Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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Wie sehr die Familie Hirschberg Adolf Kaipel in ihr Herz geschlossen hat, geht aus Briefen hervor, welche Frau Hirschberg Adolfs Verwandten in Riedlingsdorf schrieb:  
Wie sehr die Familie Hirschberg Adolf Kaipel in ihr Herz geschlossen hat, geht aus Briefen hervor, welche Frau Hirschberg Adolfs Verwandten in Riedlingsdorf schrieb:  
[[Zitat|Liebe Familie Kaipel!  
{{Zitat|Liebe Familie Kaipel!  
Ich empfinde das Bedürfnis einiges von hier zu berichten. Wie Ihnen bekannt, liegt Ihr Sohn und Bruder seit seinem Urlaub bei uns in Quartier. Wir haben uns sehr aneinander gewöhnt. Ihr Sohn Adolf ist Familienmitglied. Solange die Kompanie hier liegt und er bei uns ist, seien Sie unbesorgt. Was mir meine Verhältnisse erlauben, tue ich an Ihrem Sohn, Verpflegung, Wäsche usw. Ich habe auch das Vergnügen Ihnen zu sagen, daß Ihr Sohn sich auch wohl fühlt. Er hat schon manchen Scherz erzählt und Wiener Liedlein gesungen. Die Mundsprache ist uns neu, da muß Adolf oft Erläuterungen geben.  
Ich empfinde das Bedürfnis einiges von hier zu berichten. Wie Ihnen bekannt, liegt Ihr Sohn und Bruder seit seinem Urlaub bei uns in Quartier. Wir haben uns sehr aneinander gewöhnt. Ihr Sohn Adolf ist Familienmitglied. Solange die Kompanie hier liegt und er bei uns ist, seien Sie unbesorgt. Was mir meine Verhältnisse erlauben, tue ich an Ihrem Sohn, Verpflegung, Wäsche usw. Ich habe auch das Vergnügen Ihnen zu sagen, daß Ihr Sohn sich auch wohl fühlt. Er hat schon manchen Scherz erzählt und Wiener Liedlein gesungen. Die Mundsprache ist uns neu, da muß Adolf oft Erläuterungen geben.  
Vor zwei Tagen waren wir beim Gemeinschaftsabend. Getanzt haben wir auch. Es war sehr gemütlich. Adolf sagt: "Ich fühle mich wie dahoam."  
Vor zwei Tagen waren wir beim Gemeinschaftsabend. Getanzt haben wir auch. Es war sehr gemütlich. Adolf sagt: "Ich fühle mich wie dahoam."  
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Familie Hirschberg}}  
Familie Hirschberg}}  


Während des Kriegswinters 1939/40 herrschte im Unterbringungsraum der 44. Infanterie-Division eine rege Ausbildungstätigkeit. Aufgrund der Erfahrungen im Polenfeldzug wurde ein Befehl erlassen, dass die Stabskompanien der Infanterie-Regimenter um einen [[w:Zug (Militär)|Pionierzug]] verstärkt werden sollten. Die 44. Infanterie-Division ließ daher ab [[7. Jänner]] 1940 in [[w:Holzminden|Holzminden]] für jedes ihrer drei Regimenter einen Pionierzug in der Stärke 1/3/50 (Offiziere/Unteroffiziere/Mannschaften) durch das divisionseigene Pionier-Bataillon 80 ausbilden.  
Während des Kriegswinters 1939/40 herrschte im Unterbringungsraum der 44. Infanterie-Division eine rege Ausbildungstätigkeit. Aufgrund der Erfahrungen im Polenfeldzug wurde ein Befehl erlassen, dass die Stabskompanien der Infanterie-Regimenter um einen [[w:Zug (Militär)|Pionierzug]] verstärkt werden sollten. Die 44. Infanterie-Division ließ daher ab [[7. Jänner]] 1940 in [[w:Holzminden|Holzminden]] für jedes ihrer drei Regimenter einen Pionierzug in der Stärke 1/3/50 (Offiziere/Unteroffiziere/Mannschaften) durch das divisionseigene Pionier-Bataillon 80 ausbilden. Die Personal für diese Züge kam aus den eigenen Einheiten.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 51, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Auch Adolf Kaipel meldete sich für diesen vierzehntägigen Ausbildungskurs und wechselte in der Folge von der 2. Kompanie in die Stabskompanie des IR 131. In einem Brief vom [[8. Jänner]] beschreibt Frau Hirschberg die Aufbruchsszene zu diesem Ausbildungskurs:


Liebe Familie Kaipel!  
