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[[File:Agnes von Meran.PNG|thumb|Die erste Ehefrau von Herzog Friedrich (II.) "''dem Streitbaren''" (links), gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Agnes (rechts)]] | [[File:Agnes von Meran.PNG|thumb|Die erste Ehefrau von Herzog Friedrich (II.) "''dem Streitbaren''" (links), gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Agnes (rechts)]] | ||
Eine mysteriöse Erscheinung im Stammbaum jener Adelsfamilie, die später als die [[Babenberger]] bezeichnet wurde, ist eine [[w:Byzantinisches Reich|byzantinische Prinzessin]], die als erste Ehefrau von [[Friedrich der Streitbare|Herzog Friedrich (II.) von Österreich]] ("''Friedrich dem Streitbaren''") gilt. Ihre Identität ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es gibt sogar die Vermutung, dass diese erste Ehe gar nicht existiert hat. Gewöhnlich wird sie mit ''' | Eine mysteriöse Erscheinung im Stammbaum jener Adelsfamilie, die später als die [[Babenberger]] bezeichnet wurde, ist eine [[w:Byzantinisches Reich|byzantinische Prinzessin]], die als erste Ehefrau von [[Friedrich der Streitbare|Herzog Friedrich (II.) von Österreich]] ("''Friedrich dem Streitbaren''") gilt. Ihre Identität ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es gibt sogar die Vermutung, dass diese erste Ehe gar nicht existiert hat. Gewöhnlich wird sie mit '''Eudokia Laskarina''' identifiziert. Weitere Namen sind '''Sophia Laskarina''', '''Sophia von Byzanz''' oder '''Sophie Laskaris'''. Im Babenberger-Stammbaum, der im [[Stift Klosterneuburg]] gezeigt wird, heißt sie '''Gertraud von Braunschweig'''. | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
In der älteren Forschung wurde die erste Ehefrau von Herzog Friedrich gewöhnlich für eine Verwandte des [[w:Byzantinisches Reich|byzantinischen Kaisers]] [[w:Konstantin (XI.) Laskaris|Kaiser Konstantin XI.]] (von [[w:Kaiserreich Nikaia|Nicäa]]) gehalten.<ref name ="kleindelstammtafel">vgl. Walter Kleindel: ''Österreich Chronik''. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, siehe Stammtafel der Babenberger (im Anhang)</ref> In der neueren Forschung gilt sie als eine Schwester von [[w:Maria Laskaris von Nicäa|Maria Laskaris]], der Ehefrau des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[w:Béla IV. (Ungarn)|Béla (IV.)]]<ref>vgl. Andrej Komac: ''Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen''. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 19</ref>. Diese war eine Tochter des byzantinischen Kaisers [[w:Theodor I. (Byzanz)|Theodor (I.) Laskaris]], dem Bruder von Kaiser Konstantin XI. Von dessen anderen Töchtern wird gewöhnlich [[Eudokia Laskarina]], die später mit [[w:Anseau de Cayeux|Anselm von Cayeux]] († 1273), einen Befehlshaber des lateinischen Kaiserreiches, verheiratet war<ref name ="Neukam232">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 232</ref>, für diese Ehefrau gehalten. Allerdings war ihre Mutter Anna Angela, die erste Ehefrau vom Kaiser Theodor I., auch die Mutter von Friedrichs Mutter [[Theodora II. (Österreich)|Theodora]].<ref name ="Neukam231">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 231</ref> | In der älteren Forschung wurde die erste Ehefrau von Herzog Friedrich gewöhnlich für eine Verwandte des [[w:Byzantinisches Reich|byzantinischen Kaisers]] [[w:Konstantin (XI.) Laskaris|Kaiser Konstantin XI.]] (von [[w:Kaiserreich Nikaia|Nicäa]]) gehalten.<ref name ="kleindelstammtafel">vgl. Walter Kleindel: ''Österreich Chronik''. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, siehe Stammtafel der Babenberger (im Anhang)</ref> In der neueren Forschung gilt sie als eine Schwester von [[w:Maria Laskaris von Nicäa|Maria Laskaris]], der Ehefrau des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[w:Béla IV. (Ungarn)|Béla (IV.)]]<ref>vgl. Andrej Komac: ''Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen''. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 19</ref>. Diese war eine Tochter des byzantinischen Kaisers [[w:Theodor I. (Byzanz)|Theodor (I.) Laskaris]], dem Bruder von Kaiser Konstantin XI. Von dessen anderen Töchtern wird gewöhnlich [[w:Eudokia Laskarina|Eudokia Laskarina]], die später mit [[w:Anseau de Cayeux|Anselm von Cayeux]] († 1273), einen Befehlshaber des lateinischen Kaiserreiches, verheiratet war<ref name ="Neukam232">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 232</ref>, für diese Ehefrau gehalten. Allerdings war ihre Mutter Anna Angela, die erste Ehefrau vom Kaiser Theodor I., auch die Mutter von Friedrichs Mutter [[Theodora II. (Österreich)|Theodora]].<ref name ="Neukam231">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 231</ref> | ||
