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In einer Wiener Buchveröffentlichung aus dem Jahr 1996 wird behauptet, Uli Sild habe zusammen mit seinem Bruder Meinhart [[w:Nationalsozialismus|nationalsozialistisch]] [[w:Agitation|agitiert]]. Anhand eines übermäßig [[w:Pathos|pathetischen]] Zitats aus einer Veröffentlichung Meinhart Silds während seines Kriegseinsatzes im nordnorwegischen [[w:Narvik|Narvik]], das der Buchautor als vermeintlichen Beleg anführt, lässt sich dies jedoch nicht eindeutig verifizieren: „Du [gemeint: Uli Sild] konntest nicht mehr mit uns den stolzen Weg gehen, der aus unserem Kampf in verborgenen Kellern und auf feuerbrennenden Höhen durch die letzten Jahre mit diesem Krieg in Deutschlands bessere Zukunft führt“.<ref name="Amstädter487" /> Das Zitat belegt Meinhart Silds Einstellung während des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Es belegt jedoch nicht automatisch die Einstellung seines Bruders Uli Sild vor dessen Tod im Mai 1937, als der [[w:Bundesstaat Österreich|Bundesstaat Österreich]] noch nicht durch die [[w:Wehrmacht|Wehrmacht]] okkupiert (März 1938) und als Teil des [[w:NS-Staat#Großdeutsches Reich|Großdeutschen Reiches]] bzw. Großdeutschlands proklamiert (August 1943) worden war.<ref>''Erlaß des Reichsministers und Chefs der Reichskanzlei vom 26. Juni 1943 – R K 7669 E –''. In: ''Reichsarbeitsblatt'', Teil I, Nr. 23 (1943), S. I 413.</ref> Das im Zitat verwendete [[w:Adverb|Adverb]] „mehr“ stellt in Verbindung mit der [[w:Negation|Negation]] ebenso wie das verwendete [[w:Pronomen|Pronomen]] „unserem (Kampf)“ mögliche [[w:Indiz|Indizien]] dar, die jedoch eindeutige Belege aus den Archivalien der ASW des DÖAV erfordern. | In einer Wiener Buchveröffentlichung aus dem Jahr 1996 wird behauptet, Uli Sild habe zusammen mit seinem Bruder Meinhart [[w:Nationalsozialismus|nationalsozialistisch]] [[w:Agitation|agitiert]]. Anhand eines übermäßig [[w:Pathos|pathetischen]] Zitats aus einer Veröffentlichung Meinhart Silds während seines Kriegseinsatzes im nordnorwegischen [[w:Narvik|Narvik]], das der Buchautor als vermeintlichen Beleg anführt, lässt sich dies jedoch nicht eindeutig verifizieren: „Du [gemeint: Uli Sild] konntest nicht mehr mit uns den stolzen Weg gehen, der aus unserem Kampf in verborgenen Kellern und auf feuerbrennenden Höhen durch die letzten Jahre mit diesem Krieg in Deutschlands bessere Zukunft führt“.<ref name="Amstädter487" /> Das Zitat belegt Meinhart Silds Einstellung während des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Es belegt jedoch nicht automatisch die Einstellung seines Bruders Uli Sild vor dessen Tod im Mai 1937, als der [[w:Bundesstaat Österreich|Bundesstaat Österreich]] noch nicht durch die [[w:Wehrmacht|Wehrmacht]] okkupiert (März 1938) und als Teil des [[w:NS-Staat#Großdeutsches Reich|Großdeutschen Reiches]] bzw. Großdeutschlands proklamiert (August 1943) worden war.<ref>''Erlaß des Reichsministers und Chefs der Reichskanzlei vom 26. Juni 1943 – R K 7669 E –''. In: ''Reichsarbeitsblatt'', Teil I, Nr. 23 (1943), S. I 413.</ref> Das im Zitat verwendete [[w:Adverb|Adverb]] „mehr“ stellt in Verbindung mit der [[w:Negation|Negation]] ebenso wie das verwendete [[w:Pronomen|Pronomen]] „unserem (Kampf)“ mögliche [[w:Indiz|Indizien]] dar, die jedoch eindeutige Belege aus den Archivalien der ASW des DÖAV erfordern. | ||
