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Die rege Ausbildung der Rekruten bei den neu aufgestellten Einheiten des deutschen Heeres wurde jäh unterbrochen, als für den 14. März 1939 der Sondermobilmachungsfall ''Schneeglöckchen'' bekanntgegeben wurde. Nachdem Hitler bereits im Oktober 1938 das Sudetenland besetzen ließ, sollte nun die [[w:Zerschlagung der Rest-Tschechei|Zerschlagung der Rest-Tschechei]] erfolgen. Auch die Einheiten der 44. Infanterie-Division wurden in Marsch gesetzt und überschritten am Morgen des 15. März die Demarkationslinie bei Lundenburg. Die Einheiten des IR 131 (mit Adolfs 2. Kompanie) bildeten die Vorhut der Division. Der Einmarsch verlief friedlich und nur das schlechte Wetter machte den deutschen Soldaten schwer zu schaffen. Das Tagesziel wurde aber trotz der widrigen Umstände erreicht und bereits am nächsten Tag stießen die vordersten Einheiten der 44. Infanterie-Division auf deutsche Truppen, die von Schlesien aus in die Tschechei einmarschiert waren. Die Division stellte daher ihren Vormarsch ein und nach einigen Tagen der Ruhe verlegte man die Einheiten wieder in ihre Friedensstandorte zurück. Die Deutsche Wehrmacht hatte noch einmal Glück gehabt, denn ein Teil der eingesetzten Verbände befand sich noch mitten in der Ausbildung. So hatten vor allem die Soldaten, | Die rege Ausbildung der Rekruten bei den neu aufgestellten Einheiten des deutschen Heeres wurde jäh unterbrochen, als für den 14. März 1939 der Sondermobilmachungsfall ''Schneeglöckchen'' bekanntgegeben wurde. Nachdem Hitler bereits im Oktober 1938 das Sudetenland besetzen ließ, sollte nun die [[w:Zerschlagung der Rest-Tschechei|Zerschlagung der Rest-Tschechei]] erfolgen. Auch die Einheiten der 44. Infanterie-Division wurden in Marsch gesetzt und überschritten am Morgen des 15. März die Demarkationslinie bei Lundenburg. Die Einheiten des IR 131 (mit Adolfs 2. Kompanie) bildeten die Vorhut der Division. Der Einmarsch verlief friedlich und nur das schlechte Wetter machte den deutschen Soldaten schwer zu schaffen. Das Tagesziel wurde aber trotz der widrigen Umstände erreicht und bereits am nächsten Tag stießen die vordersten Einheiten der 44. Infanterie-Division auf deutsche Truppen, die von Schlesien aus in die Tschechei einmarschiert waren. Die Division stellte daher ihren Vormarsch ein und nach einigen Tagen der Ruhe verlegte man die Einheiten wieder in ihre Friedensstandorte zurück. Die Deutsche Wehrmacht hatte noch einmal Glück gehabt, denn ein Teil der eingesetzten Verbände befand sich noch mitten in der Ausbildung. So hatten vor allem die Soldaten, welche die schweren Waffen bedienen sollten, in ihrer kurzen Ausbildung noch keinen einzigen scharfen Schuss abgegeben. | ||
Am 30. März schrieb Maria, die Adolf Kaipels Schwester, an ihnen einen Brief, der hier gekürzt wiedergegeben wird: | |||
{{Zitat|Lieber Bruder!}} | |||
{{Zitat|Haben Deinen Brief mit großer Freude erhalten und danken Gott, der Euch froh und gesund geleitet hat. Lieber Bruder, Du kannst Dir nicht vorstellen, welche Sorgen wir gehabt haben, wie wir von dieser Unruhe erfaßt wurden. Um 7 Uhr ist die Irma herüber gelaufen und hat gesagt, daß um 1/2 8 Uhr eine wichtige Sondermeldung gesendet wird. Wir ahnten nicht worum es sich handelt und wir waren sehr gespannt, als wir horchten. Wir weinten bei jedem Wort, denn wir dachten gleich, daß es mit Euch jetzt geschehen ist. Die Mitzerl ist weinend zur Schule gegangen und ich mußte ihr viel zureden: "Der liebe Gott wird den Adolferl schon schützen." | |||
