Kriegsende in Riedlingsdorf 1945: Unterschied zwischen den Versionen

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== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==


Am [[6. März]] 1945 begann am Nordostende des [[w:Plattensee|Plattensees]] die Operation „[[w:Plattenseeoffensive|Frühlingserwachen]]“. Sie stellte die letzte große Offensive der [[w:Wehrmacht|Wehrmacht]] im [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] dar. Den Hauptschlag führte dabei die [[w:6. Panzerarmee (Wehrmacht)|6. Panzerarmee]], die nach der missglückten [[w:Ardennenoffensive|Ardennenoffensive]] nur notdürftig aufgefrischt worden war. Hinter dem Rücken der nach Südosten vorstoßenden [[w:Panzerdivision|Panzerdivisionen]] der [[w:Waffen-SS|Waffen-SS]] versammelte in weiterer Folge die Rote Armee zahlreiche [[w:Infanterie|Infanterie]]- und Panzerverbände, um selbst offensiv zu werden. Ziel dieses [[w:Wiener Operation|„Wiener Operation“]] genannten Vorhabens war die ehemalige österreichische Hauptstadt [[w:Wien|Wien]].<ref name="rauchensteiner">[[Manfried Rauchensteiner]]: ''Der Krieg in Österreich 1945'', Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.</ref>
Am [[6. März]] 1945 begann am Nordostende des [[w:Plattensee|Plattensees]] die Operation „[[w:Plattenseeoffensive|Frühlingserwachen]]“. Sie stellte die letzte große Offensive der [[w:Wehrmacht|Wehrmacht]] im [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] dar. Den Hauptschlag führte dabei die [[w:6. Panzerarmee (Wehrmacht)|6. Panzerarmee]], die nach der missglückten [[w:Ardennenoffensive|Ardennenoffensive]] nur notdürftig aufgefrischt worden war. Hinter dem Rücken der nach Südosten vorstoßenden [[w:Panzerdivision|Panzerdivisionen]] der [[w:Waffen-SS|Waffen-SS]] versammelte in weiterer Folge die Rote Armee zahlreiche [[w:Infanterie|Infanterie]]- und Panzerverbände, um selbst offensiv zu werden. Ziel dieses [[w:Wiener Operation|„Wiener Operation“]] genannten Vorhabens war die ehemalige österreichische Hauptstadt [[w:Wien|Wien]].<ref name="rauchensteiner">[[w:Manfried Rauchensteiner|Manfried Rauchensteiner]]: ''Der Krieg in Österreich 1945'', Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.</ref>


Den sowjetischen Truppen gelang es nach tagelangen Kämpfen, die Front zwischen der 6. Panzerarmee und der [[w:6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]] aufzuspalten und ein riesiges Loch in die deutschen Verteidigungsstellung zu reißen. Die bei der Operation „Frühlingserwachen“ eingesetzten Divisionen konnten sich nur knapp der Einkesselung entziehen und zogen sich zum Teil fluchtartig in Richtung Nordwesten nach Wien zurück. Der Rückzug der 6. Armee zielte auf das Gebiet des [[w:Burgenland|Südburgenlandes]]. Entlang der ehemaligen Grenze des Burgenlandes zu [[w:Ungarn|Ungarn]] war eine Verteidigungsstellung entstanden, die von der nationalsozialistischen [[w:Propaganda|Propaganda]] als [[w:Südostwall|Südostwall]] bezeichnet worden war. Da aber die entstandene Lücke zwischen den beiden sich zurückziehenden deutschen Armeen nie richtig geschlossen werden konnte und auch der militärische Wert der errichteten Verteidigungsstellung sehr fragwürdig war, konnte diese von den schnellen Verbänden der [[w:3. Ukrainische Front|3. Ukrainischen Front]] (4. und 9. Gardearmee sowie die 6. Gardepanzerarmee) problemlos durchstoßen werden.<ref name="rauchensteiner" />Das Loch in der deutschen Front reichte vom Südende des [[w:Neusiedler See|Neusiedler Sees]] bis nach [[Rechnitz]], einer Ortschaft in der Nordostecke des Bezirks Oberwart. So war es nicht weiter verwunderlich, dass der erste sowjetische Soldat am 29. März um die Mittagszeit bei [[Klostermarienberg]] ([[w:Bezirk Oberpullendorf|Bezirk Oberpullendorf]]) österreichischen Boden betrat. Er dürfte zum IX. Garde-Mechanisierten Korps der 6. Gardepanzerarmee gehört haben, welche die Speerspitze der 3. Ukrainischen Front beim Angriff auf Wien darstellte.<ref name="portisch">Hugo Portisch, 'Österreich II', Band 1</ref>
Den sowjetischen Truppen gelang es nach tagelangen Kämpfen, die Front zwischen der 6. Panzerarmee und der [[w:6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]] aufzuspalten und ein riesiges Loch in die deutschen Verteidigungsstellung zu reißen. Die bei der Operation „Frühlingserwachen“ eingesetzten Divisionen konnten sich nur knapp der Einkesselung entziehen und zogen sich zum Teil fluchtartig in Richtung Nordwesten nach Wien zurück. Der Rückzug der 6. Armee zielte auf das Gebiet des [[w:Burgenland|Südburgenlandes]]. Entlang der ehemaligen Grenze des Burgenlandes zu [[w:Ungarn|Ungarn]] war eine Verteidigungsstellung entstanden, die von der nationalsozialistischen [[w:Propaganda|Propaganda]] als [[w:Südostwall|Südostwall]] bezeichnet worden war. Da aber die entstandene Lücke zwischen den beiden sich zurückziehenden deutschen Armeen nie richtig geschlossen werden konnte und auch der militärische Wert der errichteten Verteidigungsstellung sehr fragwürdig war, konnte diese von den schnellen Verbänden der [[w:3. Ukrainische Front|3. Ukrainischen Front]] (4. und 9. Gardearmee sowie die 6. Gardepanzerarmee) problemlos durchstoßen werden.<ref name="rauchensteiner" />Das Loch in der deutschen Front reichte vom Südende des [[w:Neusiedler See|Neusiedler Sees]] bis nach [[Rechnitz]], einer Ortschaft in der Nordostecke des Bezirks Oberwart. So war es nicht weiter verwunderlich, dass der erste sowjetische Soldat am 29. März um die Mittagszeit bei [[Klostermarienberg]] ([[w:Bezirk Oberpullendorf|Bezirk Oberpullendorf]]) österreichischen Boden betrat. Er dürfte zum IX. Garde-Mechanisierten Korps der 6. Gardepanzerarmee gehört haben, welche die Speerspitze der 3. Ukrainischen Front beim Angriff auf Wien darstellte.<ref name="portisch">Hugo Portisch, 'Österreich II', Band 1</ref>


