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== Entstehungsgeschichte == | == Entstehungsgeschichte == | ||
Der Schesa-Murbruch entstand nach der Teilung der Gemeinden [[Bürs]] und Bürserberg im 18. Jahrhundert, als ab 1796 etwa 15 [[w:Hektar|Hektar]] [[w:Wald|Wald]] [[w:Fälltechnik|geschlägert]] wurden. Über die Gründe für diese großflächigen Schlägerungen gibt es verschiedene Überlieferungen. Dadurch kam der gesamte [[w:Steilhang|Hang]] zuerst langsam in Bewegung. 1802 wurde die erste Hangbewegung festgestellt, 1810, 1811, 1819 und 1820 weitere. 1823 erfolgte ein großer Murgang, durch den das Gebiet des Bürser Außerfeldes einschließlich des Bauernhofes ''Reinegg'' schwer in Mitleidenschaft gezogen bzw. zerstört wurde. 1864 drängte eine weitere Mure die Ill in Richtung [[Nüziders]] ab. 1876, 1879, 1880 und 1885 kam es immer wieder zu großen und kleinen Murgängen. Der Murgang von 1885 verlegte auch das Bett der [[w:Ill (Vorarlberg)|Ill]] und dies führte zu großflächigen [[w:Überschwemmung|Überschwemmungen]]. Dieser damals entstandene [[w:Schwemmkegel|Schwemmkegel]] ist auch heute noch weitgehend sichtbar. Zu Beginn der 20. Jahrhunderts wurde eine staatliche [[w:Wildbachverbauung|Verbauung]] von [[w:Wildbach|Wildbächen]] in ganz Vorarlberg begonnen, 1889 des Schesa-Murbruches, da [[w:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]] sich im Zuge der [[w:Rheinregulierung (Alpenrhein)|Rheinregulierung]] gegenüber der [[w:Schweiz|Schweiz]] verpflichtet hatte, das Geschiebe aus den Zuflüssen des Rheins durch geeignete Verbauungen zurückzuhalten.<ref>{{§§|0_721_191_631|ch|text=Staatsvertrag zur Rheinregulierung}}</ref><ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=btb&datum=19080923&seite=2&zoom=33 Vorarlberger Landtag], Bregenzer Tagblatt vom 23. September 1908, Nr. 218, S. 1 f.</ref><ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ofb&datum=1907&page=287&size=45 Die Wildbachverbauung im österreichischen und schweizerischen Rheingebiet], Österreichische Monatszeitschrift für den öffentlichen Bundesdienst, 1907, Ausgabe 3, S. 48.</ref> 1907 kommen im Schesa-Murbruch wiederum 200.000 m³ in Bewegung. | Die Geländehohlform des Schesa-Murbruchs wurde bereits vor etwa 39.500, vor 35.200 und vor 21.100 Jahren ausgeräumt und dann wieder aufgefüllt. Die Ausräumung erfolgte jeweils durch Einbrechen des Gipskarstes. Aufgefüllt wurde die Geländehohlform beim Aufbau und beim Rückzug der [[w:Würmeiszeit|eiszeitlichen Gletscher]].<ref>J. Georg Friebe: ''Geologie der österreichischen Bundesländer : Vorarlberg'', Wien 2007, ISBN 978-3-85316-037-4, S. 134 ff.</ref> | ||
Der Schesa-Murbruch in der heutigen Form entstand nach der Teilung der Gemeinden [[Bürs]] und Bürserberg im 18. Jahrhundert, als ab 1796 etwa 15 [[w:Hektar|Hektar]] [[w:Wald|Wald]] [[w:Fälltechnik|geschlägert]] wurden. Über die Gründe für diese großflächigen Schlägerungen gibt es verschiedene Überlieferungen. Dadurch kam der gesamte [[w:Steilhang|Hang]] zuerst langsam in Bewegung. 1802 wurde die erste Hangbewegung festgestellt, 1810, 1811, 1819 und 1820 weitere. 1823 erfolgte ein großer Murgang, durch den das Gebiet des Bürser Außerfeldes einschließlich des Bauernhofes ''Reinegg'' schwer in Mitleidenschaft gezogen bzw. zerstört wurde. 1864 drängte eine weitere Mure die Ill in Richtung [[Nüziders]] ab. 1876, 1879, 1880 und 1885 kam es immer wieder zu großen und kleinen Murgängen. Der Murgang von 1885 verlegte auch das Bett der [[w:Ill (Vorarlberg)|Ill]] und dies führte zu großflächigen [[w:Überschwemmung|Überschwemmungen]]. Dieser damals entstandene [[w:Schwemmkegel|Schwemmkegel]] ist auch heute noch weitgehend sichtbar. Zu Beginn der 20. Jahrhunderts wurde eine staatliche [[w:Wildbachverbauung|Verbauung]] von [[w:Wildbach|Wildbächen]] in ganz Vorarlberg begonnen, 1889 des Schesa-Murbruches, da [[w:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]] sich im Zuge der [[w:Rheinregulierung (Alpenrhein)|Rheinregulierung]] gegenüber der [[w:Schweiz|Schweiz]] verpflichtet hatte, das Geschiebe aus den Zuflüssen des Rheins durch geeignete Verbauungen zurückzuhalten.<ref>{{§§|0_721_191_631|ch|text=Staatsvertrag zur Rheinregulierung}}</ref><ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=btb&datum=19080923&seite=2&zoom=33 Vorarlberger Landtag], Bregenzer Tagblatt vom 23. September 1908, Nr. 218, S. 1 f.</ref><ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ofb&datum=1907&page=287&size=45 Die Wildbachverbauung im österreichischen und schweizerischen Rheingebiet], Österreichische Monatszeitschrift für den öffentlichen Bundesdienst, 1907, Ausgabe 3, S. 48.</ref> 1907 kommen im Schesa-Murbruch wiederum 200.000 m³ in Bewegung. | |||
