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[[File:Kartause Gaming vom Kirchstein aus Fotografiert.jpg|thumb|Die ehemalige Kartause Gaming heute]] | [[File:Kartause Gaming vom Kirchstein aus Fotografiert.jpg|thumb|Die ehemalige Kartause Gaming heute]] | ||
[[File:Kartause Gaming 7541.JPG|thumb|Die bei der Wiedererrichtung der "Habsburgergrabstätte" in den Kirchenboden eingelassene Grabplatte]] | [[File:Kartause Gaming 7541.JPG|thumb|Die bei der Wiedererrichtung der "Habsburgergrabstätte" in den Kirchenboden eingelassene Grabplatte]] | ||
Die frühere '''Kartause "Marienthron"''', heute besser bekannt als '''Kartause Gaming''' wurde im 14. Jahrhundert (um 1330) gegründet. Sie ist eine Gründung der Habsburger. Von den drei im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen ehemaligen Kartausen, welche im 14. Jahrhundert gegründet und unter Kaiser Joseph II. aufgehoben wurden, war sie die Größte und Bedeutendste. Ihrem Stifter diente sie zeitweise als eine weitere herzogliche Residenz. Bis zu ihrer Aufhebung war sie das geistige und wirtschaftliche Zentrum des alpinen Mostviertels. Heute sind in der Kartause ein Hotel und seine Gaststätte untergebracht sowie ein Museum, das im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann. Außerdem findet hier jährlich ein Chopin-Festival statt. | Die frühere '''Kartause "Marienthron"''', heute besser bekannt als '''Kartause Gaming''' wurde im 14. Jahrhundert (um 1330) gegründet. Sie ist eine Gründung der Habsburger und gilt als die erste für Europa nachgewiesene "Klosterresidenz". Von den drei im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen ehemaligen Kartausen, welche im 14. Jahrhundert gegründet und unter Kaiser Joseph II. aufgehoben wurden, war sie die Größte und Bedeutendste. Ihrem Stifter diente sie zeitweise als eine weitere herzogliche Residenz. Bis zu ihrer Aufhebung war sie das geistige und wirtschaftliche Zentrum des alpinen Mostviertels. Heute sind in der Kartause ein Hotel und seine Gaststätte untergebracht sowie ein Museum, das im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann. Außerdem findet hier jährlich ein Chopin-Festival statt. | ||
== Die Kartause == | == Die Kartause == | ||
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Die frühere Kartause Mariathron in [[Gaming]] war ein Kloster des Kartäuserordens, das in seiner Anfangszeit auch als herzogliche Residenz genutzt wurde<ref name ="sauter48">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 48</ref>. Erbaut wurde sie zwischen 1331 und 1342. Es handelte sich bei ihr um eine Doppelkartause. Diese hatte 20, später 24 Mönchszellen, während sonst für eine Kartause 12 Mönchszellen üblich waren. Von der Kartause sind heute noch die zwei großen Klosterhöfe, darunter der als Residenzgebäude errichtete Prälatenhof<ref name ="sauter48"/>, die Unterkünfte der Mönche und des Priors, die früheren Bibliotheksräume und die Prälatur erhalten.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/kunst/action/show/controller/Kunst/werk/kartause-gaming-baugeschichte.html Baugeschichte], GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 28. August 2021</ref> Die Kartause war mit einer Wehrmauer umgeben, die heute auf der Bergseite oberhalb des Schlosses noch teilweise erhalten ist.<ref name="wehrbauten">vgl. [http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/gaming/gaming.html Gaming], Wehrbauten.AT, abgerufen am 28. August 2021</ref> Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kartause umgebaut und teilweise barockisiert. Um 1625 wurde unter dem Abt Hilarion der heute noch erhaltene Torturm mit dem Relief "Maria Thron" geschaffen.<ref name="gedaechtnis"/> | Die frühere Kartause Mariathron in [[Gaming]] war ein Kloster des Kartäuserordens, das in seiner Anfangszeit auch als herzogliche Residenz genutzt wurde<ref name ="sauter48">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 48</ref>. Erbaut wurde sie zwischen 1331 und 1342. Es handelte sich bei ihr um eine Doppelkartause. Diese hatte 20, später 24 Mönchszellen, während sonst für eine Kartause 12 Mönchszellen üblich waren. Von der Kartause sind heute noch die zwei großen Klosterhöfe, darunter der als Residenzgebäude errichtete Prälatenhof<ref name ="sauter48"/>, die Unterkünfte der Mönche und des Priors, die früheren Bibliotheksräume und die Prälatur erhalten.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/kunst/action/show/controller/Kunst/werk/kartause-gaming-baugeschichte.html Baugeschichte], GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 28. August 2021</ref> Die Kartause war mit einer Wehrmauer umgeben, die heute auf der Bergseite oberhalb des Schlosses noch teilweise erhalten ist.<ref name="wehrbauten">vgl. [http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/gaming/gaming.html Gaming], Wehrbauten.AT, abgerufen am 28. August 2021</ref> Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kartause umgebaut und teilweise barockisiert. Um 1625 wurde unter dem Abt Hilarion der heute noch erhaltene Torturm mit dem Relief "Maria Thron" geschaffen.<ref name="gedaechtnis"/> | ||
