Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Schicksal von Polen war mit dem Einmarsch der [[w:Rote Armee|Roten Armee]] ab [[17. September]] endgültig besiegelt. Die [[w:Sowjetische Besetzung Ostpolens|Sowjetische Besetzung Ostpolens]] führte dazu, dass die weit vorgeprellten deutschen Divisionen auf die im [[w:Hilter-Stalin-Pakt|Hilter-Stalin-Pakt]] ausgehandelte Demarkationslinie zurückgenommen werden mussten. Die 44. Infanterie-Division führte ihre Einheiten ab 22. hinter den San bei [[w:Jarosław|Jaroslaw]] zurück. Dort sicherten die Regimenter entlang des Sans die neue Grenze zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion.
Das Schicksal von Polen war mit dem Einmarsch der [[w:Rote Armee|Roten Armee]] ab [[17. September]] endgültig besiegelt. Die [[w:Sowjetische Besetzung Ostpolens|Sowjetische Besetzung Ostpolens]] führte dazu, dass die weit vorgeprellten deutschen Divisionen auf die im [[w:Hilter-Stalin-Pakt|Hilter-Stalin-Pakt]] ausgehandelte Demarkationslinie zurückgenommen werden mussten. Die 44. Infanterie-Division führte ihre Einheiten ab 22. hinter den San bei [[w:Jarosław|Jaroslaw]] zurück. Dort sicherten die Regimenter entlang des Sans die neue Grenze zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion.


Am [[26. September]] schrieb Adolf Kaipel noch ganz unter dem Eindruck des Gefechtes bei Jasniska zwei Briefe an seine Geschwister.
Zwischen 26. und [[29. September]] schrieb Adolf Kaipel noch ganz unter dem Eindruck des Gefechtes bei Jasniska eine Reihe von Briefen an seine Verwandten.


{{Zitat|Lieber Bruder! Habe Deine Karte mit Freuden erhalten. Sitze nun auf einem Büschel Stroh mit einem Bleistift und Papier, um auf Deine gütigen Worte zu antworten. Glaube mir, es ist ein Gefühl, das man erst begreift, wenn man es selbst erlebt hat, wie wunderbar es ist, wieder Heimatpost zu bekommen.  
{{Zitat|Lieber Bruder! Habe Deine Karte mit Freuden erhalten. Sitze nun auf einem Büschel Stroh mit einem Bleistift und Papier, um auf Deine gütigen Worte zu antworten. Glaube mir, es ist ein Gefühl, das man erst begreift, wenn man es selbst erlebt hat, wie wunderbar es ist, wieder Heimatpost zu bekommen.  
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Adolf}}  
Adolf}}  


Lieber Bruder und Schwägerin!  
{{Zitat|Lieber Bruder und Schwägerin!  
Nach schweren Tagen, die Ihr, wie ich glaube, auch nicht leicht befunden habt, schreibe ich einige Zeilen. Wer hätte geglaubt, daß sich so grauenhafte Klüfte auftun, als wir voneinander Abschied nahmen. Oft, wenn ich in eisig kalter Nacht Wache stand, oder wenn nach unmenschlichem Marsch meine Glieder auf hartem Stein ein Quartier fanden, dann lieber Bruder sah ich Dich weinend, die Mutter und die Mitzerl in meiner Begleitung und den Adolf unschuldig in seinem Wagen liegen. Ich mußte fort als Soldat im Kampf für mein Vaterland.   
Nach schweren Tagen, die Ihr, wie ich glaube, auch nicht leicht befunden habt, schreibe ich einige Zeilen. Wer hätte geglaubt, daß sich so grauenhafte Klüfte auftun, als wir voneinander Abschied nahmen. Oft, wenn ich in eisig kalter Nacht Wache stand, oder wenn nach unmenschlichem Marsch meine Glieder auf hartem Stein ein Quartier fanden, dann lieber Bruder sah ich Dich weinend, die Mutter und die Mitzerl in meiner Begleitung und den Adolf unschuldig in seinem Wagen liegen. Ich mußte fort als Soldat im Kampf für mein Vaterland.   
Kameraden, die mit mir oft zum Appell antraten, die wehmütig von ihren Lieben Abschied nahmen, wurden aus dem Leben gerissen, wie das Lied, das Du oft gesungen hast, lautet "Er nahm die Büchse, schlug sie an den Baum und sprach das Leben ist ja nur ein Traum."   
Kameraden, die mit mir oft zum Appell antraten, die wehmütig von ihren Lieben Abschied nahmen, wurden aus dem Leben gerissen, wie das Lied, das Du oft gesungen hast, lautet "Er nahm die Büchse, schlug sie an den Baum und sprach das Leben ist ja nur ein Traum."   
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Wir befanden uns acht Kilometer vor Lemberg, das heute bereits russisches Gebiet ist. Gott sei Dank sind wir nun im Quartier in der Nähe von Jaroslaw, um uns einigermaßen zu erholen.  
Wir befanden uns acht Kilometer vor Lemberg, das heute bereits russisches Gebiet ist. Gott sei Dank sind wir nun im Quartier in der Nähe von Jaroslaw, um uns einigermaßen zu erholen.  
So grüßt und küßt Euch alle aus dem fernen Galizien.  
So grüßt und küßt Euch alle aus dem fernen Galizien.  
Euer Adolf   
Euer Adolf}}  