1916 werden [[w:Russland|russische]] [[w:Kriegsgefangene|Kriegsgefangene]] eingesetzt, die den ''Russendamm'' vor der Ill und den ''Russenkanal'' auf der [[w:Alm (Bergweide)|Alpe]] Burtscha errichteten, um diese Gebiete zu sichern bzw. zu entlasten. Die Verbauungen gehen auch nach dem [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] weiter voran.<ref>[https://www.buerserberg.at/geschichte/ Geschichte], Webseite: Gemeide Bürserberg.</ref> | 1916 werden [[w:Russland|russische]] [[w:Kriegsgefangene|Kriegsgefangene]] eingesetzt, die den ''Russendamm'' vor der Ill und den ''Russenkanal'' auf der [[w:Alm (Bergweide)|Alpe]] Burtscha errichteten, um diese Gebiete zu sichern bzw. zu entlasten. Die Verbauungen gehen auch nach dem [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] weiter voran.<ref>[https://www.buerserberg.at/geschichte/ Geschichte], Webseite: Gemeide Bürserberg.</ref> | ||
Seit den 1950er-Jahren wird der Schesa-Murbruch bergmännisch und gewinnbringend abgebaut. 1966 (''Martins-Rutschung'') kamen wiederum an der Ostseite etwa 500.000 Kubikmeter talwärts in Bewegung und es drängte sich eine dauerhafte Sicherungsmaßnahme auf. Diese wurde im massiven kontrollierten Kiesabbau mit Anlegung von Terrassen und Abflachung der Böschungsschräge gefunden.<ref name=allerhand /><ref name=Zeppelin>[https://www.zeppelin-cat.de/presse/pressekontakt-zeppelin-baumaschinen/detail/artikel/rohstoffabbau-extrem.html Rohstoffabbau extrem], Webseite: zeppelin-cat.de vom 2. April 2019.</ref> Aufgrund der Verunreinigung des vorhandenen Gesteins mit feinen Sedimenten sind etwa 30% nicht verwertbar und müssen deponiert werden. Die Deponie dieser Schlämme bedingt immer wieder neue Lösungsansätze. | Seit den 1950er-Jahren wird der Schesa-Murbruch bergmännisch und gewinnbringend abgebaut. Am 3. August 1966 (''Martins-Rutschung'') kamen wiederum an der Ostseite etwa 500.000 Kubikmeter talwärts in Bewegung und es drängte sich eine dauerhafte Sicherungsmaßnahme auf. Diese wurde im massiven kontrollierten Kiesabbau mit Anlegung von Terrassen und Abflachung der Böschungsschräge gefunden.<ref name=allerhand /><ref name=Zeppelin>[https://www.zeppelin-cat.de/presse/pressekontakt-zeppelin-baumaschinen/detail/artikel/rohstoffabbau-extrem.html Rohstoffabbau extrem], Webseite: zeppelin-cat.de vom 2. April 2019.</ref> Aufgrund der Verunreinigung des vorhandenen Gesteins mit feinen Sedimenten sind etwa 30% nicht verwertbar und müssen deponiert werden. Die Deponie dieser Schlämme bedingt immer wieder neue Lösungsansätze. | ||
Bis heute wurden ca. 70 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln aufgewendet, um den Hang zu stabilisieren und die unterliegenden Siedlungen und Verkehrsverbindungen zu sichern. Im Gesamten sind bis heute etwa 40 bis 50 Millionen Kubikmeter Gestein und Schlamm in Bewegung geraten.<ref>[https://www.vol.at/exkursion-des-geschichtsvereins-ins-schesatobel/2116778 Exkursion des Geschichtsvereins ins Schesatobel], vol.at vom 4. Juni 2009.</ref> Die seit 1899 errichteten, mehr als 100, Geschiebesperren aus Mauerwerk und Beton haben die damalige Sohle um durchschnittlich etwa 40 Meter (bis zu 70 Meter) angehoben und etwa 2,5 Millionen m³ Material zurückgehalten. Durch diese Sicherungsmaßnahmen wurde die Besiedlung nach 1950 wieder zum Schesa-Murbruch ausgedehnt. | Bis heute wurden ca. 70 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln aufgewendet, um den Hang zu stabilisieren und die unterliegenden Siedlungen und Verkehrsverbindungen zu sichern. Im Gesamten sind bis heute etwa 40 bis 50 Millionen Kubikmeter Gestein und Schlamm in Bewegung geraten.<ref>[https://www.vol.at/exkursion-des-geschichtsvereins-ins-schesatobel/2116778 Exkursion des Geschichtsvereins ins Schesatobel], vol.at vom 4. Juni 2009.</ref> Die seit 1899 errichteten, mehr als 100, Geschiebesperren aus Mauerwerk und Beton haben die damalige Sohle um durchschnittlich etwa 40 Meter (bis zu 70 Meter) angehoben und etwa 2,5 Millionen m³ Material zurückgehalten. Durch diese Sicherungsmaßnahmen wurde die Besiedlung nach 1950 wieder zum Schesa-Murbruch ausgedehnt. |
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