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Da Tamás Erdődy ein enger Vertrauter von Kaiser Karl I. war, wurde er in der Zeit von März bis Mai 1917 von diesem betraut, mehrmals als Geheimkurier in die Schweiz zu fahren, um Briefe an zwei Brüder von [[w:Zita_von_Bourbon-Parma|Kaiserin Zita]], [[w:Sixtus von Bourbon-Parma|Sixtus]] und Xavier von [[w:Bourbon-Parma|Bourbon-Parma]], zu überbringen, mit denen der österreichische Kaiser hinter dem Rücken des deutschen Verbündeten Verhandlungen für einen Sonderfrieden mit der [[w:Triple Entente|Entente]] einläuten wollte. Diese Bemühungen scheiterten nicht nur, sondern wuchsen sich im April 1918 zur sogenannten [[w:Sixtus-Affäre|Sixtus-Affäre]] aus, die letztendlich das Ende von [[w:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]] beschleunigte. | Da Tamás Erdődy ein enger Vertrauter von Kaiser Karl I. war, wurde er in der Zeit von März bis Mai 1917 von diesem betraut, mehrmals als Geheimkurier in die Schweiz zu fahren, um Briefe an zwei Brüder von [[w:Zita_von_Bourbon-Parma|Kaiserin Zita]], [[w:Sixtus von Bourbon-Parma|Sixtus]] und Xavier von [[w:Bourbon-Parma|Bourbon-Parma]], zu überbringen, mit denen der österreichische Kaiser hinter dem Rücken des deutschen Verbündeten Verhandlungen für einen Sonderfrieden mit der [[w:Triple Entente|Entente]] einläuten wollte. Diese Bemühungen scheiterten nicht nur, sondern wuchsen sich im April 1918 zur sogenannten [[w:Sixtus-Affäre|Sixtus-Affäre]] aus, die letztendlich das Ende von [[w:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]] beschleunigte. | ||
==== Erste Fahrt in die Schweiz - 8. bis 15. | ==== Erste Fahrt in die Schweiz - 8. bis 15. Feber 1917 ==== | ||
[[Datei:Zita magyar királyné.jpg|mini|120px|Kaiserin und Königin Zita im Dezember 1916]] | [[Datei:Zita magyar királyné.jpg|mini|120px|Kaiserin und Königin Zita im Dezember 1916]] | ||
[[Datei:Sixte de Bourbon-Parme 1914.jpg|miniatur|120px|Prinz Sixtus von Bourbon-Parma, 1914]] | [[Datei:Sixte de Bourbon-Parme 1914.jpg|miniatur|120px|Prinz Sixtus von Bourbon-Parma, 1914]] | ||
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Er stand nun vor dem Problem sich mitten im Krieg Zivilkleidung und einen entsprechenden Pass zu organisieren. Nachdem diese Dinge erledigt waren, musste er noch den k.u.k. Minister des Äußeren [[w:Ottokar Czernin|Ottokar Czernin]] aufsuchen, der ihm eine versiegelte Kuriertasche übergab. Anschließend meldete er sich wieder beim Kaiserpaar und erhielt von Kaiserin Zita einen Stadtplan von [[w:Neuchâtel|Neuchâtel]] ausgehändigt, auf dem diese handschriftlich die Strecke zwischen dem Bahnhof und der Rue de Pomier 7 eingezeichnet hatte,<ref>[https://www.archivinformationssystem.at/bild.aspx?VEID=4028356&DEID=10&SQNZNR=8 Stadtplan Neuchâtel], Webseite www.archivinformationssystem.at, abgerufen am 7. April 2021</ref> wo Erdődy die Brüder der Kaiserin, Sixtus und Xavier von Bourbon-Parma, aufsuchen und ihnen zwei Briefe des Kaisers übergeben sollte. Karl machte ihn darauf aufmerksam, dass außer Erdődy, Zita und Karl nur Außenminister Czernin von der Existenz der Briefe etwas wüsste.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=62 bis 68}}</ref> | Er stand nun vor dem Problem sich mitten im Krieg Zivilkleidung und einen entsprechenden Pass zu organisieren. Nachdem diese Dinge erledigt waren, musste er noch den k.u.k. Minister des Äußeren [[w:Ottokar Czernin|Ottokar Czernin]] aufsuchen, der ihm eine versiegelte Kuriertasche übergab. Anschließend meldete er sich wieder beim Kaiserpaar und erhielt von Kaiserin Zita einen Stadtplan von [[w:Neuchâtel|Neuchâtel]] ausgehändigt, auf dem diese handschriftlich die Strecke zwischen dem Bahnhof und der Rue de Pomier 7 eingezeichnet hatte,<ref>[https://www.archivinformationssystem.at/bild.aspx?VEID=4028356&DEID=10&SQNZNR=8 Stadtplan Neuchâtel], Webseite www.archivinformationssystem.at, abgerufen am 7. April 2021</ref> wo Erdődy die Brüder der Kaiserin, Sixtus und Xavier von Bourbon-Parma, aufsuchen und ihnen zwei Briefe des Kaisers übergeben sollte. Karl machte ihn darauf aufmerksam, dass außer Erdődy, Zita und Karl nur Außenminister Czernin von der Existenz der Briefe etwas wüsste.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=62 bis 68}}</ref> | ||
