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'''Blickpunkte – Unabhängige Zeitschrift für Menschen und ihre Rechte im Straf- und Maßnahmenvollzug''' ist eine zweitmonatlich erscheinende österreichische Zeitschrift, die erstmals 1994 als „Magazin für Häfnkultur und Menschenrechte“ erschien. Erscheinungsort ist Wien. Die Redaktion besteht ausschließlich aus ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern. | |||
== Profil == | == Profil == | ||
In ihrem Mission Statement erklärt die Zeitschrift „das Verständins für die gesellschaftspolitische Situation von Gefangen in Österreich schärfen, ausleuchten und kommentieren“ zu wollen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.blickpunkte.co/ueberuns/ |titel=Blickpunkte - Mission Statement |werk= |hrsg= |datum=2021 |abruf=01.01.2021 |sprache=dt}}</ref> Als einzige österreichische Publikation berichtet sie regelmäßig über den Straf- und Maßnahmenvollzug sowie Geschehnisse in Justizanstalten. Dabei pflegt sie eine breite Debatte, die auch Beiträge von | In ihrem [[Mission Statement]] erklärt die Zeitschrift „das Verständins für die gesellschaftspolitische Situation von Gefangen in Österreich schärfen, ausleuchten und kommentieren“ zu wollen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.blickpunkte.co/ueberuns/ |titel=Blickpunkte - Mission Statement |werk= |hrsg= |datum=2021 |abruf=01.01.2021 |sprache=dt}}</ref> Als einzige österreichische Publikation berichtet sie regelmäßig über den [[Strafvollzug|Straf]]- und [[Maßnahmenvollzug]] sowie Geschehnisse in [[Justizanstalt|Justizanstalten]]. Dabei pflegt sie eine breite Debatte, die auch Beiträge von Gefängnisinsaen und deren Angehörigen einschließt. Die politische Haltung der Zeitschrift kann als liberal eingestuft werden, die die unabhängige Meinungsbildung ihrer Leser durch die Gegenüberstellung kontroverser Positionen fördert. Die Zeitschrift tritt für die Wahrung der Menschenrechte, die Grundsätze der parlamentarischen Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit sowie für Toleranz gegenüber allen ethnischen und religiösen Gemeinschaften ein. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Die Entstehungsgeschichte der Zeitschrift kann bis in das Jahr 1993 zurückverfolgt werden. Damals gründeten Insassen der Justizanstalt Mittersteig eine vierseitige Zeitschrift namens „Mittersteig-News“, die ausschließlich zur Information der dort Untergebrachten diente. Sie entstammt somit einer | Die Entstehungsgeschichte der Zeitschrift kann bis in das Jahr 1993 zurückverfolgt werden. Damals gründeten Insassen der [[Justizanstalt Mittersteig]] eine vierseitige Zeitschrift namens „Mittersteig-News“, die ausschließlich zur Information der dort Untergebrachten diente. Sie entstammt somit einer „[[Totale Institution|totalen Insititution]]“ wie sie Goffman bereits 1973 beschrieben hat.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Erving Goffmann |Titel=Asyle - Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=edition suhrkamp |Ort= |Datum=1973 |ISBN=9783518106785 |Seiten=367}}</ref> Die ersten Ausgaben erschienen in einer Auflage von lediglich ein paar Exemplaren. Ab 1994 erfolgte die Produktion, der in „Blickpunkte“ umbenannten, Zeitschrift mit Unterstützung des Justizwache-Kommandanten, Rudolf Karl. Er sah in der Zeitschrift auch eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit für die Untergebrachten. | ||
War die Zeitschrift zunächst ausschließlich für die | War die Zeitschrift zunächst ausschließlich für die Insassen konzipiert, wurde sie ab 2011 zusätzlich online einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Da die Zeitschrift bis 2016 ausschließlich von Insassen geschrieben wurde, war die Redaktion laufend mit [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]]versuchen konfrontiert und durch beschränkte Recherchemöglichkeiten behindert. So wurde „in jedem Einzelfall genau geprüft, ob und wie einem Häftling Zugang zum Internet gewährt wird“<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.derstandard.at/story/2000050905544/internet-in-oesterreichischen-gefaengnissen-im-einzelfall-wird-geprueft |titel=Internet in österreichischen Gefängnissen: Im Einzelfall wird geprüft |werk= |hrsg= |datum=17.01.2017 |abruf=01.01.2021 |sprache=dt}}</ref>, also jenem Werkzeug, das zur Grundausstattung journalistischer Tätigkeit gehört. Trotz dieser Einschränkungen gelang es den auch als „Haftreporter“ bezeichneten Redakteuren, beachtliche Reportagen und Interviews zu veröffentlichen. | ||
Mit der Übernahme der Zeitschrift durch den Verein SiM – Selbst und Interessensvertretung Maßnahmenvollzug im Jahr 2016 änderte sich die Organisation grundlegend. Der Verein wurde von vormals Untergebrachten, ihren Angehörigen und weiteren Menschen aus der Zivilgesellschaft gegründet. Seit seiner Gründung fungiert mit Markus Drechsler ein ehemals vom Maßnahmenvollzug Betroffener und Redakteur der ersten Stunde, als | Mit der Übernahme der Zeitschrift durch den Verein SiM – Selbst und Interessensvertretung Maßnahmenvollzug im Jahr 2016 änderte sich die Organisation grundlegend. Der Verein wurde von vormals Untergebrachten, ihren Angehörigen und weiteren Menschen aus der Zivilgesellschaft gegründet. Seit seiner Gründung fungiert mit Markus Drechsler ein ehemals vom Maßnahmenvollzug Betroffener und Redakteur der ersten Stunde, als Vereinsobmann, der in dieser Funktion auch Herausgeber der „Blickpunkte“ ist. | ||
Die Zeitschrift entwickelte sich zu einem, wie es | Die Zeitschrift entwickelte sich zu einem, wie es „[[Die Zeit]]“ 2019 ausdrückte, bis heute existierenden „Zwitterwesen: eine Gefängniszeitung ohne Redakteure im Gefängnis. Sie sind noch einmal professioneller geworden, selbst wenn alle Arbeit ehrenamtlich geschieht und neben Druck- vor allem Portokosten gestemmt werden müssen, schließlich erhalten Hunderte Maßnahme-Insassen die Zeitung gratis in ihre Zellen geschickt.“<ref>{{Internetquelle |autor=Judith E. Innerhofer |url=https://www.zeit.de/2019/44/blickpunkte-gefaengniszeitschrift-therapie-freiheit-oesterreich |titel="Blickpunkte": Die Haftreporter |werk= |hrsg=Die Zeit |datum=27.10.2019 |abruf=01.01.2021 |sprache=dt}}</ref> | ||
==== '''Gegenwart''' ==== | ==== '''Gegenwart''' ==== | ||
Da das Instrument des Maßnahmenvollzugs gem. § 21 Abs 1 und 2 StGB weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung nicht bzw. nicht ausreichend bekannt ist, spricht die Zeitschrift eine spezielle Zielgruppe an.<ref>{{Internetquelle |autor=Paula Flicker |url=https://www.irks.at/assets/irks/Publikationen/NEOS-Massnahmenvollzug.pdf |titel=Maßnahmenvollzug vs. Menschenrecht |werk= |hrsg= |datum=2015 |abruf=01.01.2021 |sprache=dt}}</ref> Zuletzt wurde der österreichische Straf- und Maßnahmenvollzug unter Schlagwörtern wie | Da das Instrument des Maßnahmenvollzugs gem. § 21 Abs 1 und 2 StGB weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung nicht bzw. nicht ausreichend bekannt ist, spricht die Zeitschrift eine spezielle Zielgruppe an.<ref>{{Internetquelle |autor=Paula Flicker |url=https://www.irks.at/assets/irks/Publikationen/NEOS-Massnahmenvollzug.pdf |titel=Maßnahmenvollzug vs. Menschenrecht |werk= |hrsg= |datum=2015 |abruf=01.01.2021 |sprache=dt}}</ref> Zuletzt wurde der österreichische Straf- und Maßnahmenvollzug unter Schlagwörtern wie „[[Präventivhaft]]“ in Folge des Terroranschlages vom 2. November 2020 in Wien öffentlich diskutiert. | ||
== Auflage == | == Auflage == | ||
Die Zeitschrift erscheint als zweimonatliche Printausgabe und kann auch als digitales Abonnement bezogen werden. Im Dezember 2020 | Die Zeitschrift erscheint als zweimonatliche Printausgabe und kann auch als digitales Abonnement bezogen werden. Im Dezember 2020 wurde die Zeitschrift von insgesamt 2.537 Personen gelesen. (Blickpunkte, 2020) Die Reichweite der Printausgabe liegt bei 1.000 gedruckten Exemplaren. | ||
== Redaktion == | == Redaktion == | ||
Die Redaktion besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen | Die Redaktion besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitarbeitern. Hierzu zählen neben dem Herausgeber, die Chefredakteurin, die Chefin vom Dienst, Redakteur*innen, Grafiker*innen und Lektor*innen, die zusammen sämtliche Redaktionsdienste erledigen. Die Mitglieder der Redaktion sind gleichzeitig Mitglieder des Vereins SiM (Selbst- und Interessensvertretung zum Maßnahmenvollzug). Durch ihre redaktionelle Tätigkeit leisten sie einen Beitrag zur Stärkung der Informations- und Überzeugungsarbeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Maßnahmenvollzug gem. § 21 Abs 1 und 2 StGB. Im Unterschied zu anderen österreichischen Printmedien, wie beispielweise Tageszeitungen, werden die Redakteur*innen nicht nach Ressorts oder Geschäftsbereichen eingeteilt. Die Redaktion der Blickpunkte (Stand: Dezember 2020):<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.blickpunkte.co/ |titel=Blickpunkte |werk= |hrsg=Markus Drechsler |datum=2021 |abruf=01.01.2021 |sprache=dt}}</ref> | ||
* Herausgeber: Markus Drechsler | * Herausgeber: Markus Drechsler | ||
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* Versand: Christine Haberl, Gabriele Juhasz, Alexander Reiter | * Versand: Christine Haberl, Gabriele Juhasz, Alexander Reiter | ||
==== | ==== Chefredakteure ==== | ||
* Rudolf Karl, 1994-2016 | * Rudolf Karl, 1994-2016 |