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Der [[w:Riedlingsdorf|Riedlingsdorfer]] '''Adolf Kaipel''', geboren am [[19. Mai]] [[1915]], war einer von sechsundneunzig [[Liste der gefallenen Soldaten der Gemeinde Riedlingsdorf|Riedlingsdorfer Gefallenen]] des [[w:2. Weltkrieg|2. Weltkrieges]]. Seine Zeit in der [[w:Wehrmacht|Deutschen Wehrmacht]] ist durch eine Vielzahl von Briefen, welche die Zeit überdauert haben, gut dokumentiert.<ref>Nachlass Adolf Kaipel</ref> Adolf Kaipel unterschrieb viele seiner Briefe mit ''Heil Hitler'', zumal er in den 1930er-Jahren als illegaler [[w:Nationalsozialist|Nationalsozialist]] sogar einige Wochen im [[w:Ständestaat|Ständestaat]] inhaftiert war. Andererseits ist aus vielen seiner Briefe, vor allem in jenen, die an der Front geschrieben wurden, eine große Friedenssehnsucht zu spüren. So ist sein Schicksal exemplarisch für das vieler Österreicher, natürlich nicht aller, zu sehen. | Der [[w:Riedlingsdorf|Riedlingsdorfer]] '''Adolf Kaipel''', geboren am [[19. Mai]] [[1915]], war einer von sechsundneunzig [[Liste der gefallenen Soldaten der Gemeinde Riedlingsdorf|Riedlingsdorfer Gefallenen]] des [[w:2. Weltkrieg|2. Weltkrieges]]. Seine Zeit in der [[w:Wehrmacht|Deutschen Wehrmacht]] ist durch eine Vielzahl von Briefen, welche die Zeit überdauert haben, gut dokumentiert.<ref>Nachlass Adolf Kaipel</ref> Diese Briefe sind in diesem Artikel im Originalwortlaut angeführt. Die Sprache und die politische Überzeugung, welche aus den Briefen herauszulesen ist, muss daher in ihrem historischen Zusammenhang gesehen werden. Adolf Kaipel unterschrieb viele seiner Briefe mit ''Heil Hitler'', zumal er in den 1930er-Jahren als illegaler [[w:Nationalsozialist|Nationalsozialist]] sogar einige Wochen im [[w:Ständestaat|Ständestaat]] inhaftiert war. Andererseits ist aus vielen seiner Briefe, vor allem in jenen, die an der Front geschrieben wurden, eine große Friedenssehnsucht zu spüren. So ist sein Schicksal exemplarisch für das vieler Österreicher, natürlich nicht aller, zu sehen. Neben Adolf Kaipel haben auch andere Personen, deren Briefe hier angeführt sind, wie Johann Nicka oder Frau Hirschberg, das Ende des Krieges nicht erlebt. | ||
== Brief von Walter Hirschberg 1984 == | == Brief von Walter Hirschberg 1984 == | ||
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Adresse: Soldat Kaipel Adolf, Feldpostnummer 10129}} | Adresse: Soldat Kaipel Adolf, Feldpostnummer 10129}} | ||
Anfang Februar 1940 erhielt Adolf Kaipel Post von seinem Freund Johann Nicka. Dieser war mit einem Bataillon nach Niederösterreich in Marsch gesetzt worden. Dort wurde vom [[w:Wehrkreis|Wehrkreis XVII]] eine neue Infanterie-Division aufgestellt, welche mit Abgaben aus anderen Divisionen (auch von der 44. ID) und frischen Rekruten aufgefüllt wurde. Diese neue [[w:297. Infanterie-Division (Wehrmacht)|297. Infanterie-Division]] ging drei Jahre so wie Adolf Kaipels 44. Infanterie-Division im [[w:Kessel von Stalingrad|Kessel von Stalingrad]] unter. | Anfang Februar 1940 erhielt Adolf Kaipel Post von seinem Freund Johann Nicka. Dieser war mit einem Bataillon nach Niederösterreich in Marsch gesetzt worden. Dort wurde vom [[w:Wehrkreis|Wehrkreis XVII]] eine neue Infanterie-Division aufgestellt, welche mit Abgaben aus anderen Divisionen (auch von der 44. ID)ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 51, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> und frischen Rekruten aufgefüllt wurde. Diese neue [[w:297. Infanterie-Division (Wehrmacht)|297. Infanterie-Division]] ging drei Jahre so wie Adolf Kaipels 44. Infanterie-Division im [[w:Kessel von Stalingrad|Kessel von Stalingrad]] unter. | ||
