Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:The British Army in France 1939 O345.jpg|mini|Zwei britische Soldaten in einem behelfsmäßigen Unterstand im November 1939 in Frankreich.]]
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[[File:Gandersheim. Village and abbey church, c. 1900-1905.jpg|mini|Altes Postkartenmotiv von Bad Gandersheim.]]
[[File:Gandersheim. Village and abbey church, c. 1900-1905.jpg|mini|Altes Postkartenmotiv von Bad Gandersheim.]]
[[Bad Gandersheim in NOM.svg|mini|In Niedersachsen überwinterte die 44. Infanterie-Division in Privatquartieren. Adolf Kaipel kam mit seiner Einheit in Bad Gandersheim unter, wo er Freundschaft mit Walter Hirschberg schloss.]]
[[File:Bad Gandersheim in NOM.svg|mini|In Niedersachsen überwinterte die 44. Infanterie-Division in Privatquartieren. Adolf Kaipel kam mit seiner Einheit in Bad Gandersheim unter, wo er Freundschaft mit Walter Hirschberg schloss.]]
Die Soldaten der 44. Infanterie-Division rechneten damit, dass sie an den [[w:Westwall|Westwall]] verlegt werden würden. Diese  Verteidigungsanlage war zum Zeitpunkt des Polenfeldzuges nur mit schwachen deutschen Einheiten besetzt, da sich die Masse des Heeres in Polen aufhielt. Als Frankreich und England am [[3. September]] [[1939]] den Deutschen den Krieg erklärten, glaubten viele, dass nun Deutschland in einen Zweifrontenkrieg hineingezogen werden würde. Die Westmächte ließen den Schwächemoment der Deutschen jedoch ungenützt vorüberziehen und nach dem Ende des Feldzuges in Polen wurden sofort die meisten deutschen Kampfdivisionen, die nun Kriegserfahrung gesammelt hatten, in den Westen verlegt. Dort saßen sich nun Deutsche und Franzosen bzw. Engländer in ihren Verteidigungsstellungen gegenüber. Lokale Spähtruppunternehmen führten zwar gelegentlich zu Schießereien, auch gab es immer wieder Unfälle, doch waren es für die eingesetzten Soldaten, ganz allgemein gesehen, ruhige Monate. Diese Zeitspanne zwischen den Feldzügen wurde daher auch [[w:Sitzkrieg|Sitzkrieg]] genannt.       
Die Soldaten der 44. Infanterie-Division rechneten damit, dass sie an den [[w:Westwall|Westwall]] verlegt werden würden. Diese  Verteidigungsanlage war zum Zeitpunkt des Polenfeldzuges nur mit schwachen deutschen Einheiten besetzt, da sich die Masse des Heeres in Polen aufhielt. Als Frankreich und England am [[3. September]] [[1939]] den Deutschen den Krieg erklärten, glaubten viele, dass nun Deutschland in einen Zweifrontenkrieg hineingezogen werden würde. Die Westmächte ließen den Schwächemoment der Deutschen jedoch ungenützt vorüberziehen und nach dem Ende des Feldzuges in Polen wurden sofort die meisten deutschen Kampfdivisionen, die nun Kriegserfahrung gesammelt hatten, in den Westen verlegt. Dort saßen sich nun Deutsche und Franzosen bzw. Engländer in ihren Verteidigungsstellungen gegenüber. Lokale Spähtruppunternehmen führten zwar gelegentlich zu Schießereien, auch gab es immer wieder Unfälle, doch waren es für die eingesetzten Soldaten, ganz allgemein gesehen, ruhige Monate. Diese Zeitspanne zwischen den Feldzügen wurde daher auch [[w:Sitzkrieg|Sitzkrieg]] genannt.       


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Dein Kamerad Hans!  
Dein Kamerad Hans!  
Heil Hitler!}}
Heil Hitler!}}
Liebe Familie Kaipel!
Ich empfinde das Bedürfnis einiges von hier zu berichten. Wie Ihnen bekannt, liegt Ihr Sohn und Bruder seit seinem Urlaub bei uns in Quartier. Wir haben uns sehr aneinander gewöhnt. Ihr Sohn Adolf ist Familienmitglied. Solange die Kompanie hier liegt und er bei uns ist, seien Sie unbesorgt. Was mir meine Verhältnisse erlauben, tue ich an Ihrem Sohn, Verpflegung, Wäsche usw. Ich habe auch das Vergnügen Ihnen zu sagen, daß Ihr Sohn sich auch wohl fühlt. Er hat schon manchen Scherz erzählt und Wiener Liedlein gesungen. Die Mundsprache ist uns neu, da muß Adolf oft Erläuterungen geben.
