Leopold IV. (Habsburg): Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
stilistische verbesserung
(Box mit Links in fremdsprachige Wikipedias via Wikidata ergänzt. Daten auf Vorlage:WP-Links/Q453031)
K (stilistische verbesserung)
Zeile 8: Zeile 8:


== Leben / Herrschaften - ein Überblick  ==
== Leben / Herrschaften - ein Überblick  ==
* Leopold herrschte von 1392 beziehungsweise 1396 bis ca. 1406 als Graf Leopold III. über die [[w:Gefürstete Grafschaft Tirol|Grafschaft Tirol]]<ref group="A">Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten [[Rattenberg (Tirol)|Rattenberg]], [[Kitzbühel]] und [[Kufstein]] sowie [[w:Osttirol|Osttirol]]) auch [[w:Südtirol|Südtirol]]. Die Numerierung ergibt sich hier, da außer seinem gleichnamigen Vater gewöhnlich auch der frühverstorbene Sohn des [[Heinrich von Kärnten|Herzogs Heinrich von Kärnten]] aus dessen erster Ehe mit [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen]] mitgezählt wird.</ref> und die [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Lande]].<ref name ="czeike30">vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref> Um 1402 machte er seinen jüngeren Bruder Friedrich (IV.), dessen Versorgung er übernommen hatte, zu seinem Mitregenten in den "Vorderen Landen", ausgenommen der [[w:Grafschaft Pfirt|Grafschaft Pfirt]], wo seine Ehefrau Katharina die Herrschaft ausübte. 1404 wurde Friedrich (IV.) auch Leopolds Mitregent in der Grafschaft Tirol.<ref group="A">Ab wann Friedrich de facto die alleinige Herrschaft über die Grafschaft Tirol und die Vorderen Lande (abgesehen von jenen Gebieten, die Leopolds Ehefrau Katharina unterstellt waren), ausübte, ist nicht eindeutig geklärt. Bis 1408 dürfte Leopold IV. sich noch mindestens einmal in Tirol beziehungsweise den Vorderen Landen aufgehalten haben.</ref>
* Leopold herrschte von 1392 beziehungsweise 1396 bis ca. 1406 als Graf Leopold III. über die [[Grafschaft Tirol]]<ref group="A">Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten [[Rattenberg (Tirol)|Rattenberg]], [[Kitzbühel]] und [[Kufstein]] sowie [[w:Osttirol|Osttirol]]) auch [[w:Südtirol|Südtirol]]. Die Numerierung ergibt sich hier, da außer seinem gleichnamigen Vater gewöhnlich auch ein wohl frühverstorbener Sohn des [[Heinrich von Kärnten|Herzogs Heinrich von Kärnten]] aus dessen Ehe mit [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen]] mitgezählt wird.</ref> und die [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Lande"]].<ref name ="czeike30">vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref> Um 1402 machte er seinen jüngeren Bruder Friedrich (IV.), dessen Versorgung er übernommen hatte, zu seinem Mitregenten in den "Vorderen Landen", ausgenommen der [[w:Grafschaft Pfirt|Grafschaft Pfirt]], wo seine Ehefrau Katharina die Herrschaft ausübte. 1404 wurde Friedrich (IV.) auch Leopolds Mitregent in der Grafschaft Tirol.<ref group="A">Ab wann Friedrich de facto die alleinige Herrschaft über die Grafschaft Tirol und die Vorderen Lande (abgesehen von jenen Gebieten, die Leopolds Ehefrau Katharina unterstellt waren), ausübte, ist nicht eindeutig geklärt. Bis 1408 dürfte Leopold IV. sich noch mindestens einmal in Tirol beziehungsweise den Vorderen Landen aufgehalten haben.</ref>
* 1406 übernahm Leopold nach dem Tod seines Bruders Wilhelm die Herrschaft über die Herzogtümer [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]]<ref group="A">Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals bereits viele Teile des späteren [[Portal:Kärnten|Bundeslandes Kärnten]], einige Teile befanden sich aber noch unter der Herrschaft des [[w:Erzstift Salzburg|Erzstiftes Salzburg]] und dessen [[w:Bistum Gurk|Suffraganbistums Gurk]] sowie der [[w:Meinhardiner#Albertinische Linie|Albertinischen Linie]] der Grafen von Görz-Tirol (Grafen von Görz).</ref> und [[w:Herzogtum Krain|Krain]].<ref group="A">Czeike geht davon aus, dass alle Herzogtümer, über die zuvor Wilhelm geherrscht hatte, also Steiermark, Kärnten und Krain, gleich nach dessen Tod an Ernst kamen, das steht jedoch im Widerspruch zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten.</ref> und als Vormund für [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.)]] die Herrschaft über das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]]<ref group="A">Das Herzogtum Österreich umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer [[Portal:Niederösterreich|Niederösterreich]], [[Portal:Oberösterreich|Oberösterreich]] und [[Portal:Wien|Wien]], wobei die Zugehörigkeit der Herrschaft [[Steyr]] als Teil des Herzogtums Österreich oder des Herzogtums Steiermark noch umstritten war.</ref>, was zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Ernst (I.) führte. Nach Vermittlung der Landstände und einem Schiedsspruch des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[Sigismund (HRR)|Sigismund]] übernahmen er und Ernst 1409 die Vormundschaft über Albrecht und somit Herrschaft über das Herzogtum gemeinsam. 1411 wurde diese von den österreichischen Landständen beendet, in dem sie Albrecht nach [[Eggenburg]] brachten, wo sie ihn am 2. Juni 1411 für regierungsfähig erklärten.<ref name ="czeike30"/>
* 1406 übernahm Leopold nach dem Tod seines Bruders Wilhelm die Herrschaft über die Herzogtümer [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Herzogtum Krain|Krain]].<ref group="A">Czeike geht davon aus, dass alle Herzogtümer, über die zuvor Wilhelm geherrscht hatte, also Steier, Kärnten und Krain, gleich nach dessen Tod an Ernst kamen, das steht jedoch im Widerspruch zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten.</ref> und als Vormund für [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.)]] die Herrschaft über das [[Herzogtum Österreich]], was zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Ernst (I.) führte. Nach Vermittlung der Landstände und einem Schiedsspruch des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[Sigismund (HRR)|Sigismund]] übernahmen er und Ernst 1409 die Vormundschaft über Albrecht und somit Herrschaft über das Herzogtum gemeinsam. 1411 wurde diese von den österreichischen Landständen beendet, in dem sie Albrecht nach [[Eggenburg]] brachten, wo sie ihn am 2. Juni 1411 für regierungsfähig erklärten.<ref name ="czeike30"/>


