Stift Neuberg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Neuberger Münster.JPG|thumb|Das ehemalige Zisterzienserstrift Neuberg an der Mürz heute]]
[[File:Neuberger Münster.JPG|thumb|Das ehemalige Zisterzienserstrift Neuberg an der Mürz heute]]
Das '''Stift Neuberg''', auch '''Neuberger Münster''' genannt, ist ein ehemaliges [[w:Zisterzienser|Zisterzienserkloster]], das 1327 von [[Otto der Fröhliche|Herzog Otto von Österreich ("''Otto dem Fröhlichen''")]] gegründet wurde. Bekannt wurde es durch den "[[Vertrag von Neuberg an der Mürz|Neuberger Teilungsvertrag]]", der hier abgeschlossen wurde. Die Klosteranlage wird im Volksmund auch der "Dom im Dorf" genannt<ref name ="muerzeroberland">vgl. [https://www.muerzeroberland.at/ausflugsziele-naturpark/ausflugsziele-im-naturpark/muenster-neuberg/ Münster Neuberg], MuerzerOberland.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> und steht heute als "gotisches Gesamtensemble" unter Denkmalschutz.
Das '''Stift Neuberg''', auch '''Neuberger Münster''' genannt, ist ein ehemaliges [[w:Zisterzienser|Zisterzienserkloster]], das 1327 von [[Otto der Fröhliche|Herzog Otto von Österreich ("''Otto dem Fröhlichen''")]] gegründet wurde. Es gilt als das Jüngste der Klöster, die von einem steirischen Landesfürsten gegründet wurden und war die einzige Klostergründung eines Habsburgers in der heutigen Steiermark. Bekannt wurde Stift Neuberg durch den "[[Vertrag von Neuberg an der Mürz|Neuberger Teilungsvertrag]]", der hier 1379 abgeschlossen wurde. Die Klosteranlage wird im Volksmund heute auch der "Dom im Dorf" genannt.<ref name ="muerzeroberland">vgl. [https://www.muerzeroberland.at/ausflugsziele-naturpark/ausflugsziele-im-naturpark/muenster-neuberg/ Münster Neuberg], MuerzerOberland.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> Sie steht als "gotisches Gesamt-Ensemble" unter Denkmalschutz.
 
== Lage ==
Das frühere Zisterzienserstift befindet sich in der [[Neuberg an der Mürz|gleichnamigen Marktgemeinde]].


== Das Bauwerk ==
== Das Bauwerk ==
[[File:Abtei Neuberg a d Mürz.jpg|thumb|Das ehemalige Zisterzienserkloster Neuberg an der Mürz, links die Kapelle St. Bernhard-Kapelle, in der Mitte die östliche Außenseite des Kreuzgangs mit dem vortretendem Chor des Kapitelsaals und rechts im Vordergrund der Chor der Stiftskirche]]
[[File:Abtei Neuberg a d Mürz.jpg|thumb|Das ehemalige Zisterzienserkloster Neuberg an der Mürz, links die Kapelle St. Bernhard-Kapelle, in der Mitte die östliche Außenseite des Kreuzgangs mit dem vortretendem Chor des Kapitelsaals und rechts im Vordergrund der Chor der Stiftskirche]]
Das Stift wurde nach dem Vorbild des Mutterklosters [[Stift Heiligenkreuz]] angelegt. Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist, wie für Zisterzienserkirche typisch, den Hochfesten der Krönung und Himmelfahrt Mariens geweiht. Es handelt sich um eine gotische Hallenkirche. Obwohl ihr Bau mehr als 150 Jahre dauerte, sind das Langhaus und der Chor in ihrer künstlerischen Gestaltung aufeinander abgestimmt. Als besonders sehenswert gilt der gewaltige, gotische Lärchenholz-Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert, dessen Konstruktion und Ausmaße eindrucksvoll die Qualität der damaligen Zimmermannskunst bezeugen. Er wurde ohne die Verwendung von Eisennägeln geschaffen.<ref name ="muerzeroberland"/>
Das frühere Zisterzienserstift befindet sich in der [[Neuberg an der Mürz|gleichnamigen Marktgemeinde]]. Es wurde nach dem Vorbild seines Mutterklosters, des [[Stift Heiligenkreuz|Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz]] angelegt. Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist, wie für Zisterzienserkirchen typisch, den Hochfesten der Krönung und Himmelfahrt Mariens geweiht. Es handelt sich um eine gotische Hallenkirche. Obwohl ihr Bau mehr als 150 Jahre dauerte, sind das Langhaus und der Chor in ihrer künstlerischen Gestaltung perfekt aufeinander abgestimmt. Als besonders sehenswert gilt der gewaltige, gotische Dachstuhl aus Lärchenholz, der aus dem 15. Jahrhundert stammt. Seine Konstruktion und Ausmaße bezeugen eindrucksvoll die Qualität der damaligen Zimmermannskunst. Er wurde ohne die Verwendung von Eisennägeln geschaffen.<ref name ="muerzeroberland"/>


