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=== Verschleppung, Verurteilung und Haft in der Sowjetunion === | === Verschleppung, Verurteilung und Haft in der Sowjetunion === | ||
Wenige Tage vor Ablegung der mündlichen Reifeprüfung wurde Killian beim Studium durch lärmende Kinder sowjetischer Besatzungssoldaten vor seinem Zimmerfenster gestört, worauf er einen der Knaben ohrfeigte. Dies hatte verhängnisvolle Folgen für ihn, denn er wurde kurz darauf von den Sowjets verhaftet und anschließend von einem sowjetischen Militärgericht in Wien wegen „Rowdytums“ zu drei Jahren Haft verurteilt. Er sollte diese Haft allerdings nicht in Österreich verbringen, sondern wurde über Ödenburg (Sopron) und Lemberg nach Kolyma (Nordostsibirien) deportiert, wo er in diversen „Besserungsarbeitslagern“ (GULAG) inhaftiert war. Im selben 44-tägigen Bahntransport nach Wanino und Schiffstransport nach Magadan, der Hauptstadt von Kolyma, befanden sich unter einigen anderen Österreichern auch [[Karl Fischer (Kommunist)|Karl Fischer]] und [[Kurt Seipel]], die er jedoch damals nicht kennenlernte. Erst in den 1990er-Jahren lernte er Kurt Seipel in Österreich kennen. | Wenige Tage vor Ablegung der mündlichen Reifeprüfung wurde Killian beim Studium durch lärmende Kinder sowjetischer Besatzungssoldaten vor seinem Zimmerfenster gestört, worauf er einen der Knaben ohrfeigte. Dies hatte verhängnisvolle Folgen für ihn, denn er wurde kurz darauf von den Sowjets verhaftet und anschließend von einem sowjetischen Militärgericht in Wien wegen „Rowdytums“ zu drei Jahren Haft verurteilt. Er sollte diese Haft allerdings nicht in Österreich verbringen, sondern wurde über Ödenburg (Sopron) und Lemberg nach Kolyma (Nordostsibirien), einem Gebiet etwa 2000 Kilometer nördlich von Japan am Ochotskischen Meer gelegen, nicht mehr weit von Japan entfernt, deportiert, wo er in diversen „Besserungsarbeitslagern“ (GULAG) inhaftiert war. Im selben 44-tägigen Bahntransport nach Wanino und Schiffstransport nach Magadan, der Hauptstadt von Kolyma, befanden sich unter einigen anderen Österreichern auch [[Karl Fischer (Kommunist)|Karl Fischer]] und [[Kurt Seipel]], die er jedoch damals nicht kennenlernte. Erst in den 1990er-Jahren lernte er Kurt Seipel in Österreich kennen. | ||
Killian arbeitete in den Jahren der Haft unter unmenschlichen Verhältnissen beispielsweise im Bergbau und als Goldschürfer. Im ersten Band seiner dreiteiligen Autobiografie berichtet Killian ausführlich über diese Zeit, in der er mehrmals nur äußerst knapp mit dem Leben davonkam. Seine Familie in Österreich wusste über sein Schicksal in diesen Jahren nichts, Killian durfte keinen Schriftverkehr führen.<ref name="kral"/><ref>Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, 320 S., ISBN 3-85002-920-4.</ref> | Killian arbeitete in den Jahren der Haft unter unmenschlichen Verhältnissen beispielsweise im Bergbau und als Goldschürfer. Im ersten Band seiner dreiteiligen Autobiografie berichtet Killian ausführlich über diese Zeit, in der er mehrmals nur äußerst knapp mit dem Leben davonkam. Seine Familie in Österreich wusste über sein Schicksal in diesen Jahren nichts, Killian durfte keinen Schriftverkehr führen.<ref name="kral"/><ref>Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, 320 S., ISBN 3-85002-920-4.</ref> | ||
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In den Jahren 2005, 2008 und 2010 veröffentlichte Herbert Killian seine Autobiografie als umfangreiche Trilogie (siehe Abschnitt Literatur), die beeindruckende und erschütternde Einblicke in das Schicksal von in die ehemalige Sowjetunion Verschleppten gewährt. Die Arbeit ist u.a. als bedeutender Beitrag zur Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts zu verstehen und zu würdigen, sie war mehr als 50 Jahre nach dem Geschehen mit ihren diversen Detailschilderungen für ihn nur deshalb möglich, weil Killian bald nach seiner Rückkehr nach Österreich eine mehrere hundert Seiten umfassende Niederschrift seiner Erlebnisse anfertigte. | In den Jahren 2005, 2008 und 2010 veröffentlichte Herbert Killian seine Autobiografie als umfangreiche Trilogie (siehe Abschnitt Literatur), die beeindruckende und erschütternde Einblicke in das Schicksal von in die ehemalige Sowjetunion Verschleppten gewährt. Die Arbeit ist u.a. als bedeutender Beitrag zur Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts zu verstehen und zu würdigen, sie war mehr als 50 Jahre nach dem Geschehen mit ihren diversen Detailschilderungen für ihn nur deshalb möglich, weil Killian bald nach seiner Rückkehr nach Österreich eine mehrere hundert Seiten umfassende Niederschrift seiner Erlebnisse anfertigte. | ||
{{Zitat|Herbert Killian beschreibt in seinem Buch nicht nur sein Schicksal, sondern bettet es in den Gesamtzusammenhang. Dazu hat er jahrzehntelang recherchiert und in Archiven in Österreich und in Russland gearbeitet. Es gelang ihm auch, in seinen vom KGB angefertigten Akt Einblick zu nehmen. Was das Buch einzigartig macht, ist die nahezu psychologische Beschreibung der Gefühlswelt eines jungen Deportierten in den Mühlen Stalinscher Repression. Fernab der Heimat, lange Zeit ohne Kontakt nach Hause.|Univ.-Prof. Dr. [[w:Stefan Karner|Stefan Karner]]|Vorwort zu Herbert Killians 1. Band seiner autobiografischen Trilogie ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG''|ref=<ref>Stefan Karner: Vorwort zu: Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, S. 12, ISBN 3-85002-920-4.</ref>}} | |||
Herbert Killian lebt mit seiner Frau in Wien.<ref>Alexa Gaspari: ''Alles überlebt mit Seiner Hilfe. Herbert Killian und ein paar Ohrfeigen, die ihm Jahre im sibirischen Gulag eingebracht haben.'' In: Vision 2000, Nr. 3/2014, S. 16.</ref> | Herbert Killian lebt mit seiner Frau in Wien.<ref>Alexa Gaspari: ''Alles überlebt mit Seiner Hilfe. Herbert Killian und ein paar Ohrfeigen, die ihm Jahre im sibirischen Gulag eingebracht haben.'' In: Vision 2000, Nr. 3/2014, S. 16.</ref> |
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