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Am [[10. Mai]] 1940 begann der [[w:Westfeldzug|Westfeldzug]]. Während die motorisierten Teile der französischen Armee und das Britische Expeditionskorps durch die Angriffe der Deutschen Wehrmacht auf die [[w:Niederlande|Niederlande]] und [[w:Belgien|Belgien]] aus ihren Versammlungsräumen in Nordfrankeich nach Belgien gelockt wurden, um dort die deutsche Offensive aufzuhalten, brachen zur Überraschung der alliierten Kommandeure mehrere deutsche Panzer-Divisionen in ihrem Rücken in Richtung Kanalküste durch und schnitten die alliierten Truppen von ihren Nachschubbasen ab. Der Vater dieses tollkühnen Planes, der später von [[w:Winston Churchill|Winston Churchill]] [[w:Sichelschnittplan|Sichelschnittplan]] genannt wurde, war der deutsche General [[w:Erich von Manstein|Erich von Manstein]], der die deutschen Panzer durch das schwer befahrbare Gelände der [[w:Ardennen|Ardennen]] schickte und so den Feldzug in wenigen Tagen für Deutschland entschied. Hinter den Panzer-Divisionen wurden in Eilmärschen Infanterie-Divisionen herangeführt, welche nach und nach in eine Front nach Süden eingegliedert wurden um die linke Flanke des Vorstoßes zu sichern. | Am [[10. Mai]] 1940 begann der [[w:Westfeldzug|Westfeldzug]]. Während die motorisierten Teile der französischen Armee und das Britische Expeditionskorps durch die Angriffe der Deutschen Wehrmacht auf die [[w:Niederlande|Niederlande]] und [[w:Belgien|Belgien]] aus ihren Versammlungsräumen in Nordfrankeich nach Belgien gelockt wurden, um dort die deutsche Offensive aufzuhalten, brachen zur Überraschung der alliierten Kommandeure mehrere deutsche Panzer-Divisionen in ihrem Rücken in Richtung Kanalküste durch und schnitten die alliierten Truppen von ihren Nachschubbasen ab. Der Vater dieses tollkühnen Planes, der später von [[w:Winston Churchill|Winston Churchill]] [[w:Sichelschnittplan|Sichelschnittplan]] genannt wurde, war der deutsche General [[w:Erich von Manstein|Erich von Manstein]], der die deutschen Panzer durch das schwer befahrbare Gelände der [[w:Ardennen|Ardennen]] schickte und so den Feldzug in wenigen Tagen für Deutschland entschied. Hinter den Panzer-Divisionen wurden in Eilmärschen Infanterie-Divisionen herangeführt, welche nach und nach in eine Front nach Süden eingegliedert wurden um die linke Flanke des Vorstoßes zu sichern. | ||
Für die 44. Infanterie-Division begann der Westfeldzug erst am [[13. Mai]] als ihre Einheiten in Güterzüge verladen und nach [[w:Koblenz|Koblenz]] verfrachtet wurden. Dort erfolgte am [[15. Mai]] die Ausladung, während zur gleichen Zeit weiter im Westen deutsche Panzer den feldzugsentscheidenden Durchbruch bei [[w:Sedan|Sedan]] erzielten. Die 44. Infanterie-Division reihte sich nun in das endlose Marschband deutscher Infanterie-Divisionen ein, welche den Panzer-Divisionen folgten. Gewaltmärsche von 40 bis 60 km standen von nun an an der Tagesordnung bis man das vorläufige Marschziel erreichte. Nachdem die motorisierten Teile des Feindes in Belgien geschlagen und über das Schlupfloch [[w:Schlacht von Dünkirchen|Dünkirchen]] entkommen konnten, stellten sich die deutschen Divisionen bereit, um in [[w:Westfeldzug#Fall Rot|Frankreich einzufallen]]. | Für die 44. Infanterie-Division begann der Westfeldzug erst am [[13. Mai]] als ihre Einheiten in Güterzüge verladen und nach [[w:Koblenz|Koblenz]] verfrachtet wurden. Dort erfolgte am [[15. Mai]] die Ausladung, während zur gleichen Zeit weiter im Westen deutsche Panzer den feldzugsentscheidenden Durchbruch bei [[w:Sedan|Sedan]] erzielten. Die 44. Infanterie-Division reihte sich nun in das endlose Marschband deutscher Infanterie-Divisionen ein, welche den Panzer-Divisionen folgten. Gewaltmärsche von 40 bis 60 km standen von nun an an der Tagesordnung bis man das vorläufige Marschziel erreichte.ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 55 bis 64, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Nachdem die motorisierten Teile des Feindes in Belgien geschlagen und über das Schlupfloch [[w:Schlacht von Dünkirchen|Dünkirchen]] entkommen konnten, stellten sich die deutschen Divisionen bereit, um in [[w:Westfeldzug#Fall Rot|Frankreich einzufallen]]. | ||
