48.827
Bearbeitungen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[File:Leopold der Glorreiche.Rathausplatz.Wien.JPG|thumb|Herzog Leopold ''der Glorreiche'' auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus]] | [[File:Leopold der Glorreiche.Rathausplatz.Wien.JPG|thumb|Herzog Leopold ''der Glorreiche'' auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus]] | ||
'''Herzog Leopold (VI.) "der Glorreiche"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 12. Jahrhundert; † [[28. Juli]] [[1230]], in [[w:Abtei Montecassino|San Germano]]) herrschte über Teile des heutigen | '''Herzog Leopold (VI.) "der Glorreiche"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 12. Jahrhundert; † [[28. Juli]] [[1230]], in [[w:Abtei Montecassino|San Germano]]) herrschte mehr als dreißig Jahre über Teile des heutigen Landes Österreich. Er gilt als guter Politiker und Wirtschaftsmann und zählt zu den Vermittlern zwischen dem Kaiser und dem Papst und anderen Fürsten<ref>vgl. Andrej Komac: ''Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen''. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 16f.</ref>. Außerdem förderte er erfolgreich den Handel (besonders den "Fernhandel") und bescherte seinen Herzogtümern eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit.<ref name ="krenn134">Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens'', 1955, S. 134</ref> Offensichtlich hatte er ein gutes Gespür für Möglichkeiten, seine Hausmacht zu erweitern.<ref name ="scheibelreiter290">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 290</ref> | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Zeile 29: | Zeile 29: | ||
== Thronstreit == | == Thronstreit == | ||
Nach dem plötzlichen Tod von [[w:Heinrich VI.|Kaiser Heinrich VI.]] wurde er in den Thronstreit zwischen [[w:Philipp (HRR)|Philipp von Schwaben]] und [[w:Otto (HRR)|Otto von Braunschweig]] verwickelt.<ref name ="scheibelreiter276"/> Obwohl Philipp in seiner Wahlanzeige ihn und seinen Bruder Friedrich als Wähler anführt, dürften weder er noch sein Bruder Friedrich, der zu diesem Zeitpunkt auf Kreuzzug war, bei der Wahl anwesend gewesen sein. Eine Urkunde, die Mitte August 1198 in [[w:Plattling|Plattling]] ausgestellt wurde, legt nahe, dass er an der Königskrönung von Philipp in Mainz teilnahm. Allerdings scheint er nicht unter den bei der Krönung urkundlich genannten Fürsten auf. Leopold (VI.) gehörte alledings zu jenen Reichsfürsten, die 1199 in [[w:Speyer|Speyer]] für Philipp eintraten und gegen die päpstliche Aufforderung, Otto anzuerkennen, protestierten. Bei der Versammlung in [[w:Halle an der Saale|Halle]], (1202), wo die Anhänger von Philipp erneut gegen die päpstliche Forderung, Otto anzuerkennen, Protest einlegten, war Leopold nicht anwesend, ließ sich aber durch Ministeriale vertreten. An den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Philipp und Otto beteiligte er sich nicht. Der Grund für Leopolds Verhalten könnte gewesen sein, dass er etwa zu dieser Zeit in seinen Herzogtümer selbst politische Schwierigkeiten mit dem böhmischen Herzog beziehungsweise König und dem ungarischen König zu lösen hatte. Erst nach 1205, als sich diese gelöst hatten, unterstützte er Philipp aktiv auf dessen großen Feldzug nach Köln, welches Otto unterstützte. Die Stadt konnte jedoch nicht eingenommen werden, und auch Leopolds Versuch, Philipp und Otto als Unterhändler zu einer Einigung zu bewegen, scheiterte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 277 und S. 279</ref> Nach der Ermordung von König Philipp, gehörte Herzog Leopold (VI.) zu jenen Reichsfürsten, die nun doch Otto anerkannten. Angeblich soll ihn Graf Dietrich von Meißen, mit dem er zu dieser Zeit ein Bündnis gegen den böhmischen König Ottokar (I.) eingegangen war, davon überzeugt haben. Auf dem Hoftag zu Würzburg, auf welchem sich Otto von Braunschweig mit Beatrix von Schwaben, der ältesten Tochter von König Philipp verlobte, war Herzog Leopold anwesend und übernahm dort wichtige Aufgaben, wie die Zuführung der Braut etc.