Tatsache ist, dass Uli Sild ab etwa 1934 nationalsozialistischen Einflüssen ausgesetzt war, namentlich durch seinen Bergkameraden [[w:Rudolf Schwarzgruber|Rudolf Schwarzgruber]], der von 1934 bis 1942 als Erster Vizepräsident des ''Österreichischen Alpenklubs'' (ÖAK) wirkte,<ref>G. Schirmer: [http://www.biographien.ac.at/oebl_12/31.pdf ''Schwarzgruber, Rudolf (1900–1943), Alpinist und Alpenvereinsfunktionär''] (PDF-Datei; 38 KB). In: ''Österreichisch-Biographisches Lexikon'' (ÖBL), 1815–1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 31.</ref> durch seine beiden jüngeren Brüder Hans Henning und Meinhart sowie durch den ''Deutschen und Österreichischen Alpenverein'' (DÖAV).<ref>Mit „Heil Hitler“ unterzeichnetes Schreiben des Hans Henning Sild an seinen Onkel Rudolf von Ficker, datiert München, 21. Juli 1935, knapp drei Jahre vor dem so genannten [[w:Anschluss Österreichs|„Anschluss“ Österreichs]] an den [[w:NS-Staat|NS-Staat]]. In: ''Forschungsinstitut Brenner-Archiv'' der Universität Innsbruck, Nachlass Rudolf von Ficker, (Nachlassteil 2), Signatur 214-013-047.</ref><ref>Meinhart Sild: ''Bergsteigen als Rüstung''. In: ''Österreichische Alpenzeitung'', Folge 1195 (1938), S. 160–164.</ref><ref>Wolfgang Albers: [https://www.zeit.de/2012/09/Interview-Alpenverein ''Schweres Gepäck'']. In: ''Die Zeit'', Nr. 9 (2012), 23. Februar 2012, auf: zeit.de</ref> Auch mögliche [[w:Völkisch|völkische]] oder [[w:nationalistisch|nationalistische]] (deutsch-nationale) Einflüsse seitens seiner Eltern und seiner weiteren Verwandtschaft sind nicht auszuschließen, zumal sein Vater bereits 1903 als studentischer Funktionär an der Uni Wien dahingehend aufgefallen war und dies deshalb im Haus der Abgeordneten Gegenstand einer Debatte war.<ref name="AbgeordnetenhausProt1903" /> Durch den Arzt und Schriftsteller [[w:Arthur Schnitzler|Arthur Schnitzler]] ist eine subjektive Charakterisierung Hans Silds überliefert.<ref>Am 14. Dezember 1923 traf Arthur Schnitzler in einem Gerichtsverfahren auf Rechtsanwalt Dr. Hans Sild, der die gegnerische Seite, [[w:Wilhelm Stapel|Wilhelm Stapel]], den Herausgeber des Periodikums '' | Tatsache ist, dass Uli Sild ab etwa 1934 nationalsozialistischen Einflüssen ausgesetzt war, namentlich durch seinen Bergkameraden [[w:Rudolf Schwarzgruber|Rudolf Schwarzgruber]], der von 1934 bis 1942 als Erster Vizepräsident des ''Österreichischen Alpenklubs'' (ÖAK) wirkte,<ref>G. Schirmer: [http://www.biographien.ac.at/oebl_12/31.pdf ''Schwarzgruber, Rudolf (1900–1943), Alpinist und Alpenvereinsfunktionär''] (PDF-Datei; 38 KB). In: ''Österreichisch-Biographisches Lexikon'' (ÖBL), 1815–1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 31.</ref> durch seine beiden jüngeren Brüder Hans Henning und Meinhart sowie durch den ''Deutschen und Österreichischen Alpenverein'' (DÖAV).<ref>Mit „Heil Hitler“ unterzeichnetes Schreiben des Hans Henning Sild an seinen Onkel Rudolf von Ficker, datiert München, 21. Juli 1935, knapp drei Jahre vor dem so genannten [[w:Anschluss Österreichs|„Anschluss“ Österreichs]] an den [[w:NS-Staat|NS-Staat]]. In: ''Forschungsinstitut Brenner-Archiv'' der Universität Innsbruck, Nachlass Rudolf von Ficker, (Nachlassteil 2), Signatur 214-013-047.</ref><ref>Meinhart Sild: ''Bergsteigen als Rüstung''. In: ''Österreichische Alpenzeitung'', Folge 1195 (1938), S. 160–164.</ref><ref>Wolfgang Albers: [https://www.zeit.de/2012/09/Interview-Alpenverein ''Schweres Gepäck'']. In: ''Die Zeit'', Nr. 9 (2012), 23. Februar 2012, auf: zeit.de</ref> Auch mögliche [[w:Völkisch|völkische]] oder [[w:nationalistisch|nationalistische]] (deutsch-nationale) Einflüsse seitens seiner Eltern und seiner weiteren Verwandtschaft sind nicht auszuschließen, zumal sein Vater bereits 1903 als studentischer Funktionär an der Uni Wien dahingehend aufgefallen war und dies deshalb im Haus der Abgeordneten Gegenstand einer Debatte war.