Vor zwei Tagen waren wir beim Gemeinschaftsabend. Getanzt haben wir auch. Es war sehr gemütlich. Adolf sagt: "Ich fühle mich wie dahoam."
Wenn es Sie interessiert von unserer Familie zu hören. Mein Mann ist vom Kriege verschont. Er war schon im Weltkrieg. Unsere drei Kinder sind 15, 10 und 5 Jahre alt. Der Älteste hat mit Adolf aufrichtige Kameradschaft geschlossen. Gestern Abend waren beide im Kino. Oft machen sie Kraftprobe. Dann sage ich gleich: "Jungens, Ihr habt wieder Übermut." Dann kommt das Mädchen. Sie muß mir bei der Hausarbeit helfen. Der Kleinste, Helmut, ist unser aller Spaßmacher. Er schläft mit Adolf in einem Zimmer. Beide haben sich sehr angefreundet.
Wir haben hier ein Siedlungshaus mit Garten. Der Mann geht in den Dienst, die Kinder zur Schule. Da habe ich als Hausfrau auch genug Arbeit. Der Gemüsebau wird hier sehr gepflegt. Ich muß sagen, daß die Leute hier sehr fleißig sind. Meine Heimat ist Ostpreußen. Ich mußte mich hier auch erst an Land und Leute gewöhnen. Das geht alles, wenn man gesund ist. Das kann ich von uns allen bestätigen.
Mir ist es recht, wenn Adolf noch bei uns bleibt. Denn so kann er es aushalten. Es ist unsere Pflicht und unser Dank an die Soldaten.
Meine liebe Familie Kaipel, ich wünsche Ihnen ein frohes und zufriedenes Weihnachtsfest. 
Ich bin bemüht, Adolf die Heimat zu ersetzen. Was wir haben, hat auch er. Auch verspreche ich Ihnen, was ja mal kommt, wenn die Kompanie hier ausrückt, sofort zu schreiben. Bis dahin sei Ihnen jede Sorge erspart.
Unsere Kinder werden zu Weihnachten Ihre Nüsse knacken. Haben Sie vielen Dank. Hoffen wir, daß uns das neue Jahr den erhofften Frieden bringt.
Mit herzlichen Grüßen und "Heil Hitler"
Familie Hirschberg
Liebe Familie Kaipel!
Am ersten Festtag haben wir Ihren lieben Brief erhalten, wofür wir auch danken. Es ist mir eine Genugtuung, daß Ihnen mein Brief Freude und Zufriedenheit bereitet hat. Die Festtage haben wir so gut es geht verlebt und auch Ihrer gedacht. Es hat sich inzwischen ein hartnäckiger Winter eingestellt. Schnee haben wir nicht viel, aber der Frost ist hart. Man versucht sich und die Tiere vor Kälte zu schützen. 
Liebe Familie Kaipel, inzwischen ist wohl der Urlauber dagewesen und hat von Adolf Grüße und die Bücher gebracht, und auch schon mitgeteilt, daß Adolf weg soll. Adolf ging wie immer auch am Freitag zum Dienst und kam nach kurzer Zeit wieder. Ich sagte: "Ist Ihnen kalt?". Daraufhin antwortete Adolf: "Ich muß um halb zehn ganz weg." Da habe ich mich erschrocken. Es half nichts, wir mußten Vorbereitungen treffen. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten als Adolf sich verabschiedete. Walter begleitete ihn. Als mittags mein Mann kam, sagte ich gerade: "Heute schmeckt mir das Mittagessen nicht", worauf mein Mann antwortete, daß er sich das gut vorstellen könne. Da ging die Haustür auf, unser Adolf kam wieder und sagte, daß er bis morgen Mittag noch hier bleiben dürfe. Das war noch ein schöner Tag. Auch kamen noch Ihre zwei Päckchen an. Daraus hat Adolf eines gemacht und mitgenommen. Nun war für alle eine andere Stimmung da, denn wir wußten was los war. Da Adolf von Beruf Tischler gelernt hat, ist er zu einem vierzehntägigen Pionierkursus nach Holzminden, daß etwa 40 km westlich von uns an der schönen Weser liegt. Alle Tischler des Regimentes machen diesen Kursus mit. Also Sonnabend um zwölf Uhr, wieder von seinem Kameraden Walter begleitet, ist Adolf mit dem Zug zusammen mit 21 Kameraden seines Regimentes abgereist. Adolf hat sich an den neuen Befehl gewöhnt, war zufrieden und frischen Mutes.