Frau Hirschberg schrieb an Adolf Kaipels Verwandten am [[14. Mai]] einen Brief in dem sie über den Aufbruch in den neuen Krieg von Adolf berichtete: | Frau Hirschberg schrieb an Adolf Kaipels Verwandten am [[14. Mai]] einen Brief in dem sie über den Aufbruch in den neuen Krieg von Adolf berichtete: | ||
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Ihre Familie Hirschberg}} | Ihre Familie Hirschberg}} | ||
Obwohl der Feldzug strategisch schon entschieden war, folgten noch blutige Kämpfe gegen Einheiten der französischen Armee. Vor allem der Durchbruch durch die französischen Grenzstellungen kostete viel Blut, während die anschließende Verfolgung quer durch Frankreich mit vergleichsmäßigen geringen Verlusten bezahlt werden musste. Insgesamt verloren 500 Männer der 44. ID in Frankreich ihr Leben, 1000 weitere wurden verwundet. Adolf Kaipel machte nicht den ganzen Feldzug mit, weil er aufgrund einer Marschverletzung in ein Lazarett musste. Die nachfolgenden Briefe von Adolf spiegeln die Anstrengungen dieser Tage wider: | Obwohl der Feldzug strategisch schon entschieden war, folgten noch blutige Kämpfe gegen Einheiten der französischen Armee. Vor allem der Durchbruch durch die französischen Grenzstellungen kostete viel Blut, während die anschließende Verfolgung quer durch Frankreich mit vergleichsmäßigen geringen Verlusten bezahlt werden musste. Insgesamt verloren 500 Männer der 44. ID in Frankreich ihr Leben, 1000 weitere wurden verwundet.ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 65 bis 106, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Adolf Kaipel machte nicht den ganzen Feldzug mit, weil er aufgrund einer Marschverletzung in ein Lazarett musste. Die nachfolgenden Briefe von Adolf spiegeln die Anstrengungen dieser Tage wider: | ||
{{Zitat|Liebe Mutter! | {{Zitat|Liebe Mutter! | ||
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== Zwischen den Feldzügen == | == Zwischen den Feldzügen == | ||
Nach Beendigung der Kämpfe verblieb ein Großteil des deutschen Heeres in Frankreich als Besatzungstruppe. Die 44. Infanterie-Division von Adolf Kaipel bezog eine Sicherungsstellung im Westen an der Atlantikküste. Städte wie [[w:Marennes (Charente-Maritime)|Marennes]] oder [[w:Rochefort (Charente-Maritime)|Rochefort]] dienten dabei als Garnisonsstandorte. Die Soldaten lebten wie ''Gott in Frankreich'' und schickten Pakete mit vielen Kostbarkeiten in die Heimat. Hans Nickas 297. Infanterie-Division wurde hingegen in das [[w:Generalgouvernement|Generalgouvernement]] verlegt und dort unter anderem für den Straßenbau eingesetzt. | Nach Beendigung der Kämpfe verblieb ein Großteil des deutschen Heeres in Frankreich als Besatzungstruppe. Die 44. Infanterie-Division von Adolf Kaipel bezog eine Sicherungsstellung im Westen an der Atlantikküste. Städte wie [[w:Marennes (Charente-Maritime)|Marennes]] oder [[w:Rochefort (Charente-Maritime)|Rochefort]] dienten dabei als Garnisonsstandorte.ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 107 bis 116, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Die Soldaten lebten wie ''Gott in Frankreich'' und schickten Pakete mit vielen Kostbarkeiten in die Heimat. Hans Nickas 297. Infanterie-Division wurde hingegen in das [[w:Generalgouvernement|Generalgouvernement]] verlegt und dort unter anderem für den Straßenbau eingesetzt. | ||
In den nachfolgenden Briefen von Adolf Kaipel und Hans Nicka lässt sich die jeweilige Stimmungslage herauslesen. Ein weiterer Brief stammt von Samuel Kaipel, dem Bruder von Adolf, der als Angehöriger der [[w:|3. Gebirgs-Division]] im Norden von [[w:Norwegen|Norwegen]] eingesetzt war. | In den nachfolgenden Briefen von Adolf Kaipel und Hans Nicka lässt sich die jeweilige Stimmungslage herauslesen. Ein weiterer Brief stammt von Samuel Kaipel, dem Bruder von Adolf, der als Angehöriger der [[w:|3. Gebirgs-Division]] im Norden von [[w:Norwegen|Norwegen]] eingesetzt war. |