<ref name="AbgeordnetenhausProt1903" /> Durch den Arzt und Schriftsteller [[w:Arthur Schnitzler|Arthur Schnitzler]] ist eine subjektive Charakterisierung Hans Silds überliefert.<ref>Am 14. Dezember 1923 traf Arthur Schnitzler in einem Gerichtsverfahren auf Rechtsanwalt Dr. Hans Sild, der die gegnerische Seite, [[w:Wilhelm Stapel|Wilhelm Stapel]], den Herausgeber des Periodikums ''Deutsches Volkstum – Monatsschrift für das deutsche Geistesleben'', vertrat. Diese Publikation entwickelte sich unter Stapels Leitung zu einem der führenden antisemitischen Presseorgane der Weimarer Republik. Schnitzler charakterisierte Sild wie folgt: „Auch der Vertreter Stapels, ein Dr. Sild (Floridsdorf) war anwesend, ein typisches Antisemitengesicht; aber er benahm sich sehr wohlerzogen, und wir führten auch außerhalb des Verhörs akademische Gespräche über Moral und Kunst“. Zitiert nach: Arthur Schnitzler: [https://www.austriaca.at/0xc1aa5576_0x00377152.pdf ''Tagebuch 1923–1926'', 1923 XII 6 – XII 10] (Auszug als PDF-Datei, 168 MB), Print S. 104, PDF-Datei S. 98, ISBN 978-3-7001-2119-0. In: Arthur Schnitzler: ''Tagebuch 1879-1931'', ISBN 978-3-7001-0722-4.</ref> | ||
Die Nationalsozialisten suchten – wie vieles andere – das Bergsteigen (und den [[w:Bergfilm|Bergfilm]]) zu kapern und für die NS-Ideologie zu vereinnahmen, was auch weitestgehend gelang. Der heroisch anmutende Sport des Bergsteigens, der ungebrochene Wille, es mit dem Berg aufzunehmen, die bis in den Tod beschworene Kameradschaft der Seilschaften und letztlich das Bezwingen des Berges, passten zur Kampf-und-Sieg-Ideologie.<ref>[[w:Lars-Olav Beier|Lars-Olav Beier]], [[w:Hilmar Schmundt|Hilmar Schmundt]]: [http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/54154653 ''Der vertikale Western''] (PDF-Datei; 593 KB). In: ''Der Spiegel'', Nr. 49 (2007), S. 212–215.</ref><ref>Stefan König: ''Alpinismus ist Sport oder: Warum der Bergfilm nationales Pathos aufweist''. In: ''100 Jahre Bergfilm – Dramen, Trick und Abenteuer'' (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung), hrsg. v. Stefan König, Hans-Jürgen Panitz, Michael Wachtler (Kuratoren der Ausstellung). Herbig, München 2001, ISBN 978-3-7766-2228-7, S. 69.</ref> Für einen heimatverbundenen und die Berge liebenden Menschen waren somit Berührungspunkte unausweichlich, erst recht für einen Funktionär im DÖAV. Für Uli Sild zumindest ist eindeutig belegt, dass er auch zusammen mit jüdischen Bergkameraden auf Ski- und Bergtouren ging,<ref>Lebenserinnerungen des Heinz-Günther Knolle (1912–1999), Abiturient (März 1932) der ''Schule am Meer'' auf Juist, Teilnehmer an Skiwochen und Bergtouren mit Grete Dispeker (später verh. Weil) und Ulrich Sild. In: Privatarchiv des Dr. med. dent. Achim Knolle, Löhne, Deutschland</ref><ref name="WeilErlebnis">Grete Weil: ''Erlebnis einer Reise – Drei Begegnungen''. Nagel + Kimche, Zürich u. a. 1999, ISBN 3-312-00258-3.</ref> während die Wiener Sektion des Alpenvereins aufgrund latentem [[w:Antisemitismus|Antisemitismus]] schon ab 1905 keine jüdischen, sondern nur „[[w:Arier|arische]]“ Bergfreunde und Alpinisten als Mitglieder aufnahm.<ref>Helmuth Zebhauser: [https://web.archive.org/web/20140809133431/http://www.rother.de/leseprob/8102.htm#faba ''Früher Antisemitismus bei Alpenvereinen''] (= ''Dokumente des Alpinismus'', Band 1). Bergverlag Rother, München 1998. ISBN 3-7633-8102-3.</ref> Es gab zwar Versuche einer Gegenbewegung, doch diese wurden aktiv bekämpft und zerschlagen.<ref>[[w:Nicholas Mailänder|Nicholas Mailänder]]: [https://www.alpenverein.de/chameleon/public/13008/p_rep_13008.pdf ''Das dunkelste Kapitel unserer Vereinsgeschichte. Die Donaulandaffäre des DÖAV''] (PDF-Datei; 187 KB). In: ''Panorama – Magazin des Deutschen Alpenvereins''. 59. Jahrg., Heft 1 (2007), S. 60–62.</ref><ref>Helmuth Zebhauser: [https://web.archive.org/web/20140809133431/http://www.rother.de/leseprob/8102.htm#dad ''Die Affäre Donauland''] (= ''Dokumente des Alpinismus'', Band 1). Bergverlag Rother, München 1998. ISBN 3-7633-8102-3.</ref> | Die Nationalsozialisten suchten – wie vieles andere – das Bergsteigen (und den [[w:Bergfilm|Bergfilm]]) zu kapern und für die NS-Ideologie zu vereinnahmen, was auch weitestgehend gelang. Der heroisch anmutende Sport des Bergsteigens, der ungebrochene Wille, es mit dem Berg aufzunehmen, die bis in den Tod beschworene Kameradschaft der Seilschaften und letztlich das Bezwingen des Berges, passten zur Kampf-und-Sieg-Ideologie.<ref>[[w:Lars-Olav Beier|Lars-Olav Beier]], [[w:Hilmar Schmundt|Hilmar Schmundt]]: [http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/54154653 ''Der vertikale Western''] (PDF-Datei; 593 KB). In: ''Der Spiegel'', Nr. 49 (2007), S. 212–215.</ref><ref>Stefan König: ''Alpinismus ist Sport oder: Warum der Bergfilm nationales Pathos aufweist''. In: ''100 Jahre Bergfilm – Dramen, Trick und Abenteuer'' (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung), hrsg. v. Stefan König, Hans-Jürgen Panitz, Michael Wachtler (Kuratoren der Ausstellung). Herbig, München 2001, ISBN 978-3-7766-2228-7, S. 69.</ref> Für einen heimatverbundenen und die Berge liebenden Menschen waren somit Berührungspunkte unausweichlich, erst recht für einen Funktionär im DÖAV. Für Uli Sild zumindest ist eindeutig belegt, dass er auch zusammen mit jüdischen Bergkameraden auf Ski- und Bergtouren ging,<ref>Lebenserinnerungen des Heinz-Günther Knolle (1912–1999), Abiturient (März 1932) der ''Schule am Meer'' auf Juist, Teilnehmer an Skiwochen und Bergtouren mit Grete Dispeker (später verh. Weil) und Ulrich Sild. In: Privatarchiv des Dr. med. dent. Achim Knolle, Löhne, Deutschland</ref><ref name="WeilErlebnis">Grete Weil: ''Erlebnis einer Reise – Drei Begegnungen''. Nagel + Kimche, Zürich u. a. 1999, ISBN 3-312-00258-3.</ref> während die Wiener Sektion des Alpenvereins aufgrund latentem [[w:Antisemitismus|Antisemitismus]] schon ab 1905 keine jüdischen, sondern nur „[[w:Arier|arische]]“ Bergfreunde und Alpinisten als Mitglieder aufnahm.<ref>Helmuth Zebhauser: [https://web.archive.org/web/20140809133431/http://www.rother.de/leseprob/8102.htm#faba ''Früher Antisemitismus bei Alpenvereinen''] (= ''Dokumente des Alpinismus'', Band 1). Bergverlag Rother, München 1998. ISBN 3-7633-8102-3.</ref> Es gab zwar Versuche einer Gegenbewegung, doch diese wurden aktiv bekämpft und zerschlagen.<ref>[[w:Nicholas Mailänder|Nicholas Mailänder]]: [https://www.alpenverein.de/chameleon/public/13008/p_rep_13008.pdf ''Das dunkelste Kapitel unserer Vereinsgeschichte. Die Donaulandaffäre des DÖAV''] (PDF-Datei; 187 KB). In: ''Panorama – Magazin des Deutschen Alpenvereins''. 59. Jahrg., Heft 1 (2007), S. 60–62.</ref><ref>Helmuth Zebhauser: [https://web.archive.org/web/20140809133431/http://www.rother.de/leseprob/8102.htm#dad ''Die Affäre Donauland''] (= ''Dokumente des Alpinismus'', Band 1). Bergverlag Rother, München 1998. ISBN 3-7633-8102-3.</ref> |
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