Adolf hat sich wohl gefühlt bei uns. Er sagte: "Es war ja so als ob ich zu Hause im Urlaub war." Und ich sagte: "Ich habe das an Ihnen getan, was ich an meinen Jungen auch nur tun kann." So kann ich mit gutem Gewissen an ihn denken. Und so werden wir uns gegenseitig in Erinnerung behalten. Außerdem haben wir noch die schöne Hoffnung, daß Adolf eventuell auf Sonntagsurlaub kommen kann. Und vielleicht auch nach Beendigung des Kursus noch einmal zu uns ins Quartier kommt. Walter ist schon in den ersten Tagen eingeladen worden, zu Ihnen zu kommen. Wollen dann beide nach Wien zum Riesenrad und nach Graz. Liebe Familie Kaipel, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Schuldig sind Sie uns nichts. Was wir tun an unseren Soldaten ist nur unsere Pflicht. Wenn alles gut geht und Walter hat einmal das Vergnügen zu Ihnen zu kommen, so geschieht es aus Freundschaft.
Nun möchte ich auch nicht versäumen, herzliche Grüße von Ihrem Sohn und Bruder beizufügen, denn ich habe es Adolf auch versprochen, daß ich an Sie schreibe.
Auch schönen Dank für das beigefügte Bild, das sehr schön ist. Mit herzlichen Grüßen und Heil Hitler. Ihre Familie Hirschberg.
Lieber Mutter, Bruder und Schwägerin!
Nach einer langen Zeit ist mir wieder einmal Gelegenheit gegeben, Euch in der Heimat zu schreiben. Hoffe, daß Euch dieses Schreiben in bester Gesundheit und mit Freuden antreffen möge, wie das Deinige bei mir, Mutter. Ich war für einige Zeit in Holzminden auf einem Pionierkursus und konnte Euch daher keine Feldpostnummer angeben. Auch habe ich heute die erste Post seit 18 Tagen bekommen. Holzminden ist sehr schön. Es hat uns gut gefallen, obwohl wir viel Dienst hatten. Ich bin nun wieder in meinen neuen Quartierort bei meinen Stiefeltern, die mich wieder mit Freuden aufnahmen.
Lieber Mutter, Du weißt für viele Worte bin ich nicht, aber sollte mich das Schicksal an den Dank meiner Quartiergeber hindern, so bitte ich Euch, vergeßt sie nicht. Sie waren mir gut. Als ich von ihnen weggegangen bin, weinte die Frau. Sie gab mir, ohne daß ich es wußte, in meinem Paket eine Butter und in der Feldflasche Tee mit Rum mit.
Hoffentlich ist es bei Euch nicht so kalt, bei uns ist eine durchschnittliche Kälte von 27 bis 30 Grad unter Null und auch kälter. Die Weihnachtspakete von Euch, drei Stück, und auch die zwei anderen habe ich mit Freuden erhalten. Auch heute habe ich von der lieben Schwester ein Paket bekommen, sie schrieb mir, sie wird von Euch so schlecht besucht, was mir sehr leid tut. Wenn es, liebe Mutter, vielleicht möglich ist, so bitte ich Dich, sag dem Bruder, er soll so lieb sein und mir einige Schokolade besorgen. Bezahlen braucht Ihr nicht, ich glaube, es wird sich noch mit meinem Guthaben ausgehen. Ist Pöll Josef bei Euch gewesen? Ich habe ihm Bücher mitgegeben. Vielleicht bekommt man in Pinkafeld Ohrenschützer, aber Mühe braucht Ihr Euch nicht machen. Bei uns haben sich viele die Ohren und Nase gefroren. Glaubt, obwohl wir im Ruhestand sind, müssen wir viel lernen und schaffen, daß, wenn uns der Führer wieder ruft, wir unsere Aufgabe beherrschen als Pioniere. Es sind alles Professionisten mit verschiedenen Berufen, wir haben einen großen Auftrag zu erfüllen.
Herzlichst gegrüßt aus der Ferne alle Freunde und insbesondere Euch von Eurem
Adolf       
Heil Hitler.
Adresse:  Soldat Kaipel Adolf,  Feldpostnummer 10129
Lieber Kamerad!
Ich muß Dir mitteilen, daß ich noch immer sehr gesund bin, was ich auch von Dir erwarte. 
