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Leopold ''der Heilige'' herrschte 1095-1136 als Markgraf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Österreich]]. So weit es sich beurteilen lässt, dürfte er seinem Vater als Markgraf ohne größere Schwierigkeiten nachgefolgt sein.<ref name ="Wacha25">vgl. [[w:Georg Wacha|Georg Wacha]]: ''Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 25</ref> Der Historiker [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] hält es für wahrscheinlich, dass der reibungslose Herrschaftsübergang damit zusammenhängt, dass sich [[w:Heinrich IV. (HRR)|Kaiser Heinrich IV.]] zu dieser Zeit mit dem [[w:Welf IV. (Bayern)|Herzog von Bayern]], dem jahrelange Hauptgegner im süddeutschen Raum, ausgesöhnt hatte. Er geht außerdem davon aus, dass der junge Markgraf zunächst durchaus Interesse an guten Beziehungen zum Kaiser gehabt haben wird. Markgraf Leopold (III.) "''der Heilige''" dürfte Heinrich IV. erstmals 1099 auf dessen Hoftag in [[w:Regensburg|Regensburg]] persönlich begegnet sein, wo auch die Eheschließung einer seiner [[Gerberga von Österreich|Schwestern]] mit dem [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Bořivoj II.|Bořivoj (II.)]] beschlossen wurde.<ref name ="scheibelreiter153">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 153</ref> Nach seinem Wechsel auf die Seite von [[w:Heinrich V. (HRR)|Kaiser Heinrich V.]] war der Markgraf in den Jahren danach ein zuverlässlicher Verbündeter und Amtsträger seines nunmehrigen Schwagers.<ref name ="scheibelreiter162">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 162</ref> Allerdings scheint er sich selbst nicht in die Reichspolitik eingebracht zu haben.<ref name ="scheibelreiter163">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 163</ref> | Leopold ''der Heilige'' herrschte 1095-1136 als Markgraf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Österreich]]. So weit es sich beurteilen lässt, dürfte er seinem Vater als Markgraf ohne größere Schwierigkeiten nachgefolgt sein.<ref name ="Wacha25">vgl. [[w:Georg Wacha|Georg Wacha]]: ''Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 25</ref> Der Historiker [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] hält es für wahrscheinlich, dass der reibungslose Herrschaftsübergang damit zusammenhängt, dass sich [[w:Heinrich IV. (HRR)|Kaiser Heinrich IV.]] zu dieser Zeit mit dem [[w:Welf IV. (Bayern)|Herzog von Bayern]], dem jahrelange Hauptgegner im süddeutschen Raum, ausgesöhnt hatte. Er geht außerdem davon aus, dass der junge Markgraf zunächst durchaus Interesse an guten Beziehungen zum Kaiser gehabt haben wird. Markgraf Leopold (III.) "''der Heilige''" dürfte Heinrich IV. erstmals 1099 auf dessen Hoftag in [[w:Regensburg|Regensburg]] persönlich begegnet sein, wo auch die Eheschließung einer seiner [[Gerberga von Österreich|Schwestern]] mit dem [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Bořivoj II.|Bořivoj (II.)]] beschlossen wurde.<ref name ="scheibelreiter153">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 153</ref> Nach seinem Wechsel auf die Seite von [[w:Heinrich V. (HRR)|Kaiser Heinrich V.]] war der Markgraf in den Jahren danach ein zuverlässlicher Verbündeter und Amtsträger seines nunmehrigen Schwagers.<ref name ="scheibelreiter162">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 162</ref> Allerdings scheint er sich selbst nicht in die Reichspolitik eingebracht zu haben.<ref name ="scheibelreiter163">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 163</ref> | ||
Ein unablässiges Fortschreiten seiner Position in der territorialen Dominanz in der Mark zeigt sich durch seine Klosterstiftungen. Ein Kloster war zu seiner Zeit nicht nur eine fromme Stiftung, sondern für seinen Stifter auch ein Machtinstrument, mit dem er einen wichtigen Herrschaftsstützpunkt in einem Gebiet setzen und gleichzeitig die konkurrierende Familie dort auf Distanz halten konnte. Hinzu kommen noch die materiellen und kulturellen Gewinne, die eine Klosterstiftung bringen konnte. Als Markgraf Leopold (III.) seine Herrschaft antrat, gab es in der Markgrafschaft Österreich nur das [[Stift Melk]], welches unter seinem Vater aus einem Kollegiatstift in ein Benediktinerkloster umgewandelt worden war, das [[Stift Göttweig]], welches [[Heiliger Altmann|Bischof Altmann von Passau]] († 1091) gegründet hatte, und das Stift von [[St. Pölten]], das vielleicht schon im 8. Jahrhundert gegründet worden war, aber offensichtlich nie von Bedeutung gewesen war. Ansonsten gab es nur den Klosterbesitz von bairischen und fränkischen Klöstern (Kremsmünster, St. Peter in Salzburg, Niederaltaich, Tegernsee, Herrieden), der sich vor allem in der Wachau befand. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ließ [[w:Ulrich I. (Passau)|Bischof Ulrich (I.) von Passau]] in der Markgrafschaft "Österreich" außerdem ein Chorherrenstift an der Mündung der Traisen erbauen, welches 1244 nach [[Herzogenburg]] verlegt wurde. 1115 gründete der Hochfreie [[Reginbert von Hagenau]] († um 1130), gemeinsam mit seiner Ehefrau [[Helena von Heft und Stille|Helena]] und seinem Schwager Udalschalk das [[Stift Seitenstetten|Chorherrenstift Seitenstetten]], welches bald in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 168f.</ref> Ausgangspunkt für die Klostergründungen von Markgraf Leopold (III.) war, das Stift Melk, welches bereits 1100 aus dem [[w:Hochstift Passau|Hochstift Passau]] gelöst und direkt dem Papst unterstellt wurde. Einige Jahre später schenkte der Markgraf ohnehin umstrittene Einkünfte aus den Pfarrzehenten der Pfarren [[Mödling]], [[Traiskirchen]], [[Ravelsbach]], [[Weikersdorf]] und [[Wullersdorf]] dem Stift anlässlich der Weihe neuer Klostergebäuden, womit er die Benediktinermönche zur entsprechenden Seelsorge verpflichtete.<ref name ="scheibelreiter170">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 170</ref> In den Folgejahren stiftete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Agnes das [[Stift Klosterneuburg|Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg]], das [[Stift Heiligenkreuz|Zisterzienserstift Heiligenkreuz]] und das Benediktinerstift Mariazell (später Kleinmariazell) (heute Teil der Gemeinde [[Altenmarkt an der Triesting]]).<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 170-175</ref> | Ein unablässiges Fortschreiten seiner Position in der territorialen Dominanz in der Mark zeigt sich durch seine Klosterstiftungen. Ein Kloster war zu seiner Zeit nicht nur eine fromme Stiftung, sondern für seinen Stifter auch ein Machtinstrument, mit dem er einen wichtigen Herrschaftsstützpunkt in einem Gebiet setzen und gleichzeitig die konkurrierende Familie dort auf Distanz halten konnte. Hinzu kommen noch die materiellen und kulturellen Gewinne, die eine Klosterstiftung bringen konnte. Als Markgraf Leopold (III.) seine Herrschaft antrat, gab es in der Markgrafschaft Österreich nur das [[Stift Melk]], welches unter seinem Vater aus einem Kollegiatstift in ein Benediktinerkloster umgewandelt worden war, das [[Stift Göttweig]], welches [[Heiliger Altmann|Bischof Altmann von Passau]] († 1091) gegründet hatte, und das Stift von [[St. Pölten]], das vielleicht schon im 8. Jahrhundert gegründet worden war, aber offensichtlich nie von Bedeutung gewesen war. Ansonsten gab es nur den Klosterbesitz von bairischen und fränkischen Klöstern (Kremsmünster, St. Peter in Salzburg, Niederaltaich, Tegernsee, Herrieden), der sich vor allem in der Wachau befand. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ließ [[w:Ulrich I. (Passau)|Bischof Ulrich (I.) von Passau]] in der Markgrafschaft "Österreich" außerdem ein Chorherrenstift an der Mündung der Traisen erbauen, welches 1244 nach [[Herzogenburg]] verlegt wurde. 1115 gründete der Hochfreie [[Reginbert von Hagenau]] († um 1130), gemeinsam mit seiner Ehefrau [[Helena von Heft und Stille|Helena]] und seinem Schwager Udalschalk das [[Stift Seitenstetten|Chorherrenstift Seitenstetten]], welches bald in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 168f.</ref> Ausgangspunkt für die Klostergründungen von Markgraf Leopold (III.) war, das Stift Melk, welches bereits 1100 aus dem [[w:Hochstift Passau|Hochstift Passau]] gelöst und direkt dem Papst unterstellt wurde. Einige Jahre später schenkte der Markgraf ohnehin umstrittene Einkünfte aus den Pfarrzehenten der Pfarren [[Mödling]], [[Traiskirchen]], [[Ravelsbach]], [[Weikersdorf]] und [[Wullersdorf]] dem Stift anlässlich der Weihe neuer Klostergebäuden, womit er die Benediktinermönche zur entsprechenden Seelsorge verpflichtete.<ref name ="scheibelreiter170">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 170</ref> In den Folgejahren stiftete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Agnes das [[Stift Klosterneuburg|Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg]], das [[Stift Heiligenkreuz|Zisterzienserstift Heiligenkreuz]] und das Benediktinerstift Mariazell (später Kleinmariazell) (heute Teil der Gemeinde [[Altenmarkt an der Triesting]]).<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 170-175</ref> Nach der neueren Forschung war das Stift Klosterneuburg keine originale Gründung, sondern dürfte bereits zuvor als Kollegiatstift existiert haben, welches durch eine Erbschaft oder Schenkung in den Besitz des Markgrafen gelangte und von diesem zu einem repräsentativen Wohnsitz mit Kloster umgebaut wurde.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 170ff.</ref> | ||
Unter seiner Herrschaft ist um 1120/22 mit dem Amt eines Truchsesses das erste der sogenannten Hausämter belegt, die gewöhnlich nur für Höfe der Herzöge und Könige charakteristisch sind.<ref name ="lechnerLeopold20">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 20</ref> | Unter seiner Herrschaft ist um 1120/22 mit dem Amt eines Truchsesses das erste der sogenannten Hausämter belegt, die gewöhnlich nur für Höfe der Herzöge und Könige charakteristisch sind.<ref name ="lechnerLeopold20">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 20</ref> |
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