Der Bezirk Oberwart lag am südlichen Ende dieses Einbruchraumes und wurde von der sowjetischen Hauptstreitmacht nur im Nordosten gestreift. Die für die Eroberung des Verwaltungsbezirkes vorgesehene 26. Armee folgte den Gardearmeen nach links rückwärts gestaffelt und erreichte mit ihrer Masse deutsches Staatsgebiet erst am 4. April.
Der Bezirk Oberwart lag am südlichen Ende dieses Einbruchraumes und wurde von der sowjetischen Hauptstreitmacht nur im Nordosten gestreift. Die für die Eroberung des Verwaltungsbezirkes vorgesehene 26. Armee folgte den Gardearmeen nach links rückwärts gestaffelt und erreichte mit ihrer Masse deutsches Staatsgebiet erst am 4. April.
Dieser großen Lage werden nun die Tagebuchaufzeichnungen eines Kaufmannes aus Riedlingsdorf gegenübergestellt, der während des Krieges in einer Zollgrenzschutzeinheit seinen Dienst versehen hatte, die am [[Eisenberg]] stationiert war.
{{Zitat|[[26. März]]:  vormittags in [[Pinkafeld]] bei Strobl und Arzt gewesen, nachmittags in Garten Dünger geführt, Ribisel gedüngt, Wetter heiter, Fluchtgefahr vor den Russen.}}
{{Zitat|[[27. März]]: Krankenstand, in [[Oberwart]] bei Stabsarzt Dr. Katiungt (?) gewesen, nachmittags für Evakuierung eingepackt, im Geschäft gewesen, Wetter trüb, Ehefrau mit Befund nach [[Burg]] zur Einheit geschickt.}}
{{Zitat|[[28. März]]: Krankenstand, vormittags im Zemingbach (Anmerkung: Ortsried von Riedlingsdorf) Stroh und Bäume ... nachmittags geschlafen, heiter.}}
{{Zitat|[[29. März]]: Krankenstand, vormittags Hintdraußen (Ortsried von Riedlingsdorf) Acker gerichtet, nachmittags im Geschäft gewesen, veränderlich.}}
{{Zitat|[[30. März]]: um 10.00 Uhr von jüngeren Kuh Kalb bekommen, nachmittags häusliche Arbeiten, veränderlich, Krankenstand.}}
{{Zitat|[[31. März]]: Krankenstand, ganzen Tag im Geschäft gewesen, veränderlich.}}
{{Zitat|[[1. April]]: Ostersonntag, Krankenstand, 2.15 Uhr Fluchtgefahr vor den Russen, ganzen Tag zu Hause gewesen, heiter.}}
{{Zitat|[[2. April]]: Ostermontag, vormittags Hasenstall gereinigt, 11.00 Uhr Einberufung nach [[Großpetersdorf]], um 17.00 Uhr nach Großpetersdorf gefahren, 20.00 bis 20.30 Uhr im Bezirkskommando gewesen, 20.30 Uhr bis 00.30 Uhr nach Hause gegangen, heiter.}}
{{Zitat|[[3. April]]: Bis 12.00 Uhr geschlafen, nachmittags im Geschäft gewesen, heiter, um 14.00 Uhr Panzeralarm.}}
{{Zitat|[[4. April]]: ganzen Tag zu Hause gewesen, Kämpfe in [[Dürnbach]]-[[Schachendorf]], heiter, [[Traiskirchen]], [[Wöllersdorf]] gefallen.}}
== Einmarsch und Besatzung  ===
== Offizieller Gemeindebericht ==


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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