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 284f.</ref> Nachdem es zwischen dem Papst und Otto von Braunschweig zum Bruch gekommen war und dieser nun den späteren Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] unterstützte, gehörte Herzog Leopold bei dessen Wahl in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] im September des Jahres 1211 zu dessen Wählern. Dennoch scheint es, dass der Herzog nur zögernd, diesen Seitenwechsel durchzog. Erst um 1214 findet es sich eindeutig auf der Seite des späteren Kaisers Friedrich II.<ref name ="scheibelreiter285">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 285</ref> | Nach dem plötzlichen Tod von [[w:Heinrich VI.|Kaiser Heinrich VI.]] wurde er in den Thronstreit zwischen [[w:Philipp (HRR)|Philipp von Schwaben]] und [[w:Otto (HRR)|Otto von Braunschweig]] verwickelt.<ref name ="scheibelreiter276"/> Obwohl Philipp in seiner Wahlanzeige ihn und seinen Bruder Friedrich als Wähler anführt, dürften weder er noch sein Bruder Friedrich, der zu diesem Zeitpunkt auf Kreuzzug war, bei der Wahl anwesend gewesen sein. Eine Urkunde, die Mitte August 1198 in [[w:Plattling|Plattling]] ausgestellt wurde, legt nahe, dass er an der Königskrönung von Philipp in Mainz teilnahm. Allerdings scheint er nicht unter den bei der Krönung urkundlich genannten Fürsten auf. Leopold (VI.) gehörte alledings zu jenen Reichsfürsten, die 1199 in [[w:Speyer|Speyer]] für Philipp eintraten und gegen die päpstliche Aufforderung, Otto anzuerkennen, protestierten. Bei der Versammlung in [[w:Halle an der Saale|Halle]], (1202), wo die Anhänger von Philipp erneut gegen die päpstliche Forderung, Otto anzuerkennen, Protest einlegten, war Leopold nicht anwesend, ließ sich aber durch Ministeriale vertreten. An den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Philipp und Otto beteiligte er sich nicht. Der Grund für Leopolds Verhalten könnte gewesen sein, dass er etwa zu dieser Zeit in seinen Herzogtümer selbst politische Schwierigkeiten mit dem böhmischen Herzog beziehungsweise König und dem ungarischen König zu lösen hatte. Erst nach 1205, als sich diese gelöst hatten, unterstützte er Philipp aktiv auf dessen großen Feldzug nach Köln, welches Otto unterstützte. Die Stadt konnte jedoch nicht eingenommen werden, und auch Leopolds Versuch, Philipp und Otto als Unterhändler zu einer Einigung zu bewegen, scheiterte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 277 und S. 279</ref> Nach der Ermordung von König Philipp, gehörte Herzog Leopold (VI.) zu jenen Reichsfürsten, die nun doch Otto anerkannten. Angeblich soll ihn Graf Dietrich von Meißen, mit dem er zu dieser Zeit ein Bündnis gegen den böhmischen König Ottokar (I.) eingegangen war, davon überzeugt haben. Auf dem Hoftag zu Würzburg, auf welchem sich Otto von Braunschweig mit Beatrix von Schwaben, der ältesten Tochter von König Philipp verlobte, war Herzog Leopold anwesend und übernahm dort wichtige Aufgaben, wie die Zuführung der Braut etc.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 284f.</ref> Nachdem es zwischen dem Papst und Otto von Braunschweig zum Bruch gekommen war und dieser nun den späteren Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] unterstützte, gehörte Herzog Leopold bei dessen Wahl in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] im September des Jahres 1211 zu dessen Wählern. Dennoch scheint es, dass der Herzog nur zögernd, diesen Seitenwechsel durchzog. Erst um 1214 findet es sich eindeutig auf der Seite des späteren Kaisers Friedrich II.<ref name ="scheibelreiter285">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 285</ref> | ||
== Herzog Leopold (VI.) als Landesfürst == | == Herzog Leopold (VI.) als Landesfürst == | ||
Herzog Leopold (VI.) konnte seine Machtposition in seinen Herzogtümer wesentlich verbessern, da er offensichtlich über entsprechende finanzielle Mittel verfügte, die es ihm erlaubten, eine ganze Reihe von in seinen beiden Länder gelegene Herrschaft durch Käufe zu erwerben. Nach dem Landbuch, das in der sogenannten "frühhabsburgischen Zeit" angelegt wurde, soll er so die Grafschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] und die im heutigen Bundesland Oberösterreich gelegene Orte und Städte[[Lambach]], [[Wels (Stadt)|Wels]], [[Ottensheim]], Waxenberg (heute Teil von [[Oberneukirchen]]), [[Gramastetten]], [[Linz]] und [[Freistadt]] unter seine Herrschaft unter seine Herrschaft gebracht haben, womit es ihm gelang, die wichtige Straßenverbindung zwischen dem Donautal und Böhmen zu kontrollieren.<ref name ="scheibelreiter290">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. | Herzog Leopold (VI.) konnte seine Machtposition in seinen Herzogtümer wesentlich verbessern, da er offensichtlich über entsprechende finanzielle Mittel verfügte, die es ihm erlaubten, eine ganze Reihe von in seinen beiden Länder gelegene Herrschaft durch Käufe zu erwerben. Nach dem Landbuch, das in der sogenannten "frühhabsburgischen Zeit" angelegt wurde, soll er so die Grafschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] und die im heutigen Bundesland Oberösterreich gelegene Orte und Städte[[Lambach]], [[Wels (Stadt)|Wels]], [[Ottensheim]], Waxenberg (heute Teil von [[Oberneukirchen]]), [[Gramastetten]], [[Linz]] und [[Freistadt]] unter seine Herrschaft unter seine Herrschaft gebracht haben, womit es ihm gelang, die wichtige Straßenverbindung zwischen dem Donautal und Böhmen zu kontrollieren.<ref name ="scheibelreiter290"/> Weitere Besitzungen brachte Herzog Leopold (VI.) als Erbschaft unter seine Herrschaft oder indem er ein Heimfallsrecht beanspruchte. Dazu zählten Gebiete im Horner Becken, im nördlichen [[Waldviertel]] ([[Pernegg]], [[Geras]]) und im südlichen [[Weinviertel]] ([[Asparn]], [[Walterskirchen]]) sowie an der Pielach und an der Erlach. Eine Erbschaft waren die bei [[Grein]] und [[Perg]] gelegenen Eigengüter der Grafen von [[Klamm]].<ref name ="scheibelreiter291">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 291</ref> | ||
== Kirchenpolitik == | == Kirchenpolitik == | ||
Zeile 40: | Zeile 37: | ||
Es spricht einiges dafür, dass die zahlreichen Aktivitäten, die Herzog Leopold (VI.) im Kampf gegen Ketzer und Ungläubige durchführte, ein weiterer Versuch waren, um die päpstliche Zustimmung zu einem eigenen Landesbistum zu erreichen. Darunter fallen die Teilnahme des Herzogs an einem Kreuzzug gegen die Katharer in Südfrankreich und im heutigen Spanien (1212) sowie seine Teilnahme am sogenannten "[[w:Fünften Kreuzzug|Fünften Kreuzzug]] (1217-1219) wie auch die Verfolgung von als Ketzer beschuldigten Personen in seinen eigenen Herzogtümern, weswegen er von seinem Zeitgenossen [[w:Thomasîn von Zerclaere|Thomasîn von Zerclaere]] († um 1238) als der, "der die Ketzer sieden kann" tituliert wurde.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 286f. und S. 288ff.</ref> | Es spricht einiges dafür, dass die zahlreichen Aktivitäten, die Herzog Leopold (VI.) im Kampf gegen Ketzer und Ungläubige durchführte, ein weiterer Versuch waren, um die päpstliche Zustimmung zu einem eigenen Landesbistum zu erreichen. Darunter fallen die Teilnahme des Herzogs an einem Kreuzzug gegen die Katharer in Südfrankreich und im heutigen Spanien (1212) sowie seine Teilnahme am sogenannten "[[w:Fünften Kreuzzug|Fünften Kreuzzug]] (1217-1219) wie auch die Verfolgung von als Ketzer beschuldigten Personen in seinen eigenen Herzogtümern, weswegen er von seinem Zeitgenossen [[w:Thomasîn von Zerclaere|Thomasîn von Zerclaere]] († um 1238) als der, "der die Ketzer sieden kann" tituliert wurde.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 286f. und S. 288ff.</ref> | ||
== Aktivitäten in Gebieten außerhalb des heutigen Landes Österreich == | |||
Bald nach seiner Hochzeit (1203) wurde Herzog Leopold (VI.) in die ungarischen Thronstreitigkeiten verwickelt. Über seine Mutter Ilona war er mit dem ungarischen König [[w:Emmerich (Ungarn)|Emmerich]] und dessen jüngeren Bruder [[w:Andreas II. (Ungarn)|Andreas]] verwandt. Zunächst flüchtete dieser an seinen Hof, nach dem Tod von Emmerich, suchte dessen Witwe mit ihrem bereits [[w:Ladislaus III.|gekrönten Kind]] († 1205) an seinem Hof Zuflucht.<ref name ="scheibelreiter279">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 279</ref> Mit dem ungarischen König Andreas (II.) hatte Herzog Leopold (VI.) offensichtlich ganz gute Beziehungen. Beide "eröffneten" gemeinsam den sogenannten "Fünften Kreuzzug", außerdem soll der Herzog bei der Ermordung von [[Gertrud von Andechs|Königin Gertrud]] († 1313), der ersten Ehefrau, von König Andreas, gerade zu Besuch an ihrem Hof geweilt haben und nur knapp selbst diesem Anschlag entkommen sein.<ref name ="scheibelreiter288">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 288</ref> Herzog Leopold (VI.) gelang außerdem der Erwerb einiger auf der [[w:Krain|Krain]] gelegenen Lehen des Hochstiftes Freising, die zuvor im Lehensbesitz der Grafen von Andechs gewesen waren. Außerdem kaufte er den Ort [[w:Portenau|Portenau]], der bis 1918 im Besitz seiner Familie und der Nachfolger bleiben sollte.<ref name ="scheibelreiter290"/> Einige in der Umgebung von [[w:Meran|Meran]] und [[w:Bozen|Bozen]] gelegene Eigengüter des letzten Grafen von Ulten, welche dieser ihm schenkte, musste er dagegen wenig später wieder selbst als Lehen vergeben.<ref name ="scheibelreiter291"/> | |||
== Orte mit Bezug im heutigen Österreich == | == Orte mit Bezug im heutigen Österreich == | ||
[[File:Stift Lilienfeld 3490.jpg|thumb|Herzog Leopold "''der Glorreiche''" begrüßt die Besucherinnen und Besucher des Stiftes Lilienfeld, welches er Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet hat.]] | [[File:Stift Lilienfeld 3490.jpg|thumb|Herzog Leopold "''der Glorreiche''" begrüßt die Besucherinnen und Besucher des Stiftes Lilienfeld, welches er Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet hat.]] | ||
=== Oberösterreich === | === Oberösterreich === | ||
* [[Enns]]: 1212 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' Enns das Stadtrecht<ref name =" | * [[Enns]]: Am 22. April 1212 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' dem Ort Enns das Stadtrecht. Da diese Stadtrechtverleihung urkundlich belegt ist, gilt Enns bis heute als "älteste" Stadt von Österreich. In der Geschichtsforschung gibt es allerdings eine Theorie, wonach das Ennser Stadtrecht auf ein älteres Wiener Stadtrecht aus den letzten Jahren von Herzog Leopold (V.) "''dem Tugendreichen''" zurückgeht, von dem aber keine Urkunden erhalten geblieben sind. Nach einer weiteren Theorie, für die es aber keine urkundlichen Belege gibt, soll Herzog Leopold (VI.)< außer der Stadt Enns auch den Orten [[Steyr]], [[Laa an der Thaya|Laa]] und [[Tulln an der Donau|Tulln]] ein Stadtrecht verliehen haben.<ref name ="scheibelreiter294">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 294</ref> | ||
* [[Linz]]: Linz kam unter Herzog Leopold ''dem Glorreichen'' unter die Herrschaft des Herzogtums Österreich.<ref name ="krenn134">Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens'', 1955, S. 134</ref> | * [[Linz]]: Linz kam unter Herzog Leopold ''dem Glorreichen'' unter die Herrschaft des Herzogtums Österreich.<ref name ="krenn134">Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens'', 1955, S. 134</ref> | ||
=== Niederösterreich === | === Niederösterreich === | ||
* [[Klosterneuburg]] / [[Laxenburg]]: Die Pfalz von Klosterneuburg, die bereits der Sitz seines [[Leopold III. (Österreich)|Urgroßvaters]] gewesen war, diente Herzog Leopold (VI.) neben der Stadt Wien zeitweise als wichtiger Wohnsitz. Sie wurde unter ihm "modernisiert", wofür er Bauleute aus Burgund holte. Diese erbauten in einem Übergangsstil zwischen Romanik und Gotik die "Capella speciosa". Sie wurde im 19. Jahrhundert von [[Franz II. (HRR)|Kaiser Franz II./I. abgerissen und teilweise in die von ihm im Schlosspark von Laxenburg errichtete Franzensburg eingefügt.<ref name ="scheibelreiter291"/> | |||