Damit hat sie sich getröstet. Die Mutter ist vor Angst krank geworden. Erst auf Deine Karte hin ist sie aufgestanden. Die Hausfrau ist weinend in die Kirche gegangen, um weinend für ihre Lieben zu beten. Lieber Bruder, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie hart es zu Hause ist, wenn man einen Freund an einem solchen Ort hat. Von der Hausfrau müssen jetzt wieder zwei Söhne einrücken. Jetzt sind es also schon vier Söhne dieser Mutter. Du kannst Dir denken, daß kein Tag vergeht, an dem nicht von Euch gesprochen wird. Auch sehen wir jeden Tag viermal singend unsere Soldaten vorbeimarschieren. Da sehen wir Euch immer im Geist mit dabei. Die Mutter sagt, daß sie Dich jeden Tag im Radio singen hört. Also kurz und gut wir danken Gott und unserem Führer, die alles so weißlich geordnet haben.}} | |||
Am gleichen Tag schrieb Adolf einen Brief mit Absendeort Absendeort gab er [[w:Veselí nad Moravou|Wessely]] an seine Verwandten in Riedlingsdorf. | |||
{{Zitat|Liebe Mutter!}} | |||
{{Gott zum Gruß und Dir zur Freude schreibe ich Dir diese paar Zeilen und bitte um Entschuldigung mit meinem lang erwarteten Schreiben so lange gewartet zu haben. Es ist doch so schön, auch für einen Soldaten, an die Heimat zu denken. Ich weiß, liebe Mutter, daß Du Dir Sorgen machst ... Daß Du glücklich warst, wenn sich Deine Kinder um Dich scharrten und Dein Glück teilten. Nun hatte das Schicksal es anderes gewollt. Laß aber die Sorgen, Mutter. Ich weiß, daß es schwer ist. Man kann schließlich mit dem Schicksal der Vorsehung nicht rechnen. Es heißt sich zu fügen. Auch die Ostern kommen näher. Es scheinen schöne Ostern zu werden, aber nicht daheim wo deutsche Lieder gesungen werden sondern im Herzen der Tschechei. Es ist mir hier ganz gut gegangen. Sind notdürftig in einem Meierhof untergebracht. | |||
Lieber Mutter, der Samuel schrieb mir. Was wird das Jahr 1939 noch alles bringen? Als der Bruder den Brief schrieb, bereiteten wir uns schon vor und am Mittwoch, Ihr werdet erst wach geworden sein, eilten wir mit unseren Waffen unseren Brüdern in der Tschechei zur Hilfe. Man weiß nicht und es ist auch fraglich, ob es so bleibt. Es ging ein rauher Wind, kleine Schneeflocken spielten sich um unseren ... und ... aber mit festem Schritt zog die Infanterie auf der Straße dahin mit dem Lied "Graue Soldaten ziehen auf der Straße, weit von der Heimat entfernt." Erst dann versteht man den Sinn von Liedern, wenn man wirklich diese Umstände miterleben muß. Was steht uns noch bevor und was werden wir noch erleben müssen, und das alles um die Heimat vor einer Verwüstung zu schützen. Wenn der Führer befiehlt und wir folgen, kann vor einem deutschen Heer kein Schranken gesetzt werden. Im Gegenteil, wir werden das Vordringen derer unterbinden. | |||
Nun muß ich mein Schreiben schließen. Neuigkeiten kann ich Euch nicht schreiben. Schreibt mir viele Neuigkeiten. Mit herzlichen Grüßen an die Mutter und alle | |||
Euer Adolf Kaipel}} | |||
Auch dieser Brief enthält sowohl ein Bekenntnis zu den Zielen Adolf Hitlers als auch Beschwichtigungen für die Angehörigen zuhause. | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |