Burgruine Kirchschlag in der Buckligen Welt: Unterschied zwischen den Versionen

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Als Erbauer der Burg Kirchschlag gilt der steirische Adelige Herrand von Wildon, dessen Familie sich hier niederließ, nachdem die "[[Grafschaft Pitten|Waldmark Pitten]]" nach dem Tod des Grafen Eckbert (III.) von Formbach-Pitten 1158 an die [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]] gekommen war. Der Ort Kirchschlag dürfte zum Zeitpunkt des Burgbaus bereits existiert haben. Durch die Heirat von Gertrud von Wildon mit Albero (V.) von Kuenring dürfte die Burg Kirchschlag um 1240 in den Besitz der Kuenringer gelangt sein. Dieser war nach dem Tod des "[[Friedrich der Streitbare|letzten Babenbergers]]" Landesverweser und später ein Vertrauter des  "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönigs]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]]. Während des "Österreichischen Interregnums" im Jahr 1252 wird die Burg Kirchschlag erstmals urkundlich genannt, als der König Ottokar  und der "[[w:Königreich Ungarn|Ungarnkönig]]" [[w:Béla IV. (Ungarn)|Béla]] um das Erbe der [[Babenberger]], die Herzogtümer Österreich und Steier, kämpften. 1246 und 1254 wurde sie von König Béla erobert. Im [[w:Friede von Ofen|Frieden von Ofen]] wurde sie gemeinsam mit dem Herzogtum Steier dem Ungarnkönig überlassen und gelangte so vorübergehend in den Besitz des Grafen Johann (I.) von [[w:Herren von Güns|Güssing]]. Nach dem [[w:Friede von Kroissenbrunn|Frieden von Kroissenbrunn]] fiel das Herzogtum Steier an den Böhmenkönig, doch verblieb die Burg Kirchschlag zunächst im Besitz der Grafen von Güssing. Leutold von Kuenring, Sohn von Albero (V.), der sich [[Rudolf I. (HRR)|König Rudolf]] anschloss, dürfte die Burg wieder an sich gebracht haben, war aber weiterhin in Konflikte mit der Grafenfamilie der Güssinger verstrickt. 1287 kam die Burg Kirchschlag durch einen Tausch an Heinrich, Konrad und Siboto von Pottendorf, wofür Leutold von Kuenring die Herrschaft Rosenau erhielt. Die Ansprüche der Grafenfamilie von Güssing wurden finanziell abgegolten.<ref name ="burgen"/>
Als Erbauer der Burg Kirchschlag gilt der steirische Adelige Herrand von Wildon, dessen Familie sich hier niederließ, nachdem die "[[Grafschaft Pitten|Waldmark Pitten]]" nach dem Tod des Grafen Eckbert (III.) von Formbach-Pitten 1158 an die [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]] gekommen war. Der Ort Kirchschlag dürfte zum Zeitpunkt des Burgbaus bereits existiert haben. Durch die Heirat von Gertrud von Wildon mit Albero (V.) von Kuenring dürfte die Burg Kirchschlag um 1240 in den Besitz der Kuenringer gelangt sein. Dieser war nach dem Tod des "[[Friedrich der Streitbare|letzten Babenbergers]]" Landesverweser und später ein Vertrauter des  "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönigs]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]]. Während des "Österreichischen Interregnums" im Jahr 1252 wird die Burg Kirchschlag erstmals urkundlich genannt, als der König Ottokar  und der "[[w:Königreich Ungarn|Ungarnkönig]]" [[w:Béla IV. (Ungarn)|Béla]] um das Erbe der [[Babenberger]], die Herzogtümer Österreich und Steier, kämpften. 1246 und 1254 wurde sie von König Béla erobert. Im [[w:Friede von Ofen|Frieden von Ofen]] wurde sie gemeinsam mit dem Herzogtum Steier dem Ungarnkönig überlassen und gelangte so vorübergehend in den Besitz des Grafen Johann (I.) von [[w:Herren von Güns|Güssing]]. Nach dem [[w:Friede von Kroissenbrunn|Frieden von Kroissenbrunn]] fiel das Herzogtum Steier an den Böhmenkönig, doch verblieb die Burg Kirchschlag zunächst im Besitz der Grafen von Güssing. Leutold von Kuenring, Sohn von Albero (V.), der sich [[Rudolf I. (HRR)|König Rudolf]] anschloss, dürfte die Burg wieder an sich gebracht haben, war aber weiterhin in Konflikte mit der Grafenfamilie der Güssinger verstrickt. 1287 kam die Burg Kirchschlag durch einen Tausch an Heinrich, Konrad und Siboto von Pottendorf, wofür Leutold von Kuenring die Herrschaft Rosenau erhielt. Die Ansprüche der Grafenfamilie von Güssing wurden finanziell abgegolten.<ref name ="burgen"/>


Konrad (I.) von Pottendorf begründete die Linie Pottendorf-Kirchschlag. Er fertigte seine Brüder finanziell ab und gelangte so 1304 in den alleinigen Besitzer der Burg  Kirchschlag, die er zunächst als "freies Eigen" besaß. Nach dem Scheitern des "Ministerialenaufstandes"<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> (1309) gegen die [[Habsburger]] musste er sie aber von ihnen zu Lehen nehmen. Später gelang es dem Landmarschall Hertnid von Pottendorf die Burg nochmals als freies Eigen zu erhalten. Seit 1394 überließen die Pottendorfer die Burg gewöhnlich "Burgpflegern"<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> Christoph von Pottendorf vermittelte als einflussreicher Ratgeber von [[Albrecht VI. (Österreich)|Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich]] ("''Albrecht dem Freigiebigen''") mehrmals zwischen diesem und [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]]. Als 1488 die Linie Pottendorf-Kirchschlag mit Friedrich von Pottendorf in männlicher Linie ausstarb, wurde Burg Kirchschlag noch im selben Jahr Ungarnkönig [[Matthias Corvinus]] besetzt, welche sie an seinen Feldhauptmann Peter Bogan verpfändete. Von diesem kam die Burg wenig später an Georg Baumkircher, den Sohn des bekannten Söldnerführers [[Andreas Baumkircher]]. Nach dessen Tod heiratete seine Witwe, Margarethe von Stubenberg, Georg von Puchheim (†  1514), der ein Neffe von Friedrich von Pottendorf war. Zwar kam die Burg nach seinem Tod zunächst an [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]], doch erhielt 1528 ein weiterer Zweig der Familie der Puchsteiner Kirchschlag als landesfürstliches Lehen.<ref name ="burgen"/>
Konrad (I.) von Pottendorf begründete die Linie Pottendorf-Kirchschlag. Er fertigte seine Brüder finanziell ab und gelangte so 1304 in den alleinigen Besitzer der Burg  Kirchschlag, die er zunächst als "freies Eigen" besaß. Nach dem Scheitern des "Ministerialenaufstandes"<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> (1309) gegen die [[Habsburger]] musste er sie aber von ihnen zu Lehen nehmen. Später gelang es dem Landmarschall Hertnid von Pottendorf die Burg nochmals als freies Eigen zu erhalten. Seit 1394 überließen die Pottendorfer die Burg gewöhnlich "Burgpflegern"<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> Christoph von Pottendorf vermittelte als einflussreicher Ratgeber von [[Albrecht VI. (Österreich)|Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich]] ("''Albrecht dem Freigiebigen''") mehrmals zwischen diesem und [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] Als 1488 die Linie Pottendorf-Kirchschlag mit Friedrich von Pottendorf in männlicher Linie ausstarb, wurde Burg Kirchschlag noch im selben Jahr Ungarnkönig [[Matthias Corvinus]] besetzt, welche sie an seinen Feldhauptmann Peter Bogan verpfändete. Von diesem kam die Burg wenig später an Georg Baumkircher, den Sohn des bekannten Söldnerführers [[Andreas Baumkircher]]. Nach dessen Tod heiratete seine Witwe, Margarethe von Stubenberg, Georg von Puchheim (†  1514), der ein Neffe von Friedrich von Pottendorf war. Zwar kam die Burg nach seinem Tod zunächst an [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]], doch erhielt 1528 ein weiterer Zweig der Familie der Puchsteiner Kirchschlag als landesfürstliches Lehen.<ref name ="burgen"/>


1532 wurde die Bucklige Welt von osmanischen Streifscharen heimgesucht. Diesen gelang es aber nicht die Burg oder den Ort einzunehmen. Durch die Entwicklung der Artillerie verlor die Burg ab Mitte des 16. Jahrhunderts ihre Bedeutung als Wehranlage. Hinzu kam noch, dass die Puchsteiner auf Kirchschlag inzwischen ihren Wohnsitz auf die in der Nähe gelegene Burg [[Krumbach]] verlegten. Letztmals wurden die Verteidigungsanlagen im 17. Jahrhundert unter dem Grafen [[w:Hans Christoph III. von Puchheim|Hans Christoph (III.) von Puchheim]] († 1657) instand gesetzt.<ref name ="burgen"/> Er gab aber die Burg um 1650 endgültig als Wohnsitz auf und ließ sich im Ort Kirchschlag nieder, wo er sich das "Hofhaus" erbaut hatte.<ref name ="Kirchschlag">vgl. [https://www.kirchschlag-bw.gv.at/Burgruine_Kirchschlag Burgruine Kirchschlag], Kirchschlag-BW.GV.AT, abgerufen am 9. August 2020</ref> Nach seinem Tod kam es zu Erbstreitigkeiten, die Burg Kirchschlag kam letztlich in den Besitz des Grafen Nikolaus (IV.) [[w:Pálffy|Pálffy]], eines Neffen des letzten Puchsteiners auf Kirchschlag.<ref name ="burgen"/> Bereits 1683 soll Burg Kirchschlag eine Ruine gewesen sein. Später gehörte sie der Grafenfamilie.<ref name ="schöndorfer217"/> Nach 1848 wurde die Burg mehrmals an Privatpersonen verkauft, ehe sie schließlich von der Marktgemeinde Kirchschlag erworben wurde.<ref name ="Kirchschlag"/>
1532 wurde die Bucklige Welt von osmanischen Streifscharen heimgesucht. Diesen gelang es aber nicht die Burg oder den Ort einzunehmen. Durch die Entwicklung der Artillerie verlor die Burg ab Mitte des 16. Jahrhunderts ihre Bedeutung als Wehranlage. Hinzu kam noch, dass die Puchsteiner auf Kirchschlag inzwischen ihren Wohnsitz auf die in der Nähe gelegene Burg Krumbach verlegten. Letztmals wurden die Verteidigungsanlagen im 17. Jahrhundert unter dem Grafen [[w:Hans Christoph III. von Puchheim|Hans Christoph (III.) von Puchheim]] († 1657) instand gesetzt.<ref name ="burgen"/> Er gab aber die Burg um 1650 endgültig als Wohnsitz auf und ließ sich im Ort Kirchschlag nieder, wo er sich das "Hofhaus" erbaut hatte.<ref name ="Kirchschlag">vgl. [https://www.kirchschlag-bw.gv.at/Burgruine_Kirchschlag Burgruine Kirchschlag], Kirchschlag-BW.GV.AT, abgerufen am 9. August 2020</ref> Nach seinem Tod kam es zu Erbstreitigkeiten, die Burg Kirchschlag kam letztlich in den Besitz des Grafen Nikolaus (IV.) [[w:Pálffy|Pálffy]], eines Neffen des letzten Puchsteiners auf Kirchschlag.<ref name ="burgen"/> Bereits 1683 soll Burg Kirchschlag eine Ruine gewesen sein. Später gehörte sie der Grafenfamilie.<ref name ="schöndorfer217"/> Nach 1848 wurde die Burg mehrmals an Privatpersonen verkauft, ehe sie schließlich von der Marktgemeinde Kirchschlag erworben wurde.<ref name ="Kirchschlag"/>


== Die Burgruine Kirchschlag in Sage und Legende ==
== Die Burgruine Kirchschlag in Sage und Legende ==
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