{{Zitat|Liebe Familie Kaipel!  
Am ersten Festtag haben wir Ihren lieben Brief erhalten, wofür wir auch danken. Es ist mir eine Genugtuung, daß Ihnen mein Brief Freude und Zufriedenheit bereitet hat. Die Festtage haben wir so gut es geht verlebt und auch Ihrer gedacht. Es hat sich inzwischen ein hartnäckiger Winter eingestellt. Schnee haben wir nicht viel, aber der Frost ist hart. Man versucht sich und die Tiere vor Kälte zu schützen.   
Am ersten Festtag haben wir Ihren lieben Brief erhalten, wofür wir auch danken. Es ist mir eine Genugtuung, daß Ihnen mein Brief Freude und Zufriedenheit bereitet hat. Die Festtage haben wir so gut es geht verlebt und auch Ihrer gedacht. Es hat sich inzwischen ein hartnäckiger Winter eingestellt. Schnee haben wir nicht viel, aber der Frost ist hart. Man versucht sich und die Tiere vor Kälte zu schützen.   
Liebe Familie Kaipel, inzwischen ist wohl der Urlauber dagewesen und hat von Adolf Grüße und die Bücher gebracht, und auch schon mitgeteilt, daß Adolf weg soll. Adolf ging wie immer auch am Freitag zum Dienst und kam nach kurzer Zeit wieder. Ich sagte: "Ist Ihnen kalt?". Daraufhin antwortete Adolf: "Ich muß um halb zehn ganz weg." Da habe ich mich erschrocken. Es half nichts, wir mußten Vorbereitungen treffen. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten als Adolf sich verabschiedete. Walter begleitete ihn. Als mittags mein Mann kam, sagte ich gerade: "Heute schmeckt mir das Mittagessen nicht", worauf mein Mann antwortete, daß er sich das gut vorstellen könne. Da ging die Haustür auf, unser Adolf kam wieder und sagte, daß er bis morgen Mittag noch hier bleiben dürfe. Das war noch ein schöner Tag. Auch kamen noch Ihre zwei Päckchen an. Daraus hat Adolf eines gemacht und mitgenommen. Nun war für alle eine andere Stimmung da, denn wir wußten was los war. Da Adolf von Beruf Tischler gelernt hat, ist er zu einem vierzehntägigen Pionierkursus nach Holzminden, daß etwa 40 km westlich von uns an der schönen Weser liegt. Alle Tischler des Regimentes machen diesen Kursus mit. Also Sonnabend um zwölf Uhr, wieder von seinem Kameraden Walter begleitet, ist Adolf mit dem Zug zusammen mit 21 Kameraden seines Regimentes abgereist. Adolf hat sich an den neuen Befehl gewöhnt, war zufrieden und frischen Mutes.  