Ein besonderes "Highlight" der früheren Klosteranlage ist der gotische Kreuzgang des Münsters, der südlich der Kirche verläuft. Es handelt sich dabei um den einzigen gotischen Kreuzgang in der heutigen Steiermark, der komplett erhalten geblieben ist. Im Kreuzgang sind die Bildern von 38 Äbten aufgehängt. Hier befinden sich ein sehenswerter Hochaltar aus der Renaissance und der Kapitelsaal mit der Stiftergruft. In dieser sind die sterblichen Überreste des Stifters und seiner Familie beigesetzt.<ref name ="muerzeroberland"/>
Als besonderes "Highlight" der früheren Klosteranlage gilt der gotische Kreuzgang des Münsters, der südlich der Kirche verläuft. Es handelt sich dabei um den einzigen gotischen Kreuzgang in der heutigen Steiermark, der komplett erhalten geblieben ist. Im Kreuzgang sind ein Stifterbild und die Bildern von 38 Äbten aufgehängt. Außerdem befindet sich hier  ein sehenswerter Hochaltar aus der Renaissance und der frühere Kapitelsaal des Klosters mit der Stiftergruft. In dieser sind die sterblichen Überreste des Stifters und seiner Familie beigesetzt.<ref name ="muerzeroberland"/>


== Historische Eckdaten ==
== Historische Eckdaten ==
[[File:Ota-Alzbeta.jpg|thumb|Das gemeinsame österreich-bairische Wappen im Altarbereich bezieht sich nicht auf den Habsburger Otto, der das Stift gründete, und seine Ehefrau, die Wittelsbacherin Elisabeth, sondern auf König Ferdinand II. und seine erste Ehefrau Maria Anna.]]
[[File:Ota-Alzbeta.jpg|thumb|Das gemeinsame österreich-bairische Wappen im Altarbereich bezieht sich nicht auf den Habsburger Otto, der das Stift gründete, und seine Ehefrau, die Wittelsbacherin Elisabeth, sondern auf König Ferdinand II. und seine erste Ehefrau Maria Anna.]]
Das Stift wurde 1327 von [[Otto der Fröhliche|Herzog Otto von Österreich]] ("''Otto dem Fröhlichen''") gegründet, der Stiftungsbrief wurde in [[Krems an der Donau|Krems]] ausgestellt und datiert auf den 13. August 1327<ref group="A">Das Original des Stiftungsbriefes ist zwar verloren gegangen, aber der Entwurf des Textes hat sich rudimentär erhalten. Vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126</ref>. Die Stiftung erfolgte gemeinsam mit seiner Ehefrau [[Elisabeth von Niederbayern|Elisabeth]] und seinen älteren Brüdern [[Friedrich der Schöne|Friedrich]] und [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht]].<ref name ="pickl1955-126">vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126</ref> Nach der "Continuatio Novimontensis" und dem Chronisten [[w:Johann von Viktring|Johann von Viktring]] soll Herzog Otto für sein Pläne zuvor den Rat des Abtes der Zisterze Heiligenkreuz eingeholt haben.<ref>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 43f.</ref> Die Besiedlung des neugegründeten Stiftes Neuberg erfolgte vom Stift Heiligenkreuz aus.<ref name="sauter43">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 43</ref> Bereits vor dem 15. Mai 1327 dürfte der Herzog von dort Zisterziensermönche ins Obere Mürztal geholt haben.<ref>vgl. Othmar Pickl: ''Zum 625. Jahrestag der Gründung des Klosters Neuberg'', 1952, S. 90f.</ref> Laut Stiftungsurkunde überließ er ihnen für die neue Zisterze einen großen Teil des oberen Mürztales, der sich vom Bärental und Hauzenberg an bis in die Gegend der Proleswand, alle Seitentäler eingeschlossen, erstreckte, dies mit all den Gütern und Rechten, die dem Herzog und seinen Brüdern eigneten. Das für den Bau und die Dotierung des Stiftes vorgesehene und ziemlich umfangreiche Gebiet befand sich zu dieser Zeit noch im Besitz verschiedener Personen und Institutionen. Ein Großteil gehörte um 1327 zum Beispiel dem Adeligen [[Wernhard aus dem Berg]]. Jene Teile davon, die landesfürstlicher Besitz waren, waren als Lehen vergeben oder verpfändet. Es dauerte mehrere Jahre, bis sich das für das Kloster bestimmte Gebiet tatsächlich in dessen Besitz befand. Die Besitzungen konnte das Stift in den folgenden Jahrhundert wesentlich erweitern.<ref>vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126ff.</ref> Stift Neuberg zählte zu den wirtschaftlich schwächsten Stiften des [[Herzogtum Steier|Herzogtums Steier]], war aber keineswegs ein armes Kloster.<ref name ="pickl1955-136">vgl. [Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 136</ref>  
Das Stift wurde 1327 von [[Otto der Fröhliche|Herzog Otto von Österreich]] ("''Otto dem Fröhlichen''") gegründet. Der Stiftungsbrief wurde in [[Krems an der Donau|Krems]], das damals zum Herzogtum Österreich gehörte, ausgestellt und datiert auf den 13. August 1327<ref group="A">Das Original des Stiftungsbriefes ist zwar verloren gegangen, aber der Entwurf des Textes hat sich rudimentär erhalten. Vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126</ref>. Die Stiftung Ottos erfolgte gemeinsam mit seiner Ehefrau [[Elisabeth von Niederbayern|Elisabeth]] und seinen älteren Brüdern [[Friedrich der Schöne|Friedrich]] und [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht]].<ref name ="pickl1955-126">vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126</ref> Nach der "Continuatio Novimontensis" und dem Chronisten [[w:Johann von Viktring|Johann von Viktring]] soll Herzog Otto für sein Pläne zuvor den Rat des Abtes der Zisterze Heiligenkreuz eingeholt haben.<ref>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 42f.</ref> Die Besiedlung des neu gegründeten Stiftes Neuberg erfolgte vom Stift Heiligenkreuz aus.<ref name="sauter43">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 43</ref> Warum Herzog Otto für seine Stiftung den Zisterzienserorden wählte, ist unbekannt. Im 14. Jahrhundert zählten die Zisterzienser nicht mehr zu den sogenannten "Modeorden", die übrigen Familienmitglieder seiner Generation bevorzugten andere Orden, die zu dieser Zeit neu waren oder sich im "Aufschwung" befanden.<ref name ="sauter43">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 43</ref>
 