== Versuch einer Beurteilung ==
== Versuch einer Beurteilung ==
Leopold (IV.) gehört zu den eher vergessenen Herrschern des Spätmittelalters, die auf dem Areal der heutigen Republik Österreich gewirkt haben. Nur in Tirol und Wien beziehungsweise Niederösterreich hat sich eine eher vage Erinnerung an ihn gehalten, die ihn allerdings sehr schlecht wegkommen lässt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sich seine Herrschaft für viele Jahre auf die Grafschaft Tirol und die "Vorderen Lande" beschränkte, also auf Gebiete, von denen ein sehr großer Teil heute nicht zur Republik Österreich gehört, während seine Herrschaft im Herzogtum Österreich, also in Teilen der heutigen Bundesländer Wien und Niederösterreich (deren Geschichte insgesamt wesentlich besser erforscht ist) nur einige wenige Jahre dauerte und zudem durch die Konflikte mit den österreichischen Landesständen, der Stadt Wien und seinem jüngeren Bruder Ernst ''dem Eisernen'' schwer belastet war. In den heutigen Bundesländern Kärnten und Steiermark und auch in Oberösterreich scheint er überhaupt keine Spuren hinterlassen zu haben.
Leopold (IV.) gehört zu den eher vergessenen Herrschern des Spätmittelalters, die auf dem Areal der heutigen Republik Österreich gewirkt haben. Nur in Tirol und Wien beziehungsweise Niederösterreich hat sich eine eher vage Erinnerung an ihn gehalten, die ihn allerdings sehr schlecht wegkommen lässt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sich seine Herrschaft für viele Jahre auf die Grafschaft Tirol und die "Vorderen Lande" beschränkte, also auf Gebiete, von denen ein sehr großer Teil nicht zum heutigen Land Österreich gehört, während seine Herrschaft im Herzogtum Österreich, also in Teilen der heutigen Bundesländer Wien und Niederösterreich (deren Geschichte insgesamt wesentlich besser erforscht ist als die Vergangenheit der anderen österreichischen Bundesländer) nur einige wenige Jahre dauerte und zudem durch die Konflikte mit den Landesständen des Herzogtums Österreich, der Stadt Wien und seinem jüngeren Bruder Ernst ''dem Eisernen'' schwer belastet war. In den heutigen Bundesländern Kärnten und Steiermark und auch in Oberösterreich scheint er überhaupt keine Spuren hinterlassen zu haben.


