Anna Neumann von Wasserleonburg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Statue AnnaNeumann Murau.jpg|thumb|Statue der Anna Neumann auf dem Gelände des "Heimatmuseums" bei der Kapuzinerkirche in Murau]]
[[File:Statue AnnaNeumann Murau.jpg|thumb|Statue der Anna Neumann auf dem Gelände des "Heimatmuseums" bei der Kapuzinerkirche in Murau]]
'''Anna Neumann von Wasserleonburg''' (* [[25. November]] [[1535]], vermutlich in [[Villach]]; † [[18. Dezember]] [[1623]], vermutlich in [[Murau]]), auch '''Anna Neumann''' oder '''Anna Neumannin''', war eine Adelige, die wegen ihrer sechs Ehen bekannt ist. Sie zählte zu den reichsten Frauen in den Herzogtümern [[Herzogtum Steier|Steier]] und [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]]. Als Gutsbesitzerin hat sie vor allem die Stadtgeschichte von [[Murau]] wesentlich geprägt.
'''Anna Neumann von Wasserleonburg''' (* [[25. November]] [[1535]], in [[Villach]]<ref name ="Sabitzer90">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 90</ref>; † [[18. Dezember]] [[1623]], vermutlich in [[Murau]]), Herrin von Murau, auch '''Anna Neumann''' oder '''Anna Neumannin''', war eine Adelige, die wegen ihrer sechs Ehen bekannt ist. Sie zählte zu den reichsten Frauen in den Herzogtümern [[Herzogtum Steier|Steier]] und [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]]. Als Gutsbesitzerin hat sie vor allem die Stadtgeschichte von [[Murau]] wesentlich geprägt.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Anna Neumann von Wasserleonburg stammte aus einer Villacher Bürgerfamilie, die durch Handel und als Gewerke zu Wohlstand gelangt und der schließlich der Aufstieg in den Adelsstand gelungen war.<ref name ="Wasserleon">vgl. [http://www.wasserleonburg.at/anna-neumann/ Anna Neumann]], Wasserleonburg.AT, abgerufen am 18. Oktober 2019</ref> Sie war die Tochter des Handelsherrn Wilhelm Neumann († um 1536) aus dessen Ehe mit Barbara. 1522 kaufte hatte dieser von den Brüdern Hans, Andrä und Christoph von Ungnad zu Sonnegg das Schloss und die Herrschaft [[w:Schloss Wasserleonburg|Wasserleonburg]] (heute Teil der Gemeinde [[Nötsch im Gailtal]]), welches nach seinem Tod seiner Witwe gehörte und nach dem sich seine Familie benannte.
Anna Neumann von Wasserleonburg stammte aus einer Villacher Bürgerfamilie, die durch Handel und als Gewerke zu Wohlstand gelangt und der schließlich der Aufstieg in den Adelsstand gelungen war.<ref name ="Wasserleon">vgl. [http://www.wasserleonburg.at/anna-neumann/ Anna Neumann]], Wasserleonburg.AT, abgerufen am 18. Oktober 2019</ref> Sie war die Tochter des Handelsherrn [[Wilhelm Neumann von Wasserleonburg|Wilhelm Neumann]] († um 1536) aus dessen Ehe mit [[Barbara Rumpf von Wullross]]<ref>vgl. [https://sabitzer.wordpress.com/2008/01/27/die-„herrin-von-murau“/ Herrin von Murau], Sabitzer.Wordpress.COM, abgerufen am 5. November 2019</ref>. 1522 kaufte hatte dieser von den Brüdern Hans, Andrä und Christoph von Ungnad zu Sonnegg das Schloss und die Herrschaft [[w:Schloss Wasserleonburg|Wasserleonburg]] (heute Teil der Gemeinde [[Nötsch im Gailtal]]), welches nach seinem Tod seiner Witwe gehörte und nach dem sich seine Familie benannte.


Anna Neumann von Wasserleonburg war sechsmal verheiratet,  
Anna Neumann von Wasserleonburg war sechsmal verheiratet,  
:∞ in 1. Ehe (Eheschließung um 1557) mit Freiherr Hans Jakob von Tannhausen,  
:∞ in 1. Ehe (Eheschließung um 1557) mit Freiherr Hans Jakob von Thannhausen (oder Tannhausen) († um 1560), Bruder des damaligen Landeshauptmann des [[Herzogtum Kärnten|Herzogtums Kärnten]],<ref name ="Sabitzer90"/>
:::* Barbara von Tannhausen († um 1582)
:::* Elisabeth von Thannhausen (* um 1557/1560; 14. Mai 1592)
:::* Elisabeth von Tannhausen († um 1598)
:::::∞ in 1. Ehe mit dem Adeligen Leonhard von Kollnitz
:∞ in 2. Ehe (Eheschließung um 1565<ref name ="Murau">vgl. ''Murau''. Sehenswertes in Murau und Umgebung. Broschüre</ref>) mit [[Niklas von Liechtenstein zu Murau|Christoph (II.) von Liechtenstein zu Murau]] († 1580)
:::::∞ in 2. Ehe mit dem Freiherren Christoph von Auersperg
:∞ in 3. Ehe (Eheschließung um 1582) mit Freiherr Ludwig [[Johann Ungnad|Ungnad zu Sonnegg]] († um 1585), einem Anführer der Protestanten im Herzogtum Steier. Sein Vater war viele Jahre Landeshauptmann des Herzogtums Steier und oberster Feldhauptmann in Innerösterreich.
:::::Aus keiner der beiden Ehen sind Nachkommen belegt.<ref name ="Sabitzer92">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 92</ref>
:∞ in 4. Ehe mit Freiherr Karl von Teuffenbach. Er war kaiserlicher Ober-Wachtmeister und zählte ebenfalls zu den Protestanten im Herzogtum Steier.
:::* Barbara von Thannhausen (* um 1557/1560; 28. November 1578), nicht verheiratet<ref name ="Sabitzer92"/>
:∞ in 5. Ehe mit Graf Ferdinand Salamanca zu Ortenburg-Spittal
:∞ in 2. Ehe (Eheschließung um 1565/66<ref name ="Murau">vgl. ''Murau''. Sehenswertes in Murau und Umgebung. Broschüre</ref><ref name ="Sabitzer90"/>) mit [[Niklas von Liechtenstein zu Murau|Christoph (II.) von Liechtenstein zu Murau]] († 1580)
:∞ in 6. Ehe (Eheschließung um 1617<ref name ="Murau"/> mit Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg († um 1586). Dieser ließ nach ihrem Tod die von ihr geerbte [[w:Schloss Obermurau|Burg Obermurau]] abbrechen und dort das heute noch erhaltene Schloss erbauen.
:∞ in 3. Ehe (Eheschließung um 1582) mit Freiherr Ludwig [[Johann Ungnad|Ungnad zu Sonnegg]] († um 1585, in Klagenfurt), dessen Vater viele Jahre Landeshauptmann des Herzogtums Steier und oberster Feldhauptmann in Innerösterreich gewesen war. Ludwig Ungnad von Sonnegg gehörte zu den Anführer des protestantischen Adels im Herzogtum Steier, war Mundschenk des späteren Kaisers [[Maximilian II. (HRR)|Maximilian II.]] und 1570 Burggraf in [[Klagenfurt]]. Zudem war er ein langjähriger Bekannter von Anna Neumann und wie schon der zweite Ehemann bei ihrer Familie schwer verschuldet.<ref name ="Sabitzer91">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 91</ref>
:∞ in 4. Ehe mit Freiherr Karl von Teuffenbach. Er war kaiserlicher Ober-Wachtmeister und zählte ebenfalls zu den führenden protestantischen Adeligen im Herzogtum Steier. Er war sehr vermögend, sein Besitz befand sich im "oberen" Murtal, somit war er ein Gutsnachbar von Anna Neumann.<ref name ="Sabitzer91"/>
:∞ in 5. Ehe (Eheschließung am 1. November 1611 auf Schloss Murau) mit Graf Georg von Ortenburg-Salamanca (* um 1581; † 1616). Sein Vater Gabriel, der Schloss Porcia in [[Spittal an der Drau]] erbauen ließ, war vom späteren [[Ferdinand II (HRR)|Kaiser Ferdinand II.]] mit der im Herzogtum Kärnten gelegenen Grafschaft [[Ortenburg]] belehnt worden.<ref name ="Sabitzer92">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 92</ref>
:∞ in 6. Ehe (Eheschließung am 25. Juli 1617) mit Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg († um 1586). Dieser stand im Dienst des späteren Kaisers Ferdinand II., die Ehe hatte Freiherr Johann Ulrich von Eggenburg, ein Ratgeber dieses Herrschers vermittelt.<ref name ="Sabitzer92"/>  vermittelt.<ref name ="Sabitzer92"/> Dieser ließ nach ihrem Tod die von ihr geerbte [[w:Schloss Obermurau|Burg Obermurau]] abbrechen und dort das heute noch erhaltene Schloss erbauen.