* [[Raabs an der Thaya]]: Raabs kam unter Herzog Leopold ''dem Glorreichen'' unter die Herrschaft des Herzogtums Österreich.<ref name ="krenn134"/> | * [[Raabs an der Thaya]]: Raabs kam unter Herzog Leopold ''dem Glorreichen'' unter die Herrschaft des Herzogtums Österreich.<ref name ="krenn134"/> | ||
Zeile 57: | Zeile 58: | ||
* 1221 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' der Stadt Wien ein "neues" Stadtrecht, wobei sich diese Stadtrechtsverleihung auf ein "altes" Stadtrecht aus dem Jahr 1198 bezog, das allerdings nicht urkundlich belegt ist. In Wien wurde unter Herzog Leopold eine neue Herzogburg<ref group="A">Bei jener Herzogburg handelt es sich um den Schweizerhof, heute ein Teil der [[Hofburg (Wien)|Wiener Hofburg]].</ref> gebaut.<ref name ="krenn134"/> | * 1221 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' der Stadt Wien ein "neues" Stadtrecht, wobei sich diese Stadtrechtsverleihung auf ein "altes" Stadtrecht aus dem Jahr 1198 bezog, das allerdings nicht urkundlich belegt ist. In Wien wurde unter Herzog Leopold eine neue Herzogburg<ref group="A">Bei jener Herzogburg handelt es sich um den Schweizerhof, heute ein Teil der [[Hofburg (Wien)|Wiener Hofburg]].</ref> gebaut.<ref name ="krenn134"/> | ||
* Im Sommer 1222 fand in der Pfalz zu Wien auf dem [[w:Am Hof|Platz Am Hof]] die Hochzeit von Agnes, der ältesten Tochter von Herzog Leopold, mit dem Herzog von Sachsen statt.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 24f.</ref> | * Im Sommer 1222 fand in der Pfalz zu Wien auf dem [[w:Am Hof|Platz Am Hof]] die Hochzeit von Agnes, der ältesten Tochter von Herzog Leopold, mit dem Herzog von Sachsen statt.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 24f.</ref> | ||
* Unter Herzog Leopold (VI.) entstanden in der Stadt Wien beziehungsweise im Umfeld von Wien eine Reihe von Ordensniederlassung, so die der Ritterorden und der damals neuen Bettelorden (Minoriten, Dominikaner) und außerdem mehrere Frauenklöster, die besonders von der Wiener Bürgerschaft gefördert wurden.<ref name ="scheibelreiter291"/> | |||
* Neben der Pfalz "am Hof", die sich direkt in der damaligen Stadt Wien befand, hielt sich Herzog Leopold (VI.) oft in Erdberg (heute Teil des [[Landstraße (Wien)|3. Wiener Gemeindebezirks]]) auf, wo sich bereits zu seiner Zeit ein herzogliches Jagdhaus befand, das vielleicht mit dem späteren Rüdenhofref group="A">Der Rüdenhof gilt als jener Ort, wo englische König Richard (I.) "''Löwenherz''" gefangen genommen wurde</ref> ident war<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 291 und S. 292</ref> | |||
* Am 18. Oktober 1221 wurde Wien von Herzog Leopold (VI.) das Stadtrecht verliehen. Es handelt sich dabei um das erste Stadtrecht für Wien, das urkundlich belegt ist. In der Geschichtsforschung wird allerdings vermutet, dass dieses urkundlich belegte Stadtrecht aus dem Jahr 1221 auf ein älteres Stadtrecht zurückgeht, von dem sich jedoch keine Urkunde erhalten hat und das auch die Grundlage für das Ennser Stadtrecht vom 22. April 1212 war, welches als älteste Urkunde einer Stadtrechtverleihung erhalten ist.<ref name ="scheibelreiter294"/> Nach den Bestimmungen, welche das Wiener Stadtrecht von 1221 enthält, schränkte der Herzog mit diesem die richterliche Willkür wesentlich ein. Daneben enthält dieses Stadtrecht erste Ansätze, durch welche Wiener Bürger mit wichtigen städtischen Aufgaben betreut wurden sowie wirtschaftliche Bestimmungen.<ref name ="scheibelreiter296">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 296</ref> | |||
== Erinnerungsstätten im heutigen Österreich == | == Erinnerungsstätten im heutigen Österreich == |
Bearbeitungen