Römerzeitliche archäologische Funde in Grafendorf bei Hartberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''römerzeitlichen archäologischen Ausgrabungen in Grafendorf bei Hartberg''' sind Beispiele, welche uns erinnern lassen, dass die Römerzeit in Österreich beinahe ein halbes Jahrtausend gewährt hat.  Um 15 v. Chr. ließ Kaiser Augustus die Reichsgrenzen vom Südrand der Alpen bis zur Donau vorlegen. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde das  Königreich [[w:Noricum | Noricum]] zunächst ein römisches Protektorat, später unter Kaiser Claudius Provinz. Diese war wiederum in selbstständige Stadtgemeinden beziehungsweise Verwaltungsbezirke, sogenannte [[w:Municipium | Municipium]], aufgeteilt. Das Gemeindegebiet von Grafendorf gehörte zur Stadt [[w:Flavia Solva|Flavia Solva]] und lag an der nordöstlichen Grenze des Municipiums.   
Die '''römerzeitlichen archäologischen Ausgrabungen in Grafendorf bei Hartberg''' sind Beispiele, welche erinnern lassen, dass die Römerzeit in Österreich beinahe ein halbes Jahrtausend gewährt hat.  Um 15 v. Chr. ließ Kaiser Augustus die Reichsgrenzen vom Südrand der Alpen bis zur Donau vorlegen. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde das  Königreich [[w:Noricum | Noricum]] zunächst ein römisches Protektorat, später unter Kaiser Claudius Provinz. Diese war wiederum in selbstständige Stadtgemeinden beziehungsweise Verwaltungsbezirke, sogenannte [[w:Municipium | Municipium]], aufgeteilt. Das Gemeindegebiet von Grafendorf gehörte zur Stadt [[w:Flavia Solva|Flavia Solva]] und lag an der nordöstlichen Grenze des Municipiums.   


==Römersteine==
==Römersteine==
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==Reliefstein==
==Reliefstein==
Ein weiteres, noch in Grafendorf vorhandenes Monument ist der allerdings nicht mehr sehr gut erhaltene Reliefstein mit den Halbfiguren eines Ehepaares in einer rechteckig geformten Nische mit den Maßen 1,14 x 0,7m. Mit dem Stein des Sacretius kann man dieses Relief am Hause des Schneidermeister Taubenschuß leider nicht in verbindung bringen, so ansprechend eine solche Kombination auch wäre. Am verschliffenen Relief erkennt man noch, dass der Man eine Rolle in seiner Linken hält - nach allgemeiner Auffassung die Bürgerrechtsrolle - und am Bildnis der Frau mit der norischen Haube ist noch der Halsring zu sehen und die großen Fibeln, die den Mantel im Bereich der Schlüsselbeine festhalten.  
Ein weiteres, noch in Grafendorf vorhandenes Monument ist der allerdings nicht mehr sehr gut erhaltene Reliefstein mit den Halbfiguren eines Ehepaares in einer rechteckig geformten Nische mit den Maßen 1,14 x 0,7m. Mit dem Stein des Sacretius kann man dieses Relief am Hause des Schneidermeister Taubenschuß leider nicht in Verbindung bringen, so ansprechend eine solche Kombination auch wäre. Am verschliffenen Relief erkennt man noch, dass der Man eine Rolle in seiner Linken hält - nach allgemeiner Auffassung die Bürgerrechtsrolle - und am Bildnis der Frau mit der norischen Haube ist noch der Halsring zu sehen und die großen Fibeln, die den Mantel im Bereich der Schlüsselbeine festhalten.  


