48.827
Bearbeitungen
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
Bischof Georg von Brixen machte während den Untersuchungen keineswegs von seinen Mitspracherechten, die im Schreiben von Erzherzog Siegmund ausdrücklich festgelegt waren, irgendeinen Gebrauch. In diesem Schreiben hatte ihn der Erzherzog auch ausdrücklich zur Beteiligung verpflichtet. Stattdessen entschuldigte der Bischof sein Nichterscheinen mit seiner Krankheit und übertrug Heinrich Kramer ausdrücklich jene Gewalt, die ihm als Bischof in dem Prozess zugestanden worden war.<ref name="TschaiknerTH198" /> Allerdings entband der Erzherzog den Fürstbischof nicht von der ihm brieflich bestätigten Pflicht, mit dem Inquisitor zusammenarbeiten zu müssen, sondern forderte von diesem noch Anfang Oktober, als Kramer bereits mehrere Frauen hatte verhaften lassen, dieser Pflicht selbst nachzukommen oder sich durch einen Kommissar oder andere geeignete Personen vertreten zu lassen.<ref name="TschaiknerTH200">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 200</ref> | Bischof Georg von Brixen machte während den Untersuchungen keineswegs von seinen Mitspracherechten, die im Schreiben von Erzherzog Siegmund ausdrücklich festgelegt waren, irgendeinen Gebrauch. In diesem Schreiben hatte ihn der Erzherzog auch ausdrücklich zur Beteiligung verpflichtet. Stattdessen entschuldigte der Bischof sein Nichterscheinen mit seiner Krankheit und übertrug Heinrich Kramer ausdrücklich jene Gewalt, die ihm als Bischof in dem Prozess zugestanden worden war.<ref name="TschaiknerTH198" /> Allerdings entband der Erzherzog den Fürstbischof nicht von der ihm brieflich bestätigten Pflicht, mit dem Inquisitor zusammenarbeiten zu müssen, sondern forderte von diesem noch Anfang Oktober, als Kramer bereits mehrere Frauen hatte verhaften lassen, dieser Pflicht selbst nachzukommen oder sich durch einen Kommissar oder andere geeignete Personen vertreten zu lassen.<ref name="TschaiknerTH200">vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 200</ref> | ||
Bereits im Vorfeld des eigentlichen Prozesses war bei der Innsbrucker Bevölkerung große Unruhe und Kritik als Folge der umstrittenen Vorgangsweise des Inquisitors aufgekommen. Nicht zuletzt deshalb holte Erzherzog Siegmund zur Vertretung seiner Interessen einige rechtsgelehrte Personen an seinen Hof nach Innsbruck. Unter diesen | Bereits im Vorfeld des eigentlichen Prozesses war bei der Innsbrucker Bevölkerung große Unruhe und Kritik als Folge der umstrittenen Vorgangsweise des Inquisitors aufgekommen. Nicht zuletzt deshalb holte Erzherzog Siegmund zur Vertretung seiner Interessen einige rechtsgelehrte Personen an seinen Hof nach Innsbruck. Unter diesen wird Dr. Paulus Wann, der Domprediger von [[w:Passau|Passau]] namentlich genannt. Dieser war ein bekannter Kirchenrechtler und Kanoniker. Er verfügte zudem über theoretisches Wissen über Hexenverfolgungen und warnte den Erzherzog ausdrücklich davor, dass der bevorstehende Prozess bei der Bevölkerung zu einem Aufstand führen könnte. Falls Heinrich Kramer versuchte, Paul Wann, der sich auch mit den Ratgebern des Erzherzogs traf, für sich zu gewinnen, dürfte er damit keinen Erfolg gehabt haben. Die Einbeziehung eines Paul Wanns zeigt aber, dass der Erzherzog und seine Räte die Entwicklung von Kramers Prozess sehr genau verfolgten.<ref>vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 199f.</ref> Ein Geständnis von Jörg Ott, einem ehemaligen landesfürstlichen "Türhüter", das einige Zeit nach dem Innsbrucker Hexenprozess aufgezeichnet wurde, enthält Hinweise darauf, dass Heinrich Kramer außerdem versucht haben dürfte, um Druck auf den Erzherzog ausüben zu können, einige Personen in dessen direktem Umfeld in den Prozess zu verwickeln, darunter [[Anna Seng|Anna Spießin]], die als Vertraute des Erzherzogs galt.<ref>vgl. [[w:Manfred Tschaikner|Manfred Tschaikner]], in: ''Tiroler Heimat'' 82, 2018, S. 201f.</ref> | ||
==Die Hauptverhandlung== | ==Die Hauptverhandlung== |
Bearbeitungen