Muß Dir auch mit einer kleinen Überraschung kommen. Wir sind bereits wieder in der Ostmark und zwar in der Nähe von Wien in Enzersdorf an der Fischa bei Schwadorf. Wir wurden an der Front abgelöst, nach zweitägigen Fußmarsch gaben wir unsere ganzen Geräte und Waffen ab. Es blieb uns sonst nichts wie allein die Wäsche und Bekleidung. So ging es ganz gemütlich mit einem Personenzug heimwärts. Auf Urlaub war ich bis jetzt noch nicht, hoffentlich ist es jetzt  möglich. Was jetzt aus uns noch gemacht wird, weiß man nicht. Es wurde von jeder Division  aus der Front ein Bataillon herausgezogen und hier wird wieder eine neue Division zusammengestellt. Wir müssen jetzt natürlich warten bis wir die Geräte und alles wieder bekommen. Die Unterbringung ist wohl sehr schlecht, zum Teil sind wir in Massenquartieren und zum Teil privat. So schön haben wir es hier wohl nicht wie am Anfang in Krofdorf. Kalt ist es hier auch ziemlich und Schnee haben wir auch viel. Neugierig wird man noch sein, was überhaupt werden wird aus uns. Zu lange werden wir uns hier sicher nicht aufhalten.
Lieber Adolf, sonst kann ich Dir nicht viel Neues schreiben. Ich habe gehört, daß zu Hause auch wieder viele einrücken müssen, wird ihnen auch nicht schaden. Hoffentlich gibt es bald ein Wiedersehen.
Es grüßt Dich Dein alter Kamerad
Hans       
Heil Hitler!
Lieber Adolf!
Ich freue mich mit Ihnen, daß nun doch Ihr Urlauberzug fuhr und Sie daheim im Kreis Ihrer Lieben weilen durften. Ganz besonders wird Ihre Mutter glücklich sein und Sie werden sich gütig tun an Ihren Lieblingsgerichten. Das sind goldene Tage für Sie alle, die zu schnell vergehen. Helfen Sie nun beim Holz schlagen? Es wird schon was zu schaffen geben. Den Wein probieren Sie doch auch daheim? Das gibt Laune, dann heißt es "egal". 
Es bereitet mir immer Freude von Ihnen zu hören. Ganz besonders hat mich Ihr Brief gefreut, den Sie durch Seppl geschickt haben. Es spricht daraus Ihr Dank und Anerkennung und zeigt Ihre edle Gesinnung. Ich muß gestehen, ich habe Sie versorgt wie meine Jungen und so denke ich auch an Sie. 
Sie wissen, daß Sie jederzeit kommen dürfen und Aufnahme finden. Seit acht Tagen haben wir neue Einquartierung. Er ist ein Rheinländer und er ist auch gut, aber daß ich Rippenstöße geben werde, wie ich es mit Ihnen tat? Ich hatte immer Spaß an Ihrer zackigen Haltung und wenn Sie sechsmal am Tag fortgingen und kamen, Sie machten immer Meldung. Das fällt hier alles weg. Ich verspreche mich oft und sage: "Adolf". Heute hat er wieder den Stahlhelm probiert und Walter die Gewehrgriffe. Es klappt auch alles. Lieber Adolf, Sie können sich vorstellen, das Bummelleben vom Winter hat aufgehört. 
Walter und Helga hatten ein gutes Zeugnis. Walter war der Beste seiner Klasse. Heute ist er wieder im Kino. Ohne Sie. Auch ich war Freitag hier. Ihr beide habt mich ja nie mitgenommen. Es gab: "Mutterliebe". Walter wollte für Sie ein gemaltes Bild beifügen. Er fand nicht das richtige. Sonst ist er sehr in Anspruch genommen, er hat schon einen Stoß neue Schulbücher gekauft. Heute war die Jugendweihe. Da war auch er verpflichtet hinzugehen. 
Sie sollen denn auch was besonders Schönes haben, nur später. Ja, Adolf, Sie wollten uns doch von Ihrem Urlaub Stoff und Holz mitbringen. Das wird nun alles nichts. Seien Sie bitte zufrieden, wir haben es schon. Die Schweine kommen jetzt nicht mehr ins Schlafzimmer. Die zwei Päckchen von Mutter habe ich gleich zur Post gebracht. Haben Sie sie erhalten? Hiermit erhalten Sie Ihre zurückgebliebenen Sachen und herzliche Grüße an Sie alle
Familie Hirschberg


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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