Burgruine Aggstein: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Austria-00499 - Aggstein Castle (20604285065).jpg|thumb|Die Burgruine Aggstein heute]]
[[File:Austria-00499 - Aggstein Castle (20604285065).jpg|thumb|Die Burgruine Aggstein heute]]
Die '''Burgruine Aggstein''' ist eine in der Wachau gelegene frühere [[w:Höhenburg|Höhenburg]]. Die sagenumwobene Ruine zählt zu den bekanntesten Burgenruinen im heutigen Niederösterreich. In der Sagenwelt gilt sie bis heute als eine der berüchtigtsten "Raubritterfesten" im heutigen Österreich. Da die an einer strategisch wichtige Stelle gelegene Burg bis ca. 1430 Teil einer Herrschaft war, das im [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] lag, aber als [[w:Lehen|Lehen]] zum [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtum Baiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> gehörte, befanden sich die Burgherren oft in einer politisch schwierigen Lage.
Die '''Burgruine Aggstein''' ist eine in der Wachau gelegene frühere [[w:Höhenburg|Höhenburg]]. Die sagenumwobene Ruine zählt zu den bekanntesten Burgenruinen im heutigen Niederösterreich. In der Sagenwelt gilt sie bis heute als eine der berüchtigtsten "Raubritterfesten" im heutigen Österreich. Da die an einer strategisch wichtige Stelle gelegene Burg bis ca. 1430 Teil einer Herrschaft war, die im [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] lag, aber als [[w:Lehen|Lehen]] zum [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtum Baiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> gehörte, befanden sich die Burgherren oft in einer politisch schwierigen Lage.


== Lage ==
== Lage ==
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Nachdem Aussterben der Dürnsteiner Linie der Kuenringer kam die Herrschaft Wolfstein mit Aggstein, wieder als Lehen des Herzogtums Baiern, durch die Erbtochter [[Anna von Kuenring]] an [[Heidenreich von Maissau]].<ref name ="schöndorfer111"/> Um 1429/1430 kam die Herrschaft Wolfstein mit der Burg Aggsteindurch den Sturz des letzten [[Otto IV. von Maissau|Maissauers]] in den Besitz des Herzogtums Österreich. Am 12. Juni 1429 verlieh unter [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]], besser bekannt als König Albrecht II., Aggstein, das zu dieser Zeit bereits als "ödes Haus" bezeichnet wurde, seinem Kammerherrn [[Jörg Scheck von Wald|Jörg Scheck vom Wald]] verwaltet.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 111f.</ref> Er oder ein gleichnamiger Nachfolger verlor dieses Lehen 1463, als [[Albrecht VI. (Österreich)|Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich]] ("''Albrecht der Freigiebige''") Aggstein seinem Kanzler [[Jörg von Stain]] verlieh und dieser die zu dieser Zeit offensichtlich wieder aufgebaute Burg eroberte. Nach dem Tod von Herzog Albrecht (VI.) verlor Jörg von Stain Aggstein, das [[Ulrich von Grafenegg]] im Auftrag von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] eroberte. Seit 1478 wurde Aggstein meistens von "Pflegern"<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> verwaltet.<ref name ="schöndorfer112"/>
Nachdem Aussterben der Dürnsteiner Linie der Kuenringer kam die Herrschaft Wolfstein mit Aggstein, wieder als Lehen des Herzogtums Baiern, durch die Erbtochter [[Anna von Kuenring]] an [[Heidenreich von Maissau]].<ref name ="schöndorfer111"/> Um 1429/1430 kam die Herrschaft Wolfstein mit der Burg Aggsteindurch den Sturz des letzten [[Otto IV. von Maissau|Maissauers]] in den Besitz des Herzogtums Österreich. Am 12. Juni 1429 verlieh unter [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]], besser bekannt als König Albrecht II., Aggstein, das zu dieser Zeit bereits als "ödes Haus" bezeichnet wurde, seinem Kammerherrn [[Jörg Scheck von Wald|Jörg Scheck vom Wald]] verwaltet.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 111f.</ref> Er oder ein gleichnamiger Nachfolger verlor dieses Lehen 1463, als [[Albrecht VI. (Österreich)|Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich]] ("''Albrecht der Freigiebige''") Aggstein seinem Kanzler [[Jörg von Stain]] verlieh und dieser die zu dieser Zeit offensichtlich wieder aufgebaute Burg eroberte. Nach dem Tod von Herzog Albrecht (VI.) verlor Jörg von Stain Aggstein, das [[Ulrich von Grafenegg]] im Auftrag von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] eroberte. Seit 1478 wurde Aggstein meistens von "Pflegern"<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> verwaltet.<ref name ="schöndorfer112"/>