Lieber Bruder!  
Anfang Oktober erhielt er einen Brief von seiner Schwester Maria. Neben ihren Sorgen beschrieb sie darin auch die Stimmung, die zuhause herrschte.
{{Zitat|Lieber Bruder!  
Vor allem Gott sei Dank, daß wir wieder ein Lebenszeichen von Dir erhalten haben. Lieber Bruder, auf Deinen Brief haben wir schon mit Schmerzen gewartet. Wir haben ihn am 1. am Erntedanktag nachmittags erhalten. Die Mutter war am Vormittag in der Kirche. Es wäre alles schön gewesen, man mußte dem lieben Gott wirklich danken, aber der Gedanke an Dich, lieber Bruder, schmerzte uns bitterlich. Alle haben eine Antwort erhalten. Nur wir nicht. Es war fast nicht mehr auszuhalten. Die Mutter sagte: "Komm schnell herunter, wenn Du vom Adolf etwas hörst."   
Vor allem Gott sei Dank, daß wir wieder ein Lebenszeichen von Dir erhalten haben. Lieber Bruder, auf Deinen Brief haben wir schon mit Schmerzen gewartet. Wir haben ihn am 1. am Erntedanktag nachmittags erhalten. Die Mutter war am Vormittag in der Kirche. Es wäre alles schön gewesen, man mußte dem lieben Gott wirklich danken, aber der Gedanke an Dich, lieber Bruder, schmerzte uns bitterlich. Alle haben eine Antwort erhalten. Nur wir nicht. Es war fast nicht mehr auszuhalten. Die Mutter sagte: "Komm schnell herunter, wenn Du vom Adolf etwas hörst."   
Am Nachmittag sagte die Hausfrau, daß sie schon wieder einen Brief (Anmerkung: von einem ihrer vier eingezogenen Söhne) erhalten habe. Ich stand hinter dem Holzstoß und sagte weinend unter Tränen, daß Du nicht mehr lebst. Aber wenn die Not am größten ist, dann ist Gottes Hilfe am nächsten. Der Briefträger kam in dem Moment, in dem ich das gesagt habe. Es sagte, daß Du lebst! Stelle Dir vor, welche Freude! Die Traurigkeit wurde in Freude verwandelt. Ich lief mit dem Brief in die Küche und mußte mich, bevor ich den Brief las, erst recht ausweinen. Die Mitzerl strampelte vor Angst und weinte und schrie: "Mutti! Was ist dem Adolf geschehen?" Wir machten uns auf der Stelle, wie vom Feind getrieben, auf dem Weg zur Mutter. Und dann, lieber Bruder, haben wir erst recht den Erntedanktag gefeiert.  
Am Nachmittag sagte die Hausfrau, daß sie schon wieder einen Brief (Anmerkung: von einem ihrer vier eingezogenen Söhne) erhalten habe. Ich stand hinter dem Holzstoß und sagte weinend unter Tränen, daß Du nicht mehr lebst. Aber wenn die Not am größten ist, dann ist Gottes Hilfe am nächsten. Der Briefträger kam in dem Moment, in dem ich das gesagt habe. Es sagte, daß Du lebst! Stelle Dir vor, welche Freude! Die Traurigkeit wurde in Freude verwandelt. Ich lief mit dem Brief in die Küche und mußte mich, bevor ich den Brief las, erst recht ausweinen. Die Mitzerl strampelte vor Angst und weinte und schrie: "Mutti! Was ist dem Adolf geschehen?" Wir machten uns auf der Stelle, wie vom Feind getrieben, auf dem Weg zur Mutter. Und dann, lieber Bruder, haben wir erst recht den Erntedanktag gefeiert.  
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Deine Schwester, Schwager und Nichten.  
Deine Schwester, Schwager und Nichten.  


Die Briefe von Adolf Kaipel sind seit [[2002]] im Internet für jedermann verfügbar.<ref>[http://wk2.heimat.eu/verlorenejahre.html Verlorene Jahre], Webseite abgerufen am 22. Oktober 2014</ref> Am [[17. Oktober]] [[2003]] schrieb ein Amerikaner mit polnischen Wurzeln ein Mail an den Großenkel von Adolf Kaipel, der die Webseite betreibt.<ref>[http://wk2.heimat.eu/K3.html Verlorene Jahre - Der Polenfeldzug], Webseite abgerufen am 22. Oktober 2014</ref>
Der Name meines Vaters ist Czeslaw Wojtczak. Er wurde 1919 in der Stadt Witkowo geboren. 1937 meldete er sich freiwillig zur polnischen Armee mit dem Ziel nach dem Ende seines Militärdienstes eine Stelle als Zöllner zu bekommen. Es war damals sehr schwer in Polen eine Arbeit zu bekommen und er wollte nicht wie sein Vater Bauer werden. Nach seiner Ausbildung wurde er zu einer Infanterieeinheit versetzt, deren Auftrag es war, die Grenze zur Sowjetunion zu schützen.
Der Name meines Vaters ist Czeslaw Wojtczak. Er wurde 1919 in der Stadt Witkowo geboren. 1937 meldete er sich freiwillig zur polnischen Armee mit dem Ziel nach dem Ende seines Militärdienstes eine Stelle als Zöllner zu bekommen. Es war damals sehr schwer in Polen eine Arbeit zu bekommen und er wollte nicht wie sein Vater Bauer werden. Nach seiner Ausbildung wurde er zu einer Infanterieeinheit versetzt, deren Auftrag es war, die Grenze zur Sowjetunion zu schützen.


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