Zementwerke Lorüns: Unterschied zwischen den Versionen

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Anlässlich des [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] an [[w:NS-Staat|Nazi-Deutschland]] wurde von den Zementwerken Lorüns an die Arbeiter der Durchschnittslohn des Jahres 1937 für 14 Tage und den Angestellten ein Monatsgehalt als einmalige Zuwendung ausbezahlt.<ref>Ulrike Althof, Manfred Fiel: ''Geschichte des Zementwerkes Lorüns 1869 – 2013'', S. 48.</ref>
Anlässlich des [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] an [[w:NS-Staat|Nazi-Deutschland]] wurde von den Zementwerken Lorüns an die Arbeiter der Durchschnittslohn des Jahres 1937 für 14 Tage und den Angestellten ein Monatsgehalt als einmalige Zuwendung ausbezahlt.<ref>Ulrike Althof, Manfred Fiel: ''Geschichte des Zementwerkes Lorüns 1869 – 2013'', S. 48.</ref>


Mit Beginn des Jahres 1939 verband das Vorarlberger Zementwerk Lorüns mit der Süddeutschen Cement-Verband Ges.m.b.H. in [[w:Heidelberg|Heidelberg]] ein [[w:Kartell|Kartellverhältnis]].<ref>Ulrike Althof, Manfred Fiel: ''Geschichte des Zementwerkes Lorüns 1869 – 2013'', S. 50.</ref> Die Produktion und der Absatz steigerten sich durch die Vorbereitungen für den [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erheblich. Kriegsgefangene werden zur Arbeit im Zementwerk [[w:Völkerrecht|völkerrechtswidrig]] gezwungen und in einem bewachten Barackenlager in Lorüns untergebracht.
Mit Beginn des Jahres 1939 verband das Vorarlberger Zementwerk Lorüns mit der Süddeutschen Cement-Verband Ges.m.b.H. in [[w:Heidelberg|Heidelberg]] ein [[w:Kartell|Kartellverhältnis]].<ref>Ulrike Althof, Manfred Fiel: ''Geschichte des Zementwerkes Lorüns 1869 – 2013'', S. 50.</ref> Die Produktion und der Absatz steigerten sich durch die Vorbereitungen für den [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erheblich. Kriegsgefangene wurden zur Arbeit im Zementwerk [[w:Völkerrecht|völkerrechtswidrig]] gezwungen und in einem bewachten Barackenlager in Lorüns untergebracht.


Die Geschäftsführung wollte nach dem „Anschluss“ Österreichs von der Stadt Bludenz zu einem Spottpreis den Liegenschaften erwerben. Der nationalsozialistische Bürgermeister, Anton Hutter (1901-1982) wehrte sich dagegen, da dies gegen die Interessen der Stadt Bludenz war. In weiterer Folge wurde er von [[w:Gauleiter|Gauleiter]] [[w: Franz Hofer (Gauleiter)| Franz Hofer]] (1902-1975) am 27. April 1940 wegen angeblich parteischädigendem Verhalten als Bürgermeister beurlaubt und am 30. September 1940 formell seines Amtes enthoben. Die Stadt Bludenz wurde zum Verkauf an die Zementwerke Lorüns AG gezwungen.<ref>Harald Walser: Anspruch und Wirklichkeit: Der Nationalsozialismus und die Vorarlberger Arbeiterschaft, S. 326 - 329.</ref>
Die Geschäftsführung wollte nach dem „Anschluss“ Österreichs von der Stadt Bludenz zu einem Spottpreis Liegenschaften erwerben. Der nationalsozialistische Bürgermeister, Anton Hutter (1901-1982) wehrte sich dagegen, da dies gegen die Interessen der Stadt Bludenz war. In weiterer Folge wurde er von [[w:Gauleiter|Gauleiter]] [[w: Franz Hofer (Gauleiter)| Franz Hofer]] (1902-1975) am 27. April 1940 wegen angeblich parteischädigendem Verhalten als Bürgermeister beurlaubt und am 30. September 1940 formell seines Amtes enthoben. Die Stadt Bludenz wurde zum Verkauf an die Zementwerke Lorüns AG gezwungen.<ref>Harald Walser: Anspruch und Wirklichkeit: Der Nationalsozialismus und die Vorarlberger Arbeiterschaft, S. 326 - 329.</ref>


Im Betrieb selbst wurden Zwangsmaßnahmen gegenüber den Arbeitern und Fremd- und Zwangsarbeitern ausgeübt und die Löhne gedrückt. Der Geschäftsführer Müller und der Chemiker Georg Hentschel waren schon vor dem „Anschluss“ bei der Belegschaft äußerst unbeliebt und wurden dies durch die Erhöhung des Arbeitsdruckes noch mehr. Wegen angeblicher arbeitsrechtlicher Verfehlungen wurden immer wieder Anzeigen bei der [[w:Gestapo|Gestapo]] erstattet. Bereits wegen „frechem Verhalten“ konnte einem Arbeiter auch das [[w:Arbeitserziehungslager Reichenau|Arbeitserziehungslager Reichenau]] drohen.<ref>Harald Walser: Anspruch und Wirklichkeit: Der Nationalsozialismus und die Vorarlberger Arbeiterschaft, S. 330 - 335.</ref>
Im Betrieb selbst wurden Zwangsmaßnahmen gegenüber den Arbeitern und Fremd- und Zwangsarbeitern ausgeübt und die Löhne gedrückt. Der Geschäftsführer Müller und der Chemiker Georg Hentschel waren schon vor dem „Anschluss“ bei der Belegschaft äußerst unbeliebt und wurden dies durch die Erhöhung des Arbeitsdruckes noch mehr. Wegen angeblicher arbeitsrechtlicher Verfehlungen wurden immer wieder Anzeigen bei der [[w:Gestapo|Gestapo]] erstattet. Bereits wegen „frechem Verhalten“ konnte einem Arbeiter auch das [[w:Arbeitserziehungslager Reichenau|Arbeitserziehungslager Reichenau]] drohen.<ref>Harald Walser: Anspruch und Wirklichkeit: Der Nationalsozialismus und die Vorarlberger Arbeiterschaft, S. 330 - 335.</ref>
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