Bereits vor dem 15. Mai 1327 dürfte der Herzog von dort Zisterziensermönche ins Obere Mürztal geholt haben.<ref>vgl. Othmar Pickl: ''Zum 625. Jahrestag der Gründung des Klosters Neuberg'', 1952, S. 90f.</ref> Laut Stiftungsurkunde überließ er ihnen für die neue Zisterze einen großen Teil des oberen Mürztales, der sich vom Bärental und Hauzenberg an bis in die Gegend der Proleswand, alle Seitentäler eingeschlossen, erstreckte, dies mit all den Gütern und Rechten, die dem Herzog und seinen Brüdern eigneten. Das für den Bau und die Dotierung des Stiftes vorgesehene und ziemlich umfangreiche Gebiet befand sich zu dieser Zeit noch im Besitz verschiedener Personen und Institutionen. Ein Großteil gehörte um 1327 zum Beispiel dem Adeligen [[Wernhard aus dem Berg]]. Jene Teile davon, die landesfürstlicher Besitz waren, waren als Lehen vergeben oder verpfändet. Es dauerte mehrere Jahre, bis sich das für das Kloster bestimmte Gebiet tatsächlich in dessen Besitz befand. Die Besitzungen konnte das Stift in den folgenden Jahrhundert wesentlich erweitern.<ref>vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126ff.</ref> Stift Neuberg zählte zu den wirtschaftlich schwächsten Stiften des [[Herzogtum Steier|Herzogtums Steier]], war aber keineswegs ein armes Kloster.<ref name ="pickl1955-136">vgl. [Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 136</ref>  


Das Stift, das später die Grablege für Ottos Familie werden sollte, bestand bis 1786. In diesem Jahr wurde es von [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] als Folge der "Josephinischen Reformen" aufgelöst. Eine Folge der Auflösung war, dass die Stiftskirche zur Pfarrkirche des Marktes Neuberg erhoben wurde. Sie löste in dieser Funktion die in Neuberg gelegene [[w:Grünangerkirche|Kirche zur Maria Himmelfahrt am grünen Anger]] ab. Das frühere Stift wurde nach seiner Auflösung bis 1869 als kaiserliches Jagdschloss genutzt. Heute sind in ihm verschiedene Einrichtungen untergebracht: die Schauglashütte Kaiserhof, ein Naturmuseum, das Pölzl Museum. Zu besichtigen sind mehrere Gartenanlagen. Der Stiftshof dient als Beherbergungsbetrieb. Andere Gebäudeteile werden nach einem Umbau für Büros und Wohnungen genutzt.
Das Stift, das später die Grablege für Ottos Familie werden sollte, bestand bis 1786. In diesem Jahr wurde es von [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] als Folge der "Josephinischen Reformen" aufgelöst. Eine Folge der Auflösung war, dass die Stiftskirche zur Pfarrkirche des Marktes Neuberg erhoben wurde. Sie löste in dieser Funktion die in Neuberg gelegene [[w:Grünangerkirche|Kirche zur Maria Himmelfahrt am grünen Anger]] ab. Das frühere Stift wurde nach seiner Auflösung bis 1869 als kaiserliches Jagdschloss genutzt. Heute sind in ihm verschiedene Einrichtungen untergebracht: die Schauglashütte Kaiserhof, ein Naturmuseum, das Pölzl Museum. Zu besichtigen sind mehrere Gartenanlagen. Der Stiftshof dient als Beherbergungsbetrieb. Andere Gebäudeteile werden nach einem Umbau für Büros und Wohnungen genutzt.
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