== Leben ==
== Leben ==
Anna Neumann dürfte ihre Kindheit und Jugend auf Schloss Wasserleonburg verbracht haben.<ref name ="Wasserleon"/> Nach dem Tod ihrer Mutter erbte sie dieses. Nach ihrer Heirat mit Christoph von Liechtenstein zu Murau erwarb sie von seiner Familie die Burg und Herrschaft [[w:Schloss Obermurau|Liechtenstein]] in der Marktgemeinde [[Murau]], deren Besitz sie nach seinem Tod gegenüber seinen fünf Brüdern behaupten konnte. Unter ihrer Herrschaft, die sie bis zu ihrem Tod ausübte, erlebte Murau eine wirtschaftliche Blütezeit.<ref name ="Murau"/>  
Anna Neumann dürfte ihre Kindheit und Jugend auf Schloss Wasserleonburg verbracht haben.<ref name ="Wasserleon"/> Sie hatte mehrere Brüder, die jedoch ohne Nachkommen vor ihrer Mutter Barbara, die angeblich sehr geizig war, verstarben. Daher beerbte sie Barbara nach deren Tod und gelangte so in den Besitz zahlreicher Güter wie Schloss Wasserleonburg sowie Besitzungen in [[Treffen]], [[Leonstein in Pötschach]] und [[Vordernberg im Gailtal]]. Außerdem erbte sie Anteil an den Bergwerken in [[Idria]] und [[Bleiburg]].<ref name ="Sabitzer91"/>


Anna Neumann wurde zweimal als Hexe angeklagt, aber letztlich freigesprochen.<ref name ="Kreischberg">vgl. [https://www.murau-kreischberg.at/de/urlaub/kultur-brauchtum/geschichte-brauchtum/anna-neumann Anna Neumann], Murau-Kreischberg.AT, abgerufen am 18. Oktober 2019</ref> Als Protestantin förderte sie zeitlebens die Reformation. So holte sie evangelische Geistliche nach Murau. Nach ihrem Tod erlaubt zwar der Salzburger Erzbischof ihre christliche Beerdigung, wegen ihres Glaubens wurde ihr aber eine Grabstätte in der Stadtpfarrkirche in Murau verweigert. Ihre Beisetzung erfolgte daraufhin in der Elisabethkirche<ref group="A">Die Elisabethkirche ist heute die evangelische Kirche von Murau.</ref>
Nach ihrer Heirat mit Christoph von Liechtenstein zu Murau erwarb Anna Neumann von ihrem Mann und dessen fünf Brüdern, die stark verschuldet waren, die Burg und Herrschaft [[w:Schloss Obermurau|Liechtenstein]] in der Marktgemeinde [[Murau]] sowie weitere Güter im [[Herzogtum Österreich|Herzogtum Österreich unter der Enns]] und im damaligen [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]] beziehungsweise im heutigen Burgenland<ref name ="Murau"/> <ref name ="Sabitzer91"/>. Nach dem Tod von Christoph von Liechtenstein konnte sie diesen Besitz trotz des Widerstandes ihrer Schwäger behaupten.<ref name ="Sabitzer91"/>. Unter ihrer Herrschaft, die sie bis zu ihrem Tod ausübte, erlebte die Stadt Murau eine wirtschaftliche Blütezeit.<ref name ="Murau"/> Dort ließ Anna Neumann 1576 das Gebäude des Elisabethspitals erweitern. Zudem unterstützte sie mittellose Menschen.<ref name ="Sabitzer91"/>  