1529 wurde die Burg im Zusammenhang mit der "[[w:Erste Türkenbelagerung|Ersten Türkenbelagerung]]" der Stadt [[Wien]] letztmals zerstört. Damals befand sich Aggstein im Pfandbesitz von [[Wilhelm von Roggendorf|Freiherr Wilhelm von Rogendorf]]. Danach war Aggstein an Andreas Wolf von Polheim verpfändet, dessen Witwe Anna die Burg restaurieren ließ, ehe sie diese 1606 an ihren Cousin Otto Max von Abensberg-Traun verkaufte oder vererbte. 1685 verkauften dessen Nachfahren die Ruine an die Grafen von Starhemberg. 1819 wurde sie Eigentum der Grafen von Beroldingen. Heute gehört sie der Familie der früheren Grafen Seilern zu Aspang-Schönbühel.<ref name ="schöndorfer112"/>
1529 wurde die Burg im Zusammenhang mit der "[[w:Erste Türkenbelagerung|Ersten Türkenbelagerung]]" der Stadt [[Wien]] letztmals zerstört. Damals befand sich Aggstein im Pfandbesitz von [[Wilhelm von Roggendorf|Freiherr Wilhelm von Rogendorf]]. Danach war Aggstein an Andreas Wolf von Polheim verpfändet, dessen Witwe Anna die Burg restaurieren ließ, ehe sie diese 1606 an ihren Cousin Otto Max von Abensberg-Traun verkaufte oder vererbte. 1685 verkauften dessen Nachfahren die Ruine an die Grafen von Starhemberg. 1819 wurde sie Eigentum der Grafen von Beroldingen. Heute gehört sie der Familie der früheren Grafen Seilern zu Aspang-Schönbühel.<ref name ="schöndorfer112"/> Die Ruine ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Außerdem ist sie für ihre "Mittelaltermärkte" und weitere Veranstaltungen mit "Mittelalter-Flair" bekannt.<ref name ="europamystica51">vgl. Birgit Kneip et al.: ''Europa Mystica''. Atlas der sagenhaften Orte und verwunschenen Plätze. Frederking & Thaler Verlag, München, 2019. ISBN 978-3-95416-272-7, S. 51</ref>


== Die Burgruine Aggstein in Sage und Legende ==
== Die Burgruine Aggstein in Sage und Legende ==
In der Welt der Sagen hat Aggstein als berüchtigtes Raubritternest seinen festen Platz. Gleich zwei berüchtigte sagenhafte Raubritter (inklusive Familie) treiben dort ihr Unwesen: die "Hunde von Kuenring" (um 1230) und der "[[Jörg Scheck von Wald|Schreckenwald]]" (um 1463). [[Philibert Hueber]], Stiftarchivar in [[Stift Melk|Melk]], versetzte 1722 den  Schreckwald aus dem 15. Jahrhundert ins 13. Jahrhundert. [[w:Ignaz Franz Keiblinger|Ignaz F. Keiblinger]] (*1707; † 1869), ebenfalls Stiftarchivar von Melk, verknüpfte 1827 beide Sagen miteinander, indem er den Schreckwald zum "Burgvogt" des Raubritters Hadmars machte und beide in der Zeit nach 1246 ("Österreichisches Interregnum") ihr Unwesen treiben ließ.<ref name ="schöndorfer117">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 117</ref>
Die Burgruine Aggstein zählt zu den "sagenhaften" Orten Europas.<ref name ="europamystica51"/> In der Welt der Sagen hat Aggstein als berüchtigtes Raubritternest seinen festen Platz. Gleich zwei berüchtigte sagenhafte Raubritter (inklusive Familie) treiben dort ihr Unwesen: die "Hunde von Kuenring" (um 1230) und der "[[Jörg Scheck von Wald|Schreckenwald]]" (um 1463). [[Philibert Hueber]], Stiftarchivar in [[Stift Melk|Melk]], versetzte 1722 den  Schreckwald aus dem 15. Jahrhundert ins 13. Jahrhundert. [[w:Ignaz Franz Keiblinger|Ignaz F. Keiblinger]] (*1707; † 1869), ebenfalls Stiftarchivar von Melk, verknüpfte 1827 beide Sagen miteinander, indem er den Schreckwald zum "Burgvogt" des Raubritters Hadmars machte und beide in der Zeit nach 1246 ("Österreichisches Interregnum") ihr Unwesen treiben ließ.<ref name ="schöndorfer117">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 117</ref>


=== Die Hunde von Kuenring / Hadmars Gefangennahme ===
=== Die Hunde von Kuenring / Hadmars Gefangennahme ===
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