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==Leopold bei seinen Zeitgenossen und in der aktuellen Geschichtsforschung== | ==Leopold bei seinen Zeitgenossen und in der aktuellen Geschichtsforschung== | ||
Obwohl Leopold (V.) "''der Tugendreiche''" in der Forschung des 21. Jahrhunderts häufig nur mehr auf eine Randnote um den Lösegeldcoup um Richard Löwenherz reduziert wird, dürfte er bei seinem Zeitgenossen sehr angesehen gewesen sein. Er soll, und dies nicht erst, nachdem er seinen Anteil am Lösegeld erhalten hatte, als reicher und liquider Fürst gegolten haben. Der Dichter Chréstien de Troyes erklärt in seinem Epos "Yvain" (um 1180) einen Bettüberwurf als so kostbar, dass selbst der Herzog von Österreich nie einen solchen sein eigen nannte. Offensichtlich war Herzog Leopold zumindest noch bei seinen Zeitgenossen noch alles andere als ein ein armer Fürst aus einem abgelegenen unbedeutenden Land.<ref name="österreichischegeschichte33">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 33</ref> | Obwohl Leopold (V.) "''der Tugendreiche''" in der Forschung des 21. Jahrhunderts häufig nur mehr auf eine Randnote um den Lösegeldcoup um Richard Löwenherz reduziert wird, dürfte er bei seinem Zeitgenossen sehr angesehen gewesen sein. Er soll, und dies nicht erst, nachdem er seinen Anteil am Lösegeld erhalten hatte, als reicher und liquider Fürst gegolten haben. Der Dichter Chréstien de Troyes erklärt in seinem Epos "Yvain" (um 1180) einen Bettüberwurf als so kostbar, dass selbst der Herzog von Österreich nie einen solchen sein eigen nannte. Offensichtlich war Herzog Leopold zumindest noch bei seinen Zeitgenossen noch alles andere als ein ein armer Fürst aus einem abgelegenen unbedeutenden Land.<ref name="österreichischegeschichte33">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 33</ref> In der Chronik seines Zeitgenossen Magnus von Reichersberg († um 1195) nennt ihn dieser im Zusammenhang mit seinem Tod den mächtigsten Fürst im östlichen Teil des Reiches ("''Eodem anno mortuus est potentissimus princeps terrarum istarum Liupoldus dux Austriae''") bezeichnet. Im Fürstenbuch von [[w:Jans der Enikel|Jans Enikel]] († nach 1302) wird er als überaus bieder ("''an mazen biderbe''") bezeichnet.<ref name="raidl16">vgl. Herbert Raidl: ''Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz in späterer Chronistik und volkstümlicher Überlieferung''. (Ungedruckte) Diplomarbeit, Universität Wien, 1998. S. 16</ref> | ||
Bei seinen Zeitgenossen, die englischen Quellen ausgenommen, dürfte der Herzog offensichtlich recht angesehen gewesen sein. Obwohl es den Anschein hat, dass er sich, abgesehen von der Reliquie für das Stift Heiligenkreuz, nicht besonders um die Förderung von kirchlichen Einrichtungen verdient gemacht hat, erhielt Leopold nach seinem Tod von mehreren Stiften und Klöstern in seinen Herrschaftsgebieten durchaus wohlwollende Nachrufe, in denen besonders seine Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit hervorgehoben ist. Hinweise darauf, dass er zumindest in der Zeit vor seinem Tod exkommuniziert war, fehlen zur Gänze. Die Katastrophe eines Donauhochwassers aus dieser Zeit zum Beispiel, von der die Österreichischen Annalen berichten, wird nicht etwa damit in Verbindung gebracht.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 264 und S. 268</ref> Mit dem Nachruf, den [[w:Reinmar von Hagenau|Reinmar von Hagenau]], der als einer der angesehensten Minnesänger seiner Zeit gilt, dem Herzog widmete, hat der Herzog sogar Literaturgeschichte geschrieben. Es handelt sich um eine tief empfundene künstlerische Totenklage, welche Reinmar der verwitweten Herzogin in den Mund gelegt hat.<ref name ="scheibelreiter268">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 268</ref> | Bei seinen Zeitgenossen, die englischen Quellen ausgenommen, dürfte der Herzog offensichtlich recht angesehen gewesen sein. Obwohl es den Anschein hat, dass er sich, abgesehen von der Reliquie für das Stift Heiligenkreuz, nicht besonders um die Förderung von kirchlichen Einrichtungen verdient gemacht hat, erhielt Leopold nach seinem Tod von mehreren Stiften und Klöstern in seinen Herrschaftsgebieten durchaus wohlwollende Nachrufe, in denen besonders seine Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit hervorgehoben ist. Hinweise darauf, dass er zumindest in der Zeit vor seinem Tod exkommuniziert war, fehlen zur Gänze. Die Katastrophe eines Donauhochwassers aus dieser Zeit zum Beispiel, von der die Österreichischen Annalen berichten, wird nicht etwa damit in Verbindung gebracht.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 264 und S. 268</ref> Mit dem Nachruf, den [[w:Reinmar von Hagenau|Reinmar von Hagenau]], der als einer der angesehensten Minnesänger seiner Zeit gilt, dem Herzog widmete, hat der Herzog sogar Literaturgeschichte geschrieben. Es handelt sich um eine tief empfundene künstlerische Totenklage, welche Reinmar der verwitweten Herzogin in den Mund gelegt hat.<ref name ="scheibelreiter268">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 268</ref> |
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