==Steinlöwe==
==Steinlöwe==
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Ein 70m2 großer mit Fußbodenheizung ausgestatteter Raum einer "villa rustica", aus der römischen Kaiserzeit, ist ein ordentlicher Beweis für römerzeitliche Bauten in Grafendorf bei Hartberg. Die Überreste wurden beim Ausbaggern einer Baugrube für ein Einfamilienhaus entdeckt. Die Bemühungen vom Landesmuseum Joanneum und von dem Bundesdenkmalamt förderten eine Hypokaustheizung zutage, deren Erhaltungszustand in dieser Großflächigkeit in Österreich einzigartig war. Der Ausgräber Jörg Fürnholzer schätzte, dass die Villa in das 3. Jh. n. Chr. einzuordnen ist. Einige meinen jedoch, dass dieser Datierungsvorschlag zu spät angesetzt sei, da das doch geringe Fundmaterial eher auf die  2. Hälfte des 2. und auf den Anfang des 3. Jhs. n. Chr. hinweist. Dieser Vorschlag würde auch besser mit den Ergebnissen der Ausgrabung im Gräberfeld Leberholz korrespondieren, wobei gesagt werden muss, dass die Zusammengehörigkeit zwischen Villa und Gräberfeld nicht bewiesen, aber stark vermutet werden.  
Ein 70m2 großer mit Fußbodenheizung ausgestatteter Raum einer "villa rustica", aus der römischen Kaiserzeit, ist ein ordentlicher Beweis für römerzeitliche Bauten in Grafendorf bei Hartberg. Die Überreste wurden beim Ausbaggern einer Baugrube für ein Einfamilienhaus entdeckt. Die Bemühungen vom Landesmuseum Joanneum und von dem Bundesdenkmalamt förderten eine Hypokaustheizung zutage, deren Erhaltungszustand in dieser Großflächigkeit in Österreich einzigartig war. Der Ausgräber Jörg Fürnholzer schätzte, dass die Villa in das 3. Jh. n. Chr. einzuordnen ist. Einige meinen jedoch, dass dieser Datierungsvorschlag zu spät angesetzt sei, da das doch geringe Fundmaterial eher auf die  2. Hälfte des 2. und auf den Anfang des 3. Jhs. n. Chr. hinweist. Dieser Vorschlag würde auch besser mit den Ergebnissen der Ausgrabung im Gräberfeld Leberholz korrespondieren, wobei gesagt werden muss, dass die Zusammengehörigkeit zwischen Villa und Gräberfeld nicht bewiesen, aber stark vermutet werden.  


==Hügelgrab im Lebernholz==
==Hügelgrab im Leberholz==
Westlich von Grafendorf befindet sich in etwa 1 km Entfernung vom Ostzentrum ein Wald, der bei der Bevölkerung unter dem Namen "Leberholz" bekannt ist. Im Frühjahr 1997  entschloss sich das Bundesdenkmalamt zu einer Feststellungsgrabung im Gräberfeld Leberholz. Ein Grabhügel mit ungefähr acht m Durchmesser und einer Höhe von 0,7m war neuerlich im Zuge einer massiven Raubgrabung unsachgemäß geöffnet worden. Bei der darauf folgenden Untersuchung wurde festgestellt, dass der Grabeinbau glücklicherweise stark exzentrisch  zur Hügelmitte, außerhalb der Raubgrabung gelegen war. Er war in Trockenmauerwerk errichtet und umfasste einen etwa 1,0 x 1,2 m großen Innenraum ohne Abdeckung, der außer der Brandschüttung auch eine Dreifußschale mit Deckel, eine Urne und einen Faltenbecher beinhaltete.
Westlich von Grafendorf befindet sich in etwa 1 km Entfernung vom Ostzentrum ein Wald, der bei der Bevölkerung unter dem Namen "Leberholz" bekannt ist. Im Frühjahr 1997  entschloss sich das Bundesdenkmalamt zu einer Feststellungsgrabung im Gräberfeld Leberholz. Ein Grabhügel mit ungefähr acht m Durchmesser und einer Höhe von 0,7m war neuerlich im Zuge einer massiven Raubgrabung unsachgemäß geöffnet worden. Bei der darauffolgenden Untersuchung wurde festgestellt, dass der Grabeinbau glücklicherweise stark exzentrisch  zur Hügelmitte, außerhalb der Raubgrabung gelegen war. Er war in Trockenmauerwerk errichtet und umfasste einen etwa 1,0 x 1,2 m großen Innenraum ohne Abdeckung, der außer der Brandschüttung auch eine Dreifußschale mit Deckel, eine Urne und einen Faltenbecher beinhaltete.


==Publikationen==
==Publikationen==
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