Die Klosterkirche ist heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht. Mit ihrem Bau wurde bald nach der Grundsteinlegung begonnen. Ihre Weihe erfolgte 1342. Bei der einschiffigen Kirche handelt es sich um eine typische Kartäuserordenskirche, ein sehr hoher, vierjochiger Bau. Der Hauptchor der Kirche untergliedert sich in drei Teile und weist Ähnlichkeiten mit dem etwa zur selben Zeit errichteten Chor des [[Stephansdom|Wiener Stephansdoms]] auf. Es wird angenommen, dass die Kartause Gaming von dieser Bauhütte erbaut wurde. Die Decke der Kirche hatte ursprünglich ein gotisches Kreuzrippengewölbe mit der Bemalung, das im 18. Jahrhundert durch den Einzug eines barocken Gewölbes überdeckt wurde. Dieses neue Gewölbe wurde mit Stukkaturen und Fresken geschmückt. An der Westseite der Kirche befindet sich ein prächtiges, figurenreiches Tor aus rotem Marmor. Nach seiner Inschrift wurde es 1631 errichtet.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/> Ein Besonderheit der Kartause Gaming ist, dass sie statt einem Turm nur einen Dachreiter hat, was den Gebräuchen des Karthäuserordens widerspricht. Dieser ist sechsseitig und reich verziert. Es spricht einiges dafür, dass er auf einen speziellen Wunsch des Stifters zurückzuführen ist.<ref>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 48f.</ref> Von der beweglichen Innenausstattung ist leider nichts mehr erhalten, da die Kirche nach der Aufhebung 1782 profaniert und die Ausstattung daraufhin verteilt wurde.<ref name="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/gaming.html Gaming], GedächtnisDesLandes, abgerufen am 28. August 2021</ref> | Die Klosterkirche ist heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht. Mit ihrem Bau wurde bald nach der Grundsteinlegung begonnen. Ihre Weihe erfolgte 1342. Bei der einschiffigen Kirche handelt es sich um eine typische Kartäuserordenskirche, ein sehr hoher, vierjochiger Bau. Der Hauptchor der Kirche untergliedert sich in drei Teile und weist Ähnlichkeiten mit dem etwa zur selben Zeit errichteten Chor des [[Stephansdom|Wiener Stephansdoms]] auf. Es wird angenommen, dass die Kartause Gaming von dieser Bauhütte erbaut wurde. Die Decke der Kirche hatte ursprünglich ein gotisches Kreuzrippengewölbe mit der Bemalung, das im 18. Jahrhundert durch den Einzug eines barocken Gewölbes überdeckt wurde. Dieses neue Gewölbe wurde mit Stukkaturen und Fresken geschmückt. An der Westseite der Kirche befindet sich ein prächtiges, figurenreiches Tor aus rotem Marmor. Nach seiner Inschrift wurde es 1631 errichtet.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/> Ein Besonderheit der Kartause Gaming ist, dass sie statt einem Turm nur einen Dachreiter hat, was den Gebräuchen des Karthäuserordens widerspricht. Dieser ist sechsseitig und reich verziert. Es spricht einiges dafür, dass er auf einen speziellen Wunsch des Stifters zurückzuführen ist.<ref>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 48f.</ref> | ||
Von der beweglichen Innenausstattung ist leider nichts mehr erhalten, da die Kirche nach der Aufhebung 1782 profaniert und die Ausstattung daraufhin verteilt wurde.<ref name="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/gaming.html Gaming], GedächtnisDesLandes, abgerufen am 28. August 2021</ref> Die vier Glasgemälde aus dem Chor finden sich heute zum Beispiel im [[Stift St. Florian]].<ref name ="sauter49">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 49</ref> | |||
Erhalten sind heute noch die Fresken der früheren Klosterbibliothek, ein Werk des Malers Wenzel Lorenz Reiner († 1743), der am 23. Juli 1724 einen Vertrag über diesen Auftrag unterfertigt hatte. Sein Thema ist die Verherrlichung von Wissenschaften und Weisheit.<ref name="gedaechtnisstiftsbibliothek">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/kunst/action/show/controller/Kunst/werk/gaming-ehem-kartaeuser-kloster-fresken-in-der-der-stiftsbibliothek.html Stiftsbibliothek], GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 28. August 2021</ref> | Erhalten sind heute noch die Fresken der früheren Klosterbibliothek, ein Werk des Malers Wenzel Lorenz Reiner († 1743), der am 23. Juli 1724 einen Vertrag über diesen Auftrag unterfertigt hatte. Sein Thema ist die Verherrlichung von Wissenschaften und Weisheit.<ref name="gedaechtnisstiftsbibliothek">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/kunst/action/show/controller/Kunst/werk/gaming-ehem-kartaeuser-kloster-fresken-in-der-der-stiftsbibliothek.html Stiftsbibliothek], GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 28. August 2021</ref> |
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