Da diese Lösung, gerade mit Blick auf die Verwandtschaftsverhältnisse, keineswegs vollkommen stimmig ist, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts als weitere Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es sich bei der Tochter von Kaiser Theodor I. auch um eine Tochter seiner zweiten Ehefrau Philippa von Armenien (aus dem Hause der [[w:Rubeniden|Rubeniden]]) aus einer früheren Ehe handeln könnte, die Ehefrau des Herzogs also eine Stieftochter dieses Kaisers gewesen sein könnte.<ref name =" | Da diese Lösung, gerade mit Blick auf die Verwandtschaftsverhältnisse, keineswegs vollkommen stimmig ist, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts als weitere Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es sich bei der Tochter von Kaiser Theodor I. auch um eine Tochter seiner zweiten Ehefrau Philippa von Armenien (aus dem Hause der [[w:Rubeniden|Rubeniden]]) aus einer früheren Ehe handeln könnte, die Ehefrau des Herzogs also eine Stieftochter dieses Kaisers gewesen sein könnte.<ref name ="rhoby388">vgl. Andreas Rhoby: ''Wer war die "zweite" Theodora von Österreich?'', 2004, S. 388</ref> | ||
== Heirat und Eheauflösung == | == Heirat und Eheauflösung == | ||
Die Heirat zwischen Herzog Friedrich "''dem Streitbaren''" und seiner ersten Ehefrau, aus der keine Nachkommen belegt sind, soll 1226 stattgefunden haben.<ref name ="Neukam231">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 230</ref> Sie wurde um 1228 wieder aufgelöst.<ref name ="Komac18">vgl. Andrej Komac: ''Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen''. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 18</ref> Neben einer Theorie, dass die Ehe überhaupt nur eine Fiktion war, was im Wesentlichen damit begründet wird, dass die Identität der Dame bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte, gibt es auch die Überlegung, dass es sich vielleicht um keine Ehe, sondern nur um eine Verlobung gehandelt haben könnte. | Die Heirat zwischen Herzog Friedrich "''dem Streitbaren''" und seiner ersten Ehefrau, aus der keine Nachkommen belegt sind, soll 1226 stattgefunden haben.<ref name ="Neukam231">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 230</ref> Sie wurde um 1228 wieder aufgelöst.<ref name ="Komac18">vgl. Andrej Komac: ''Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen''. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 18</ref> Neben einer Theorie, dass die Ehe überhaupt nur eine Fiktion war, was im Wesentlichen damit begründet wird, dass die Identität der Dame bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte, gibt es auch die Überlegung, dass es sich vielleicht um keine Ehe, sondern nur um eine Verlobung gehandelt haben könnte. | ||
Die Hintergründe für die Auflösung, an der [[Leopold der Glorreiche|Herzog Leopold (VI.) "''der Glorreiche''"]], der Vater von Herzog Friedrich, mitwirkte, sind | Die Hintergründe für die Auflösung, an der [[Leopold der Glorreiche|Herzog Leopold (VI.) "''der Glorreiche''"]], der Vater von Herzog Friedrich, mitwirkte, sind nicht eindeutig geklärt. Vermutet werden politische Gründe. Da die Babenberger zu dieser Zeit auf der [[w:Krain|Mark Krain]] im heutigen [[w:Slowenien|Slowenien]] mit dem Aufbau einer eigenen Herrschaft begannen, wofür die zweite Ehe von Herzog Friedrich besonders förderlich war, könnte hier der Grund für die Auflösung der ersten Ehe zu finden sein.<ref name ="Komac18">vgl. Andrej Komac: ''Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen''. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 18</ref> Eine weitere Theorie geht davon aus, dass Eudokia Laskarina tatsächlich Friedrichs Tante, was beim Anbahnen der Ehe übersehen worden war und deshalb aufgelöst wurde, wobei großes Interesse daran bestand, den als peinlich empfundenenen Hintergrund nicht allzu publik zu machen.<ref name ="Neukam232"/> | ||
== Erinnerungsstätten an die erste Ehefrau von Herzog Friedrich dem Streitbaren im heutigen Österreich == | == Erinnerungsstätten an die erste Ehefrau von Herzog Friedrich dem Streitbaren im heutigen Österreich == |
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