Liebe Familie Kaipel, inzwischen ist wohl der Urlauber dagewesen und hat von Adolf Grüße und die Bücher gebracht, und auch schon mitgeteilt, daß Adolf weg soll. Adolf ging wie immer auch am Freitag zum Dienst und kam nach kurzer Zeit wieder. Ich sagte: "Ist Ihnen kalt?". Daraufhin antwortete Adolf: "Ich muß um halb zehn ganz weg." Da habe ich mich erschrocken. Es half nichts, wir mußten Vorbereitungen treffen. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten als Adolf sich verabschiedete. Walter begleitete ihn. Als mittags mein Mann kam, sagte ich gerade: "Heute schmeckt mir das Mittagessen nicht", worauf mein Mann antwortete, daß er sich das gut vorstellen könne. Da ging die Haustür auf, unser Adolf kam wieder und sagte, daß er bis morgen Mittag noch hier bleiben dürfe. Das war noch ein schöner Tag. Auch kamen noch Ihre zwei Päckchen an. Daraus hat Adolf eines gemacht und mitgenommen. Nun war für alle eine andere Stimmung da, denn wir wußten was los war. Da Adolf von Beruf Tischler gelernt hat, ist er zu einem vierzehntägigen Pionierkursus nach Holzminden, daß etwa 40 km westlich von uns an der schönen Weser liegt. Alle Tischler des Regimentes machen diesen Kursus mit. Also Sonnabend um zwölf Uhr, wieder von seinem Kameraden Walter begleitet, ist Adolf mit dem Zug zusammen mit 21 Kameraden seines Regimentes abgereist. Adolf hat sich an den neuen Befehl gewöhnt, war zufrieden und frischen Mutes.  
Adolf hat sich wohl gefühlt bei uns. Er sagte: "Es war ja so als ob ich zu Hause im Urlaub war." Und ich sagte: "Ich habe das an Ihnen getan, was ich an meinen Jungen auch nur tun kann." So kann ich mit gutem Gewissen an ihn denken. Und so werden wir uns gegenseitig in Erinnerung behalten. Außerdem haben wir noch die schöne Hoffnung, daß Adolf eventuell auf Sonntagsurlaub kommen kann. Und vielleicht auch nach Beendigung des Kursus noch einmal zu uns ins Quartier kommt. Walter ist schon in den ersten Tagen eingeladen worden, zu Ihnen zu kommen. Wollen dann beide nach Wien zum Riesenrad und nach Graz. Liebe Familie Kaipel, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Schuldig sind Sie uns nichts. Was wir tun an unseren Soldaten ist nur unsere Pflicht. Wenn alles gut geht und Walter hat einmal das Vergnügen zu Ihnen zu kommen, so geschieht es aus Freundschaft.  
Adolf hat sich wohl gefühlt bei uns. Er sagte: "Es war ja so als ob ich zu Hause im Urlaub war." Und ich sagte: "Ich habe das an Ihnen getan, was ich an meinen Jungen auch nur tun kann." So kann ich mit gutem Gewissen an ihn denken. Und so werden wir uns gegenseitig in Erinnerung behalten. Außerdem haben wir noch die schöne Hoffnung, daß Adolf eventuell auf Sonntagsurlaub kommen kann. Und vielleicht auch nach Beendigung des Kursus noch einmal zu uns ins Quartier kommt. Walter ist schon in den ersten Tagen eingeladen worden, zu Ihnen zu kommen. Wollen dann beide nach Wien zum Riesenrad und nach Graz. Liebe Familie Kaipel, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Schuldig sind Sie uns nichts. Was wir tun an unseren Soldaten ist nur unsere Pflicht. Wenn alles gut geht und Walter hat einmal das Vergnügen zu Ihnen zu kommen, so geschieht es aus Freundschaft.  
Nun möchte ich auch nicht versäumen, herzliche Grüße von Ihrem Sohn und Bruder beizufügen, denn ich habe es Adolf auch versprochen, daß ich an Sie schreibe.  
Nun möchte ich auch nicht versäumen, herzliche Grüße von Ihrem Sohn und Bruder beizufügen, denn ich habe es Adolf auch versprochen, daß ich an Sie schreibe.  
Auch schönen Dank für das beigefügte Bild, das sehr schön ist. Mit herzlichen Grüßen und Heil Hitler. Ihre Familie Hirschberg.  
Auch schönen Dank für das beigefügte Bild, das sehr schön ist. Mit herzlichen Grüßen und Heil Hitler. Ihre Familie Hirschberg.}}


Lieber Mutter, Bruder und Schwägerin!  
Lieber Mutter, Bruder und Schwägerin!  
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