In seiner Hinwendung zum [[w:Römisch-deutscher König|(Gegen-)König]] [[w:Ruprecht (HRR)|Ruprecht]] und seiner Annäherung an die Herzöge von Burgund deutet sich jedenfalls an, dass seine politischen Ziele nach Westen ausgerichtet waren und vorrangig den "Vorderen Landen" galten. Aufgrund der aktuellen Forschungslage ist zurzeit nicht zu entscheiden, ob es ihm dabei um die Herrschaftssicherung als Folge der Niederlagen von [[w:Schlacht bei Sempach|Sempach]] und [[w:Schlacht bei Näfels|Näfels]] gegangen ist oder er darüber hinaus weitere ambitioniertere Ziele wie zum Beispiel die Errichtung eines "Herzogtums Schwabens" verfolgt hat. Eine Bestätigung seiner Westausrichtung lässt sich vielleicht auch daran erkennen, dass er sich nach der [[w:Schlacht am Stoss|Niederlage am Stoss]] in das politische Geschehen dort noch einmal eingeschaltet hat und dass er seine Ehefrau Katharina im Elsass die Herrschaft ausüben ließ, statt sie zu sich nach Wien zu holen.
In seiner Hinwendung zum [[w:Römisch-deutscher König|(Gegen-)König]] [[w:Ruprecht (HRR)|Ruprecht]] und seiner Annäherung an die Herzöge von Burgund deutet sich jedenfalls an, dass seine politischen Ziele nach Westen ausgerichtet waren und vorrangig den "Vorderen Landen" galten. Aufgrund der aktuellen Forschungslage ist zurzeit nicht zu entscheiden, ob es ihm dabei um die Herrschaftssicherung als Folge der Niederlagen von [[w:Schlacht bei Sempach|Sempach]] und [[w:Schlacht bei Näfels|Näfels]] ging oder er darüber hinaus weitere ambitioniertere Ziele wie zum Beispiel die Errichtung eines "Herzogtums Schwabens" verfolgt hat. Eine Bestätigung seiner Westausrichtung lässt sich vielleicht auch daran erkennen, dass er sich nach der [[w:Schlacht am Stoss|Niederlage am Stoss]] in das politische Geschehen dort noch einmal eingeschaltet hat und dass er seine Ehefrau Katharina im Elsass die Herrschaft ausüben ließ, statt sie zu sich nach Wien zu holen.


Dass sich Leopold außerdem in der Grafschaft Tirol und den "Vorderen Landen" im Gegensatz zu den meisten Habsburgern im 14. und 15. Jahrhundert eher auf den Adel stützte, den er in seine Herrschaft einzubinden versuchte<ref group="A">Eine andere Sicht findet sich bei Robert Büchner, der die "Tiroler Landesordnung" aus dem Jahr 1404, in welcher er den Beginn einer "Interessensgemeinschaft" von Landesfürst und Bauern gegen die "großen, zumeist weltlichen, adeligen" Grundherren sieht, ausschließlich Leopold zuschreibt, vgl. Robert Büchner: ''Heinrich Findelkind''. In: Robert Büchner: ''St. Christoph am Arlberg''. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Boehlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005. ISBN 978-3205772828, S. 350-352, S. 103</ref>, was mit Blick auf die politische Entwicklung in den Jahren nach seinem Tod aus der Sicht der Nachwelt als schwerer Fehler einzustufen ist, dürfte ein weiterer Grund dafür sein, dass er bis heute sehr negativ gesehen wird. Eine genaue Aufarbeitung der Quellen zu seiner Herrschaft und eine sachliche, ausgewogene und ideologiefreie Beurteilung steht noch aus.
Dass sich Leopold außerdem in der Grafschaft Tirol und den "Vorderen Landen" im Gegensatz zu den meisten Habsburgern im 14. und 15. Jahrhundert eher auf den Adel stützte, den er in seine Herrschaft einzubinden versuchte<ref group="A">Eine andere Sicht findet sich bei Robert Büchner, der die "Tiroler Landesordnung" aus dem Jahr 1404, in welcher er den Beginn einer "Interessensgemeinschaft" von Landesfürst und Bauern gegen die "großen, zumeist weltlichen, adeligen" Grundherren sieht, ausschließlich Leopold zuschreibt, vgl. Robert Büchner: ''Heinrich Findelkind''. In: Robert Büchner: ''St. Christoph am Arlberg''. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005. ISBN 978-3205772828, S. 350-352, S. 103</ref>, was sich mit Blick auf die spätere politische Entwicklung in den Jahren nach seinem Tod als schwerer Fehler erweisen sollte, dürfte ein weiterer Grund dafür sein, dass er bis heute sehr negativ gesehen wird. Eine genaue Aufarbeitung der Quellen zu seiner Herrschaft und eine sachliche, ausgewogene und ideologiefreie Beurteilung steht noch aus.


== Leopold (IV.) und Wien ==
== Leopold (IV.) und Wien ==
48.830

Bearbeitungen

Navigationsmenü