Tamás Erdődy fuhr noch am 8. Februar vom Westbahnhof mit dem Abendzug über Innsbruck und [[Feldkirch]] in Richtung [[w:Schweiz|Schweiz]], wo er zunächst in [[w:Zürich|Zürich]] übernachtete. Am 10. Februar traf er in [[w:Bern|Bern]] den österreichischen Gesandten, [[w:Oberst|Oberst]] von Einem, dem er die versiegelte Kuriertasche übergab, die ihm Ottokar Czernin ausgehändigt hatte. Der Oberst, der den Grund von Erdődys Reise nicht kannte, warnte den Kurier, dass die Schweiz ein Tummelplatz von feindlichen Agenten sei, die zum Zwecke der Informationsbeschaffung auch vor Mord nicht zurückschrecken würden. Den 12. Februar nutzte er für einen Ausflug nach [[w:Interlaken|Interlaken]], ehe Erdődy am 13. als "Herr Waldmayer, Kaufmann aus [[Bregenz]]" mit dem Zug nach Neuchâtel weiterfuhr, um dort die beiden Bourbonen-Prinzen in der Rue de Pomier zu treffen. Mit einem Antwortschreiben der beiden trat er wieder den Rückweg an, der ihn über Zürich, Bern, Innsbruck und Salzburg in der Nacht von 15. auf den 16. Februar wieder zurück nach Wien führte, wo er am nächsten Morgen auf Kaiser Karl traf, um ihm das Schreiben seiner beiden Schwäger auszuhändigen.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=3. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917-1918|Seiten=11 bis 17}}</ref><ref name="Szemere6983" /> | Tamás Erdődy fuhr noch am 8. Februar vom Westbahnhof mit dem Abendzug über Innsbruck und [[Feldkirch]] in Richtung [[w:Schweiz|Schweiz]], wo er zunächst in [[w:Zürich|Zürich]] übernachtete. Am 10. Februar traf er in [[w:Bern|Bern]] den österreichischen Gesandten, [[w:Oberst|Oberst]] von Einem, dem er die versiegelte Kuriertasche übergab, die ihm Ottokar Czernin ausgehändigt hatte. Der Oberst, der den Grund von Erdődys Reise nicht kannte, warnte den Kurier, dass die Schweiz ein Tummelplatz von feindlichen Agenten sei, die zum Zwecke der Informationsbeschaffung auch vor Mord nicht zurückschrecken würden. Den 12. Februar nutzte er für einen Ausflug nach [[w:Interlaken|Interlaken]], ehe Erdődy am 13. als "Herr Waldmayer, Kaufmann aus [[Bregenz]]" mit dem Zug nach Neuchâtel weiterfuhr, um dort die beiden Bourbonen-Prinzen in der Rue de Pomier zu treffen. Mit einem Antwortschreiben der beiden trat er wieder den Rückweg an, der ihn über Zürich, Bern, Innsbruck und Salzburg in der Nacht von 15. auf den 16. Februar wieder zurück nach Wien führte, wo er am nächsten Morgen auf Kaiser Karl traf, um ihm das Schreiben seiner beiden Schwäger auszuhändigen.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=3. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917-1918|Seiten=11 bis 17}}</ref><ref name="Szemere6983">{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=69 bis 83}}</ref> | ||
==== Zweite Fahrt in die Schweiz - 19. bis 25. Feber 1917 ==== | |||
Mit einem Antwortschreiben Karls brach Tamás Erdődy am 19. Feber neuerlich nach Neuchâtel auf. Dabei bemerkte er, dass er bereits ab Baden von einem Mann verfolgt wurde, der ihm schon auf seiner letzten Reise in die Schweiz aufgefallen war. In Neuchâtel sprach dieser Verfolger einen jungen Mann an, der sich in weiterer Folge Erdődy gegenüber als sehr aufdringlich erwies, und diesem seine Dienste anbot, die Tamás Erdődy aber umgehend ablehnte. Am 21. Feber übergab er Karls Antwort an Sixtus und Xavier von Bourbon-Parma und man vereinbarte, dass im Falle einer positiven Antwort der Entente auf Karls Schreiben folgender Telegrammtext über Oberst von Einem an Erdődy geschickt werden würde: | |||
{{Zitat|Erwarte dich am x.-ten. Grüsse Bertrand.}} | |||
Nachdem Tamás Erdődy das Haus verließ, in dem das Treffen mit den Prinzen stattgefunden hatte, kam es zu einem kleinen Handgemenge mit jenem jungen Mann, der sich bereits zuvor als aufdringlich erwiesen hatte, bei dem Erdődy aber als Sieger hervorging und so seinen Verfolger erfolgreich abschütteln konnte. Ohne weitere Zwischenfälle ging es dann wieder, nach einer Zwischenstation in Bern, zurück nach Wien, wo er am Morgen des 25. Febers ankam.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=3. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917-1918|Seiten=19 bis 17}}</ref> | |||
In den 1931 erschienen Memoiren fand diese Reise keine separate Erwähnung. Vermutlich aus dramaturgischen Gründen wurde das Handgemenge mit dem Verfolger mit Erdődys erster Reise vermischt. | |||
==== Zweite Fahrt in die Schweiz am 16. März 1917 ==== | ==== Zweite Fahrt in die Schweiz am 16. März 1917 ==== |