Nach ihrem Tod erbte ihr letzter Ehemann ihre sämtlichen Besitzungen, außer dem Schloss Wasserleonburg, welches nach einem mehrjährigen Erbschaftsprozess 1635 in den Besitz der Familie Proy von Burgwalden kam.<ref name ="Wasserleon"/>  
Anna Neumann, der es im Verlauf ihres Lebens und ihrer Ehen erfolgreich gelang, ihr Vermögen zu erben, dürfte schon deshalb viele Feinde gehabt haben. Hinzu kam noch der Umstand, dass sie mehrmals verheiratet war. Als sie ca. 75 Jahre war, wurde zweimal ein "Hexenprozess" gegen sie eingeleitet, die Beschuldigungen reichten aber nicht für eine Verurteilung und sie wurde letztlich beide Male freigesprochen.<ref name ="Kreischberg">vgl. [https://www.murau-kreischberg.at/de/urlaub/kultur-brauchtum/geschichte-brauchtum/anna-neumann Anna Neumann], Murau-Kreischberg.AT, abgerufen am 18. Oktober 2019</ref><ref>vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 91f.</ref> Als Protestantin förderte sie zeitlebens die Reformation. So holte sie evangelische Geistliche nach Murau. Nach ihrem Tod erlaubt zwar der Salzburger Erzbischof ihre christliche Beerdigung, wegen ihres Glaubens wurde ihr aber eine Grabstätte in der Stadtpfarrkirche in Murau verweigert. Ihre Beisetzung erfolgte daraufhin in der Kirche des Elisabethspitals<ref group="A">Diese Elisabethkirche ist heute die evangelische Kirche von Murau.</ref>
 
Da ihre beiden Töchter aus erster Ehe bereits vor ihr verstorben waren, ohne Nachkommen zu hinterlassen, und Anna Neumann aus den drei nächsten Ehen keine weiteren Kinder hatte, dürfte sie ihre fünfte Ehe mit dem wesentlich jüngeren Grafen Ferdinand von Ortenburg-Salamanca in der Absicht geschlossen haben, ihm auf diesem Weg zu ihrem Erben zu machen. Nachdem er ebenfalls nach wenigen Jahren starb, schloss sie aus diesem Grund ihre sechste Ehe mit dem Reichsgrafen Georg Ludwig von Schwarzenberg, den sie in ihrem Testament im August 1617 ausdrücklich als ihren Erben einsetzte.<ref name ="Sabitzer92"/> Dieser erbte nach ihrem Tod ihre sämtlichen Besitzungen, außer dem Schloss Wasserleonburg, welches nach einem mehrjährigen Erbschaftsprozess 1635 in den Besitz der Familie Proy von Burgwalden kam.<ref name ="Wasserleon"/> Zusätzlich erbte Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg von Anna Neumann auch erhebliche Forderungen, zu ihren Schuldnern gehörten Kaiser Ferdinand II., der Erzbischof von Salzburg und andere Adelige.<ref name ="Sabitzer92"/>  


== Charakterbild ==
== Charakterbild ==
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== Erinnerungsstätten ==
== Erinnerungsstätten ==
[[File:Ev-elisabethkirche-murau-1.png|thumb|Nach ihrem Tod wurde Anna Neumann zunächst in der Elisabethkirche in Murau beigesetzt. Später wurde sie in die Kapuzinerkirche überführt.]]
[[File:Ev-elisabethkirche-murau-1.png|thumb|Nach ihrem Tod wurde Anna Neumann zunächst in der Elisabethkirche in Murau beigesetzt. Später wurde sie in die Kapuzinerkirche überführt und bei ihrem letzten Ehemann beigesetzt. In der Kapuzinerkirche befindet sich heute ihre Grabplatte.<ref group="A">Quelle: Augenschein vor Ort bei einer Besichtigung der Kapuzinerkirche am 19. Oktober 2019</ref>
 
=== Kärnten ===
=== Kärnten ===
* [[Villach]]: In Villach wurde die Anna Neumann-Straße nach ihr benannt.
* [[Villach]]: In Villach wurde die Anna Neumann-Straße nach ihr benannt.
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* [https://museum.evang.at/persoenlichkeiten/anna-neumann-von-wasserleonburg/ Anna Neumann], Museum.Evang.AT
* [https://museum.evang.at/persoenlichkeiten/anna-neumann-von-wasserleonburg/ Anna Neumann], Museum.Evang.AT
* [https://www.murau-kreischberg.at/de/urlaub/kultur-brauchtum/geschichte-brauchtum/anna-neumann Anna Neumann], Murau-Kreischberg.AT
* [https://www.murau-kreischberg.at/de/urlaub/kultur-brauchtum/geschichte-brauchtum/anna-neumann Anna Neumann], Murau-Kreischberg.AT
* https://sabitzer.wordpress.com/2008/01/27/die-„herrin-von-murau“/ Herrin von Murau], Sabitzer.Wordpress.COM


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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