der Soldaten einzuquartieren: 440 Mann und 157 Pferde mussten in der Mühle beherbergt und verköstigt werden<ref>Josef Mitterer: ''Wenn Spuren von Menschen Geschichte werden'', 2014, S. 148</ref>. Nachdem ''Josefa Frank geb. Marksteiner'' 1816 verstarb<ref>[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/tattendorf/01%252C2%252C3-02/?pg=112 Pfarre Tattendorf - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1797-1828 (fol.108)] auf [http://data.matricula-online.eu/de/ Matricula Online]</ref>, war der Müllermeister ''Johann Frank'' Alleinbesitzer der Mühle<ref name=":3" />. 1823 übernahm sein Stiefsohn ''Leopold Paur'' mit Gattin ''Josefa geb. Fürst'' den Mühlenbetrieb<ref name=":3" />.  Im Zuge der Abschaffung der [[w:Grundherrschaft|Lehenswirtschaft]] im Revolutionsjahr 1848 verkaufte ''Leopold'' 1849 die Mühle an ''Franz'' und ''Franziska Lethmüller''<ref name=":3" /> die den Betrieb um 1874 an ''Ludwig Polsterer''<ref>Ludwig Polsterer (*1845 in Oberrohrbach, Pfarre Leobendorf im Weinviertel; † 1906 in Enzersdorf/Fischa) war ein österreichischer Mühlenbesitzer in Enzersdorf an der Fischa</ref> verpachteten. Als ''Franz Lettmüller'' 1877 verstarb erbte seine Gattin ''Franziska'' dessen Hälfte<ref name=":3" /> und verkaufte den gesamten Betrieb 1881<ref name=":3" /> an ''Johanna Polsterer''<ref>Johanna Polsterer (*1840 in Oberrohrbach, Pfarre Leobendorf im Weinviertel; † 12. Dezember 1918 in der Mühle Tattendorf) war eine österreichische Mühlenbesitzerin in Tattendorf</ref>, einer Schwester von ''Ludwig Polsterer.'' ''Johanna'' modernisierte den Mühlenbetrieb und ließ um 1898 die Mühlenräder abmontieren und durch eine [[w:Francis-Turbine|Francis-Turbine]], die Strom lieferte ersetzen. Die Familie Polsterer war neben der Tattendorfer Mühle im Laufe der Zeit auch Eigentümer der ''Rösselmühle'' in Enzersdorf an der Fischa und der [[w:Kunstmühle|Kunstmühle]] [[w:Unterwaltersdorf|Unterwaltersdorf]]. 1918 verstarb die Mühleignerin ''Johanna Polsterer'' und deren Erben verpachteten den Betrieb an die „Landwirtschaftliche Genossenschaft Ebreichsdorf“, die die Mühle 1953 im Eigentum erwarb<ref name=":4" />.
Die Mühle in Tattendorf diente ausschließlich der Lohnmüllerei und war voll ausgelastet. Die kostenlose Wasserkraft ermöglichte eine konkurrenzfähige Produktion gegenüber ausländischen Produkten und trug zur Dotierung des Reservefonds der „''Landwirtschaftlichen Genossenschaft Ebreichsdorf''“ bei. 1925 standen 7 Beschäftigte in Lohn und Brot und in den beiden Weltkriegen verbesserte diese die Ernährungssituation in Tattendorf. 1947 kam der Neubau einer großen Lagerhalle, an der Teesdorfer Straße gelegen, hinzu. Im Jahr 1961 kam das „Aus“ für den Mühlenbetrieb, die Mühle wurde aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen<ref>Josef Mitterer: ''Wenn Spuren von Menschen Geschichte werden'', 2014, S. 220</ref>.
Die Mühle in Tattendorf diente ausschließlich der Lohnmüllerei und war voll ausgelastet. Die kostenlose Wasserkraft ermöglichte eine konkurrenzfähige Produktion gegenüber ausländischen Produkten und trug zur Dotierung des Reservefonds der „''Landwirtschaftlichen Genossenschaft Ebreichsdorf''“ bei. 1925 standen 7 Beschäftigte in Lohn und Brot und in den beiden Weltkriegen verbesserte diese die Ernährungssituation in Tattendorf. 1947 kam der Neubau einer großen Lagerhalle, an der Teesdorfer Straße gelegen, hinzu. Im Jahr 1961 kam das „Aus“ für den Mühlenbetrieb, die Mühle wurde aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen<ref>Josef Mitterer: ''Wenn Spuren von Menschen Geschichte werden'', 2014, S. 220</ref>.


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